Xo. 97. b,
Donnerstag, 18. August 1870.
Vierter
Amts-MerüüudigllngsölatL für den ZZezirk Schwehingeu.
Erscheint wöchentlich drei Mul nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s ü l a t t. — Alle Postanstalten nnd Boten nehmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltcne Petitzeüe oder deren Raum 3 kr. Lskalanzei g e n 2 kr.
Atom Kriegsschauplatz.
Hcrtty, 15. August. (Offiziell.) Gestern
Nachmittag griffen das erste uud siebeute Armee-
corps die außerhalb Metz steheudeu Franzosen au
uud warseu sie nach blutigem Geseeht iu die Stadt.
Der Verlust der Franzosen wird aus 4000 Maun
veranschlagt. Heute sand eine große Recognos-
ciruug des Königs statt, die sich mehrere Stunden
zwischen beiden Vorposteuketten bewegte, ohne daß
die Feinde Demonstrationen machten, was eine
große Mutlosigkeit auf französischer Seite beweist.
Hagesgelchichte.
— Das heutige „Journal de St. Peters-
bourg" sagt: Wir können nicht an die beabsich-
tigte Austreibung aller Deutschen aus Frankreich
glauben. Die Maßregel wäre im flagranten Wi-
derspruch mit der Proclamation Napoleons vom
28. Juli, in der es heißt: „Von uuserm Erfolg
hängt die Freiheit und Civilisation ab." Daß fran-
zösische Unterthanen, wenn sie nicht die Kriegsge-
setze verletzt hätten, aus Deutschland ausgewiesen
wurden, haben wir nicht gehört.
— Der Kaiser reiste gestern mit seinem Sohne
von Metz nach Verdun ab, nachdem er vorher
folgende Proclamation erlassen hatte: „Ich verlasse
Euch, um gegen die Invasionen Frankreichs zu
kämpfen und vertraue Eurem Patriotismus die
Vertheidigung von Metz an."
— Der Rücktritt des Marschalls Baraguay
d'Hilliers vom Kommando der Armee von Paris
wird offiziell angekündigt. General Somain nimmt
seinen Posten ein.
— In der geheimen Sitzung des franz. ge-
setzgebenden Körpers wirft Gambctta den Mi-
nistern vor, daß sie sich fast ausschließlich mit der
Erhaltung der Dynastie beschäftigen. Er bedauert
die Lage Frankreichs: Nur Völker, die durch
unfähige Menschen regiert werden, können in eine
derartige Lage kommen. (Lärm auf der Rechten.)
Gambetta fährt fort: Sch reigen Sie; die ein-
zige Haltung, die ihnen zukommt, ist: Schweigen
und Gewissensbisse! Ferry fragt, ob Tont vom
Feinde besetzt sei. Die Minister erklären darüber
nichts zu wissen. (!)
— Die Kaiserin, welche sich auf alle Even-
tualitäten rüstet, läßt die Krondiamanten iuven-
tarisiren, um deren vollständiges Vorhandensein
nachzuwcisen.
— Die Aufregung der Bevölkerung ist un-
beschreiblich. Die Napoleonsfeier am Montag
unterblieb, nur eilte kirchliche Begehung war ange-
ordnet; die Behörden fürchteten für diesen Tag
das Aeußerste und verbreiteten, für den 15. Au-
gust sei ein Coup bei der Armee zu gewärtigen.
Deutschland.
* -Schwetzingen, 17. August. Der Com-
mandant von Slraßburg scheint sich perfekt auf's
Ausschneiden zu verstehen! Er renommirt mit
seinen 400 Geschützen, womit die Wälle wie ein
Hasenrücken gespickt sein sollen, pocht auf seine
k 1,000 Mann uud läßt dabei die badischen Trup-
pen unbehelligt bis hart an die Festung Heran-
rücken !
Unter uns gesagt, Einer, der sein Maul so
voll nimmt, dem darf man nur halben Glauben
schenken und am Ende, wenn ihm das badische
Belagerungscorps einmal stärker auf den Zahlt
fühlt, wird sich die alte Regel bewahrheiten:
„Viel G e t r o in m e l und wenig Sol-
daten!
* Schwetzittgött, 17. Aug. Die Fran-
zosen in ihrer „Alteration" machen sich förmlich
zum Gespülte von Europa!
In der Liberte macht Einer der großen
Nation den köstlichen Vorschlag, Palikao, der neu-
gebackene Kriegsminister, solle 500,000 Franzosen
zusammen raffen und während die deutsche Armee
iu Franlreich vordriuge, unbekümmert um diesen
Siegeszug, mit diesen 500,000 armen Teufeln
direct nach Berlin ziehen, dort die Abtretung der
Rheinlands an Frankreich und den Frieden
dictiren!
„500,000 Franzosen werden doch mit 37
Millionen Deutschen fertig werden!" ruft der Kerl
in seinem Wahnwitz aus. — Alan sieht es klar
und deutlich: das nationale Unglück, welches über
Frankreich hereingebrochen ist— sie könnens nicht ein-
mal mit jener Würde ertragen, die jedem Volk,
das von Ungemach heimgesucht wird, nicht nur
die Sympathie der Unbetheiligten sondern selbst
die des Feindes sichern muß!
Prahletisch und lächerlich selbst noch im Mo-
mente wo Alles, Alles einzustürzen droht, prah-
lerisch und großsprecherisch, auch da noch wo die
Mittel nicht vorhanden sind, den Worten die That
folgen zu lassen, so stellen sich die Franzosen von
1870 dar. Die Wiener „N. fr. Presse" meint
darum auch ein solcher Faselhans solle seinen
Ruf: Nach Berlin! Nach Berlin! in den: Nach
Charenton (Irrenanstalt) nmäudern!
— Während verschiedene norddeutsche Blätter
Elsa ß und Lothringen im Friedensschlüsse
zu neutralen Gebieten, bezieh, zu einer Vormauer
gegen Frankreich umgestaltet wissen möchten, meint
die heutige Nummer des Pfülz. Boten, daß die
Einverleibung dieser Lündcrstrecken an
Deutschland die beste Garantie für die Sicherstel-
lung unserer Grenzen gegen Frankreich wäre!
8 Schwetzingen. Seit 8 Tagen bergen
die herrlichen Räume unseres Reservelazareths im
größt). Schlosse gegen 300 kranke und verwundete
Soldaten, meist aus der kgl. preußischen Armee,
welche nach schweren Mühsai'en und Kämpfen
unter der rastlosen Pflege tüchtiger Aerzte und
Krankenpflegerinnen, ihrer Wiedergenesuug ent-
gegensehen. Unter der Leitung des anerkannt
tüchtigen Arztes, Herrn Professors Schinzinger
von Freiburg wird alles aufgeboten, was Berufs-
treue und lvissenschastliche Tüchtigkeit vermag, um
die Lage der Vertheidiger unseres heimathlichen
Herdes möglichst zu erleichtern nnd die Mitglieder
des Fraueuvereins sind vom frühen Morgen bis
zur Abendstunde mit aufopfernder Hingebung zur
i Stelle, auf dem ihnen überlassenen Gebiete hel-
fend cinzugreifen. Die ganze Bevölkerung nimmt
aber auch herzlichen Antheil an dem Loose der
Verwundeten und erhebend ist es zu sehen, wie
von allen Seiten Liebesgaben geboten werden.
Alle Gemeinden unseres Bezirks haben schon reiche
Beisteuern an Geld, Verbandzeug und Lebensmit-
tel gegeben und fortwährend ist die Lazarethküche
von Personen belagert, welche in der anspruchs-
losesten Weise ihre Gaben darbringen. Wer ver-
möchte sie alle zu verzeichnen die Beweise von
Theilnahme, welche unser wackeres Volk stünd-
lich bietet! Nicht alle Gaben können öffentlich
genannt werden; aber alle dürfen sich versichert
halten, daß ihre Gaben entsprechend zum Wohle
der Kranken verwendet werden.
Schwetzingen, 17. August. Die heutige
„Karlsr. Ztg." bringt ein Verzeichnis; patriotischer
Gaben, welche von Privaten der großh. Kriegs-
Verwaltung zur Verfügung gestellt wurden, worun-
ter auch die HH. Gebr. Traumann hier mit
dem höchst ansehnlichen Betrag von fl. 280 fign-
riren.
Wie wir erfahren, ist diese Summe der Er-
lös für ein kriegstüchtig befundenes Pferd, auf
welchen genannte Herren zu Gunsten der Truppen
und der Opfer des Krieges verzichteten. Ehre
solchen patriotischen Mitbürgern! _
Vermischtes»
— Als die gefangenen Franzosen auf dem
Bahnhof in Eisenach aukamen, bot man ihnen
ebenfalls mancherlei Labsal an. Eben wollte ein
Wohlthäter einer französischen Marketenderin einen
Jmbis darreichen, da rief ein wachhabener Mus-
ketier: diesem Scheusal nichts, sie ist zu Wasser
und Brod verurtheilt, denn im Felde hat sie drei
verwundete deutsche Soldaten, die hülflos da-
lagen, mit ihrem Revolver kaltblütig und schadenfroh
erschossen.
Ein sehr prosaisches, aber vielleicht sehr
wahres Bild vom Schlachtfelds gab, wie die „Elberf.
Ztg." erzählt, auf einem Berliner Bahnhofe bei
einem der Gefangenenzüge einer der transportiren-
den Soldaten, ein biedrer Liegnitzer. Er klagte
— so schreibt der Correspondent — inmitten des
Ueberflusses, den die Gefangenen hatten, über ra-
senden Durst, und ich verhalf ihm zu einem Glase
Bier. Ich fragte ihn aus; er halte bei Weißcn-
burg gefachten. „Haben Sie viel Kanonen ge-
sehen d" „Gesehen haben wir gar nichts, immer
vorwärts, fünf Stunden lang." „War Kavallerie
dabei?" „Das weiß ich nicht, wir sind immer
bloß vorwärts gelaufen, mit gefälltem Bajonnet;
die Franzosen schossen so viel, daß die Lust ganz
dunkel war. Ab uud zu wurde commaudirt:
Halt! dann schossen wir dreimal, nnd dann liefen
wir wieder vorwärts " Wie viel Patronen haben
Sie verschossen?" „Nicht viel, 37." „Haben
Sie Gefangene gemacht?" „Ich habe bloß einen
gemacht." „Wie war das?" „Er hielt mir sein
Gewehr gerade vor's Gesicht und wollte losdrücken.
Donnerstag, 18. August 1870.
Vierter
Amts-MerüüudigllngsölatL für den ZZezirk Schwehingeu.
Erscheint wöchentlich drei Mul nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s ü l a t t. — Alle Postanstalten nnd Boten nehmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltcne Petitzeüe oder deren Raum 3 kr. Lskalanzei g e n 2 kr.
Atom Kriegsschauplatz.
Hcrtty, 15. August. (Offiziell.) Gestern
Nachmittag griffen das erste uud siebeute Armee-
corps die außerhalb Metz steheudeu Franzosen au
uud warseu sie nach blutigem Geseeht iu die Stadt.
Der Verlust der Franzosen wird aus 4000 Maun
veranschlagt. Heute sand eine große Recognos-
ciruug des Königs statt, die sich mehrere Stunden
zwischen beiden Vorposteuketten bewegte, ohne daß
die Feinde Demonstrationen machten, was eine
große Mutlosigkeit auf französischer Seite beweist.
Hagesgelchichte.
— Das heutige „Journal de St. Peters-
bourg" sagt: Wir können nicht an die beabsich-
tigte Austreibung aller Deutschen aus Frankreich
glauben. Die Maßregel wäre im flagranten Wi-
derspruch mit der Proclamation Napoleons vom
28. Juli, in der es heißt: „Von uuserm Erfolg
hängt die Freiheit und Civilisation ab." Daß fran-
zösische Unterthanen, wenn sie nicht die Kriegsge-
setze verletzt hätten, aus Deutschland ausgewiesen
wurden, haben wir nicht gehört.
— Der Kaiser reiste gestern mit seinem Sohne
von Metz nach Verdun ab, nachdem er vorher
folgende Proclamation erlassen hatte: „Ich verlasse
Euch, um gegen die Invasionen Frankreichs zu
kämpfen und vertraue Eurem Patriotismus die
Vertheidigung von Metz an."
— Der Rücktritt des Marschalls Baraguay
d'Hilliers vom Kommando der Armee von Paris
wird offiziell angekündigt. General Somain nimmt
seinen Posten ein.
— In der geheimen Sitzung des franz. ge-
setzgebenden Körpers wirft Gambctta den Mi-
nistern vor, daß sie sich fast ausschließlich mit der
Erhaltung der Dynastie beschäftigen. Er bedauert
die Lage Frankreichs: Nur Völker, die durch
unfähige Menschen regiert werden, können in eine
derartige Lage kommen. (Lärm auf der Rechten.)
Gambetta fährt fort: Sch reigen Sie; die ein-
zige Haltung, die ihnen zukommt, ist: Schweigen
und Gewissensbisse! Ferry fragt, ob Tont vom
Feinde besetzt sei. Die Minister erklären darüber
nichts zu wissen. (!)
— Die Kaiserin, welche sich auf alle Even-
tualitäten rüstet, läßt die Krondiamanten iuven-
tarisiren, um deren vollständiges Vorhandensein
nachzuwcisen.
— Die Aufregung der Bevölkerung ist un-
beschreiblich. Die Napoleonsfeier am Montag
unterblieb, nur eilte kirchliche Begehung war ange-
ordnet; die Behörden fürchteten für diesen Tag
das Aeußerste und verbreiteten, für den 15. Au-
gust sei ein Coup bei der Armee zu gewärtigen.
Deutschland.
* -Schwetzingen, 17. August. Der Com-
mandant von Slraßburg scheint sich perfekt auf's
Ausschneiden zu verstehen! Er renommirt mit
seinen 400 Geschützen, womit die Wälle wie ein
Hasenrücken gespickt sein sollen, pocht auf seine
k 1,000 Mann uud läßt dabei die badischen Trup-
pen unbehelligt bis hart an die Festung Heran-
rücken !
Unter uns gesagt, Einer, der sein Maul so
voll nimmt, dem darf man nur halben Glauben
schenken und am Ende, wenn ihm das badische
Belagerungscorps einmal stärker auf den Zahlt
fühlt, wird sich die alte Regel bewahrheiten:
„Viel G e t r o in m e l und wenig Sol-
daten!
* Schwetzittgött, 17. Aug. Die Fran-
zosen in ihrer „Alteration" machen sich förmlich
zum Gespülte von Europa!
In der Liberte macht Einer der großen
Nation den köstlichen Vorschlag, Palikao, der neu-
gebackene Kriegsminister, solle 500,000 Franzosen
zusammen raffen und während die deutsche Armee
iu Franlreich vordriuge, unbekümmert um diesen
Siegeszug, mit diesen 500,000 armen Teufeln
direct nach Berlin ziehen, dort die Abtretung der
Rheinlands an Frankreich und den Frieden
dictiren!
„500,000 Franzosen werden doch mit 37
Millionen Deutschen fertig werden!" ruft der Kerl
in seinem Wahnwitz aus. — Alan sieht es klar
und deutlich: das nationale Unglück, welches über
Frankreich hereingebrochen ist— sie könnens nicht ein-
mal mit jener Würde ertragen, die jedem Volk,
das von Ungemach heimgesucht wird, nicht nur
die Sympathie der Unbetheiligten sondern selbst
die des Feindes sichern muß!
Prahletisch und lächerlich selbst noch im Mo-
mente wo Alles, Alles einzustürzen droht, prah-
lerisch und großsprecherisch, auch da noch wo die
Mittel nicht vorhanden sind, den Worten die That
folgen zu lassen, so stellen sich die Franzosen von
1870 dar. Die Wiener „N. fr. Presse" meint
darum auch ein solcher Faselhans solle seinen
Ruf: Nach Berlin! Nach Berlin! in den: Nach
Charenton (Irrenanstalt) nmäudern!
— Während verschiedene norddeutsche Blätter
Elsa ß und Lothringen im Friedensschlüsse
zu neutralen Gebieten, bezieh, zu einer Vormauer
gegen Frankreich umgestaltet wissen möchten, meint
die heutige Nummer des Pfülz. Boten, daß die
Einverleibung dieser Lündcrstrecken an
Deutschland die beste Garantie für die Sicherstel-
lung unserer Grenzen gegen Frankreich wäre!
8 Schwetzingen. Seit 8 Tagen bergen
die herrlichen Räume unseres Reservelazareths im
größt). Schlosse gegen 300 kranke und verwundete
Soldaten, meist aus der kgl. preußischen Armee,
welche nach schweren Mühsai'en und Kämpfen
unter der rastlosen Pflege tüchtiger Aerzte und
Krankenpflegerinnen, ihrer Wiedergenesuug ent-
gegensehen. Unter der Leitung des anerkannt
tüchtigen Arztes, Herrn Professors Schinzinger
von Freiburg wird alles aufgeboten, was Berufs-
treue und lvissenschastliche Tüchtigkeit vermag, um
die Lage der Vertheidiger unseres heimathlichen
Herdes möglichst zu erleichtern nnd die Mitglieder
des Fraueuvereins sind vom frühen Morgen bis
zur Abendstunde mit aufopfernder Hingebung zur
i Stelle, auf dem ihnen überlassenen Gebiete hel-
fend cinzugreifen. Die ganze Bevölkerung nimmt
aber auch herzlichen Antheil an dem Loose der
Verwundeten und erhebend ist es zu sehen, wie
von allen Seiten Liebesgaben geboten werden.
Alle Gemeinden unseres Bezirks haben schon reiche
Beisteuern an Geld, Verbandzeug und Lebensmit-
tel gegeben und fortwährend ist die Lazarethküche
von Personen belagert, welche in der anspruchs-
losesten Weise ihre Gaben darbringen. Wer ver-
möchte sie alle zu verzeichnen die Beweise von
Theilnahme, welche unser wackeres Volk stünd-
lich bietet! Nicht alle Gaben können öffentlich
genannt werden; aber alle dürfen sich versichert
halten, daß ihre Gaben entsprechend zum Wohle
der Kranken verwendet werden.
Schwetzingen, 17. August. Die heutige
„Karlsr. Ztg." bringt ein Verzeichnis; patriotischer
Gaben, welche von Privaten der großh. Kriegs-
Verwaltung zur Verfügung gestellt wurden, worun-
ter auch die HH. Gebr. Traumann hier mit
dem höchst ansehnlichen Betrag von fl. 280 fign-
riren.
Wie wir erfahren, ist diese Summe der Er-
lös für ein kriegstüchtig befundenes Pferd, auf
welchen genannte Herren zu Gunsten der Truppen
und der Opfer des Krieges verzichteten. Ehre
solchen patriotischen Mitbürgern! _
Vermischtes»
— Als die gefangenen Franzosen auf dem
Bahnhof in Eisenach aukamen, bot man ihnen
ebenfalls mancherlei Labsal an. Eben wollte ein
Wohlthäter einer französischen Marketenderin einen
Jmbis darreichen, da rief ein wachhabener Mus-
ketier: diesem Scheusal nichts, sie ist zu Wasser
und Brod verurtheilt, denn im Felde hat sie drei
verwundete deutsche Soldaten, die hülflos da-
lagen, mit ihrem Revolver kaltblütig und schadenfroh
erschossen.
Ein sehr prosaisches, aber vielleicht sehr
wahres Bild vom Schlachtfelds gab, wie die „Elberf.
Ztg." erzählt, auf einem Berliner Bahnhofe bei
einem der Gefangenenzüge einer der transportiren-
den Soldaten, ein biedrer Liegnitzer. Er klagte
— so schreibt der Correspondent — inmitten des
Ueberflusses, den die Gefangenen hatten, über ra-
senden Durst, und ich verhalf ihm zu einem Glase
Bier. Ich fragte ihn aus; er halte bei Weißcn-
burg gefachten. „Haben Sie viel Kanonen ge-
sehen d" „Gesehen haben wir gar nichts, immer
vorwärts, fünf Stunden lang." „War Kavallerie
dabei?" „Das weiß ich nicht, wir sind immer
bloß vorwärts gelaufen, mit gefälltem Bajonnet;
die Franzosen schossen so viel, daß die Lust ganz
dunkel war. Ab uud zu wurde commaudirt:
Halt! dann schossen wir dreimal, nnd dann liefen
wir wieder vorwärts " Wie viel Patronen haben
Sie verschossen?" „Nicht viel, 37." „Haben
Sie Gefangene gemacht?" „Ich habe bloß einen
gemacht." „Wie war das?" „Er hielt mir sein
Gewehr gerade vor's Gesicht und wollte losdrücken.