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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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September (Nr. 103b - 116a)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0449

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Xu. lU. !)

^lerier ^uyegang.


Erschein! wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la t t. - Alle Postanstalten und Boten nehmen Bestellnngen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespuliene Petitzeile oder deren Raum 3 kr. L s k a l a n z c i g c n 2 kr.

Schwetzingen, 20. Sept. Vom Kriegs-
s.bauplotz nichts Erhebliches. - DK „Frks. Zig."
iß'..Ul von einem Einverständnisse der klerikalen
4 Parier Badens mit jener des Elsaßes wissen und
bringt danlit allerlei Gerüchte in Verbindung,
-.'welche über die Vorgänge vor Straßbnrg ansgc-
strent werden und die Verwirrung bereiten und
Mißtrauen unter das Publikum säen sollen.
Daß übrigens die Einverleibung des Elsaßes
an Baden bereits zu einer Lieblingsidee unserer
j eleriealen Presse geworden, ist nicht zn verkennen.
Letztere verspricht sich davoll eine Verstärkung der
' Opposirioitt-pon-tei, doch hoffen wir, daß derartige
Kämpfe uns:rm cngern Vaierlande erspart bleiben
' und Preuße n sich damit beschäftigen wird, Elsaß
Lcm groß'n denischen Vaterlande wieder zn be-
. sccnndcn.
«Aus der Jeder eines SchweHmger Kindes!
(FoUsetznng und Schluß)
Ich hatte hier nun alles in Augenschein gc-
s nomw.en, was zn sehen war und fühlte mich in-
i soserne befriedigt, als ich mir jetzt doch einen klaren
's Begriff von der Belagerung bilden konnie. Auf
4 deil Rath eines preußischen Lieutenants uahni ich
-i" innnen Rück ocg nicht mehr die h:rwärts gegan-
gene Straße zurück, weil dahin die Franzosen eine
freie Vision hätten, sondern gelangte nach vielem
Hüpfen und Steigen durch die westlich von Schil-
tst: he im liegenden Gärten zn meinem mich froh
bewil-kommcm wn Fuhrmann zurück. War nun so
meine Ncngierve befriedigt, so war Ls mir doch
noch sehr darum zn thnn, wieder einmal mit Be-
l kannten mci^ies srühcrn Regiments, namentlich
s aber auch mit Schwetzinger Karneraden zusammen-
I zniommcn. Da weine Uhr erst die 'zweite Stunde
»des Nachmittags zeigte und ich daher noch nicht
ff an die Heinrfw rt zn denken brauchte, so war ich
,, rasch entschlossen, nüch nach Wolsisheun und Ober-
4 schäffolsheim zn begeben, >oo das betreffende Negi-
nient liegen sollte. Alst der Fahrt dahin kam ich
iL durch Mittel- und Obcrhansbergen und gelangte
»nach etwa 2 Stunden in .Wolsisheun au. Da
ct, treten mir alsbald verschiedene bekannte Gesichter
ff des Leibgrenadier-Reginlents entgegen. Warme
Brudergrüße würben gewechselt und die wichtigsten
. Erlebnisse gegenseitig kurz mitgctheilt." Die Leine
»sind trotz großen Anstrengungen und Steavazen
lkdoch gesund und Kisch und haben sich nun voll-
r kommen in das. Kriegshanowerk eingeübt. So
ktthr ich mich nach den Schwctzingern erkundigt
trabe, konnte ich aber doch leinen derselben ausfin-
Mvig machen, hörte aber so viel, daß sie alle wohl
W leien, was dm Ihrigen zur Beruhigung dienen
' mag. Nachdem ich mich hier durch eine „eiserne"
Portion Ochscnsleisch und ein Glas Wein, wofür
meine Bekannten gesorgt, gestärkt hatte und gerade
in Begriff war, weiter zu fahren, traf ich den
etzigen Stabsarzt, Herrn Tr. W, von Schwetzingen,
sterfclbe ist ebenfalls munter, meint aber, es sei
ne „lamgweiüge Geschichte" da oben und trug
mw schließlich viele Grüße an die liebe Heimath
e. Von ihm erfuhr ich, daß das 2. Regiment
N , Eelboldshkim slai'wmrt sei und da ich gedachte,

auch dort Bekannte zn treffen, so begab ich mich
dorihin. Allein auch hier war eine Fahndung
ans Landsleute ohne Resultat. Das konnte ich
aber in Erfahrung bringen, daß Otto M., Hein-
rich S., Philipp F. re. von Schwetzingen noch
gesund seien, lieber Vetter Jakob ans Mannheim
konnte ich nichts erfragen.
Ta ich von hier ans nicht mehr weit nach
Königshafen, einer westlichen Vorstadt von Straß-
bnrg, hatte, so wollte ich mm noch dorthin. Das-
selbe war bald erreicht und wir fuhren kaltblütig
in das menschenleere Dorf hinein. In der Mitte
desselben, an einem Eisenbahn-Viadnct, ließ ich
halten und da ich hier Herrn Lieutenant H. traf,
so ließ ich mir die uöthigen Vorsichtsmaßregeln zn
meinem Wcitervorgehen ertheilen. Er machte mich
ans die colossale Zerstörung der Ostseite des Dorfes
aufmerksam, was ich bei meinem Vorrücken mehr
als bestätigt fand. Da sieht.eS so traurig ans,
ivie in Schiltigheim. Fast nicht e i n Hans, das
nicht die Spuren der Verwüstung an sich trüge!
Im Innern der Häuser ist die Verödung noch
größer! Zertrümmerte Stühle, Tische, Kasten liegen
in Gesellschaft des Ofens am Boden. An der
stark durchlöcherten Wand hängt noch das Stück
einer Bilderrahme, das andere liegt wahrscheinlich
mit Schult bedeckt ebenfalls am Boden, wo auch
das Zifferblatt einer Wanduhr hervorschimmcrr
und noch verschiedene andere Fragmente von Hans-
geräthschasten kreuz und quer durcheinander liegen.
Da ist ein Haus total abgebrannt, an einem zwei-
ten steht nur noch eine Mauer und wieder bei
einem andern, sieht nur noch der Brnnnenstock aus
den Trümmern hervor. Ein Wirthshans siel mir
besonders ans. Die ganze Facade desselben mit
5 Kreuzstücken ist znsammengestürtzt. In dem
Stnbenranm liegt aus Scherben von Gläsern,
Flaschen, Tellern gebettet — ein Todter, den bis
jetzt wahrscheinlich Niemand beachtet hat. Der
Unglückliche glaubte sich jedenfalls hier geschützt,
allein — der Todt hat ihn auch in dieser Zu-
fluchtsstätte ereilt. — Es war mir dies; ein ent-
setzlicher Anblick und als ich so in stummer Be-
trachtung stand — hörte ich plötzlich ein Trompeten-
signal und sah zn gleicher Zeit von Straßbnrg
herlommend, zwei berittene Militärs, der eine da-
von eine weiße Flagge emporhaltend. Es war-
en! Preußischer Parlamentär mit einem Trompeter.
Da ich bereits bei den äußersten Vorposten ange-
ton'.men war und daher von einem noch Weiter-
vorgehen keine Rede sein konnte, so folgte ich mit den
beiden eben Genannten zurück, was nach den
Kriegsregeln in deren Nähe Hütte ohne Gefahr
geschehen sollen. Allein, wie diese Vereinbarungen
von französischer Seite ans' gehalten werden, das
bewiesen auch diesmal wieder die jeden Augenblick
um uns her zischenden Granalen. Doch wir ent-
tarnen unverletzt dem Bereiche der Gefahr und
alsbald hatte ich meinen Fuhrmann erreicht, der
einstweilen ans einem nahen Garten verschiedene
Trauben milgehen hieß, an denen auch ich wich
während des Rücksahrens labte.
Wir nahmen den Weg über Wanzenan und
Herrlisheim und so gelangte ich Abends spät, ab-

gespannt an Geist und Körper in mettrem Quartier
wieder an.
Es war dieses ein Tag für mich, den ich
nicht billig gebe, da ich ihn ja rtlUer Umständen
Hütte mit meiner Haut bezahlen müssen.
* Schwetzingen- 20. Sept. Wir werden
darauf aufmerksam gemacht, daß unsere Erklärung
über die „Glaciskrönnng", wie wir sie in der
vorigen Nummer des Blattes gegeben, nicht zu-
treffend sei.
Unter „Glaciskrönnng" ist jder Moment zn
verstehen, in welchem nach langen anstrengenden
und gefahrvollen Vorarbeiten die Breschbatterien
in gleicher Höhe mit dev! Glaciskamme ausgestellt
und die Beschießung der innern Festungswerke
ans unmittelbarer Nähe vorgenommen werden
kann.
Ms Stadt und Land.
Schwetzingen, 19. Sept. In Folge des
Aufrufs zur Feier des 9. September gingen ans
den Gemeinden unseres Amtsbezirks Edingen 146 ft.
38 kr., Ketsch 47 fl. 41 kr., Neckarau 300 fl.,
Neulnßheim 60 ft. 30 kr., Oftersheim 134 st.,
Reilingen 106 fl. 28 kr., zusammen bereits 815 fl.
17 kr. ein, welche durch Herrn Oberamtmann
Richard der Hanptkasse in Karlsruhe übersendet
wurden.
Die Sammlungen in unserer Stadt und
einigen »vetteren Gemeinden unseres Bezirks sind
noch nicht beendigt und dürfte das schließliehe Ge-
samnttresnltat ein ziemlich bedeutendes sein, da die
Zeichnungen hier beträchtliche Posten anfweisen
sollen.
Schwetzingen, 19. Sept. Unser Mit-
bürger Herr Eduard May hatte seiner Zeit dem
Männerhilfsverein für denjenigen verwundeten deut-
schen Krieger im hiesigen Lazarett), der zur Er-
bentnng eines feindlichen Geschützes beigetragen
habe, eine silberne Cy'inderuhr nebst Kette zur
Verfügung gestellt. Wir können nun zn unserer
Freude mitiheilen, daß das Geschenk heute Nach-
mittag nebst einer Flasche Champagner und Ci-
garren, welche von anderer Seite dazu gestiftet
wurden, iw Beisein des edlen patriotischen Gebers
durch den Vorstand des Hilfsvcreins, denn Sol-
daten des westprenßischen Grenadier-Regiments
Nr. 7 .Herrn GttstoV Adolf Leder ans
Herrnsdorf in Schlesien, dessen Compagnie in dcr
Schlacht von Weißenbnrg und Erstürmung des
Gaisbergs, bei der Wegnahine der ersten Mitrail-
lenscn thätigcn Antheil genommen hatte, über-
reicht wurde. — Die Damen übergaben dem
Gefeierten gleichzeitig einen Blumenstrauß und
Eichenkranz.
Neueste Hopfcnnachrichten.
* Schwetzingen, 2<». Sept. Eine etwas
festere Haltung im Hopfengeschäft wacht sich auch
hier bemerUieh. Schöne Waare war in den letzten
Tagen unter st. 40—42 nicht erhältlich.
u. 11. Nürnberg, 15. Sept. Der heutige
Markt gestaltete sich lebhafter als der Dienstags-
 
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