DOI Heft:
Heft 14 (2. Aprilheft 1902)
DOI Artikel:Avenarius, Ferdinand: Wie richten wir den Dürerbund ein?
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0067
,Z. Iakrg. Lweiles Hprilkefl ,902. Hefr,4.
Mie ricklen veir cten vürerbuncl ein?
Jn unscrm Ausruf zum Dürerbunde (Kw. XIV. 2H) hatten wir
gcraten, seine Einrichtung ja nicht zu übereilen: cs schien uns unver-
gleichlich wichtiger, dah er seine Arbeit auf wirklich zuverlässiger Grund-
lage und in wirklich zweckmäßiger Weise, als dah er sie so schnell wie mög-
lich beginne. Seitdem ist aber ein halbes Jahr verstrichen. Wir haben
die Hoffnungen und die Gefährnisse in Ruhe überdenken und besprechen
können, wir konnten Beobachtungen erfahren und Vergleiche anstellen,
und wenn wir jetzt einen Plan darlegen, so ist das demnach nicht junger
Einfall mehr, sondern einigermahen verarbciteter Gedanke. Was nun-
mehr zu geschchen hat, kann Schlag auf Schlag erfolgen. Wir erlassen
demnächst cinen allgemeinen Aufruf zum Dürerbunde und eröffnen dann
seine Thütigkeit. Vorhcr aber unterbreiten wir unsern Plan noch denen,
aus dercn Mitte der Bund gewollt und bis zur Lebensfähigkeit gefördert
worden ist, den Kunstwart-Freunden. Wir teilen ihnen im Folgenden
nüchtern die Gründe mit, die uns gerade dic gegebene Fassung zweck-
mähig erscheinen liehen. Und wir sind gern bereit, Gegengründe auch
in letzter Stunde noch mit Ernst zu erwägen.
Der Dürerbund ist ein Bund von Vereinen
und Einzelnen zur Pflege ästhetischen Lebens."
Der Dürerbund soll also nicht ein einziger allgemeiner Verein sein,
wie, um den bekanntesten zu nennen, der Bund der Landwirte, aber
auch nicht, wie etwa die Goethcbunde es sind, cin Bund von Vereinen,
sondcrn ein Bund, dcr sowohl Vereine aller Art wie Einzelne zu Mit-
gliedern annimmt.
Das Wort Mhetisch" hätten wir gern vermieden, aber es gibt
ja leider kein gcnügend umsassendes deutsches Wort sür diesen Begriff.
^Künstlcrisch" sagt viel zu weuig und leitet in manchen Fällen geradezu
irrc. Man dcnke an Fragcn dcs Hausbaus uud der Hauseinrichtung,
der Strahen- und Weganlage, einer gesunden und natürlichen Tracht,
eines Schutzcs der landschaftlichen Schönheitcn, des Vogelschutzes, einer
Runstwart 2. Avrilbeft 1902
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Mie ricklen veir cten vürerbuncl ein?
Jn unscrm Ausruf zum Dürerbunde (Kw. XIV. 2H) hatten wir
gcraten, seine Einrichtung ja nicht zu übereilen: cs schien uns unver-
gleichlich wichtiger, dah er seine Arbeit auf wirklich zuverlässiger Grund-
lage und in wirklich zweckmäßiger Weise, als dah er sie so schnell wie mög-
lich beginne. Seitdem ist aber ein halbes Jahr verstrichen. Wir haben
die Hoffnungen und die Gefährnisse in Ruhe überdenken und besprechen
können, wir konnten Beobachtungen erfahren und Vergleiche anstellen,
und wenn wir jetzt einen Plan darlegen, so ist das demnach nicht junger
Einfall mehr, sondern einigermahen verarbciteter Gedanke. Was nun-
mehr zu geschchen hat, kann Schlag auf Schlag erfolgen. Wir erlassen
demnächst cinen allgemeinen Aufruf zum Dürerbunde und eröffnen dann
seine Thütigkeit. Vorhcr aber unterbreiten wir unsern Plan noch denen,
aus dercn Mitte der Bund gewollt und bis zur Lebensfähigkeit gefördert
worden ist, den Kunstwart-Freunden. Wir teilen ihnen im Folgenden
nüchtern die Gründe mit, die uns gerade dic gegebene Fassung zweck-
mähig erscheinen liehen. Und wir sind gern bereit, Gegengründe auch
in letzter Stunde noch mit Ernst zu erwägen.
Der Dürerbund ist ein Bund von Vereinen
und Einzelnen zur Pflege ästhetischen Lebens."
Der Dürerbund soll also nicht ein einziger allgemeiner Verein sein,
wie, um den bekanntesten zu nennen, der Bund der Landwirte, aber
auch nicht, wie etwa die Goethcbunde es sind, cin Bund von Vereinen,
sondcrn ein Bund, dcr sowohl Vereine aller Art wie Einzelne zu Mit-
gliedern annimmt.
Das Wort Mhetisch" hätten wir gern vermieden, aber es gibt
ja leider kein gcnügend umsassendes deutsches Wort sür diesen Begriff.
^Künstlcrisch" sagt viel zu weuig und leitet in manchen Fällen geradezu
irrc. Man dcnke an Fragcn dcs Hausbaus uud der Hauseinrichtung,
der Strahen- und Weganlage, einer gesunden und natürlichen Tracht,
eines Schutzcs der landschaftlichen Schönheitcn, des Vogelschutzes, einer
Runstwart 2. Avrilbeft 1902
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