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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 19 (1. Juliheft 1902)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0357

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kommt, einen schönen Vorteil sichern.

R. B.

Lilclencle unä sngexvsiiclle Runkt.

* Der süngst verstorbene Emil
Lugo teilte das Schicksal nicht weniger
Künstler, er sank nach einem frühen
Erfolge in lange Vergesscnheit und
ward im Alter als Meister wieder
entdeckt. Nachdem er lange Jahre in
vollkommenster Zurückgczogenheit in
Freiburg im Breisgau gelebt hattc,
erschienen scine Arbeiten in der Mitte
der neunziger Jahre in der Münchner
Sczession, der man das Verdienst der
Wiederentdeckung Lugos zuschreiben
mutz. Sein Gcbict war die Land-
schaft und zwar eine visionär ge-
schaute, heitere Traumlandschaft, die
er mit anmutigen Gestalten bevülkerte
— wollte man seine Stellung mit einem
Schlagwort kurz und ungefähr be-
zeichnen, so künnte man sagen, daß er
der Gattung, wenn auch nicht der Be-
deutung nach, zwischen Thoma und
Böcklin stand. Lugo war thatsächlich
einer unserer besten Landschaftsmaler,
wenn er auch nie den Ruhm erlangte,
der ihm eigentlich gebührt hätte.

* Traurig ist das Geschick Otto
Eckmanns, der in der Mitte seiner
dreißiger Jahre kürzlich verstorben ist,
nachdem er sich in zäher Arbeit eine
autzergewöhnliche Stellung selbst ge-
schaffen hatte. Sein Name ist so be-
kannt geworden, datz man kaum nötig
hat, etwas über seine Werke zu sagen.
Unsrer Ansicht nach war er zwar keins
jener tiefgrabenden Genies, die den
Besitzstand unserer Kunst um Schätze
bereichern, wohl aber eines jener
autzcrordentlich leicht schaffenden und
sich anpassenden Talente, die wir halt
auch brauchen. Ganz sicher war Eck-
mann eben als solch ein fruchtbares
Talent einer von denen, die dem „mo-
dernen Stil' zu so raschem Durchbruch
verhalfen. Wie hoch wir im allge-
meinen den Wert dieses modernen

Aunstwart

Stils einschätzen, üas haben wir ja
genugsam gesngt, aber gerade in der
Erinnerung nuch an unsre Bedenken
sei es betont, datz wir Eckmann einige
ganz ausgezeichnete Arbcitcn dankcn,
und datz er auch in den übrigen nie
trivial wurde, wie auf gleichcm Ge-
biete so viele andre. Vor seinen spä-
teren Arbeitcn wird man seiner schlei-
chendcn Krankhcit (Eckmann war
schwindsüchtig) gcdenken müssen, um
ihm gerecht zu bleiben.

* Zur Umgestaltung Leipzigs.

Wer kürzlich durch Leipzig gekom-
men ist, wird beim Dnrchqueren des
MarktplatzeS cinen Schrecken bekommen
habcn. Das war früher eine ruhige
geschlossene Anlage, die selbst durch
fragwürdige Neubauten und feindselige
Reklameschilder nicht aus ihrer Grund-
stimmung gebracht werden konnte, —
jetzt wird das Gehcimnis dieser Stim-
mung auch dem Unausmerksamen ex
eontrario enthüllt: der Marktplatz hat
ein Loch bekommen. Dem geschäfts-
kundigen Leipziger erschien es schon
lange als ein verlockcnder Gedanke,
die Grimmaische Stratze, die in ihrer
Eigenschaft als ofsizielle „Bummel-
straße" der Leipziger natürlich mit
Gold gepflastert ist, über die Thomas-
gasse hinaus bis zur Promenadc in
einem Zuge zu verlängern. Man
sagte sich ganz richtig, datz nach einer
eigentümlichen Analogie des Gesetzes
der Trägheit dcr Strom dcr Passantcn
unvermcrkt an einigen hundert Metern
Ladcnfcnster mehr vorbcigeführt wer-
den kann, wenn man nur dafür sorgt,
datz dieser Strom ein gerade verlau-
fendes und kcinen noch so geringfügigen
Anlah zum Zurückprallcn bietendes
Flutzbett findcn würde; so entstand
das Jdeal des geradcn Durchbruchs
der Thomasgasse in der Verlängerung
der Grimmaischcn Stratze über den
Markt hinaus. Dieser Durchbruch ist
jetzt durch Nicderlcgung der die Tho-
maskirche flankierenden Pastorenhäuser
erfolgt, — und plötzlich ofsenbart sich
 
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