Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

DOI chapter:
August (Nr. 90b - 103a)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0369

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Freitag, 5. August 1870.

Xo. 92. rr.

vierter Jahrgang.


ß' sD d

Für drs WsrrsLe Angust rrnd Scp-
Lemvce nehmen wir täglich noch 2Lbon-
nrmc;rC4 an»
Die Erp cd.

Mom Kriegsschauplatz.
Saarbrücken, 1. Aug. Die Verbindung
zwischen Saarlouis, Trier und Saarbrücken ist
völlig frei und ungehemmt; Saarbnrg und Merzsi;
sind von den Unsrigen besetzt. Eine feindliche
Jnsanteriecolonne, der Artillerie beigegeben war,
hatte, >vie gemeldet, Saarbrücken angegriffen,
ivurde aber a'ogeiviesen, Aus unserer Seite ein
Ulane todt, 2 Füsiliere verwundet und 2 Pferde
ladt. Die feindlichen Colonnen sind gegen St.
ttlcniial und Gersweiler vorgegangen und halten
die Waldungen besetzt. Furchtbare Mnnitions-
versch veudnng Seitens des Feindes.
Saa rb rü-ckrr?, 2. August. He nie Vorin it-
tags rückten größere französische Trnppcnmassen
auf Saarbrücken an; es scheint, das; das vor-
handene Bataillon Saarbrücken unter Gefecht ver-
lassen will.
Ein Telegramm ans M e'tz vom 2. d, über
A.itivcrpen meldet: Saa r b r ü ck e n ist durch die
Franzosen besetzt worden. Es scheint sich mehr
inn einen französischen Theaterronp für Paris,
als um eine militärische Aktion gehandelt zu
haben, Ter Kaiser und der kaiserliche Prinz
wohnten der Operation bei. Die Preußen be-
trachteten von vornherein Saarbrücken als keinen
militärisch wichtigen Punkt, da dort nur einige

Bug a's am Stern ein Steuerruder. -Beide
Ander tön >en aber durch ein und dasselbe Rad in
Bewegung, gesetzt werden. Hiedurch ist ein eben so
rasches als präzises Notirni der Kanoniere er-
möglicht; i, re Drehbewegung geschieht ans einen
Pnntl. Ehe die .Kanonenboote an den Ort ihrer
Wirksamkeit gelangen, sind Ale in drei Th eile zer-
legt. Der eine Theil umschließt die Schraube
und die Kabine des Eapiians, der zweite die Ma-
schine, der, dritte das Vorder theil mit den Kajüten
der Mannschaften, Diese drei Stücke werden, so-
bald man die Kanonenboote ihrer B stimmnng
übergibt, mit einer großen Anzahl von Klammern
und Schrauben, vermittelst schon vorher in das
Eisen gebohrter und metallisch ansgelegter Löcher
an einander befestigt und zwar auf der innern
Seite, so daß die zusammengesetzten drei Stücke
nach außenhin keine Unebenheiten bieten. Zn
Eommandanien der Kanonenboote hat man fran-
zösische Lieutenants zur See in Aussicht genommen.
Die practisehe Verwendung dieser Boote wird wohl
bald heransstetten, was dieselben taugen und wie
viele von ihren Vorzügen nur in den französischen
Berichten darüber erisüren."
— Der König v. Preußen Hut folgende Proelama-
tion von Mainz ans erlassen: „An die Armee! Ganz
Denschland steht einmüthig in den Waffen gegen
einen Nachbarst mt, der uns überraschend und ohne
Grund den Krieg erklärt hat: Es gilt die Ver-
tbeidignng des bedrohten Vaterlandes, unserer
Ehre, des eignien Herdes. Ich übernehme heute
das Commando über dir gesammten Armeen und
ziehe getrost in einen Kamps, den unsere Väter
in

Compagnien standen
(Anmerk. d. Red) Die Einnahme Saarbrückens
durch die Franzosen bestätigt sich nach einem ossi-
cüllen Berliner Telegramm folgenden Jnhasis:
Berlin, 3. August, Gestern Vormittag!
wurde das kleine Saarbrücker Detachement von ^
drei feindlichen Divisionen angegriffen und die
Stadt mit 23 Geschützen beschossen, Uni 12 Uhr
wurde die Höhe des Erercierplatzcs, um 2 Ubr
die Stadt vom Detachement geräumt und der Rück-
zug znm nächsten Soutien angetreten. Verluste
verhälinißinüßig gering. Nach Anssage von Ge-
fangenen war der Kaiser um 11 Uhr vor Saar-
brücken eingetrosten.

. Zur ^ugesgeschichtc
— lieber die vielbeiprochenen Kanonenboote,
welche ans dem Nhein zur Verwendung kommen,
entnimmt die „N, A, Ztg>," französischen Blätwrn:
Die o1ra1orij)S8 enrroiUöres bestehen ans Eisen;
ihre Längenausdehnnng benagt 14 Meter. Ihre
Bemannung besteht nur ans dein zur Bedienung! Rechenschaft zu geben weiß? Gehört es jener Na
der Dampfmas-Zne und deP Geschützes crforder- tion deren Geschichte hin und wieder einen lichte,
sichen Personal. Dieses Geschütz ist eine Kanone
Z" ^0 Kilogramm, ans ein .Kaliber von 30 Een-
Umeier gebohrt, doppelt gezogen. Es wirft Hohl-

Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit
mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll ans
Euch, . Gott, der Herr, wird mit unserer gerechten
Sache sein! Wilhelm,"
— Amtliche Miltheilnng. Am Montag Vor-
mittag fand eine Recognoscirnng unter Major
Eglossteiu mit bayerischen CheoeanriegerZ und
preußischen Hnsarcn gegen Stürzclbrnnn (ans franz,
Boden, 3 St, südöstlich von dem befestigten Büsch)
stmt. Beim Zusammenstöße mit einer französischen
Feldwache wurde ein feindlicher Offizier und
mehrere Mann, von den Preußen zwei Mann
verwundet. Die Bayern hatten keinen Vertust,

Wem gchörvu nufere Tymputhrcu?
„Die West-Lchweiz" in Genf, ein Blatt das
namentlich zu dicser Zeit sich in anerkennensmer-
ther Weise für Deutschland ansspricht beantworte
vorstehend aufgeworfene Frage dahin:
„Gehört unser Mitg fühl dem despotisch regier-
ten, dem unwissenden Frankreich, das sich über
seine Lage, über sein Wohl und Wehe niemals

kugeln nach dem Percnssionssystem, welche zer-
springen, sobald sie ans einen harten Gegenstand
treffen. Diese Kanonenboote haben sowohl am

en
Moment answeist, wie etwa ein Irrsinniger lichte
Augenblicke hat, der aber Jahrhunderte und Jahr-
tausende hindurch im Wahn der Selbsttäuschung,
der Eitelkeit, des Flitters und des Schaumgoldes
gefangen blieb? Gehört es jener Nation die sich
in der höchsten staatlichen Centrasisation und da-

rum auch in der höchsten Despotie ansgipfelt? Ge-
hört es jener Nation die ander Spitze der Civitisation
zu wandern wähnt, während neun Zehntheile ihrer
Bevölkerung nicht lesen und nicht schreiben können;
gehört es dein Lande wo selbst die Wissenschaft
Hine Freiheit kennt, wo sie niemals Gemeingut
wird, sondern das Privilegium einer Kaste bleibt?
Entschieden nein! Die Franzosen sind noch heute
was sie zu Cüsars Zeiten waren: Ein Volk .voll
Initiative, voll ungestümen Thatendranges, nene-
rnngssüchtig (rrovnruim rerrrui errpnäi, wie Cäsar
von den Galliern sagt), rnhmessiolz, aber ohne
Ernst, ohne Beharrlichkeit, ohne Treu und Glauben
und ohne Gemülh — denn selbst ihre Sprache
kennt lein Wort für diesen rein deutschen Begriff,
Deßhalb gehören unsere Sympathien nicht den
französischen Waffen, Sie gehören der Nation,
die in der Kulturgeschichte der Völker den ersten
Rang einnimmt, die als Haupt und Herz der ge-
bildeten Menschheit angesehen werden muß, und
csie in ihrem tiesangelegten Gemülh die goldene
Saat eines geläuterten Christenthums bewahrt.
Unser Mitgefühl gehört dem Lande, in welchem
Bildung und Wissenschaft Gemeingut Aller gewor-
den sind, und dein man nur den einen Vorwurf
machen kann, das; der Gedanke der staatlichen Form
um Jahrhunderte voransgeeilt ist."

Baden.
* Schwetzingen, 4. August. Die Ein-
nahme Saarbrückens durch die Franzosen wurde
durch das Ausgeber dreier Divisionen bewerkstel-
ligt, doch scheint die kleine wackere Schaar deut-
scher Krieger, die seither dort postirt war, den
Feind gehörig beschäftigt zu haben, ehe es ihm
gelang, sich in de» Besitz der Stadt zu setzen. —
Ans die Kriegsereignisse bleibt dieser Waffenerfolg
ohne jeden Einfluß, da Saarbrücken eine offene
Stadt, von etwa 15 — .0000 Einwohner ist und
es gar nicht in der Absicht der deutschen Führer
gelegen zu sein scheint, diesen Platz hartnäckig zu
behaupten, da sonst schwerlich ein Franzose in
Saarbrücken eingedrnngen wäre.
Es ist wahrscheinlich, was ein Telegramm
von Amsterdam besagt: die Einnahme Saarbrückens
ist ein Theaterconp, den der Kaiser mil allen
Kräften in Scene setzte, um seine ungeduldigen
Franzosen mit einer Dosis „Gloire", die ihn dies-
mal höchst wohlfeil kam, zu betäuben.
— Die Patrouille des Generalstabsoffiziers
Zeppelin wurde neueren Nachrichten zufolge nicht
durch einen vorüberfahrenden Israeliten, sondern
durch den Pfarrer und Maire (Bürgermeister) von
Niederbronn den französischen Truppen verrat Heu.
(Man hat sich mehrfach durch die Reproducirnng
jener Nachricht, wie uns mitgetheüt wird, in un-
ser» Nachbarorten zu schnöden und hämischen Be-
merkungen über die israelitische Bevölkerung Hin-
reißen lassen, ohne zu bedenken, daß ein f r a n-
z ös i scher Jsraelite nur als guter Patriot han-
delte, wenn er die Unwesinheit feindlicher Reiter
bei dem ersten besten französischen Posten, ans den
er stößt, melden würde, gerade so, wie Jeder, der
 
Annotationen