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Patzold, Steffen; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Episcopus: Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 25: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34736#0350

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C. Die Kontingenz der Ereignisse und die Vermittlung des Wissens über Bischöfe 349

trag des Erzbischofs - eben jenes Privileg, das Nikolaus I. Hinkmar in Hinblick auf
den Palliumgebrauch gewährt hatte, mit einer metaphorischen Bemerkung über
den Wankelmut des Papstes in dieser Fraget Diejenige Stelle im Schreiben des
Papstes an die Synodalen von Soissons, an der Nikolaus Hinkmar verspottete, weil
er dreist behauptet habe, er selbst habe ja das Urteil gegen die Ebo-Kleriker nicht
gefällt, wird quittiert mit dem kurzen, aber deutlichen Satz: Hacc dich? wow SMüf
Mcm^. Ähnlich setzte der Annotator über das vorwurfsvolle Schreiben, das Niko-
laus an Hinkmar gerichtet hatte, das Generalverdikt: Hacc cpzstoh? aZztcr Mcnhücm m-
fcrprchüMr tyna??? Mcrz'hzs z'psa sc haäcPU Und an der Stelle im selben Brief, an der der
Papst Hinkmar vorwarf, er habe gefälschte Dokumente nach Rom gesandt, erläu-
terte der Kommentator am Rand: PorüYor /aisaud cpisfoUm si/uodi cf zdco wzcoiaMS zsh?
rcspoudif'Ä in seinem Antwortschreiben an Nikolaus vom Juli 867 ging Hinkmar
ebenfalls auf diesen Vorwurf der Fälschung ein'"".
Daraus ergibt sich zwar noch nicht zwingend, daß Hinkmar zur Vorbereitung
gerade dieses Briefes vom Juli 867 den Codex hat anlegen lassen; als die Sammlung
in ihrem Grundbestand zusammengestellt wurde, waren aber offensichtlich jene
drei Briefe in Reims aktuell, bedrohlich und kommentarwürdig, die Nikolaus Ende
866 an Hinkmar selbst^", an die Synodalen von Soissons^ und an Wulfad^' gerich-
tet hatte: Vor allem diese Briefe nämlich ließ Hinkmar mit Anmerkungen versehen.
Spätestens nach dem rechtlichen Abschluß des Falles, also nachdem der Erzbischof
die für ihn günstige Antwort zunächst im Dezember 867 Nikolaus' 17^, dann im
Frühjahr 868 auch Hadrians 117^ erhalten hatte, hätte für ihn jedoch kaum noch An-
laß bestanden, eine derartige Sammlung neu anzulegen und mit polemischen Kom-
mentaren ergänzen zu lassen.
Das wahrscheinlichste Szenario ist daher folgendes: Die Kritik aus Rom vom
Dezember 866, die Hinkmar im Mai 867 erreichte, zwang ihn zu einer umfassenden
Antwort. Das machte es notwendig, das in Reims zu dem Fall vorliegende Material
zu sichten; zugleich mochte diese Arbeit als Vorbereitung auf die anstehende Neu-
verhandlung auf der Synode in Troyes dienen. Im Juli 867 sandte Hinkmar eine er-
ste, sehr ausführliche Antwort nach Rom. Dann aber hörte er zunächst lange nichts
mehr von dort: Bis zum Oktober hielten sich seine Gesandten bei Nikolaus I. auf.
Hinkmars Unsicherheit in diesen Monaten wird daran deutlich, daß er sein eigenes
Schreiben vom Juli noch einmal kürzte und im Herbst 867 ein weiteres Mal nach
Rom überbringen ließ - wohl deshalb, weil er über den Erfolg der ersten Gesandt-

645 Laon, Bibliotheque Municipale, Cod. 407 fol. 70": tu );oc proecedeHü' pn'mlegz'o Nicokus sicMt de
cyznern dz'cÜMr puma ko postre7?M dmco znedzd ipso cipnero dz'Merso ti/po confecto tp/oe o7üecessores
SMOS se^MOMS secMndM?n socros co?!ones et decreto ro?no?!orM?n ponOy?'cM7?? coMÜ'nnoMÜ posteo secMndM7??
SMOS izhÜMS 777/z'r7?MM7't . Dezüde OMCton'ÜÜe OpOStOÜCO SM& 777777tf7e77!77te C077/77-77MM7't.
646 Ebd., fol. 101".
647 Ebd., fol. 1057
648 Ebd., fol. 1147
649 Ebd., fol. 132"-133' (= ed. PERELs 1939, Nr. 198,215).
650 Ebd., fol. 105-117" (= ed. PERELs 1925, Nr. 80,422-431).
651 Ebd., fol. 94"-104" (= ed. PERELs 1925, Nr. 79,414-422).
652 Ebd., fol. 117"-119" (= ed. PERELs 1925, Nr. 81,431f.).
653 Vgl. dazu Hinkmars Bericht in den Annales Bertiniani, a. 867 138.
654 Hadrian II., Ep. 3, 7-8,699f. und 704-709, die vom Februar 868 stammen.
 
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