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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0057

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2. Die städtischen Akten

Botenausgaben summarisch vermerkt, so dass sich daraus nicht einmal die Ziele
der Botengänge rekonstrurieren lassen.
Zu den informativeren Einträgen gehört der Grossteil der Posten in Konstanz,
Schaffhausen und Solothurn. Neben Angaben zu Auftrag und Form der Nachricht
werden dabei auch die zu übermittelnden Schrifttypen, Missiven, Abschiede oder
Rundbriefe (niizve mer) genannt sowie Fälle von mündlicher Nachrichtenübermitt-
lung erwähnt. Gelegentlich werden auch die Empfänger genauer bezeichnet.
Die ausführlichsten Einträge über Botendienste zu Fuss machten die savoyisch
beeinflussten Schreiber von Freiburg i. Ue. Bis sich auch hier ein bernisch geprägter,
konziser Kanzleistil zu Beginn der 1490er Jahre durchsetzte, vermerkten die Schrei-
ber neben Auftrag und Medium regelmässig auch technische Details wie Schiffs-
transport, Miete von Maultieren, Entgelt für lokale Führer oder sogar Gründe für
das Misslingen der Übermittlung. Diese Angaben wurden in anderen Städten
höchstens summarisch aufgeführt. Die knappe Erfassung stellte hier vor 1490 eine
Ausnahme dar und kam nur im Falle von Gesamtabrechnungen oder Aufträgen
mit geheimen Inhalt vor.48
Da in Freiburg sowohl Posten für Gesandte als auch jene für einfache Fäufer-
dienste nach Tagen abgerechnet wurden, erlauben diese Zeitangaben auch grobe
Rückschlüsse auf die geschätzte Reisedauer, wovon sich nicht nur die relative Ge-
schwindigkeit der Nachrichtenübermittlung ableiten lässt, sondern auch jene der
politischen Entscheidungsfindung. Auf ähnliche Weise wurden sonst nur noch die
Solothurner Gesandtschaftsabrechnungen geführt.49
Mit Ausnahme einiger Beispiele aus Freiburg und Solothurn wurden die Pos-
ten für Fäuferdienste nicht datiert. Dies geschah meistens nur in Zusammenhang
mit Gesandtschaftsreisen, oder wenn Sammelrechnungen, die häufig über ein
Quartal reichten, nachträglich in die Rechnungsbücher eingefügt wurden. Auch
wenn angenommen werden darf, dass sich die Schreiber an die Chronologie der
Aufträge hielten, ist die genauere zeitliche Einordnung des jeweiligen Auftrages al-
lein aufgrund der Rechnungsquellen nur selten möglich. Die Chronologie des städ-
tischen Nachrichtenwesens lässt sich in den meisten Fällen nur im Abgleich mit den
Quellen des Korrespondenzwesens erschliessen. Einzige Ausnahme sind die Fu-
zerner Wochenrechnungen, die sich im Gegensatz zu den summarischen Rech-
nungsbüchern in Basel auch ohne Zuhilfenahme anderer Quellen zumindest auf
die Woche genau datieren lassen.

48 Die Praxis, vertrauliche Unternehmungen in den Stadtrechnungen nur anzudeuten war nicht
nur im Zusammenhang mit dem Botenwesen verbreitet, siehe auch: Schönberg, Technik des
Finanzhaushalts, 1910, S. 95, Ranft, Basishaushalt, 1987, S. 79.
49 Diese Abrechnungsweise für Gesandtschaften findet sich erstmals in der zweiten, ganz erhalte-
nen Seckeimeisterrechnung, Rubrik Ritgelt, StaSO, BB 25/2 (1442/43), S. 75.
 
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