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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0138

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4.4. An der Grenze zwischen Gesandten und Reitern

125

beschränkten Altrat, doch längst nicht jeder Altrat brachte auch den nötigen Hinter-
grund mit: Dazu gehörten finanzielle Abkömmlichkeit, vorausgehende Gesandt-
schaftstätigkeit und eine mehrjährige politische Karriere. Die Mittel, über welche
die Schultheissen Niklaus Conrad, Conrad Vogt oder Henman Hagk verfügten, la-
gen offensichtlich über den Möglichkeiten Bendict Frys. Obschon auch er 1501 zum
Altrat gewählt wurde, erlangte er neben dem Amt des Gemeinmannes nie mehr als
dasjenige des Seckeimeisters. 1504 wird er darin ein letztmals erwähnt, weshalb
vermutet werden darf, dass er sich im selben Jahr aus dieser Tätigkeit zurückzog
oder sogar verstarb.214
Während gerade das Amt des Gemeinmanns von vielen dazu genutzt wurde,
um sich die Chancen für eine spätere Wahl ins Schultheissenamt zu wahren bzw.
zu verbessern, scheint sich Fry trotz zehnjähriger Präsenz innenpolitisch nicht son-
derlich hervorgetan zu haben. Allerdings weist ihn die intensivierte Gesandt-
schaftstätigkeit zwischen 1495 und 1501 als möglichen Parteigänger der damals
kursangebenden frankreichfreundlichen Kräfte aus, die in diesen Jahren durch die
Schultheissen Urs Byso, Niklaus Conrad und den Seckeimeister Conrad Thomen
vertreten wurden.215 Dass dadurch auch sein Posten an Wichtigkeit gewann, lässt
sich mitunter an der Bedeutung seiner Umritte feststellen. Während er 1491/92 ein-
mal, 1494 nur zweimal in den Rechnungsquellen auftaucht, nehmen seine Einsätze
1495 deutlich zu.216 Er wird aber allein und in lokalen Angelegenheiten entsandt. So
etwa als Schlichter bei Spannungen zwischen Bern und den Solothurner Landleu-
ten oder in einem Streit zwischen den Pröpsten von Wangen und Teittingen. Zudem
besucht er einen gefangenen Ratsherren auf der Burg Falkenstein. In seinem einzi-
gen selbander durchgeführten Botengang begleitet er den Stadtschreiber und einen
Gipsermeister, um Steine und anderes Baumaterial zu dem niizven kornhaus und zu
dem schloss göskon (Gösgen) zu besorgen.217 Bereits im darauf folgenden Jahr führen
ihn seine Umritte allerdings in den eidgenössischen Raum. Von den 14 in diesem
Jahr abgerechneten Gesandtschaften führt er zehn selbander aus, zumeist in Beglei-
tung des Seckeimeisters Niclaus Tägen, aber auch zusammen mit dem alt Seckei-
meister Conrad Thomen, den er wegen der Auszahlung von Pensionen nach Bern
begleitete und mit dem Schultheissen Niklaus Conrad, der die Urner über jene
rechtlichen Schritte aufklären sollte, welche die Eidgenossen gegen das kaiserlich
beeinflusste Konstanz zu unternehmen gedachten.218
Alle Gesandtschaften, die er alleine ausführte, blieben auf lokale Angelegen-
heiten ausgerichtet und traten in den folgenden Jahren stärker hinter seinen zu
214 StaSO BB 25/46 (1504), S. 78.
215 Alle drei bezogen französische Pensionsgelder; Sigrist, Biographien, 1951, S. 36, Meyer, Verfas-
sungszustände, 1921,39 dort Anm. 1.
216 StaSO BB 25/34, (1490/91), S. 88, BB 25/37 (1494), S. 70, 73.
217 Insgesamt ist er sechs Mal unterwegs. Neben den erwähnten vier Umritten, war er noch in wei-
teren, nicht näher erläuterten Gesandtschaften nach Grenchen und Büren unterwegs, alle in:
StaSO BB 25/37 (1495), S. 92.
218 Item bendicht fry der gemein man ist geritten selbander gan uri sIben tag von der sach wegen von dero
von constanz dass rechtpott uffzunemen tut der ritt x lib x s undfürung über den see uff und ab viii s tut
alles zu samen zu ein summ x lib xviii s ist bezallt, in: StaSO BB 25/38, (1496), S. 93f., 96f., 99-100,
Item aber ist bendicht fry der gemein man geritten selbander zwen tag gan bern mitt minem Herren allt
schultheissen niclausen cuonratt von häberlings wegen tutt der rytt iii lib, in: StaSO, BB 25/38 (1496),
S. 94, 97.
 
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