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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0139

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4. Die Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal

zweit ausgeführten Gesandtschaften zurück. Letztere umfassten ausschliesslich
Kontakte zu umliegenden Bündnispartnern sowie den Eidgenossen. Dabei vermit-
telte er oft zwischen Bern, Freiburg i. Ue., Biel sowie dem Markgrafen von Neuchä-
tel, dessen ambivalente Haltung gegenüber den westlichen Eidgenossen bekannt
war. Sachpolitisch ging es etwa um den Ausbau der Strassen und die Zollpolitik
oder auch um die Besprechnung einer gemeinsamen Stossrichtung mit Bern bei
den Verhandlungen mit Maximilian I.219 Sein Einfluss auf den Verlauf von Verhand-
lungen war jedoch zumeist gering, da sie häufig auf der Vorarbeit des Schultheissen
beruhten. Zudem nahm Bendict Fry weder als Gemeinmann noch Seckeimeister an
einer der in Solothurn ohnehin seltenen aussenpolitischen Gesandtschaften teil, de-
ren Ziel europäische Fürstenhöfe waren.
Für einen bescheideneren Wirkungskreis, der zuweilen auch an den oben an-
gesprochenen Tätigkeitsbereichen von Stadtreitern anknüpfte, sprechen die nach
wie vor von ihm übernommenen praktischen Aufgaben wie etwa Weinkäufe aber
auch die Beschaffung von Steinen für das städtische Kornhaus.220 Vergleichbar war
seine Stellung mit jener Bendicht Hugis, der seit den 1480er Jahren zunächst als
Venner, Zöllner und Vogt tätig gewesen war, bevor er 1500 das Seckeimeisteramt
übernahm.221 Als ehemaliger Vogt und Venner hatte er zusammen mit Fry zahlrei-
che Gesandtschaften durchgeführt, was sich etwa bis 1496 zurückführen lässt, als
beide im Amt Kriegstetten eine Harnischschau abgehalten haben.222 Im Gegensatz
zum Gemeinmann Fry gelang es ihm zwar, seinen gleichnamigen Sohn ebenfalls
als Solothurner Gesandten zu etablieren, ein höherer Aufstieg, etwa ins Schultheis-
senamt, kam aber auch bei ihm offenbar nicht in Frage.223 Damit gab das personell
beschränkte Stadtpatriziat zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch in Solothurn aus-
senpolitisch den Ton an. Erstaunlich bleibt aber, dass sich hier sowohl im lokalen
Bereich als auch bei Kontakten mit den nächsten Verbündeten Gesandte aus dem
mittleren Bürgertum etablieren konnten, die sozial direkt oder höchstens eine Ge-
neration von einer Tätigkeit als Stadtreiter, Weibel oder Läufer entfernt waren. Sol-
che Aufstiegsmöglichkeiten verschwanden durch die einsetzende Professionalisie-
rung der Solothurner Diplomatie erst nach 1550.224

219 StaSO BB 25/39, (1497), S. 90f.
220 Item aber ist er geritten selbander an den see den kouffumb den win zemachen vier tag zum tag xxx s tut
vi lib, in: StaSO BB 25/38, (1496), S. 99, Item aber ist er geritten gan löxingen von der Stein wägen zum
kornhus zwen tag zum tag v s thut x s, in: BB 25/39, (1497), S. 91.
221 StaSO BB 25/41 (1500), S. 103.
222 Aber ist er (Bendict Hugi, Alt Vogt) geritten selbander mit bendict fri/en in die herrschafft kriegstetten
ein tag den harnisch zu beschowen tutt i lib iiii s, in: StaSO BB 25/38, (1496), S. 100.
223 Vgl. insbesondere StaSO BB 25/44 (1502), S. 93, und BB 25/45 (1503), S. 77. Bendict Hugi der
Jüngere wird 1504 Solothurner Bauherr BB 25/46 (1504), S. 79.
224 Siehe dazu Pibri, Le diplomate, 2010, den Beitrag von Poisson.
 
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