S-msta«, S. Juli 1876. Ko. 80. Vierter Jahrgang.
Amts-H>erkündigungs6katt für den Bezirk Schwetzingen.
fcIIrki 1 n n g.
Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S a n n t a g s b la t t. - Alle Püstanstalten und Boten 2el,inei! Bestellungen an.
Inserate die dreigespaltene Pctitznlr oder deren Raum 3 kr. L s k a l a n z e i g e n 2 kr.
Preis vierteljährlich 45 kr.
* Rundscha u.
Marschall Prim ist es endlich gelungen
in der Person des Prinzen von Hohenzollern einen
Kandidaten für den spanischen Thron ausfindig
zu machen. Es ist bereits eine Gesandtschaft ab-
gereist. dem Prinzen die Krone anzubieten. Frank-
reich sieht übrigens scheel zur Sache. Tie Re-
gierungs- und auch die unabhängigen Organe
ereifern, sich schon gewaltig gegen diese Kandidatur
in der sie eine Gefahr für Frankreich erblicken.:
da ihrer Voraussetzung nach durch einen hohen-
zoller'schen Prinzen Preußen Einfluß auf die Po-
litik der iberischen Halbinsel gewinnt. Der Csn-
stitutionel meldet bereits, daß die Regierung fest
entschlossen sei, sich den Planen Prims entgegen-
zustellen. Die alte Geschichte. — während Frank-
reich eifersüchtig über seine Selbständigkeit wacht,
glaubt es seine Finger in jeden fremden Topf
stecken zu dürfen! Es wird sich übrigens zeigen,
ob Frankreich ernstliche Miene macht, die Rolle
des europäischen Gensdarmen wieder aufzunehmen.
Belgien ist jetzt so glücklich ein ultramontanes
Ministerium zu besitzen, welches sich mittelst eines
demokratischen Anstrichs an die Spitze der Ge-
schäfte schwang. Ernstliche Reformen sind nicht
von demselben zu erwarten.
In Oesterreich ist der L a nd e sv er t hei-
di g u n g s m i n i st e r Baron Widmann dessen
Stellung durch die heftigen, gegen seine Person ge-
richteten Zeitungsartikel eine unhaltbare geworden,
seines Postens enthoben worden. —
Am Hofe von Florenz beginnt man ein ernst-
liches Sparsystem einzuführen; dem Schranzen-
völkchen hängt man den Brodkorb höher und ein
Dutzend Ehrendamen ist zur Ruhe gesetzt worden.
Die Gesammtsumme der Minderausgaben betrügt
dadurch über eine Million per Jahr. Das Räu-
berunwesen, besonders in der Nomagua ist im
Wachsen begriffen.
Baden.
Schwetzingen, 7. Juli. Nachdem Bürger-
meister Jakob Treiber von Plankstadt, welcher seit
dem Monat September 1864 mit Ehren und er-
spricslichem Erfolge der Gemeinde» Vorstand, sein
Amt freiwillig niedergelegt hat. schid heute eine
Neuwahl statt, bei welcher von 382 Wahlberechtig-
ten 352 an der Wahlurne erschienen sind. Von
den abgegeben Stimmen sielen 189 auf Gemein-
derath Georg Adam Seist I., 163 auf den
Candidaten der s. g. katholischen Volksparthei.
Landwirth Johannes Rosenber g e r. und
ist somit ersterer nach heftigem Wahltampfe, in
welchem von beiden Seiten die Truppen in ge-
schloffenen Reihen herangeführt wurden, als Bür-
germeister gewählt. Dieses Wahlergebniß kann nur
mit Befriedigung begrüßt werden, da ein Sieg
der ultramontanen Parthei gleichbedeutend mit
einem Rückgang der blühenden Gemeinde gewesen
wäre. Mögen nun die Wahlberechtigten den neu-
gewählten Gemeindevorstand durch Erwählung tüch-
tiger Gemeinderäthe unterstützen und ihren Sieg
zur Förderung des Gemeindewohls benützen.
* Aus Badcu, 9. Juli. Hr. Lauter,
bislang Gütererwerbungscommissär der Rheinbahn,
ist mit entschiedener Majorität zum Bürgermeister
der Stadt Carlsruhe erwählt worden.
— In Gengenbach fand am Samstag eine
Versammlung der katholischen Volkspartei statt.
Die Zahl der Theilnehmer, beiderlei Geschlechts,
schützt man auf 1000 bis 2000. Abgeordneter
Lender und Anwalt M arbe sprachen daselbst.
Priester Lender sprach sich gegen das Unfehl-
barkeitsdogma aus. meinte aber doch, was die
vom heiligen Geiste erleuchteten Conzilsvüter in
dieser Hinsicht beschließen, müsse man mit gläu-
bigem Sinne ungeprüst hinnehmen.
In Dingen der Politik dagegen gings hoch
her; da soll nur der Volkswille der einzig maß-
gebende sein rc. rc. — Die liberale Partei Gengen-
bachs soll die Absicht haben, in nächster Zeit eine
Gegenmine zu legen.
Deutschland.
Berlin, 7. Juli. Herr v. Schweitzer hat
feine Agitation für die Wahlen in würdiger Weise
damit begonnen, daß er von den Strohmännern,
die sich Vorstandsmitglieder des Allg. Deutschen
Arbeitervereins nennen, beschließen ließ. jederjkan-
didat der Schweitzerischen habe vor seiner Anerken-
nung als solcher folgende Erklärung zu unterzeich-
nen: „Ich. Mitglied des Allgemeinen Deutschen
Arbeitervereins, verpflichte mich durch Unterschrift
auf Ehre und Gewissen, als Reichstagsmitglied
nicht nur den Principien, sondern auch der Or-
ganisation der Arbeiterpartei treu zu bleiben und
also auch den Parteibehörden, der Generalversamm-
lung. dem Präsidenten und dein Vorstande des
Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Gehorsam
Bern, 6. Juli. Die Botschaft des Bundts-
rathes über den Gotthardbahnvertrag, eine um-
fangreiche Broschüre, ist erschienen. Sie kommt zu
folgendem Schlußsatz: „Der Vertrag leistet der
Schweiz Großes, ohne sie zugefäarden, weder in
ihrer innern Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
noch in ihrem Verhältniß zu den auswärtigen
Staaten, noch in ihren bundesrechtlichen Prinzi-
pien. betreffend den Bau und Betrieb von Eisen-
bahnen. noch in ihren Finanzen, noch in ihren
wirtschaftlichen Interessen."
Ale deutsche Kouversutiousstuude.
Rovelle von P. Würz.
(Fortsetzung.)
1.
Herr Walden! wollen Sie sich gefälligst an
den Tisch zu meiner Nichte. Fräulein Marie Mellen-
Heim, setzen und den Unterricht beginnen!"
O Schrecken über Schrecken! diese Ueber-
raschung hatte der Studiosus nicht erwartet, dar-
auf war er nicht im geringsten vorbereitet. Er
blickte nach der Professorin, diese machte ein ganz
unbeschreibliches Gesicht; denn auch ihr war die
Sache wie ein Donnerschlag gekommen. Erschaute
den General an. der unterdeß aufgestanden war.
um die Professorin zu beobachten; aber auf dem
Gesichte des Mannes, der gewohnt war, Kanonen
gegenüber zu stehen, thronte die kälteste Rnhe.
Walden sah nach seiner nunmehrigen Schülerin,
die ihren Stuhl bei Seite rückte, um dem jugend-
lichen Lehrer einen Platz zu sichern. Da dachte
er: Mitgegangen, mitgesangen; — hängen wer-
den sie mich wohl nicht. Und er setzte sich zu
Fräulein Marie Mellenheim.
Doch, worüber nun sprechen? Woher den Fa-
den zu einer Konversation nehmen? Und dabei
konnte er im gegenüberhängeuden Spiegel sehen,
wie der General und die Professorin erwartungs-
voll dastanden.
Indessen, wie dein Soldaten, wenn er nur
erst im Feuer steht und nicht rückwärts kann, von
selbst die Courage kommt, so auch unserm akade-
mischen Bürger. Er räusperte sich, hustete einige
Mal krampfhaft, blickte seine Schülerin gleichsam
um Verzeihung und Schonung bittend an und be-
gann die Unterhaltung. Und siehe da. als er sich
erst sprechen gehört »no sich überzeugt hatte, daß
er wirklich noch im Stande sei. articulirte Töne
hervorzubringen. — da ging es besser, als er ge-
dacht hatte. Er befragte seine Schülerin nach den
Unterrichti-gegenstündeii, die sie bisher betrieben,
wieweit sie in jedem derselaen ^.gekommen; di.
Antworten gaben zu weiteren fragen und Be-
merkungen Anlaß, und bald hatte es der akademi-
sche Bürger so weit gebracht, daß er es wagte,
Fräulein Marie Mellenheim aus Augenblicke an-
znschauen. Einmal mochte er denn doch zu lange
in das niedliche Gesicht geschaut haben, der Faden
giug ihn. darüber verloren, trotz allen Hustens
und Ränsperns konnte er das Geleise nicht wieder-
finden. Da kam ihm ein glücklicher Gedanke; er
entschloß sich anzunehmen, daß die Dame keine be-
sondere Lust zur Fortsetzung der Unterhaltung
habe, und beendigte seine erste Cwnversationsstnnde.
Er empfahl sich mit bei weitem leichterem Gemüthe,
als er gekommen mar. und der General, der mit
ihm fortging, sagte ihm beim Abschiede: „Ich bin
mit Ihnen zufrieden; fahren Sie so fort, nur
immer natürlich! natürlich!
2.
Der Studiosus fuhr regelmäßig fort; jeden
Montag und Donnerstag fand er sieh bei Fräulein
Mellenheim ein. Die Professorin hatte sich in daS
Unabänderliche aefügt. In der ersten Zeit war
sie beständig während des Unterrichts gegenwärtig,
um die vom General vorgeschriebene Methode zu
prüfen und deren Ausführung zu überwachen.
Herr Walden nahm sich der Sache mit Eifer an,
und je öfter er kam, desto natürlicher wurde er,
Amts-H>erkündigungs6katt für den Bezirk Schwetzingen.
fcIIrki 1 n n g.
Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S a n n t a g s b la t t. - Alle Püstanstalten und Boten 2el,inei! Bestellungen an.
Inserate die dreigespaltene Pctitznlr oder deren Raum 3 kr. L s k a l a n z e i g e n 2 kr.
Preis vierteljährlich 45 kr.
* Rundscha u.
Marschall Prim ist es endlich gelungen
in der Person des Prinzen von Hohenzollern einen
Kandidaten für den spanischen Thron ausfindig
zu machen. Es ist bereits eine Gesandtschaft ab-
gereist. dem Prinzen die Krone anzubieten. Frank-
reich sieht übrigens scheel zur Sache. Tie Re-
gierungs- und auch die unabhängigen Organe
ereifern, sich schon gewaltig gegen diese Kandidatur
in der sie eine Gefahr für Frankreich erblicken.:
da ihrer Voraussetzung nach durch einen hohen-
zoller'schen Prinzen Preußen Einfluß auf die Po-
litik der iberischen Halbinsel gewinnt. Der Csn-
stitutionel meldet bereits, daß die Regierung fest
entschlossen sei, sich den Planen Prims entgegen-
zustellen. Die alte Geschichte. — während Frank-
reich eifersüchtig über seine Selbständigkeit wacht,
glaubt es seine Finger in jeden fremden Topf
stecken zu dürfen! Es wird sich übrigens zeigen,
ob Frankreich ernstliche Miene macht, die Rolle
des europäischen Gensdarmen wieder aufzunehmen.
Belgien ist jetzt so glücklich ein ultramontanes
Ministerium zu besitzen, welches sich mittelst eines
demokratischen Anstrichs an die Spitze der Ge-
schäfte schwang. Ernstliche Reformen sind nicht
von demselben zu erwarten.
In Oesterreich ist der L a nd e sv er t hei-
di g u n g s m i n i st e r Baron Widmann dessen
Stellung durch die heftigen, gegen seine Person ge-
richteten Zeitungsartikel eine unhaltbare geworden,
seines Postens enthoben worden. —
Am Hofe von Florenz beginnt man ein ernst-
liches Sparsystem einzuführen; dem Schranzen-
völkchen hängt man den Brodkorb höher und ein
Dutzend Ehrendamen ist zur Ruhe gesetzt worden.
Die Gesammtsumme der Minderausgaben betrügt
dadurch über eine Million per Jahr. Das Räu-
berunwesen, besonders in der Nomagua ist im
Wachsen begriffen.
Baden.
Schwetzingen, 7. Juli. Nachdem Bürger-
meister Jakob Treiber von Plankstadt, welcher seit
dem Monat September 1864 mit Ehren und er-
spricslichem Erfolge der Gemeinde» Vorstand, sein
Amt freiwillig niedergelegt hat. schid heute eine
Neuwahl statt, bei welcher von 382 Wahlberechtig-
ten 352 an der Wahlurne erschienen sind. Von
den abgegeben Stimmen sielen 189 auf Gemein-
derath Georg Adam Seist I., 163 auf den
Candidaten der s. g. katholischen Volksparthei.
Landwirth Johannes Rosenber g e r. und
ist somit ersterer nach heftigem Wahltampfe, in
welchem von beiden Seiten die Truppen in ge-
schloffenen Reihen herangeführt wurden, als Bür-
germeister gewählt. Dieses Wahlergebniß kann nur
mit Befriedigung begrüßt werden, da ein Sieg
der ultramontanen Parthei gleichbedeutend mit
einem Rückgang der blühenden Gemeinde gewesen
wäre. Mögen nun die Wahlberechtigten den neu-
gewählten Gemeindevorstand durch Erwählung tüch-
tiger Gemeinderäthe unterstützen und ihren Sieg
zur Förderung des Gemeindewohls benützen.
* Aus Badcu, 9. Juli. Hr. Lauter,
bislang Gütererwerbungscommissär der Rheinbahn,
ist mit entschiedener Majorität zum Bürgermeister
der Stadt Carlsruhe erwählt worden.
— In Gengenbach fand am Samstag eine
Versammlung der katholischen Volkspartei statt.
Die Zahl der Theilnehmer, beiderlei Geschlechts,
schützt man auf 1000 bis 2000. Abgeordneter
Lender und Anwalt M arbe sprachen daselbst.
Priester Lender sprach sich gegen das Unfehl-
barkeitsdogma aus. meinte aber doch, was die
vom heiligen Geiste erleuchteten Conzilsvüter in
dieser Hinsicht beschließen, müsse man mit gläu-
bigem Sinne ungeprüst hinnehmen.
In Dingen der Politik dagegen gings hoch
her; da soll nur der Volkswille der einzig maß-
gebende sein rc. rc. — Die liberale Partei Gengen-
bachs soll die Absicht haben, in nächster Zeit eine
Gegenmine zu legen.
Deutschland.
Berlin, 7. Juli. Herr v. Schweitzer hat
feine Agitation für die Wahlen in würdiger Weise
damit begonnen, daß er von den Strohmännern,
die sich Vorstandsmitglieder des Allg. Deutschen
Arbeitervereins nennen, beschließen ließ. jederjkan-
didat der Schweitzerischen habe vor seiner Anerken-
nung als solcher folgende Erklärung zu unterzeich-
nen: „Ich. Mitglied des Allgemeinen Deutschen
Arbeitervereins, verpflichte mich durch Unterschrift
auf Ehre und Gewissen, als Reichstagsmitglied
nicht nur den Principien, sondern auch der Or-
ganisation der Arbeiterpartei treu zu bleiben und
also auch den Parteibehörden, der Generalversamm-
lung. dem Präsidenten und dein Vorstande des
Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Gehorsam
Bern, 6. Juli. Die Botschaft des Bundts-
rathes über den Gotthardbahnvertrag, eine um-
fangreiche Broschüre, ist erschienen. Sie kommt zu
folgendem Schlußsatz: „Der Vertrag leistet der
Schweiz Großes, ohne sie zugefäarden, weder in
ihrer innern Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
noch in ihrem Verhältniß zu den auswärtigen
Staaten, noch in ihren bundesrechtlichen Prinzi-
pien. betreffend den Bau und Betrieb von Eisen-
bahnen. noch in ihren Finanzen, noch in ihren
wirtschaftlichen Interessen."
Ale deutsche Kouversutiousstuude.
Rovelle von P. Würz.
(Fortsetzung.)
1.
Herr Walden! wollen Sie sich gefälligst an
den Tisch zu meiner Nichte. Fräulein Marie Mellen-
Heim, setzen und den Unterricht beginnen!"
O Schrecken über Schrecken! diese Ueber-
raschung hatte der Studiosus nicht erwartet, dar-
auf war er nicht im geringsten vorbereitet. Er
blickte nach der Professorin, diese machte ein ganz
unbeschreibliches Gesicht; denn auch ihr war die
Sache wie ein Donnerschlag gekommen. Erschaute
den General an. der unterdeß aufgestanden war.
um die Professorin zu beobachten; aber auf dem
Gesichte des Mannes, der gewohnt war, Kanonen
gegenüber zu stehen, thronte die kälteste Rnhe.
Walden sah nach seiner nunmehrigen Schülerin,
die ihren Stuhl bei Seite rückte, um dem jugend-
lichen Lehrer einen Platz zu sichern. Da dachte
er: Mitgegangen, mitgesangen; — hängen wer-
den sie mich wohl nicht. Und er setzte sich zu
Fräulein Marie Mellenheim.
Doch, worüber nun sprechen? Woher den Fa-
den zu einer Konversation nehmen? Und dabei
konnte er im gegenüberhängeuden Spiegel sehen,
wie der General und die Professorin erwartungs-
voll dastanden.
Indessen, wie dein Soldaten, wenn er nur
erst im Feuer steht und nicht rückwärts kann, von
selbst die Courage kommt, so auch unserm akade-
mischen Bürger. Er räusperte sich, hustete einige
Mal krampfhaft, blickte seine Schülerin gleichsam
um Verzeihung und Schonung bittend an und be-
gann die Unterhaltung. Und siehe da. als er sich
erst sprechen gehört »no sich überzeugt hatte, daß
er wirklich noch im Stande sei. articulirte Töne
hervorzubringen. — da ging es besser, als er ge-
dacht hatte. Er befragte seine Schülerin nach den
Unterrichti-gegenstündeii, die sie bisher betrieben,
wieweit sie in jedem derselaen ^.gekommen; di.
Antworten gaben zu weiteren fragen und Be-
merkungen Anlaß, und bald hatte es der akademi-
sche Bürger so weit gebracht, daß er es wagte,
Fräulein Marie Mellenheim aus Augenblicke an-
znschauen. Einmal mochte er denn doch zu lange
in das niedliche Gesicht geschaut haben, der Faden
giug ihn. darüber verloren, trotz allen Hustens
und Ränsperns konnte er das Geleise nicht wieder-
finden. Da kam ihm ein glücklicher Gedanke; er
entschloß sich anzunehmen, daß die Dame keine be-
sondere Lust zur Fortsetzung der Unterhaltung
habe, und beendigte seine erste Cwnversationsstnnde.
Er empfahl sich mit bei weitem leichterem Gemüthe,
als er gekommen mar. und der General, der mit
ihm fortging, sagte ihm beim Abschiede: „Ich bin
mit Ihnen zufrieden; fahren Sie so fort, nur
immer natürlich! natürlich!
2.
Der Studiosus fuhr regelmäßig fort; jeden
Montag und Donnerstag fand er sieh bei Fräulein
Mellenheim ein. Die Professorin hatte sich in daS
Unabänderliche aefügt. In der ersten Zeit war
sie beständig während des Unterrichts gegenwärtig,
um die vom General vorgeschriebene Methode zu
prüfen und deren Ausführung zu überwachen.
Herr Walden nahm sich der Sache mit Eifer an,
und je öfter er kam, desto natürlicher wurde er,