Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

DOI Kapitel:
Juli (Nr. 77 - 90a)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0337

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Di-nst-a, 1«. Juli 1870. 80. 84. Werter Jahrganz.


Amts-Derkündigttttgsölalt für dm Bezirk Schwetzingen.

Badische Hapfrn) citu » g.

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a t i. - Alle Postanstalten »nd Boten nehmen Bestellungen an. — P r e l s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltenc Petitzeile oder deren Raum 3 kr. L s k a I a n z e i g e n 2 kr.


In Gemäßheit des vom Großh. Kriegsmimsienum auf Befehl S. K. H. des Großherzogs unter dem Heutigen ergangenen
Befehls zur Mobilmachung der Großh. Division werden sämmtliche im Augenblicke außer Controle stehenden Dispositions-Urlauber,
Reservisten und Wehrmänner, d. h. alle Diejenigen, welche sich seit ihrer letzten Abmeldung bei keiner militärischen Behörde mehr
angemeldet und somit keine Gestellungsordre erhalten haben, auf Grund der W 18 und 19 des Gesetzes vom 12. Februar 1868
anmit aufgefordert, sich ungesäumt zur Erfüllung ihrer Wehrpflicht bei ihren Fahnen zu stellen und zu diesem Zwecke bei dem
nächst zu erreichenden Bezirlsfeldwebel, resp. bei dein Unterzeichneten Landwehr-Bezirks-Commando, anzumelden, widrigenfalls sofort
das Abwesenheits-Verfahren gegen dieselben eingeleitet und bei ihrem Betreten nach dem vollen Inhalte des Gesetzes über Desertion
verfahren wird.
Bruchsal, den 16. Juli 1870.
Das Landwehr-'Bezirks-Commando.

Beschlich.
Nro. 4285. Vorstehenden Aufruf des Landwehr-Bezirks-Commando's Bruchsal bringen wir hiermit zur öffentlichen
Keuntniß.
Schwetzingen, den 17. Juli 1870.
Gr. Bezirksamt.
Ri chard.

* Zur Lage.
So wären die Würfel denn endlich gefallen:
Der Krieg zwischen Frankreich und Deutsch-
land ist erklärt und zwei Nachbarvölker, welche
durch Cultur und Eivilisatwu auf eine gleich hohe
Stufe gestellt, die durch tausende von Banden, gei-
stiger und materieller Nainr untereinander ver-
knüpft sind, schicken sich an, Drangsale und Ver-
derben aufeinander los zu lassen und einen Waffcn-
gang zu thun, von welchem man in wenigen Ta-
gen mit Bestimmtheit sagen kann, wann und wo
der erste Schuß gethau wurde, nicht aber auch
wann die letzte Kugel dem Rohre enteilen wird.
Mögen sich die Geschicke wenden, wie sic wollen,
Deutschland trägt das Bewußtsein in sich, den
Krieg nicht gewollt und nicht hervorgerufen zu
haben, sondern sich nur im Falle der Nothwehr,
der Vertheidlguttg seiner Selbständigkeit und Ehre
zu befinden! Darüber sind alle Par-
teien einig, ja, Angesichtsder Heu-
tige» Lage gibt es keine Partheien
mehr! Umsonst rechnet der Feind auf die parti-
cularistischen Elemente Süddeutschlands, vergeblich
hofft Frankreich von ihnen Entgegenkommen und
Unterstützung!
Jetzt gilt es die Glieder zu schließen! Her

die Hände, ihr alle, die ihr seither unsre Gegner
wäret; weg mit jedem Zwist; von dieser Stunde
an sind wir alle nur noch Deutsche. —
Brüder!!
Bade ir.
* Stimmen aus den preutzeufeiudlichen
lagern SüddeutschLands:
Die ullramontane und demokratische Parthei
Süddeutschlands ist einmüthig in der Verurtheilnng
der französischen Anmaßungen. Der Pfälzer Bote
schreibt :
Kaum schien der europäische Friede einmal
wieder geleimt zu sein, und zwar in der fast schon
abgelaufeneu letzten Stunde und aus die einzig
mögliche Weise, — durch die Berzichtleistung oes
spanischen Throncandidaten selbst, als uns Zchon
der Telegraph von neuem die inbaltschwersten Mtt-
theilnngen des kriegerischsten Umschlages zur Kennt-
nis; dringt. Wir meinen, die französischen Staats-
>: änner hätten allen Grund gehabt, mit dem ur-
sprünglichen friedlichen Ergebnis;, das ihre voran-
gegangene diplomatische Niederlage wieder aus-
merzte, zufrieden zu sein, während auch Preußens
Ehre durch jene naturgemäße Lösung nicht beein-
trächtigt worden wäre. Die weiteren Besorgnisse
die vielfach noch in Betreff der Haltung Frankreichs
gehegt wurden, hielten wir für's erste wenigstens
für ungerechtfertigt; denn wir Hütten es begreiflich
gefunden, daß die ungeheure Aufregung, die sich
der politischen Kreise in Frankreich bemächtigt

j hatte, nicht mit einem Schlage zu beseitigen ge-
wesen wäre, zumal die kriegerischen Erwartungen,
denen man sich mit so großer Vorliebe in Paris
hingegeben, nunmehr ihre Erfüllung nicht gefun-
den Hütten. Ganz natürlich; aber das alles wäre
nur das unschädliche Rollen des abziehenden Ge-
witters gewesen, — die Gefahr selbst schien unS
wie allen andern Leuten vorüber, zumal die Äu-
ßerungen des Ministers Oliivier im gesetzgebenden
Körper keinen Zweifel darüber aufkommen ließen,
daß die Differenzen geebnet und der kriegerische
Zwischenfall beendet sei.
Leider ist es anders gekommen, — Frank-
reich will den Krieg um des Krieges selbst nullen:
Nuvoleon, weil seine Lage eine verzweifelte ist,
die Franzosen, weil sie über die fortwährenden preu-
ßischen Erfolge, die für sie ebenso viele Niederlagen
bedeuten, auf's grimmigste erbost sind; insbeson-
dere aber sind es die 5>0,000 verneinenden stim-
men in der Armee und die in der letzteren lag-
täglich stärker um sich greifende kriegerische Stim-
mung, die einen Krieg im großen Maßstabe für
Napoleon zur Nothwendigkeit machen, — die
kleinen Expeditionen in anderen Welttheilen ge-
nügen nicht mehr.
Die Neue Bad. Laudesztg. äußert sich fol-
gendermaßen :
Ohne unser oben ausgesprochenes Bekenntniß zu
oerleugen, stehen wir nicht an, offen zu er-
klären, daß Arankreich sich einer flagranten
Herausforderung schuldig gemacht hat- daß
 
Annotationen