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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0056

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2.1. Das Schriftgut der Finanzverwaltung

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ten, loifferlon, mession a pie) sowie Weinschenkungen an auswärtige Gäste und Ge-
sandte (Schenkinen des zvins, Schenkwirt, Schengar) zu eruieren. Weitere Angaben,
etwa zu den Anschaffungskosten und dem Aussehen von Amtsinsignien oder
Amtstrachten, werden in den allgemeinen Ausgaben (ussgeben, allerlei/, trutzlotten,
mession communaul) verzeichnet. Hier wurden auch Posten mit dem Festgehalt aller
Amtleute erfasst.45
Nicht immer entsprach der Rubrikentitel den darin erfassten Inhalten. Gerade
in den Listen für Boten- und Gesandtschaftsdienste wurden häufig Abrechnungen
mit losem Bezug zum Nachrichtenwesen eingetragen. Gleiches gilt auch für die da-
rin erfassten Personen. Nur ein kleiner Teil von ihnen waren Amtsträger, bei den
restlichen handelte es sich zumeist um Gelegenheitsübermittler.46 Die Rubrikbe-
zeichnung mession a pie, die in Freiburg i. Ue. gebräuchlich war und soviel wie Aus-
gaben für Botendienste zu Fuss meinte, kommt dem eigentlichen Wortsinn dieser
Listen vermutlich am nächsten.
Die Ausführlichkeit der Rechnungsposten hing von langjährigen Traditionen ab,
Änderungen waren selten. Kamen sie dennoch vor, so hing dies zumeist mit der
Amtseinsetzung eines neuen Schreibers zusammen. Doch auch die Vorstellungen
der Rechnungsprüfer hatten einen gewissen Einfluss darauf. Entsprechend unter-
schiedlich war deshalb der Informationsgehalt einzelner Einträge. Er hing nicht
nur von der Bedeutung der jeweiligen Rubrik ab, sondern vor allem von der Höhe
der Kosten. Für alle Rechnungsbücher galt: Je ausserordentlicher und kosteninten-
siver ein Ereignis war, desto ausführlicher wurde es beschrieben. Die Einträge für
Gesandtenreisen, bei denen zumeist mehrere Personen für Kost, Unterbringung,
Geschenke und Pferde entschädigt werden mussten, sind daher weitaus informati-
ver, als Botengänge zu Fuss, bei denen oft nur das Wesentliche des jeweiligen Auf-
trages notiert wurde.
Trotz der formalen Gemeinsamkeiten kann man die Rubriken zu Nachrichtenwe-
sen und Diplomatie hinsichtlich ihres Informationsgehaltes grob in drei Gruppen
unterteilen: Einträge, die nur das Nötigste enthalten, Posten mit einem mittleren
Informationsgehalt sowie ausführliche Beschreibungen, die auch Informationen
aus dem Umfeld des Auftrages einbeziehen. Während die Rubriken mit Gesandt-
schaftsausgaben meistens der zweiten Kategorie zuzurechnen sind, kommt bei den
Ausgaben für Botendienste zu Fuss die erste Form am häufigsten vor: Denne Purer
gan Basel -llbVs lautete die gebräuchlichste Erfassungsart, bei welcher der zustän-
dige Seckeischreiber ausser dem Namen des Boten, seinem Reiseziel und dem Weg-
geld keine weiteren Angaben machte.47 Dieser minimalistischen Tradition begegnet
man in den Basler, Luzerner und Berner Rechnungen. In Basel wurden nach 1417
45 Der Rhythmus der Auszahlungen des jährlichen Festgehaltes hielt sich im gesamten 15. Jahr-
hundert zumeist an die selben, teilweise beweglichen Daten, wie etwa das Berner Beispiel von
1441 zeigt: I. Jahreshälfte: fronvase cinerum (Aschermittwoch 1.3.), fronvaste ze phingsten (4.6.), II.
Jahreshälfte: fronvaste crucis (14.9), fronvaste Lude (13.12.), in: Welti, Stadtrechnungen 15. Jahr-
hundert, 1904, S. 127,143.
46 Dazu ausführlicher in den Kap. Botenwesen als Organisationsform und Stadtläufer, Die halböf-
fentliche Stellung der Läufer.
47 z. B. Stadtrechnung 1430/1, in: Welti, Stadtrechnungen 15. Jahrhundert, 1904, S. 13.
 
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