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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

DOI issue:
Heft 19 (1. Juliheft 1902)
DOI article:
Avenarius, Ferdinand: Kunstpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0320

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Das Programm des Dürerbundes schließt, wie unsre Leser wissen,
für den Bund als solchen die Erörterung politischer und konfessioneller
Fragen aus. „Soll der Dürerbund die Summe von Kraft, die sich in
ihm sammeln kann, nicht zersplittern und verzetteln, so muß er sie ge-
schlossen auf Ziele richten, die vom politischen und konfessionellen Leben
nicht berührt werden oder nicht berührt werden sollten."

Man hat diese Sätze besonders beachtet und auch öffentlich wieder-
holt erörtert. Ob das ganz ernst gemeint sei, fragen die Katholiken.
Ob denn der Bund schweigen solle, fragen die Liberalen, wcnn's wie
bei der Lex Heinze oder dem Leipziger Tolstoj-Prozeß gegen die Gewissens-
freiheit ginge. Politische und konfessionelle Fragen, hören wir rechts und
links, seien doch einmal mit vielen ästhetischen vermischt, wolle man
deshalb auf ihre Behandlung verzichten? Und rechts und links fordert
man von uns weitere Aussprache gerade über diesen Punkt.

Wir erinnern zunächst daran, daß sich's nicht um die Thätigkeit
der Bundesmitglieder handelt, sondern um die des Bundes als solchen.
Kein Einzelmitglied und kein Mitgliedsverein ist durch seine Teilnahme am
Bunde irgendwie behindert, außerhalb des Bundes zu thun, was er für
recht hält und was ihm gefällt. Er mag politisch und mag konservativ,
klerikal, liberal, demokratisch oder sonstwie agitieren, den Bund geht das
so wenig an, wie meinethalb eine Feuerversicherungsgesellschaft auf
Gegenseitigkeit das politische Bekenntnis ihrer Mitglieder. Nur darum
handelt sich's, wie wir die Arbeit des Bundes selbst begrenzen. Und
da mein' ich allerdings: wir sollten mit rücksichtsloser Konsequenz die
Erörterung parteipolitischer und konfessioneller Fragen ablehnen. Ja,
ich halte diese Forderung sür eine der allerwichtigsten in unserm ganzen
Arbeitsplane.

Es gibt eine große Zahl von ästhetischen Fragen, die von den
Partcimännern bis zum heutigen Tage noch Gott sei Dank ungeschoren
belassen sind. Die allerwichtigste ist darunter, und zwar aus keinem
Aunstwart p Iulibeft 1902
 
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