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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 14 (2. Aprilheft 1902)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0114

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sprechung seiner Kunst benutzt, als diescs, das auch uon dcn verschiedcnen ?lus-
sührungen des gleichen Motivs vielleicht nicht einmal dic reifere ist. Jmmerhin
ist cs cin Wcrk, das mit klarer Deutlichkcit von dem auherordentlichen Liingen
nach V e r in n e rli ch u n g svricht, die Fritz von Uhde kennzeichnct, im Anfang
seines AuftretenS aber ost mihverstanden wurde. Uhdes Bedeutung sür die
Entivicklung der modernen deutschen Malcrei ist ja durchaus eine doppelte.
Als Techniker ivar er eincr der ersten Einführer des „Freilichts" bci uns, wie
ivir nach seiner aufsälligsten Erscheinung kurziveg das Bemühen nenncn, das
Licht nicht nach „Galerieton" oder „Atclierbeleuchtung" umzuändcrn, sondern
nach aller Möglichkeit so zu geben, ivie cs ivirklich im Frcien odcr auch, ivie
hicr, im geschlossencn Raume ist. Dann abcr ivar Uhdc auch einer dcr ersten
Erncucrcr unsrer rcligivsen Malerei auf natnralistischcm Boden. Er brach mit
dcm entartenden Akadcmikertum der schönen Posen und des crhabenen
Faltemvurss, nahm sich, rvie Rembrandt, die Modelle zu seincn Gesialtcn
aus der Gegcnmart, und entwickelte sie nicht auf lineare Wohlgefälligkcit,
sondern auf innere Wahrhaftigkeit hin zu seinen Gestalten. Eine Arbeiter-
samilie ist am schlichten Tische versammelt. „Komm, Herr Zesus, sei unser
Gast." Da tritt er denn auch herein. Dcr tiefe Trost, dah der Hciland noch
heute zu jcdem kommt, der ihn ruft, daß er mit uns lebt, findct den ein-
sachsten Ausdruck. Kein übcrivültigtes Staunen, sie ivisscn ja, dah cr immcr
in ihrer Nähe ist. Nur in Ehrfurcht und Liebc rastcn ihre Gcdankcn vom
Tagewerke bei ihm, der ihnen die Stärkung zum ivciteren Tageiverke scgnct.

Unser zivcitcs Blatt zeigt ein Stück Welt, das vielcn unscrer Leser gc-
mih noch iveit fremder ist, als Uhdes Malerei, nämlich ein Stück moderner
Grisfclkunst. Moderne „Originalradierungen" u. s. iv. iverden bis auf scltene
Ausnahmen nur in ganz ivenigen Abzügen gedruckt, sind deshalb auherordent-
lich teuer und nicht einmal durch alle üffcntlichcn „Kupferstichkabinette" zugüng-
lich. Ein kleiner Kreis vun Kennern ist ihr Publikum, sie sind im allgemeinen
„art pour läirt," abcr in dieser Abgeschlossenheit vom Volke sind sie sehr ofr
auch abgeschlossen vom Markte und lassen deshalb manchcn ernsicn Künstler
intim beobachten. Otto Greiner ivird von Kennern und Kunstgelehrten vor
allem ivegcn seines enormon zeichnerischen Könnens auhcrordcntlich hoch ge-
schätzt, und besondcrs auf dicse seine Zeichenkunst bitten ivir dcshnlb auch die
Ausmerksamkeit zu richten. Das Motiv dcs vorliegcnden Blattcs ist dcm
22. Gesange von Dantes Hölle entnommen. Wir sind an dcm hcihcn Pech-
pfuhl, in dem die bestechlichen Bcamten hausen, die, ivenn sie auftauchcn, von
Teufcln ergriffen iverden, und ciner davon, ein Navarresc, ist denn auch den
laucrndcn Peinigern in die Geivalt gefallen.




, Wie richten ivir den Dürerbund ein? (A).— Vergängliche Kumst?

Von Ferdinand Gregori. — Allerhand Musikalien. 2. VonGeorg^//^^^
Göhler. — Carl Neumanns „Rembrandt." Von A, Lehmann. — Sprcchsaal: ^

Noch einmal: „Tendenzpocsie." Von Karl Otto Erdmann. — Lose Blätter: '
Balladcn von Carl Spitteler. — Rundschau. — Notenbeilagen: A. von Othe-
graven, Bci Mondenschein; Johann Nudolf Zumstecg, Nachtgesang. — Bilder-
beilagcn: Fritz von Uhde, „Komm, Hcrr Jesus, sei unser Gast"; Otto Greiner,

Motiv aus Dante (22. Gesang).

Bcrantwortl.: derSerausgeber Ferd. Avcnarius in Dresden-Blasemitz. Mitredakreure: fücMusik:
vr. Richard Vatka iu Prag-Wciubcrge, für bildcnde Kunst: Paul Schulye-Naumbnrg
in Berlin. — Sendungcn für dcn Tcxt an deu Herausgcber, über Musik an vr. Batka.

Druck und Vcrlag von Georg D. W. Callwey in MUnchen.

Bestellnngen, Anzeigen nnd Gcldsenduugcn an den Berlag Gcorg D. W. Callwey in Münchcn.
 
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