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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

DOI Kapitel:
August (Nr. 90b - 103a)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0401

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Mittwoch, 24. August 4870. , Xo. 100.». Vierter Ä«yrü»"L-


Amts-Werkündignngsölatt für den Bezirk Schwehingen.

Badische H l> p f c n f c i t n n g.

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g § b la t t. - Alle Postanstaltm and Baten nehmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltene Pctitzeüe oder deren Raum 3 kr. Lska lau zeigen 2 kr.

Deutschland.
* Schwetzingen, 22. Aug. Palikao,
der Minister des Krieges müht sich vergeblich ad,
dem gesetzgebenden Körper vorzuschwindeln, B a-
zaine habe die Deutschen geworfen und Vortheile
über sie errungen! Wer nicht wissend blind, wer
nicht wissend taub sein will, kann sich der Ueber-
zeugung nicht mehr verschließen, w o die errun-
genen Vortheile zu suchen sind!
„Ich habe meine Bewegung auf einige Stun-
den unterbrochen, um Munition heranzuzieheu",
berichtete Bazaine mit größtmöglichster Unbefangen-
heit vor einigen Tagen noch nach Paris. Nie-
mand aber hat seither gehört, daß Bazaine
seine Weiterbewegung wieder ausgenommen hätte
und so fällt denn der Lug und Trug, welchen
man mit dem französischen Volk seither getrieben,
mit welchem man es in den Krieg hineingeschwin-
delt hat, auch jetzt, in der letzten Stunde, nicht
hinweg!
Eine große Entscheidungsschlacht scheint nicht
mehr bevorzustehen, dieselbe hat sich in eine Reihe
von Einzeltreffen aufgelöst. Die drei großen Heer-
körper haben sich in der Ebene von Metz vereinigt
upd während die Festung wie von eisernen Klam-
mern durch genügende Heereskräfte umfangen ist,
dringen die Armeen sicher und unaufhaltsam gen
Westen, auf Verdun und Chalons vor, wo den-
selben die Trümmer des Mac Mahon'schen Corps
und der Landsturm gegenüber treten sollen, um
ihnen den Marsch auf Paris zu verlegen.
Ob aber demoralisirte Truppen, welche be-
reits die Schlagfertigkeit des Feindes erprobt oder
Leute, die man in der höchsten Noth zusammen-
gerafft, schlecht und ungenügend bewaffnet hat,
einem starken, waffengeübten Gegner Stand halten
können, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Was aber dann weiter folgt, läßt sich nach
dem Vorangegangenen leicht bemessen !
Die Pariser Journalistik hetzt Angesichts die-
ser verzweifelten Lage immer noch zu einem Ver-
nichtungskrieg, zu einem Racenkampf auf, welcher
selbst den Meuchelmord nicht ausschließen und wo-
bei die männliche Bevölkerung der Städte und
Dörfer höchstens dem Kriegs- und Standrecht ver-
fallen würde, ohne die Sache zu ändern l
Und dabei ist an eine Erhebung der Nation
nicht einmal zu denken; die derzeitigen Macht-
haber in Frankreich sind zu feig und zu
mißtrauisch, den Strom über seine Ufer treten zu!
lassen, denn wer weiß gegen Wen sich das ge-
wafsnete Frankreich zuerst wenden würde?! Der
Kaiser und sein Luluchen sind bereits eine Mythe;
Niemand weiß, wo die Beiden umherirren, Prinz
Napolen (Plon-Plon) bringt seinen werlhvollen
Cadaver nach Italien in Sicherheit und sümmt-
liche Anzeichen deuten darauf hin, daß Alles
aus Rand und Band geht! ....
^ Schwetzingen, 23. Aug. Die Fran-
zosen setzen da, wo es ihnen möglich, ihr nieder-
trächtiges Geschäft der Stüdteverwüstung fort!
Sie haben nach einem halbamtlichen Artikel der
„Karlsruher Zeitung ' die offene Stadt Kehl in

chBrand geschossen, um sich für die Beschießung
Straßbnrgs — einer Festung!! — Revanche
zu verschaffen.
Der Kommandant des Belagerungscorps,
v. Werder ließ den Schaden sofort abschätzen
! und wird durch Contribntionen im Elsaß den Er-
satz für die Beschädigten beschaffen. Außerdem
macht v. Werder den Festungsgouverneur für diese
barbarische Handlungsweise persönlich verantwort-
lich ! — *
* Schwetzingen, 23. Aug. So eben
trafen Ihre Kgl. Hoheit die Frau Großherzogin
mit kleinem Gefolge mittelst des Nachmittagzuges
von Karlsruhe kommend, zum Besuche des hiesigen
Lazarethes hier ein.
— Heute früh wurde eine kleine Zahl Leicht-
verwundeter. deren völlige Herstellung in naher
Aussicht steht, nach ihrer Heimath befördert, um
dort in den heimathlichen Lazarethen ihre Gene-
sung abzuwarten. — Wie man vernimmt, soll
die Ankunft einer größeren Zahl Verwundeter aus
den zuletzt stattgehabten Treffen in der Metzer
Gegend bevorstehen.
* Schwetzingen, 23. Aug. Gegenüber
vielen Schanerberichten ans dem Elsaß, welche ge-
wöhnlich auch schon den Stempel der Lüge
und Uebertreibung an der Stirne tragen, schreibt
uns ein höchst achtbares Geschäftshaus aus dem
Elsaß:
Glauben Sie nicht Alles, was Berichter-
statter aus dem Elsaß schreiben, für Vieles (?),
was Sie schon gedruckt haben, dürfte Ihnen
ein Beweis der Mißhandlungen von Ver-
wundeten , sehr schwer fallen, alle Blessirten
wurden von der Elsäßer Bevölkerung auf's Beste
verpflegt und die Nächstenliebe brü-
derlich ausgeübt; ich hatte nahe an
500 Verwundete (in meinen Behausungen)
und unser Dorf beinahe 1000, alle schieden
von uns sehr zufrieden und mit dankbarem
Herzen
Bezüglich des großen Sieges der deutschen
Waffen am 18. August sagt der „Staatsanz.:"
Se. Maj. der König hat am 18. August die
Franzosen bei Rezonville in neunstündigem heißen
Kampfe vollständig geschlagen. Das ist der In-
halt eines Telegramms, welches gestern Nach-
mittag an Ihre Maj. die Königin gelangt, die
Freude über den Sieg bei Mars la Tour im ge-
dämmten deutschen Vaterlande zum höchsten Jubel
steigern und das ganze Volk mit erneutem Danke
gegen Gott erfüllen wird, im Vertrauen aus
dessen Beistand der König sich entschlossen
hat, den Kampf für die Errettung des Vater-
landes zu bestehen. In der Schlacht bei Mars
la Tour wurde Marschall Bazaine von Süden
aus angegriffen, Anfangs nach Norden und dann
nach Osten gedrängt; in der Schlacht bei Rezon-
ville geschah der Angriff von Westen, den Fran-
zosen blieb nur der Rückzug östlich nach Metz übrig.
Dadurch ist jede Verbindung des Marschalls Ba-
zaine von Paris abgeschnitten. Nach diesem Schlage
ist die Hauptfrage die, ob jetzt noch eine opera-

tionsfühige französische Armee vorhanden ist, im
Staude, den deutschen Heeren in offener Feld-
schlacht entgegenzutreten. Den Tagen von Leip-
zig, Belle-Älliance und Düppel hat sich ein neuer
Achtzehnter, der Tag von Rezonville, an-
gereiht.
Ausland.
Paris, 17. Aug. Die Kaiserinregentin hat
1641 Verurtheilte aus den Bagnos, überseeischen
Strafanstalten u. s. w., begnadigt. Zn welchem
Zweck kann man sich leicht denken. — Der in
Lyon erscheinende „Salut Public" bringt aus Metz
eine Rede, die > Bazaine an seine Truppen ge-
halten hat: „Wir stehen jetzt auf unserer Ver-
theidignngslinie von Thionville nach Metz und
Nancy und dahinter haben wir eine andere Linie,
die der Meuse, und dahinter die Champagne, und
dahinter Argonne und dahinter Paris u. s. w.
Schöne Ermnthigung das! — Große Finsterniß
herrscht des Abends in Metz; da die Zufuhr aus
den Saar-Kohlengruben abgeschnitten ist und kein
Gas bereitet werden kann.

Französisches Kriegs-Bulletin.
Paris, 22. Aug. (Offiziell.) Die Regie-
rung, welche wegen unterbrochener Telegraphen-
verbindung ohne Nachricht von der Rheinarmee
ist, hat Grund, anznnehmen, Bazaine's Plan sei
noch nicht zum Ziele gelangt. Heroische Tapfer-
keit unserer Soldaten vor überlegenem Feinds
läßt das Gelingen fernerer Operationen erhoffen.
Feindliche Plänkler bei Saint Dizier (südwestlich
von Bar-le-Dnc) erschienen.

— Am 6. August wurde der Unteroffizier
Theodor Bertelsmann 83. Reg. 5. Comp,
dem Vernehmen nach verwandet. Wer etwas
über ihn in Erfahrung gebracht hat, wird drin-
gend gebeten, solches dem besorgten Vater, Pfar-
rer B e r t e l s m a n n zu Arnsberg in West-
phalen, brieflich mitzutheilen.
Verloren
vom „Wilden Mann" bis zur Traumann'schen
Brauerei ein paar grüngestickte Kinderschuh, der
redliche Finder wird gebeten, dieselben abzngeben
im „Wilden Mann" in Schwetzingen.
Noch mehrere Stück
Hopfenhorden
zu verkaufen, bei
C. Hatzler Wwe.

Vereins Reserve Lazarett) Schwetzingen
Sechstes Verzeichniß der seither weiter Angegangenen
Liebesgaben.
w. Geld.
Von Frau Andermann Wwe. hier 2 fl. Von einem
unbekannten Mädchen aus Plankstadt 6 kr. Von der Ge-
meinde Altlußheim Ergebniß einer Sammlung in dieser Ge-
meinde und auf dem Jnsultheimcr Hof l28 fl. Von Frau
Hampel hier 3 fl. Von Herrn Konrad Appel hier 2 fl.
Von Herrn Jakob Ritter hier 1 fl. Von einem unbckann-
 
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