Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

DOI Kapitel:
Februar (Nr. 14 - 25)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0067

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dienstag, 8. Februar 187V.

«0. 17.

Vierter Jahrgang.


Badische H opfc»; ritn » g.

ErlcheüN wöchentlich drei Mül nebst der de lletrifiüchen Beigabe S o n n t ag S b la i t. - Al.r Postaustaltcn und Bote» nehme» Bcstellungcnan. — Preis vierteljährlich 45 kr.
Inserate die drcigespaltene Pctitzcilc oder deren Raum 2 lr. L i, l a l a n z e i g e n 2 tr.

Die Badische Corresporrden; und
die Landespresse.
66'. Die Zustände in Bmern und wohl auch die-
jcmczen im beuachbaiteu LVürttembcig meipnen die
nationale und liberale Partei Badens ernst und
dringend. Zusammen Zn halten und wü im Lande
durch ihr Thätigkeit, so im übrigen bilden durch
ihr Beispiel das Bewußtsein der Einigung Deutsch-
lands wach zu halten und fortwährend zu stärken.
Das erste Erforderniß eines gesunden Pariei-
lebens ist eine richlige Organisation. In dieser
Hinsicht ist seit dem 23. Mai v. I. Vieles ge-
schehen und es wird eine Hauptaufgabe des heute
zusammcntretenden Landesansschusses sein, etwa
noch bestehende Mißstände zu beseitigen und durch
Erstellung einer tüchtigen Ccntralleitnng die Lei-
stungsfähigkeit der einzelnen Glieder des Parteior-
ganismns und damit die Partei überhaupt zu er-
höhen. Bor Allem dürfte es in dieser Hinsicht
sich empfehlen, den Landesausschnß in der Weise
zu verstärken, daß in demselben mindestens jeder
Amtsbezirk einen Vertreter erhält. Nur ans die-
sem Wege crbält die Centralleitnng der Partei
die ihr so nvrhwcndige Kenntniß von dem Gang
und Stand der Dinge im Lande, ohne welche ein
wirksames Eingreifen in oas Parteileben des letz-
teren nicht möglich ist. Auf der andern Seite ist
es aber ebenso wünschenswerth, ja geradezu noth-
wendig. daß auch die einzelnen Bezirke stets in I
einem lebendigen Verkehre mit dem Landesaus-
schuß bleiben.
Ein Hanptmittel, diesen Verkehr zu pflegen
ist das Erscheinen einzelner Mitglieder des Landes-
ausschnsses bei Beisammlnngen und Besprechungen
der Parteigenossen in den einzelnen Bezirken. Das
lebendige Wort eines Mannes, dessen Name einen
guten Klang im Volke besitzt, wirkt nicht bloß in

der Versammlung selbst, sondern auch über dieselbe
hinaus durch die Besprechung des Gehörten in an-
dern Kreisen Ans diesem Grunde empfiehlt sich
auch d'-e möglichste Zulassung von Personen, die
zur Zeit der Partei nicht angehören, ja ihr vielleicht
an? Grundsatz oder ans Unkenntnis; der Sachlage
feindlich oder auch unfreundlich gegennberstehen.
Bei dem größten Eifer und bei dem besten
Willen ist es indessen nicht möglich, aus diesem
Wege allein die Grundsätze einer nationalen und
liberalen Politik hinanszntragen in alle Tbcil
unseres Landes. Znm Worte muß sich, soll un-
sere Parteithätigkei! nicht hinter der der andern
Parteien znrückbleiben, die Schrift gesellen. Wer
nicht öffentlich sprechen kann oder will, möge
schreiben; wer nicht zu öffentlichen Versammlungen
gehen und dort hören kann oder will, möge lesen;
auch die Presse bildet eine nicht zu unterschätzende
Verbindung der Parteigenossen.
Dies erkannte der provisorische geschästsfnb-
rende Ausschuß der Partei und ries unter Mit-
wirkung von Gesinnungsgenossen beider versammel-
ten Kammern die Badische C o r re spo »d e n z
in's Leben. So einfach die Sache jetzt, nachdem
sie einmal geschaffen, ansseben mag, so schwierig
war es doch, dieselbe in's Werk zu richten. Vor
Allem mußte man sich einer zur Leitung und
Mitarbeit geeigneten journalistischen Kraft ver-
sichern. Dann galt es, verschiedene äußere Schwie-
rigkeiten zu überwinden, der Gewinnnng von ans
dauernden Mitarbeitern nicht zu gedenken. Auch
der Kostenpunkt war mit in's Auge Zn fassen
Alle diese Dinge sind für die nächste Zeit geordnet,
und es ist nicht zu zweifeln, daß der Landesans-
schuß ebenso, w:e kürzlich die Parteifreunde aus
Württemberg und Hessen, diesen ersten größeren
Versuch, eine kräftige und wirksame Parteipressc
in's Leben zu rufen, mit Befriedigung begrüßen

wird. Schon jetzt besitzt die Correspondenz eine
für die noch kurze Dauer ihrer Existenz große
Verbreitung nicht allein in Baden, sondern auch
in den übrigen Südstaatcn.
Nur ein solches Zusammenwirken von
Eorrespondcnz und Presse verschafft der Partei
den ganzen und vollen Vortheil. den ihr die Grün-
der der erstern zuzuwenden gedachtet! und hofften.
Möge die Presse unseres Landes fortfahren, ein
Unternehmen zu unterstützen und zu befördern,
d ssen Tragweite und Folgen erst dann recht klar
Zn Tage treten werden, wenn das badische
Volk, für welches die badische Presse arbeitet, sich
im Großen und Ganzen wieder darüber wird
anssprechen müssen, ob es auch künftig der natio-
naleil und liberalen Fahne getreu bleiben oder
aber den bairischen Patriotismus neuesten Datums
sich znm Vorbild nehmen will.

Baden.
* Schwetzingen, 7. Febr. Gestern fand
ans hiesigem Rathhause die erste bürgerliche Trau-
ung statt. Außer den» Brautpaare und den Zeu-
gen halte sich noch eine ziemliche Zahl Personen
eingkfnnden, welche diesem ersten Akte der neuen
Amtsthäiigkeit unseres geachteten Gemeindevor-
standes beiwohnte».
Hr. Bürgermeister Wittmann leitete den Akt
mit einer, der Würde des Ortes und der Hand-
lung entsprechenden Anrede an die Versammlung
ein. wies darauf hin, daß heute, Kraft des neuen
Ehcgcsetzcs die erste bürgerliche Trauung in hiesiger
Stadt vollzogen werde. Der Redner führte
aus, daß das neue Gesetz keine Beschränkung der
Gewissensfreiheit im Gefolge hat. sondern daß ge-
rade der wahren und warmen Religiosität die Ge-
legenheit geboten lei, sich ohne staatlichen Zwang

ßine Macht in der Kolzßauerßütte.
Erzählung von W. O. v. H o r n.
(Fortsetzung.)
Nun erst zündete der Mann, welchen mein Freund
mit dem Namen Knipp benannte, eine Oelampel an, die
an einer einfachen Trahtkctte hing, und jetzt war die Hütte
so weit beleuchtet, daß man das Einzeln« unterscheiden
konnte.
Knipp war ein Greis von etwa siebzig Jahren, aber
noch so robust und schncllkräftig wie ein angehender Fünf-
ziger In seinem schönen Kopfe leuchteten klare, große
Augen, die noch keiner Brille bedurften, und wäre sein
Haar nicht schneeweiß gewesen, Niemand würde ihn für so
alt gehalten haben, als er war. Der Ansdruck seines Ge-
sichts war ernst, sinuig und doch milde. Der Jüngere war
sein Sohn, der die Befehle des Vaters mit großer Pünkt-
lichkeit vollzog. Die Uebrigen waren gewöhnliche Menschen,
die mir kein Jutcrcssc einflößten.
Als die Flamme loderte, sang bald das Wasser im
Keßcl; die Kaffeemühle rasselte und Knipp öffnete das
Schräuktein, vur dem er Milch und Anderes hcrausnahm.

Kurz, ein herrlicher Kaffee labte uns, zu dem wir gebratene
Kartoffeln mit Butter aßen, eine Zusammcngruppirung
köstlicher Art; dann schmeckte uns kalter Wildbraten und
Wein vortrefflich und die Holzhauer waren unsere Gäste,
was ihnen sehr wohlthat und gefiel.
Als Knipp Alles wcggcräumt, setzten wir uns auf die
Balken. Das Feuer verlosch und die kleine Lampe warf
ihr düsteres Licht auf die Räume, die nur in ihrer nächsten
Nähe Heller beleuchtet waren. Dir Pfeifen wurden ange-
zündet und wir saßen geniLthlich beisammen.
Draußen war indessen das Gewitter recht losgebrochen.
Der Sturm tobte in den Buchen, in deren Schutz die
Hütte stand, als wollte er sic mit einem Athcmzugc ent-
wurzeln. Das rauschte, heulte, krachte, als solle Alles in
Trümmer gehen. Hätte die Hütte frei und nicht unter
dem Schutze der drei Buchen und des .Felsens gestanden,
der sich hinter der mächtigen Baumgruppe und fast bis zur
Hälfte ihrer Höhe erhob, der Sturm hätte sic uns, trotz
ihrer starken Bauart, über den Köpfen zusammcngeworfen.
Vom Sturme gepeitscht, schlug der Regen heftig gegen die
Wände der Hütte und ich dachte jeden Augenblick, er würde
uns überfluthcn. Nur in der Ruhe Knipp's gewann ich
Zutrauen in unser Obdach. Tic Blitze folgten sich wie
feurige Schlangen, die sich verfolgen, und der Donner

avlltc und prasselte furchtbar über die Wipfel des Waldes
dahin.
„Das ist wieder der Kops der alten Burg," sagte der
Oberförster zu Knipp, „her das Wetter hält!" Dieser
nickte. Fort und fort blieb das Wetter gleich stark, wild
und grausig. Plötzlich erhellte ein Blitz selbst die Räume
der Hütte; hell krachend folgte der Donncrschlag. Knipp
ließ die Pfeife auZ dem Munde und sagte: „Gott sei uns
gnädig!" — Dann athmctc er tief auf und sagte: „Nun
hat es sich entladen und von der „alten Burg" loSge-
macht!"
Wirklich trat Ruhe in der Natur ein, aber die Stetig-
keit, mit welcher jetzt der Regen zu füllen begann, schnitt
uns jede Hoffnung der Rückkehr nach dem Forsthaus« tu
dieser Nacht entschieden ab.
„Nun, Knipp," sagte der Oberförster, als unsre Pfeifen
dampften, „zum Heimgehcn ist weder das Wetter, noch der
Waldweg angethan. Wir müssen bleiben. Zum Schlafen
fehlt uns auch die Lust. Wißt Ihr was? Erzählt «ns
eine Geschichte, die Ihr erlebt. Ton Herrn hier werdet
Ihr recht erfreuen! Und Ihr habt Manches in der Welt
erlebt."
Ter Alte lächelte. „Wenn Sie es so wollen," sagtx
er, „ta will ich Ihnen wohl eine Geschichte erzählen, dir
 
Annotationen