Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

DOI Kapitel:
August (Nr. 90b - 103a)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0371

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Samstag, 6. August 1878. 92- d. Vierter Jahrgang.

ßwch
Amt
K.1 o >
ingerDWoi
s-Merkündigungsölatt für den Aejirk Schiveh
schr Hopsenzri
haitilM
inge».
i tl n A.
Erschein! wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe L> o n n t a g ? b l a t t. — Postanstalten und Boten nehmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die drergeffialtem deren Raum 3 kr. L »k a l a n z e i g en 2 kr.

Zur Beachtung!
Kür die Monate August und Sep;
temver nehrneu wir täglich noch Avütt-
uemeut's
Die Exped.

spom Krirgsschanpültz.
Nieder.Oiterdnch, 4. Aug. Nachnrittags
6 Uhr Glänzender blutiger Sieg der
kronpririzlicheu Armee unter den Augen
des Kronprinzen. Erstürmung Weißenburgs und
des dahinter liegenden Geisberges durch Regimenter
des fünften und eisten preußischen und zweilen
bayerischen Armeecorps. Die französische Division
Touay, vom Corps Mac-Mahon, wurde unter
Zurücklassung ihres Zeltlagers in Völler Auflösung
zurückgewprseit. Geg^rgl Douay blieb todt. über
LOO unherivaudete Grsangene, darunter viele Tur-
so', fielen in unsere Hände. Ein Geschütz wurde
geuonimen.
Unsererseits ist General Kirchbach durch einen
, leichten Streifschuß verivundet. Die Königsgrena-
diere und das fünfzigste Regiment haben starte
Verluste erlitten.
Aus Saarbrücken wird geschrieben: Die
feindlichen Vorposten haben sich in der letzten Zeit
uns mehr und auch in größerer Anzahl als bisher
genähert, aber niemals noch haben sie jetzt den
Unsrigen Stand gehalten, sondern immer, sobald
man ihnen ans den Leib rückte, das Weite gesucht,
und höchstens aus irgend einem Versteck auf die
Unserigen gefeuert. Beiderseitige Plänkeleien sind
natürlich fast Permanent, wenn auch mit bald grö-
ßeren bald kürzeren Pausen. Aber daß einige ge-
rade der hervorragendsten Plänkeleien des Feindes
ja sogar die neuache Kanonade theilweise in der
Noth an Lebensmitteln ihren Grund haben, an
welcher die sianzösischen Truppen leiden, denn fast
jedesmal, wenn sie in größerer Anzahl vorrückten
und den größten Spektakel machten, stellte sich
heraus, daß hinter ihrer nur des Scheines halber
kämpfenden Front immer eine große Anzahl ihrer
Soldaten mit Körben bewaffnet, im wahren Sinne
des Wortes „ins Feld", d. h. ins Kartoffelfeld
rückten, um unseren Ackerbesitzern die Kartoffeln
anszufnhren, ein Manöver, das sie erst noch ge-
stern Nachmittag unter obligater Chassepot-Beglei'
tnng ansgeführl haben. Den Kartoffelfeldern un-
serer diesseitig'n Besitz-r ist auf diese Weise schon
recht hart mitgespielt worden. Von den neulich
seindlicherseits nach unserer Stadt geworfenen Gra-
naten waren nicht alle explodirt und einige der-
selben von Neugieriger! aufgehoben und mitgenom-
men worden. In St. Johann wurde eines dieser
Geschosse von sachkundiger Hand geöffnet und glück-
lich unschädlich gemacht.
Nach in Karlsruhe am 4. Abends ein-
getroffenen Nachrichten ist die badische Division
heute Vormittag gegen Süden vorgerückt und hat
die französische Grenze überschritten. DaS Haupt-
quartier befindet sich in Lauterburg. — Eine Re-
cognoscirung auf dem linken Rheinuser bei Selz

Hut ergeben, daß dort nur wenige französische
Truppen sich befinden. Unsere braven Truppen
haben 80 Nachen erbeutet und auf das rechte
Nheiuufer in Sicherheit gebracht. Verlust ein
Leutnant und zwei Gemeine todt; ein Gemeiner
verwundet.
Offiziell. Näheres über die Saarbrücker
Gefechte am 2. August. Ungeachtet des bedeuten-
den Feuers der feindlichen Artillerie räumte die
schwache Vorposten-Ablheilung die Stadt erst, als
der Feind mit drei Divisionen vorging. Die
Unsrigen nahmen nördlich dicht bei der Stadt
eine neue Beobachtnngsstellnng. Ter diesseitige
Verlust betrügt trotz der Chassepots, der Mitrail-
leusen und zahlreicher Artillerie 2 Offiziere und
70 Mann. Der Verlust des Feindes scheint be-
deutend.
Gleichfalls am Dienstag überschritt der Feind
bei Rheinheim die Grenze und eröffnete auf die
kleinsten diesseitigen Patrouillen ein heftiges Ti-
railleurfener, wobei nur l Pferd gestreift wurde.
Bei Anbruch der Nacht ging der Feind zurück.
Die Haltung der Unsrigen war durchweg herrlich.
Zur Tagesgeschichte
— Der alte Vater Rhein ergreift, wie der
„Frankfurter Zeitung" aus Straßburg ge-
schrieben wird, in dem Kampfe zwischen Frank-
reich und Deutschland entschieden Partei. Cr wei-
gert sich durchaus, die berüchtigten Kanonenboote
auf seinem Rücken abwärts zu tragen. Einstweilen
wenigstens sind diese wuuderthütigen Kriegsmaschinen
vollkommen üor8 da eomUat. Vermöge eines
Tiefganges von 160 Centimetres sind die Kanonir-
schaluppen bei dem gegenwärtigen Wasserslande voll-
ständig lahm gelegt.
— Die Pariser Blätter bringen das erste
offizielle Bulletin, das ihnen aus dem Hauptquar-
tier zngegangen ist. Dasselbe ist aus Metz vom
28. Juli datirt und beginnt mit der erdrückenden
Hitze der letzten Zeit und dem wahrhaft erquicken-
den Regen. Sodann wird die Armee „als voll
Eifer und Vertrauen auf ihre Führer und unge-
duldig, sich mit den Preußen zu messen" geschil-
dert, übrigens kümmert den Soldaten Deutschland
sehr wenig, und es hieße unsere Soldaten schlecht
kennen, wollte man sie voll Haß gegen unsere
überrheinis'ben Feinde beseelt vermuthen", der
Soldat „begreift instiuktmäßig, daß Frankreichs
Ehre verpflichtet und durch den Ehrgeiz der Macht,
welche bei Sadowa siegte, herausgefordert wurde."
— Die Arbeiten, um Paris in Vertheidi-
gungszustand zu setzen, haben bereits begonnen.
Es sollen in der Umgegend der Hauptstadt auch
vier verschanzte Lager angelegt werden.
— Der Ex-König von Hannover hat den
Grafen Binde, einen Franzosen und früheren fran-
zösischen Diplomaten zu seinem Gesandten und
den Major Adelebsen zu seinem Militärbevollmäch-
tigteu in Paris ernannt.
— Die Verstärkung der engl. Flotte wird
in sämmtlichen Werften und Kriegshäfen nunmehr
energisch betrieben.

— Garibaldi schreibt in einem Briefe: „Alle
Privathandel müssen jetzt schweigen, denn wir
müssen alle unsere Waffen mit äußerster Kraft
gegen die Bonaparte's richten. DaS muß man
Bürgern und Soldaten beständig predigen und
ihnen vor Allem sagen, daß es für Italien die
größte Schande sein würde, den zweiten Dezember
zu unteestützen." Man erwartet Garibaldi allge-
mein auf dem Contineut. Die Meetings und
Demonstrationen zu Gunsten Deutschlands dauern
beständig fort und nehmen an Stärke zu.
— Aus Civitavecchia meldet man: Alle
Occupationstruppen sind marschbereit. Die Ein-
schiffung der Truppen hat begonnen. Mit dem
10. August dürfte auch der letzte Franzose den
päpstlichen Boden verlassen baben. Der Dampfer
„Prinz Napoleon" der Gesellschaft „Valery" nahm
die 6. Jäger zu Fuß an Bord.
Was will der Franzos?
und
Was will der Deutsche?
Eine Antwort aus dem Schwarzwald.
Durch die Dörfer, durch die Wälder meiner
Heimath wunderte ich, als der Kriegsruf über'm
Rhein herüber scholl. Der einsame Holzfäller
stemmte sich auf seine Axt und fragte: Was will
der Franzos? Der Steinklopfer am Wege hielt
den splitternden Hammer in der Hand, der
Schnitter auf dem Acker ließ die Sichel ruhen
und drin im Dorf der Alte, der die Kinder hütet,
sie Alle fragten: WaS will der Franzos? Da
und dort hieß es: der Franzos hat eine schlechte
Ernte, er kommt nun herüber und will sich waS
holen. Ja wohl! Der Franzos hat eine schlechte
Ernte, aber noch ganz anders, als blos von Heuer
und darum will er den Krieg und ist ihm die
schlechteste Ausrede gut genug dazu. WaS ich
manchem Wegziehenden in's kampfesmuthige,
manchem Znrückbleibendeu in's starr-ernste Antlitz
gesagt, ich will eS hinausrufeu zum ganzen deutschen
Volke, zu den Kämpfenden draußen, zu den War-
tenden daheim. In d esen stillen, zum Hiebe
ausholenden Tagen sind alle Seelen, wie im
Wartesaal auf dem Bahnhofe, in Unruhe, in
Spannung; man zählt die Minuten, man fragt:
Warum geht's noch nicht los? Tie Zeit, bis
etwas geschieht, erscheint so lang und bang. DaS
Herz hat sich nicht drein finden mögen, daß ein
solcher Krieg in unseren Tagen noch möglich, daß
bildungsmörderische Abenteuersucht die friedlichen
Errungenschaften zweier Völker auf's Spiel setze.
Nun ist es doch geschehen und immer wieder
drängt sich die Frage hervor: Was will der
Franzos? Ich will es Euch sagen. Der Franzos
hat ein böses Gewissen, ist unzufrieden mit sich
und darum will er im Kriegstaumel sich betäuben
und weil er seine eigene schlechte Wirthschaft nicht
ordnen kann, draußen in der Welt herum rumoren;
er ist mit sich selbst im Krieg, darum sucht er
Händel mit Anderen. Er sieht seinen Nachbar,
das deutsche Volk ruhig und bedachtsam, in treuer
Arbeit, in wachsendem Wohtstand sich einen, heiE
 
Annotationen