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DoMiM.ttg, i 0. ?Fc
18.
L.s?kl'1t'l' Z lt kt.ii>>
Amts-Pcrkündiguügsösatt für den Bezirk Schwetzingen.
tzrichein! wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a 1 t. tlüc Mastanstalten und Boten uehmc» Pestellungcnair.. — Preis vierteljährlich 43 kr.
Inserate die drcigespultcne Petiizeile oder deren Kanin 3 kr. L » k a l a n z e i g c n 2 kr.
Hur Grifts irr Baierrr.
KE. Wenn es noch eines Belveises bedtirst
hülle, daß cs ein vorderhoyd unheilbarer Riß ist,
der das beilrische Volk zerspaltet, — die Adreß-
dedatten haben ihn zum Ueberinaß geliefert. Poll-
ständiger konnte die Absicht der Thronrede. d;c
Leidenschaften zu beschwichtigen, nicht vereitelt!
werden; daS ist ein Kanzpf bis auf's Messer, ein!
Kamps, der jede Versöhnung ausschließt. In der
Thal', dieser endlose Redeschwall har der Welt ein
Schauspiel entrollt, für welches eilte varlameitta-
rischc Bezeichnung nicht zu siildeu ist. Cüsarismns",
„Militilrismus", „Vergewaltigung", alle die hoch-
tönenden Radnmoniadeu verbissener Prcngensresserei,
wie matt, wie stümperhafi klingen sie doch gegen
die Ausgeb!Uten der wüsten Phantasie dieser bai-
rischen Patrioten! Mil deelamatorischem PalhoSs
ruft Keichsratl) v. Bomhard das „Krenzige" über!
den Nardbitnd, „der aus einer fluchwürdigen Thal j
erwachsen ist, die fvrtzeilgend Böses muß gebären." j
„Hiniveg mit dem schleichenden Gift der „Vcrpren- j
ßung", schreit Pfarrer Mahr, „laßt ab von dem j
schwindsüchtigen Militärlrauken. der sich wieder
gesund saugen möchte an dem frischen Blut der
Süddeutschen Und der ans dem Zollparlament
bekannte Miiitärprcdiger Lucas schleudert um sich
lnit „Schivcselbandc" und sonstigen ebenbürtigen
Donnerkeilen. Alle die Schimpfreden einer in
ParteifanaliHMllZ delirirenden-Winkelpresse, sie hall-
ten wieder aus der Rednerbühne im Abgeordneten-
Hause, ails dem Mun e der „Vesten des Volks!"
Es ist ein arges Selbstzeuguiß, das der größte
Staat des deutschen 'Südens' seiner Bildung ge-
stellt hat. ' ^
Und was haben diese Patrioten nun eigentlich
an p rakt i s ch e n Gedanken zu Tage gefördert ?
Wer eine. Regiernngustürzen will, der muß doch
ein klares Programm zur Hand haben, nach wel-
chem eine neue Slaalsleiinng sofort ihre Tichitig-'
keit begini'.en lö'nnle. Ader
all' den langen.
Venirtbeilungen des Mill'.sterinm-Z Hohenlohe er-
gibt sich sachlich nichts Anderes, als dir nackle
Verneinung. Die sreisinniK're Politik, die ganze
liberale Socialgesetzgebnug 'iperncn die Herren nut
der Phrase abznlhün. daß/.diesc!bk „die Gefühle
des Volkes" verlebe, n. ivas sie an ihre Stelle s.'Pn.
besteht in einem seichten Aäsonniren „über bnrean-
kraiische Willkiir". ünd „Parlelreginient". oder in
jenem schwarzen Deinagogenininn. dessen wahr r
Kern in Baddn keiner weitern Beleuchtung bedarf.
Und nun vollends der Ang-lpnult des ganzen
Streites, die Angriffe geechn die auswärtige Poli-
tik! Was von Hohen lobe's deutschem Programm
alleiit eine praktische Bedeutung baden tonnte,
war die ehrliche Ansrechlerbniinng der Verträge
mit Preußen. Und nun erklärt die patriotische
Partei, daß sie nicht entfernt daroll denke, die
Vertragstreue nur im Geringsten zu ackerirrii.
Nur das Eine schwere Bedeuten hat sie: „die Ver-
träge sind der Deutung fähig" ' und deßhaib
muß- Jurist Hohenlohe beseitigt werden
Mit kläglicheren Wasten wäre wohl selten eine
Regierung bekämpft worden, wenn mit den. Ge-
sagten die Staakswelsheit der Patenten wirklich
erschöpft wäre. Allein. ihr wahres Programm
liegt nich! >n ihrer Adccsso, es liegt Hüter dersel-
ben. Fürst Hohenlohe bat es ihnen direct uns
den Kops gesagt: es gibt zwei verschiedene Arten
von Vertragsbruch, einen offenen und einen ver
steckten, und er hat ihnen zu verstehen gegeben,
daß das ganze Mißtrauen gegen ihn wahrscheinlich
darin bestehe, daß man ihn zu keinem von beiden
für fähig hnltc. Und in seinmi Rückblicke ans
die Generaldebatte bat er diese ganze bairische
Krisis treffend enthüllt als einen Theil von dem
großen Kampfe deS Uliramvntanismns gegen den
nationalen Staat Auch die Heißsporne der Pa-
trioten selbst laben im Eifer der Debatte mit
ihren wahren Absichten nicht immer hinter dem
Berge gehnlien. Besonders die particalaristische,
die staatsfeindliche Seite, ist in aller Schroffheit
an's Licht geirelen, und das Hauptverdienst dieser
Dff nhcit ist es. daß in den; verschwommenen Be-
griff der bairischen „Selbstständigkeit" endlich ein-
mal Klarheit gekommen ist. Noch vor wenigen
Wochen mochte man wähnen, mit demselben den
großeil Riß, wenn auch nur nothdürstig verkleistern
zu tonnen; jetzt haben ihm die Parükularisteu
eine solche Deutung gegeben, daß Fürst Hohenlohe
in Zukunft wohl darauf verzichten wird, sich seiner
als eines Zanberlvortcs''zu bedienen..
Bon Einer Schwäche also wird die Hohenlohe'-
sehe Polin!' durch die verflossene Woche geheilt sein;
die von ihr nngestrebte „nationale Vereinigung"
mir dem Rorden über bleibt nach wie vor an Ne-
in! gchüllt. Ob sic ans solcher Grundlage in-
mitten der präeis formulieren Gegensätze sich halten
zu löniten. hoffen mag? -
Möglich wäre das nur - durch ein gut Theil
Absolutismus. Der König h.al Mt zu einen über-
raschenden Anlauf genommen ; ob er über aus-
danern wird, steht dnhin.
Indeß, w'e immer diese Dinge sich wenden,
— klar vorgezcichnet ist jetzt das Ziel der eigent-
lich .nationalen Partei in Baiern, Sie wird die
Ausgabe haben, im Verein mit ihren übrigen süd-
deutschen GZttmnngsaenoffeii in den weitesten
Kreiien die Ueberzeugnng zu wecken, von der Er-
weiterung des Norddeutschen Bundes znm deutschen
Staute.
Erzählung von W. O. v. Horn.
- . ... (Fortsetzung.)
. ,Dcr Alte hatte bei seinein stolzen Töchterlttn wohl
einmal, so wie mau sagt, aus den Busch geklopft, aber da
stieg dem Grctchen das Blut in die Wangen und Stirne
und das holdselige Mädchen war gar nicht mehr hübsch,
als es so zornig wurde und erklärte, sie nähme nie einen
Dauer, noch weniger einen bestäubten Müller. Ter Alte
war, ohne daß er es merkte, unter den Pantoffel seines
schönen Kindes gcrathen, das so klug war, daß es stchrnbcii
konnte, wie der Schulmeister, rechnen, wie der Acciscr und
reden, wie ein Buch. Da zog er sich zurück, so sehr eS
ihn auch ärgerte, und verwünschte den Gedanken, das Mädel
der Lcncbas in der Stadt zur Aufstutzung übergeben zu
haben. Sic hat es aufgestutzt, daß es in die Mühle nicht
mehr paßte, auf einen Karren zu lang, ans einen Wagen
ZU kurz war und doch in eine Chaise nicht paßte. Das
war schlimm! Herr Oberförster/ sagte der alte Knipp cin-
schaltcnd, „es ist nicht gut, unnn der Mensch aus seinen
Fugen gehoben wird! Es muß Oberförster und Holzhau r
in der Welt geben, und" cs ist nur gut, wenn Jemand recht
aus seinem Platze steht. Denn wären wir alle Oberförster,
so stünd's schlimm uin's Holzhauen, und wären wir alle
Holzhauer, so würs bald- aus mit dein Walde und dem
Holzhauen. Ich sage das so als Beispiel. Wcr's weiß,
der versteht o!"
„Ihr habt Recht, Knipp, aber fahrt fort," sagte der
Oberförster und Knipp gehorchte.
„Mit des Müllers Zorn währte es nicht lange. Wenn
das Gleichen ihn anlächelte, dann war Alles vergessen Er
war in Summa ein Bischen einfältig und das Mädel
konnte mit ihm machen, was es wollte. Er tanzte, wie es
pfiff. Tos war das zweite Unglück im Hause, denn die
Stadterziehung des Mädels war das erste.
„An Freiern von Weit und Breit fehlte cs nicht,
denn das Mädel war Erbtochter und reich; aber Erreichen
wollte absolut eine Liebschaft, wie sie in den Büchern stehen,
aber so keine plumpe Freicrei. Das verstand der Alte nicht
und schüttelte gar oft den Kopf, wenn sie rechts und links
Körbe austbeilte. Als der Jacob in's Haus kam, der so
schlank und doch jo kräftig, so blühend und frisch, so treu
und hübsch war, dachte er, wcnn's dem nicht glückt, dann
geht das Mädel ins Kloster, Aber es glückte ihm nicht
und das Mädel war protestantisch, und La ist's nicht's mit
dein Kloster, und zudem hatte cs auch gar keine Lust.
„Vor der Mühle ist ein großer Hofraum und mitten
drinnen steht ein Nußbaum von ungeheuerem Umfange.
Seine Acste beschatten den weiten Hvfraum, und es ist der
schönste Baum der Art, welchen ich jemals gesehew habe.
Am Stamme dieses Baumes stand im Sommer Grctchens
Nähtischlein und sie selbst saß daran, arbeitete und träumte
uiit offenen Augen, wie die Hasen schlafen, und jch glaube
nicht, daß sie vom Jns-Kloster-Gehen irüumte. Was sic
aber träumte, weiß ich nicht. Sie war an einem Tage
mutterseelenallein zu Hause, der Jacob mit Mehl in's Dorf
hinunter und der Müller mit dem Pfluge iu den Acker
gefahren, da hörte sie plötzlich rasche Tritte, blickte ans und
sah vor sich einen jungen, ganz hübschen Jägersmann, bei
dein ein großer, wildaussehcnder Hund war. Die Doppel-
flinte hing um die Achsel und im Büchsenranzen steckten
Feldhühner, die er erlegt und von denen er gleich zweie
dem Mädel darbrachte. Er war sehr höflich und sah aus
als gehöre ihm die Welt, wenigstens zu zwei Dritiheilen.
Er war von mittlerer Größe, mehr gewandt als kräftig.
Sein Haar war reich, ziemlich dunkel und seine Augen
lobcrude Fackeln. Wenn auch der Jacob Hunderttausendmal
schöner war und liebenswürdiger, der war doch so angethnn,
DoMiM.ttg, i 0. ?Fc
18.
L.s?kl'1t'l' Z lt kt.ii>>
Amts-Pcrkündiguügsösatt für den Bezirk Schwetzingen.
tzrichein! wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a 1 t. tlüc Mastanstalten und Boten uehmc» Pestellungcnair.. — Preis vierteljährlich 43 kr.
Inserate die drcigespultcne Petiizeile oder deren Kanin 3 kr. L » k a l a n z e i g c n 2 kr.
Hur Grifts irr Baierrr.
KE. Wenn es noch eines Belveises bedtirst
hülle, daß cs ein vorderhoyd unheilbarer Riß ist,
der das beilrische Volk zerspaltet, — die Adreß-
dedatten haben ihn zum Ueberinaß geliefert. Poll-
ständiger konnte die Absicht der Thronrede. d;c
Leidenschaften zu beschwichtigen, nicht vereitelt!
werden; daS ist ein Kanzpf bis auf's Messer, ein!
Kamps, der jede Versöhnung ausschließt. In der
Thal', dieser endlose Redeschwall har der Welt ein
Schauspiel entrollt, für welches eilte varlameitta-
rischc Bezeichnung nicht zu siildeu ist. Cüsarismns",
„Militilrismus", „Vergewaltigung", alle die hoch-
tönenden Radnmoniadeu verbissener Prcngensresserei,
wie matt, wie stümperhafi klingen sie doch gegen
die Ausgeb!Uten der wüsten Phantasie dieser bai-
rischen Patrioten! Mil deelamatorischem PalhoSs
ruft Keichsratl) v. Bomhard das „Krenzige" über!
den Nardbitnd, „der aus einer fluchwürdigen Thal j
erwachsen ist, die fvrtzeilgend Böses muß gebären." j
„Hiniveg mit dem schleichenden Gift der „Vcrpren- j
ßung", schreit Pfarrer Mahr, „laßt ab von dem j
schwindsüchtigen Militärlrauken. der sich wieder
gesund saugen möchte an dem frischen Blut der
Süddeutschen Und der ans dem Zollparlament
bekannte Miiitärprcdiger Lucas schleudert um sich
lnit „Schivcselbandc" und sonstigen ebenbürtigen
Donnerkeilen. Alle die Schimpfreden einer in
ParteifanaliHMllZ delirirenden-Winkelpresse, sie hall-
ten wieder aus der Rednerbühne im Abgeordneten-
Hause, ails dem Mun e der „Vesten des Volks!"
Es ist ein arges Selbstzeuguiß, das der größte
Staat des deutschen 'Südens' seiner Bildung ge-
stellt hat. ' ^
Und was haben diese Patrioten nun eigentlich
an p rakt i s ch e n Gedanken zu Tage gefördert ?
Wer eine. Regiernngustürzen will, der muß doch
ein klares Programm zur Hand haben, nach wel-
chem eine neue Slaalsleiinng sofort ihre Tichitig-'
keit begini'.en lö'nnle. Ader
all' den langen.
Venirtbeilungen des Mill'.sterinm-Z Hohenlohe er-
gibt sich sachlich nichts Anderes, als dir nackle
Verneinung. Die sreisinniK're Politik, die ganze
liberale Socialgesetzgebnug 'iperncn die Herren nut
der Phrase abznlhün. daß/.diesc!bk „die Gefühle
des Volkes" verlebe, n. ivas sie an ihre Stelle s.'Pn.
besteht in einem seichten Aäsonniren „über bnrean-
kraiische Willkiir". ünd „Parlelreginient". oder in
jenem schwarzen Deinagogenininn. dessen wahr r
Kern in Baddn keiner weitern Beleuchtung bedarf.
Und nun vollends der Ang-lpnult des ganzen
Streites, die Angriffe geechn die auswärtige Poli-
tik! Was von Hohen lobe's deutschem Programm
alleiit eine praktische Bedeutung baden tonnte,
war die ehrliche Ansrechlerbniinng der Verträge
mit Preußen. Und nun erklärt die patriotische
Partei, daß sie nicht entfernt daroll denke, die
Vertragstreue nur im Geringsten zu ackerirrii.
Nur das Eine schwere Bedeuten hat sie: „die Ver-
träge sind der Deutung fähig" ' und deßhaib
muß- Jurist Hohenlohe beseitigt werden
Mit kläglicheren Wasten wäre wohl selten eine
Regierung bekämpft worden, wenn mit den. Ge-
sagten die Staakswelsheit der Patenten wirklich
erschöpft wäre. Allein. ihr wahres Programm
liegt nich! >n ihrer Adccsso, es liegt Hüter dersel-
ben. Fürst Hohenlohe bat es ihnen direct uns
den Kops gesagt: es gibt zwei verschiedene Arten
von Vertragsbruch, einen offenen und einen ver
steckten, und er hat ihnen zu verstehen gegeben,
daß das ganze Mißtrauen gegen ihn wahrscheinlich
darin bestehe, daß man ihn zu keinem von beiden
für fähig hnltc. Und in seinmi Rückblicke ans
die Generaldebatte bat er diese ganze bairische
Krisis treffend enthüllt als einen Theil von dem
großen Kampfe deS Uliramvntanismns gegen den
nationalen Staat Auch die Heißsporne der Pa-
trioten selbst laben im Eifer der Debatte mit
ihren wahren Absichten nicht immer hinter dem
Berge gehnlien. Besonders die particalaristische,
die staatsfeindliche Seite, ist in aller Schroffheit
an's Licht geirelen, und das Hauptverdienst dieser
Dff nhcit ist es. daß in den; verschwommenen Be-
griff der bairischen „Selbstständigkeit" endlich ein-
mal Klarheit gekommen ist. Noch vor wenigen
Wochen mochte man wähnen, mit demselben den
großeil Riß, wenn auch nur nothdürstig verkleistern
zu tonnen; jetzt haben ihm die Parükularisteu
eine solche Deutung gegeben, daß Fürst Hohenlohe
in Zukunft wohl darauf verzichten wird, sich seiner
als eines Zanberlvortcs''zu bedienen..
Bon Einer Schwäche also wird die Hohenlohe'-
sehe Polin!' durch die verflossene Woche geheilt sein;
die von ihr nngestrebte „nationale Vereinigung"
mir dem Rorden über bleibt nach wie vor an Ne-
in! gchüllt. Ob sic ans solcher Grundlage in-
mitten der präeis formulieren Gegensätze sich halten
zu löniten. hoffen mag? -
Möglich wäre das nur - durch ein gut Theil
Absolutismus. Der König h.al Mt zu einen über-
raschenden Anlauf genommen ; ob er über aus-
danern wird, steht dnhin.
Indeß, w'e immer diese Dinge sich wenden,
— klar vorgezcichnet ist jetzt das Ziel der eigent-
lich .nationalen Partei in Baiern, Sie wird die
Ausgabe haben, im Verein mit ihren übrigen süd-
deutschen GZttmnngsaenoffeii in den weitesten
Kreiien die Ueberzeugnng zu wecken, von der Er-
weiterung des Norddeutschen Bundes znm deutschen
Staute.
Erzählung von W. O. v. Horn.
- . ... (Fortsetzung.)
. ,Dcr Alte hatte bei seinein stolzen Töchterlttn wohl
einmal, so wie mau sagt, aus den Busch geklopft, aber da
stieg dem Grctchen das Blut in die Wangen und Stirne
und das holdselige Mädchen war gar nicht mehr hübsch,
als es so zornig wurde und erklärte, sie nähme nie einen
Dauer, noch weniger einen bestäubten Müller. Ter Alte
war, ohne daß er es merkte, unter den Pantoffel seines
schönen Kindes gcrathen, das so klug war, daß es stchrnbcii
konnte, wie der Schulmeister, rechnen, wie der Acciscr und
reden, wie ein Buch. Da zog er sich zurück, so sehr eS
ihn auch ärgerte, und verwünschte den Gedanken, das Mädel
der Lcncbas in der Stadt zur Aufstutzung übergeben zu
haben. Sic hat es aufgestutzt, daß es in die Mühle nicht
mehr paßte, auf einen Karren zu lang, ans einen Wagen
ZU kurz war und doch in eine Chaise nicht paßte. Das
war schlimm! Herr Oberförster/ sagte der alte Knipp cin-
schaltcnd, „es ist nicht gut, unnn der Mensch aus seinen
Fugen gehoben wird! Es muß Oberförster und Holzhau r
in der Welt geben, und" cs ist nur gut, wenn Jemand recht
aus seinem Platze steht. Denn wären wir alle Oberförster,
so stünd's schlimm uin's Holzhauen, und wären wir alle
Holzhauer, so würs bald- aus mit dein Walde und dem
Holzhauen. Ich sage das so als Beispiel. Wcr's weiß,
der versteht o!"
„Ihr habt Recht, Knipp, aber fahrt fort," sagte der
Oberförster und Knipp gehorchte.
„Mit des Müllers Zorn währte es nicht lange. Wenn
das Gleichen ihn anlächelte, dann war Alles vergessen Er
war in Summa ein Bischen einfältig und das Mädel
konnte mit ihm machen, was es wollte. Er tanzte, wie es
pfiff. Tos war das zweite Unglück im Hause, denn die
Stadterziehung des Mädels war das erste.
„An Freiern von Weit und Breit fehlte cs nicht,
denn das Mädel war Erbtochter und reich; aber Erreichen
wollte absolut eine Liebschaft, wie sie in den Büchern stehen,
aber so keine plumpe Freicrei. Das verstand der Alte nicht
und schüttelte gar oft den Kopf, wenn sie rechts und links
Körbe austbeilte. Als der Jacob in's Haus kam, der so
schlank und doch jo kräftig, so blühend und frisch, so treu
und hübsch war, dachte er, wcnn's dem nicht glückt, dann
geht das Mädel ins Kloster, Aber es glückte ihm nicht
und das Mädel war protestantisch, und La ist's nicht's mit
dein Kloster, und zudem hatte cs auch gar keine Lust.
„Vor der Mühle ist ein großer Hofraum und mitten
drinnen steht ein Nußbaum von ungeheuerem Umfange.
Seine Acste beschatten den weiten Hvfraum, und es ist der
schönste Baum der Art, welchen ich jemals gesehew habe.
Am Stamme dieses Baumes stand im Sommer Grctchens
Nähtischlein und sie selbst saß daran, arbeitete und träumte
uiit offenen Augen, wie die Hasen schlafen, und jch glaube
nicht, daß sie vom Jns-Kloster-Gehen irüumte. Was sic
aber träumte, weiß ich nicht. Sie war an einem Tage
mutterseelenallein zu Hause, der Jacob mit Mehl in's Dorf
hinunter und der Müller mit dem Pfluge iu den Acker
gefahren, da hörte sie plötzlich rasche Tritte, blickte ans und
sah vor sich einen jungen, ganz hübschen Jägersmann, bei
dein ein großer, wildaussehcnder Hund war. Die Doppel-
flinte hing um die Achsel und im Büchsenranzen steckten
Feldhühner, die er erlegt und von denen er gleich zweie
dem Mädel darbrachte. Er war sehr höflich und sah aus
als gehöre ihm die Welt, wenigstens zu zwei Dritiheilen.
Er war von mittlerer Größe, mehr gewandt als kräftig.
Sein Haar war reich, ziemlich dunkel und seine Augen
lobcrude Fackeln. Wenn auch der Jacob Hunderttausendmal
schöner war und liebenswürdiger, der war doch so angethnn,