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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0150

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4.5. Der statt Sachen und geschafft getruwlich ze fertigen

137

somit auf andere Einkünfte angewiesen war.281 Vergleichbar wenige, nämlich nie
mehr als neun Einsätze pro Jahr verrichtete auch sein Amtskollege Hans Umbschei-
den, der ihm 1480 als Hilfsläufer zur Seite gestellt worden war. Auch wenn zu sei-
nen Aufträgen der eine oder andere Reiterdienst hinzukam, scheint auch Umb-
scheiden in den Folgejahren selten mehr als 20 Einsätze pro Jahr ausgeführt zu
haben.
Noch auffallender war die Diskrepanz zwischen Verfügbarkeit und Einsatz-
praxis nur in Solothurn. Hier fand die normative Festlegung des Läuferamtes zwar
erst 1485 statt. Am Umgang des Rates mit den Läufern änderte dies allerdings
wenig. Zwar wurden mehrere der acht Personen, die in dieser Zeit regelmässig Bo-
tengänge verrichteten, in den Rechnungsquellen als Läufer bezeichnet.282 So etwa
Ludwig Oflatter, der 1470 und 1471 jeweils 30, beziehungsweise 31 Botenläufe absol-
vierte oder Henman Zeiss, der 1480 sogar auf 54 Einsätze kam.283 Im Gegensatz zu
Freiburg, wo Läufer trotz mangelnden Aufträgen von den Annehmlichkeiten eines
kontinuierlichen Anstellungsverhältnisses profitieren konnten, bestellten die Solo-
thurner ihre Boten aber nur bei Bedarf, was sie ebenfalls von anderen Erwerbsmög-
lichkeiten abhängig machte und auch ihre kürzeren Amtsdauern erklärt. Während
der Vorgänger des Freiburger Läufers Ulli Kolli, Wilhelm Chappotat das Amt zwi-
schen 1453 und 1474 innehatte, kam selbst der verhältnismässig gefragte Henman
Zeiss nur auf sechs aufeinander folgende Dienstjahre. Peter Schilling und sein Bru-
der Albrecht, die 1472 zusammen für 68 Botengänge entschädigt wurden, tauchen
nur zwei Jahre in Folge auf, auch wenn ihre Dienste in späteren Jahren erneut kurz-
zeitig in Anspruch genommen werden.284
Die Solothurner Stadtoberen betrieben ihren Läufern gegenüber jedoch keine
hire and /zrc-Politik: Spätere Belege aus den 1490er und 1500er Jahren zeigen im
Schnitt nicht nur längere Amtsdauern, sondern auch die Wiederkehr von Läufern
in dieses Amt. Die persönliche Wertschätzung des Rates für bestimmte Personen
zeigte sich etwa im Fall von Niclaus Rietpurger, der das Amt des Stadtläufers zu-
nächst zwischen 1487 und 1500 innehatte und es nochmals zwischen 1502 und 1509
übernahm.285 In Bern lassen sich ähnliche Mechanismen bereits im Zeitraum von
1430 bis 1452 nachweisen. Im Vergleich zu Solothurn und Freiburg war die Auslas-
tung der Läufer mit Ratsaufträgen jedoch grösser. Doch auch hier wurde ihrer Zahl
von Jahr zu Jahr an die jeweiligen Korrespondenzansprüche angepasst. Zumeist
konnte aber jeder vereidigte Dienstmann von 20 bis 30 Einsätzen im Jahr ausgehen,
obwohl auch hier Ausnahmen vorkamen: So taucht der Läufer Wernlin Furrer, der
üblicherweise mehr als 25 Einsätze pro Halbjahr verrichtete, in der zweiten Jahres-
hälfte 1445 nur ein einziges Mal auf, was als Reaktion auf den Nachrichtenrück-
gang zu verstehen ist, der in Bern zu verzeichnen ist, als sich die Schauplätze des

281 Siehe Kap. Der maximale Verdienst.
282 Dazu gehörten vermutlich: Ludwig Offlatter, Henman Berckin, Bendict von Büren, Ueli Peter,
Peter und Albrecht Schilling, Henman Zeiss, Simon Sattler sowie Rudolf Schlegelysen.
283 Vgl. Anhang Tabellen und Diagramme.
284 Albrecht Schilling taucht 1477 einmal, 1485 hingegen sogar zehnmal auf den Abrechnungslisten
für Botengänge auf. In späteren Jahren wird er allerdings nicht mehr erwähnt.
285 StaSO BB 25/31 (1487/88), S. 192, BB 25/42 (1500), S. 201, BB 25/44 (1502), S. 162, BB 25/31
(1509), S. 145.
 
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