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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (7) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.42479#0373

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Ocr Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdiiio» in Hei-
delberg , bei Kautm. Lcmpp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsbcim, Abraham Stumps
in Ebcrbach und beiallcn Post-
eiemlcm gemacht werden.

Neckar-Bote.
.HV «. S».
Freitag, den kV. -ioveniber 1843.

Der AbonnemciUSprcis beträgt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/j kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
EturückungSgrbühi für die ge-
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beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdiiion Aus-
kunft crthcilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit.
Am 20. Oktober waren in Petersburg alle Häu-
ser und Straßen hock mit Scbnee bedeckt und die Bäume
in den Gärten waren mit solchen Schneemassen belastet,
daß sied die Aeste zur Erde bogen. Am Abend zuvor
war die Witterung nock ganz gelind, ging in Regen
über und endlich erhob sich ein starker Wind, der den
Winter herbcifnhrte.
An der englischen Küste sind bei den letzten gro-
ßen Stürmen Schiffe gescheitert, wobei anck viele
Menschen in den wogenden Wellen ihren Tod gefun-
den haben.
Bei der Reparatur des alten Schlosses zu Burg-
hausen in Oberbayern fand inan eine verborgene
Kammer mit Getreide, das nach einer schriftlichen No-
tiz dahin geschüttet worden war. Man hat so¬
wohl Körner als auch Mehl und Brod davon nach
München geschickt. Das Brod soll eine dunkle Farbe,
aber einen durchaus guten Geschmack haben.
Den Hausfrauen, die gerne guten und wohlfeilen
Thee zubereiten und trinken, können wir die erfreuliche
Nachricht meiden, daß in diesem Jahr die Thecernte in
China außerordentlich reich ausgefallen ist und daß
bereits in England die Preise der besseren Sorten um
ein Bedeutendes geringer geworden sind.
Der Eoinmandant von Athen, Kalcrgis, hat den
von der Stadt empfangenen Ehrensabel, auf dessen
Klinge die Worte: es lebe die Constitution, nnd auf des-
sen Scheide die Widmung: »Dem Patrioten Kaiergis«
steht, in die dortige Jrencnkirche gestiftet und ihm einen
solchen Platz anweisen lassen, wo er ordentlich in die
Augen fällt. Er gedenkt seine Andacht vor dem Sa-
bel zu halten.
Unter den aus Griechenland verbannten Män-
nern befindet sich auch der Generaladjntant des Königs,
Kolokotronis, der die Rechte des Thrones gegen die Re-
bellen vertheidigte und deshalb das Weite suchen mußte.
Er ist in München angekommen und von dem König
von Bayern sehr ehrenvoll ausgenommen worden.
Der König der Franzosen wills mit seiner Frau
Nachbarin durchaus nicht verderben. Er hat der Köni-
gin von England ein Schmuckkästchen von Porzellan
anfertigen lassen, auf dem alle weibliche Trachten von
allen Erdtheilen zu sehen sind. (D.Z.)

Klabautermann.
(Fortscpung.)
„Der Tag kam, und mit ihm sprangen meine
Jungens frisch und wohlgemut!) auf's Verdeck. Sie
hatten fest geschlafen und wunderten sich, daß ich
nicht den einen oder den andern von ihnen geweckt
hatte und bcfiürmlen mich mit Fragen. Ich war
noch tief bewegt, aber ich antwortete ihnen nichts,

sondern befahl ihnen, den Anker zu lichten und
das Segel zu hißen (aufzuziehcn). Beides geschah,
nach einer Viertelstunde gingen wir in See."
„Kegen Mittag erblickten wir ein Schiff, wel-
ches heftig gegen die Wellen ankämpfend, kaum
noch vermögend war, sich über dem Wasser zu er-
halten. Es war ein wohlgebautes Frc-gattcnschiff,
welches aber sowohl den Hintermast als auch den
größten Theil des Vormastes verloren Halle. Es
war ganz aus dem Fahrwasser hcrausgctriebcn,
und konnte jeden Augenblick zu Grunde gehen."
„Da es ein- tüchtiges Stück von uns oberhalb
des Windes lag, so refften wir unser Segel noch
mehr ein und lavirtcn dann in Gottes Namen
darauf los. Ach, ich sage in Gottes Namen, ich
kann wohl sagen ins Teufels Namen. Sobald ste
von dem Schiffe unserer ansichtig wurden, zogen
sie die dänische Flagge auf und machten damit al-
lerlei Nothzeichen. Ich eriheilte meinen Söhnen
den Befehl, immer in unserer Nahe zu bleiben,
sich indessen doch zur Vorsicht auf eine gewisse Di-
stanz entfernt zu halten, und begab mich nun mit
der augenscheinlichsten Gefahr an Bord des däni-
schen Schiffes."
„Kaum hatte ich das Verdeck betreten, als ein
freundliches Lächeln über jedes Gesicht stog. Auch
der Verzagteste gewann plötzlich eine Sicherheit in
allen seinen Bewegungen und der Kapitain trat
mir mit solcher Freundlichkeit entgegen, daß ich
gleich in demselben Augenblick nicht wenig stolz
auf mich selbst wurde, und ohne irgend ein freund-
liches Wort zu erwicdern, sogleich meine Befehle
ertheilte. Mit Blitzesschnelle wurden sie vollzogen,
und nach einer Arbeit von ein Paar Stunden war
das Schiff ins rechte Fahrwasser gebracht. Ich
hütete mich aber, mir irgend etwas davon merken
zu lassen, und wies jede Krage über unsere Lage,
sie mochte kommen von wem sie wollte, mit einem
unwilligen Kopfschütteln zurück."
„Gegen Abend endlich, als die Gefahr so ziem-
lich vorüber war, konnte ich mein Schweigen, ohne
verdächtig zu werden, nicht länger behaupten, äch
gab dem Kapitain die ungefähre Lage des Schif-
fes an und tröstete ihn damit, daß wir nun bald
das Schlimmste überstanden hätten."
(Fortsexung folgt.)
 
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