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Patzold, Steffen; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Episcopus: Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 25: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34736#0018

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I. Einleitung

»Götter sind sie, Herren sind sie, Christen sind sie, Himmel sind
sie, Engel sind sie, Patriarchen sind sie, Propheten sind sie, Apo-
stel sind sie, Evangelisten sind sie, Märtyrer sind sie. Gesalbte
sind sie, Könige sind sie, Fürsten sind sie, Richter sind sie, nicht
nur über Menschen, sondern auch über Engel, Widder der Herde
des Herrn sind sie, Hirten der Schate sind sie (nicht irgendwel-
cher, sondern derjenigen, die mit dem Blute Christi benetzt sind);
Gelehrte sind sie, Verkündiger des kommenden Richters sind
sie, Wächter sind sie, der Augapfel des Herrn sind sie, Freunde
des lebendigen Gottes sind sie, Söhne Gottes sind sie, Väter sind
sie, Lichter der Welt sind sie, Sterne des Himmels sind sie, Säulen
der Kirche sind sie, Arzte der Seelen sind sie, Türwächter des Pa-
radieses sind sie, die Schlüssel zum Himmel tragen sie, sie ver-
mögen den Himmel zu öffnen und zu schließen, sie sind die
Wolken, auf denen der Herr gen Himmel fuhr, die Fundamente,
auf denen der gesamte Bau der Kirche Gottes ruht.C
All dies sind: Bischöfe. So behauptete es Mitte der 930er Jahre Rather, der selbst als
Bischof von Verona amtierte". 931 von König Hugo erhoben, hatte der gebürtige
Lothringer keine drei Jahre später, als der bayerische Herzog Arnulf in Norditalien
einfiel, Partei für den Eindringling ergriffen^. Solche Illoyalität ließ Hugo nicht un-
gestraft. Die Zeit zwischen Februar 934 und August 936 verbrachte Rather einge-
kerkert in Pavia, anschließend fand er sich im Exil in Como wieder. Am Schreiben
hinderte das den Geistlichen nicht; noch im Kerker in Pavia arbeitete Rather an sei-
nen >Praeloquia<, einer Morallehre für die verschiedenen Stände der Christenheiß.

1 Rather, Praeloquia, ed. REiD 1984, c. III, 12, 86: D?? s????t, Do??????? s????t, Ct?;'?sf? s????t, cd?' s????t, ?7??gd?
s????t, p?7tr?'?7rd??7e s????t, propt?d?7C s????t, ?7postd? s????t, c???7??gd?'st?7C s????t, ????7rtyres s????t, ????ct? s????t, reges
s????t, pr?'??c?'pes s????t, ?Md?'ces s????t, ??o?? t?7??t????? t?o????'???????, sed et ?7??gdor?????, an'etes greg?'s Do????'???' s????t,
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?7sce??s????? st?????? pos???'t, t??7ses s??pcr ?^???7s tot?7 deet str??ct??r?7 tc???pt? De?'.
2 Zu Rathers Biographie war grundlegend VOGEL, Ratherius 1854; aus der jüngeren Literatur
vgl. CERVATO, Raterio 1993, 57-98; sowie die Zusammenfassungen bei FicniENAU, Reichsbi-
schöfe 1973,93-96; JACOBSEN, Rather 1989, Sp. 1013-1016; und ScnALLER, Rather 1995, Sp. 457.
3 Zu den Ereignissen vgl. WEiGLE, Geschichte 1942, 378-386; CERVATO, Raterio 1993, 71f.; HoLZ-
FURTNER, Dux 2003,103-108 (zu Rather bes. 105).
4 Rather, Praeloquia, ed. REiD 1984; in der Edition sind fast ausschließlich biblische Vorbilder
und explizit von Rather aufgeführte Zitate nachgewiesen, nicht aber die übrigen Vorlagen, die
 
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