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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 15 (1. Maiheft 1905)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0224

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Vor unser Heft setzen wir in einer farbigen Nachbildung, die wir
durch einen glücklichen Zufall unmittelbar nach dem Original vornehmen
konnten, Anton Graffs Schillerbildnis, das im Körner-Museum zu
Dresden aufgehoben wird. Es gilt für das künstlerisch beste von allen
Schillerbildnissen, die nach dem Leben gemalt worden sind. Schiller wollte
es gern für seine Gattin erwerben, doch war ihm der Preis zu hoch, später
kaufte es Körner. Jn des Dichters Lebensjahre entstanden, zeigt es

ihn nicht ganz ohne „Schönung", aber doch sprechend und geistig. Das
von Leo Samberger dem Dürerbunde gewidmete neue Schillerbild steht
unserm Urteil nach unter den nach dem Tode gezeichneten obenan, was
allerdings bei einer der größeren Ausgaben noch mehr hervortritt, die
jetzt zu Gunsten des Dürerbundes verkauft werden — es geht auf ganz andere
Ziele, als auf höchstmögliche körperliche Aehnlichkeit aus, es will nichts
vermitteln, als den Gesamteindruck der geistigen Persönlichkeit dieses Großen,
das aber gelingt ihm in der allerkraftvollsten Weise. Von den anderen
Schillerbildnissen, die neuerlich erschienen sind, stammen bei weitem die drei
besten von Karl Bauer, sie werden solchen Augen, die im Aufnehmen
bildender Kunst nicht geübt sind, schneller vertraut werden, als das Samber-
gersche. Welches von den dreien der Käufer vorzieht, wird er bei vergleichendem
Betrachten in der Kunsthandlung entscheiden, wir bilden die vom Württem-
bergischen Goethe-Vereine herausgegebene Ausführung ab. Von den „histo-
rischen" Schillerbildnissen zeigen wir dann noch einige wenig bekannte,
die doch interessant sind. Von ihnen das älteste ist Höflingers Gemälde,
für Dalberg gemalt, also damals, als die „Räuber" zuerst und ohne
Dichternamen als Buch erschienen. Gleichfalls noch aus der Mannheimer
Zeit stammt das dem ältern Tischbein zugeschriebene Porträt, das Könnecke
„jedenfalls das charakteristischste Bildnis des noch nicht abgeklärten Stürmers
und Drängers" nennt. Die ovale Silberstiftzeichnung von Dora Stock,
die wir dann wiedergeben, ist j787 entstanden, sie war bisher nur durch
den Stich von Schreyer bekannt, nach dem Originale ist sie in dem eben
erschienenen „Marbacher Schillerbuche" des Schwäbischen Schillervereins zum
ersten Male vervielfältigt worden. Weiteren Kreisen noch unbekannt ist auch
die erste, im März jstOH begonnene Originalmodellierung der in der späteren
Ausführung allgemein bekannten Schillerbüste Danneckers, sie befindet
sich im Weimarer Museum und übertrifft an Bildnisähnlichkeit unzweifel-
haft die spätere Ausführung. Wer das reichste Bildermaterial über Schiller
zusammen haben will, den verweisen wir auch an dieser Stelle aus Könneckes
in der Elwertschen Verlagsbuchhandlung zu Marburg erschienene billige
Biographie in Bildern „Schiller", unsre Reproduktionen nach Tischbein und
Dannecker sind ihr entlehnt-

st Maiheft l905 ^87
 
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