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Hübner, Klara; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0151

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4. Die Akteure aus dem städtischen Dienstpersonal

Alten Zürichkrieges für einige Jahre in den eidgenössischen Osten verschoben.286
Ein Jahr später entfielen auf die sieben vereidigten Läufer im Schnitt sogar nur noch
fünf Botengänge, weshalb ihre Zahl 1447 auf vier reduziert wurde.287
Über die Abberufung entschieden auch hier die sozialen Präferenzen der
Stadtführung. Deutlich längere Amtszeiten als ihre Kollegen, die häufig nicht mehr
als drei Jahre in Folge Stadtläufer waren, wiesen Wernlin Furrer, Bernhard Blum
und Peter Geismann auf, die das Amt wohl schon vor 1435 innehatten und in unun-
terbrochener Folge bis 1446 erwähnt werden.288 Nach ihrem Ausscheiden aus dem
Stadtdienst waren alle drei jedoch auch weiterhin auf freier Basis für die Stadt tä-
tig.289 Alle anderen Stadtläufer wurden auch in Bern aus einem bewährten Perso-
nenkreis berufen. So etwa Hans Schaffer, der im Burgerrodel 1440 erstmals als Läu-
fer bezeichnet wird, 1442 und 1443 aber erneut als solcher erscheint, oder Entz von
Bargen, der das Amt zwischen 1435 und 1438 innehatte, anschliessend aber nur
noch 1441 als Stadtläufer tätig war.290
So wie die Stadtführungen den Kreis der amtfähigen Übermittler trotz zugespro-
chenen Freiheiten beschränkt hielt, stellte die Organisation der Nachrichtenüber-
mittlung zu Fuss ein weit weniger offenes System dar, als es auf den ersten Blick
erscheint. So war die Anzahl der vereidigten Stadtläufer angesichts der teilweise
beachtlichen Korrespondenzmengen eher gering. In Solothurn taten 1499 zwei ver-
eidigte Läufer Dienst, während das Weibel- und Reiteramt jeweils mit drei Perso-
nen besetzt war.291 In Freiburg i. Ue. wurden 1500 sechs Reiter und Läufer sowie
sieben Weibel ins Amt berufen.292 Nur Bern unterhielt zur selben Zeit acht Stadtläu-
fer und elf Reiter, wobei 1518 sogar 18 Läufer in diesem Amt erwähnt wurden.293
Dies lässt sich statistisch wiefolgt darstellen: Der Anteil der ad hoc aufgerufenen
Gelegenheitsübermittler ohne persönliche Kontakte zu Rat oder niederen Dienst-
leute betrug auf das gesamte 15. Jahrhundert gerechnet rund 30 % und stieg nur in
Krisenzeiten an.294 Wie die Nachrichtenübermittlung durch berittene Boten war
auch jene zu Fuss überwiegend Sache von Dienstleuten und Personen, die ihnen
nahe standen. So waren erstere zwischen 1470 und 1485 für rund 48% der Solothur-

286 Berger, Zürichkrieg, 1978, S. 178-182, für eine weniger Zürich-zentrierte Sicht: Niederstätter,
Zürichkrieg, 1995.
287 Auf die vereidigten Wernlin Furrer, Peter Geismann, Uelli von Liss, Michael Ougstburger, Hein-
rich Knupen, Ludwig Legellin und Henslin Spietzer kamen in der zweiten Jahreshälfte 1445 nur
36 Übermittlungen, 1447 werden deshalb nur noch Heinrich Knupen, Michael Ougstburger,
Stumphart und Ueli Oflatter ins Amt gewählt, siehe: StaBE, B XIII 482b (1447), S. 141.
288 Ersterwähnung: StaBE, B XIII 482a (1435), S. 29, letzte Nennung im Amt: B XIII 482b (1446),
S. 123.
289 Furrer, Bluemlin und Geisman tauchen ebenfalls 1448 auf, letzterer wird zudem noch 1452 ge-
nannt, siehe Welti, Stadtrechnungen 15. Jahrhundert, 1904, S. 251,289.
290 Hensli Schaffer: StaBE, B XIII 482a (1440), S. 125, 482b (1442), S. 34, (1443), S. 57; Entz von Bar-
gen: B XIII 482a (1435), S. 29, (1436), S. 55, (1438), S. 84,482b (1441), S. 15r.
291 StaSO, BB 25/40, S 198f.
292 StaFR, Besatzungsbuch 3 (1493-1501), S. 70.
293 Siehe StaBE, A1647, Osterbuch I (1485-1506), fol. 172 und A1648, Osterbuch II (1507-1526), fol.
157.
294 Siehe Kap. Nachrichtenübermittlung im Krieg oder Anhang, Diagramme.
 
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