Samstag, 17. September 1870. No. Iw. >1. Eier .^^ang.
Amts-Berküiidiguiigsökatt für de» Bezirk Schwetzingen.
B adis ch r H opse '.r zeit u n g.
Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la t t. - Alle Postanstalteu und Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltcne Petitzcile oder deren Raum 8 kr. Lskalauzeigcn 2 kr.
Zur Tagesgeschichte.
In Straßbnrg wnrve Sie Republik
proclamirt.
— Die „Jndependance" erführt aus Paris,
das Fort Viuceuues sei, weil unhaltbar geräumt
wordeu. Nach Lyon seien 5000 Manu gesandt,
um der herrschenden Anarchie zu steuern.
— Das „Journ. de St. Ptrsbg." sagt:
Ein dauerhafter Friede wird durch die Wieder-
einsetzung Napoleons nicht erreicht werden. Am zweck-
mäßigsten würde der Frieden mit einer französischen
konsti'luirenden Versammlung geschlossen werden,
nachdem vorher die Präliminarien und der Wassen-
stillstand mit der provisorischen Regierung verein-
bart worden.
— Aus Melun wird das Eintreffen mehrerer
zur Armee des Kronprinzen von Preußen gehöriger
Korps in der Umgebung der Lckadt gemeldet. Aus
Senlis wird gemeldet: 30,000 Preußen bei Crespy
cn Valois; starke Vortruppen in Nantenil und
Plessis. Die Deutschen besetzten gestern Colmar.
— Nach der „Times" ist die Mission Thiers'
als gescheitert zu betrachten.
Ans der Aeder eines Schwehmger Kindes!
Es freut uns, heute eine Schilderung vom
Kriegsschauplatz im Elsaß bringen zu tonnen,
die wir der* freundlichen Aufmerksamkeit eines
Sohnes unserer Stadt verdanken, der so gewandt
mit der Feder ivie mit der Züuduadel, umzu-
gehcn weiß!
Es ist schön und löblich, wenn man, wenn
auch mitten im Kriegstrubel stehend, die Daheim-
gebliebeneu nicht vergißt und so hoffen wir, noch
mehr als ein derartiges Lebenszeichen von unserem
geschätzten Gewährsmanne zu erhalten.
Wir lassen ihn nun selbst sprechen:
Drrtsenhcim, l t. Sept. Gestern (10.
Sept.), früh 4 Uhr, fuhr ich zur Vollziehung eines
höhern Befehls von hier nach Lampertheim, wo-
bei ich mich unterwegs bei den Etappen Herrlis-
heim und Vendenheim vorschriftsgemäß anmeldete.
In Herrlisheim, Weyersheim und Hördt sieht es
friedlich aus, indem dort nur kleinere Truppen-
Detachements cantoniren. Vendenheim dagegen
bietet schon mehr einen kriegerischen Anblick. Fast
ans jedem .Hause schauen Köpfe von Uniformieren,
Wachtposten sind allenthalben ausgestellt, überall
sieht man Wagencolonnen dahinfahren, Geschütze
und. sonstiges Kriegsmaterial find vor der Bahn-
station reservirt, eine Feld-Kochanstalt erhebt sich
dort auf einem Tabaksacker u. s. w. Trägt Ven-
denheim schon ein kriegerisches Gepräge au sich,
so ist dies bei Lampertheim in ganz besonderm
Grade der Fall. Einwohner sih ich hier wenig,
dagegen schon vor dem Dorfe massenhaftes Kriegs-
material, namentlich Schanzkörbe und Faschinen.
Da sind Gießanstalten und verschiedene Werkstätten,
in denen stramm darauf losgearbeitet wird. Im
Dorfe selbst aber geht es am lebhaftesten zu:
Reiterabtheilungen, Infanterie, Wagencolonnen, leer
und beladen, Markedenter rc. alles bunt durchein-
ander.
Nachdem ich mich hier meines Auftrags eut- ^
ledigt hatte, machte sich mir mein leerer Magen auf ^
ganz empfindliche Weise bemerklich. Ich sah mich;
deßhalb nach einem Wirthshause um, allein — da!
war nichts zu haben. Das Fuhrwerk ließ ich >
nur in einem Hofe halten und drängte mich so-
dann mit nicht geringer Anstrengung nach einer
Marketenderbude, wo ich endlich nach langem
Warten ein Stück Brod und ein Gläschen „mili-
tärische Haltung" mein eigen nennen durfte. Da
die Marketender hier keine Zeit zu verlieren haben,
so Pflegen sie der Kürze halber, wie ich erfahren
mußte, nur die Sechser als „niederste Münzein-
heit" anzusehen.
Ais Mann und Roß zum Weitermarsch ge-
stärkt waren, segelten wir nach dem nahegelegenen
Mundolsheim, wo sich dem Auge dasselbe Bild
zeigt wie in Lampertheim. Hier machte ich keinen
Aufenthalt, da ich mir fest vorgenommenTmtte,
die Zerstörung des Dorfes Schiltigheim selbst in
Augenschein zu nehmeu und überhaupt so weit
gegen Straßburg vorzugehen, als eS der Gefahr
wegen möglich ist.
Da der Geschützesdonner von dorther aus viele
Stunden im Umkreis hörbar ist, so wurde mir
derselbe natürlich immer deutlicher, je südlicher ich
kam. Ebenso zeigten sich die Umrisse des hohen
ehrwürdigen Münsters immer schärfer, nur hie
uud da wurde dasselbe meinen Blicken entzogen,
entweder durch das Passiren einer tiefgelegenen
Straße oder aber durch den dichten Geschützes-
dampf uud die wirbelnden Rauchwolken von bren-
nenden Gebäuden.
Bei diesem Anblick konnte ich mich eines weh-
müthigen '"Gefühls nicht erwehren, welches sich
noch in dein Grade steigerte, als ich Schiltigheim,
resp. Straßburg näher rückte. Ich kam nun nach
Bischheim und endlich nach Schiltigheim. Auf der
nördlichen Hälfte dieses Dorfes nimmt inan keine
Spuren von Zerstörungen wahr. Die Bewohner
behaupten noch ihr Eigenthum und verrichten un-
gestört ihre häuslichen Geschäfte. Hier ist auch
das Reservemilitür bequartirt. Im rothen Hans
daselbst ließ ich mein Fuhrwerk einstelleu, während
ich mich selbst südwärts der nach Straßburg füh-
rniden Straße entlang verfügte. Da zeigten sich
alsbald die Trümmer der Vernichtung, die mit
jedem Schritte bedeutender wurden. Ich sah durch-
löcherte Dächer, eiugestürzte Kamine, zerschmetterte
Fenster, zusammengerissene Bäume; die Häuser
sind wie ausgestorben, die Straßen leer. Nur
hin und wieder erblickt man einen Kriegsmann,
hinter einer Mauer oder einem Hanse postirt. Ein
fortwährender Kanonendonner durchbrüllt die Luft,
jeden Augenblick fliegt eine unheimlich zischende
Granate daher, die dann gewöhnlich in fürchter-
lichen Schlägen zerplatzt und nach allen Seiten
hin Unglück und Verderben streut. Obwohl ich
die Gefahr hier erkannte, so schritt ich doch kalt-
blütig und gedeckt so gut es ging, vorwärts. Ich
gelangte zu einem Posten, der hinter der Ecke
eines Wirthshauses gemüthlich seine Pfeife rauchte,
welche Annehmlichkeit einem Soldaten in dieser
Situation wohl erlaubt ist, da sie ihn an der Er-
füllung seiner Pflichten, zu der hier ihn die Noth-
wendigkeit antreibt, durchaus nicht stört. Bei die-
sem Kameraden verweilte ich einige Minuten,
während wir die jetzigen Ereignisse besprachen.
Derselbe meinte, es fei hier nicht so gefährlich, es
seien diesen Morgen erst 7 Granaten daneben
Ungeschlagen, wovon ich die Wirkung nur zu deut-
lich sehen konnte. Da waren die Giebel, die
Wände, die Kreuzstücke, kurz Alles vernichtet; dort
lodert noch die Flamme unter einem Schutthaufen
hervor; hier droht ein Haus, dessen Untermauern
fast gänzlich zerstört sind, jeden Augenblick einzu-
stürzeu. Von hier aus hattte ich noch etwa 200
Schritte bis zürn Ende des Dorfes, wo sich die
erste Parallele von der Belagerung befindet.
(Fortsetzung folgt.)
A u s l a n S.
Rom, 13. Sept. Die päpstlichen Truppen
sind im vollen Rückzug hieher. Der Papst will
nur schwachen Widerstand, doch dürften sich die
Fremdentruppen kaum bündigen lassen, da sie sich
für ihre Waffenehre schlagen wollen. Große Men-
schenmaffen auf allen Straßen. Man berechnet
die Ankunftsstunde der italienischen Truppen und
wird sie mit Enthusiasmus empfangen. Hier ist
eine Adresse an Victor Emanuel im Umlauf. Eine
päpstliche Regierung existirt faktisch nicht mehr.
Alle Thore sind verbarrikadirt. Vorstehendes ist wohl
meine letzte Depesche von hier aus. (A. A. Ztg.)
Msrcnz, 14. Sept. Die Gazetta Usficiale
meldet: Nach der Besetzung von Frosinone setzte
die Division Angiolotti ihren Vormarsch auf Rom
fort. Die italienischen Truppen machten die Gar-
nison von Montalto, welche sich nach Corneto zu-
rückgezogen hatte, zu Gefangenen. Die Einwohner
von Civitavechia haben eine Adresse an den König
gerichtet, in welcher sie der Hoffnung auf rasche
Erfüllung ihrer nationalen Wünsche Ausdruck geben.
Das zwölfte Armeecorps stand heute Morgen 12
Kilometer (1P-i Meilen) vor Rom. Die Division
Birio besetzte Corneto; zwei Bataillone der Divi-
sion Angiolotti sind in Terracina eingerückt.
Aus Stadt uud Land.
Schwetzingen, 16. Sept. In Mannheim
ist die Rinderpest ausgetreten uud deren Vor-
handensein amtlich ronstatirt. Der Seucheort
(städt. Farrenstall) ist von dem Verkehr nach Außen
abgeschlossen, worden.
Vermischtes.
— (Zwar gelogen, doch gut er-
funden.) Die Fr. Ztg. läßt sich aus Heidel-
berg schreiben:
Die Moschee im Schwetzinger Garten, die
denselben seit den hundert Jahren, wo sie erbaut
wurde, uur als Phamasiestück geziert hat, findet
endlich eine nützliche Verwendung. Die genesenden
Turcos der dortigen Lazarethe sind nämlich freu-
digste überrascht gewesen, ein Gotteshaus ihres
Glaubensbekenntnisses zu finden, und benutzen es,
um ihre Gebete darin zu verrichten.
Amts-Berküiidiguiigsökatt für de» Bezirk Schwetzingen.
B adis ch r H opse '.r zeit u n g.
Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la t t. - Alle Postanstalteu und Boten nehmen Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltcne Petitzcile oder deren Raum 8 kr. Lskalauzeigcn 2 kr.
Zur Tagesgeschichte.
In Straßbnrg wnrve Sie Republik
proclamirt.
— Die „Jndependance" erführt aus Paris,
das Fort Viuceuues sei, weil unhaltbar geräumt
wordeu. Nach Lyon seien 5000 Manu gesandt,
um der herrschenden Anarchie zu steuern.
— Das „Journ. de St. Ptrsbg." sagt:
Ein dauerhafter Friede wird durch die Wieder-
einsetzung Napoleons nicht erreicht werden. Am zweck-
mäßigsten würde der Frieden mit einer französischen
konsti'luirenden Versammlung geschlossen werden,
nachdem vorher die Präliminarien und der Wassen-
stillstand mit der provisorischen Regierung verein-
bart worden.
— Aus Melun wird das Eintreffen mehrerer
zur Armee des Kronprinzen von Preußen gehöriger
Korps in der Umgebung der Lckadt gemeldet. Aus
Senlis wird gemeldet: 30,000 Preußen bei Crespy
cn Valois; starke Vortruppen in Nantenil und
Plessis. Die Deutschen besetzten gestern Colmar.
— Nach der „Times" ist die Mission Thiers'
als gescheitert zu betrachten.
Ans der Aeder eines Schwehmger Kindes!
Es freut uns, heute eine Schilderung vom
Kriegsschauplatz im Elsaß bringen zu tonnen,
die wir der* freundlichen Aufmerksamkeit eines
Sohnes unserer Stadt verdanken, der so gewandt
mit der Feder ivie mit der Züuduadel, umzu-
gehcn weiß!
Es ist schön und löblich, wenn man, wenn
auch mitten im Kriegstrubel stehend, die Daheim-
gebliebeneu nicht vergißt und so hoffen wir, noch
mehr als ein derartiges Lebenszeichen von unserem
geschätzten Gewährsmanne zu erhalten.
Wir lassen ihn nun selbst sprechen:
Drrtsenhcim, l t. Sept. Gestern (10.
Sept.), früh 4 Uhr, fuhr ich zur Vollziehung eines
höhern Befehls von hier nach Lampertheim, wo-
bei ich mich unterwegs bei den Etappen Herrlis-
heim und Vendenheim vorschriftsgemäß anmeldete.
In Herrlisheim, Weyersheim und Hördt sieht es
friedlich aus, indem dort nur kleinere Truppen-
Detachements cantoniren. Vendenheim dagegen
bietet schon mehr einen kriegerischen Anblick. Fast
ans jedem .Hause schauen Köpfe von Uniformieren,
Wachtposten sind allenthalben ausgestellt, überall
sieht man Wagencolonnen dahinfahren, Geschütze
und. sonstiges Kriegsmaterial find vor der Bahn-
station reservirt, eine Feld-Kochanstalt erhebt sich
dort auf einem Tabaksacker u. s. w. Trägt Ven-
denheim schon ein kriegerisches Gepräge au sich,
so ist dies bei Lampertheim in ganz besonderm
Grade der Fall. Einwohner sih ich hier wenig,
dagegen schon vor dem Dorfe massenhaftes Kriegs-
material, namentlich Schanzkörbe und Faschinen.
Da sind Gießanstalten und verschiedene Werkstätten,
in denen stramm darauf losgearbeitet wird. Im
Dorfe selbst aber geht es am lebhaftesten zu:
Reiterabtheilungen, Infanterie, Wagencolonnen, leer
und beladen, Markedenter rc. alles bunt durchein-
ander.
Nachdem ich mich hier meines Auftrags eut- ^
ledigt hatte, machte sich mir mein leerer Magen auf ^
ganz empfindliche Weise bemerklich. Ich sah mich;
deßhalb nach einem Wirthshause um, allein — da!
war nichts zu haben. Das Fuhrwerk ließ ich >
nur in einem Hofe halten und drängte mich so-
dann mit nicht geringer Anstrengung nach einer
Marketenderbude, wo ich endlich nach langem
Warten ein Stück Brod und ein Gläschen „mili-
tärische Haltung" mein eigen nennen durfte. Da
die Marketender hier keine Zeit zu verlieren haben,
so Pflegen sie der Kürze halber, wie ich erfahren
mußte, nur die Sechser als „niederste Münzein-
heit" anzusehen.
Ais Mann und Roß zum Weitermarsch ge-
stärkt waren, segelten wir nach dem nahegelegenen
Mundolsheim, wo sich dem Auge dasselbe Bild
zeigt wie in Lampertheim. Hier machte ich keinen
Aufenthalt, da ich mir fest vorgenommenTmtte,
die Zerstörung des Dorfes Schiltigheim selbst in
Augenschein zu nehmeu und überhaupt so weit
gegen Straßburg vorzugehen, als eS der Gefahr
wegen möglich ist.
Da der Geschützesdonner von dorther aus viele
Stunden im Umkreis hörbar ist, so wurde mir
derselbe natürlich immer deutlicher, je südlicher ich
kam. Ebenso zeigten sich die Umrisse des hohen
ehrwürdigen Münsters immer schärfer, nur hie
uud da wurde dasselbe meinen Blicken entzogen,
entweder durch das Passiren einer tiefgelegenen
Straße oder aber durch den dichten Geschützes-
dampf uud die wirbelnden Rauchwolken von bren-
nenden Gebäuden.
Bei diesem Anblick konnte ich mich eines weh-
müthigen '"Gefühls nicht erwehren, welches sich
noch in dein Grade steigerte, als ich Schiltigheim,
resp. Straßburg näher rückte. Ich kam nun nach
Bischheim und endlich nach Schiltigheim. Auf der
nördlichen Hälfte dieses Dorfes nimmt inan keine
Spuren von Zerstörungen wahr. Die Bewohner
behaupten noch ihr Eigenthum und verrichten un-
gestört ihre häuslichen Geschäfte. Hier ist auch
das Reservemilitür bequartirt. Im rothen Hans
daselbst ließ ich mein Fuhrwerk einstelleu, während
ich mich selbst südwärts der nach Straßburg füh-
rniden Straße entlang verfügte. Da zeigten sich
alsbald die Trümmer der Vernichtung, die mit
jedem Schritte bedeutender wurden. Ich sah durch-
löcherte Dächer, eiugestürzte Kamine, zerschmetterte
Fenster, zusammengerissene Bäume; die Häuser
sind wie ausgestorben, die Straßen leer. Nur
hin und wieder erblickt man einen Kriegsmann,
hinter einer Mauer oder einem Hanse postirt. Ein
fortwährender Kanonendonner durchbrüllt die Luft,
jeden Augenblick fliegt eine unheimlich zischende
Granate daher, die dann gewöhnlich in fürchter-
lichen Schlägen zerplatzt und nach allen Seiten
hin Unglück und Verderben streut. Obwohl ich
die Gefahr hier erkannte, so schritt ich doch kalt-
blütig und gedeckt so gut es ging, vorwärts. Ich
gelangte zu einem Posten, der hinter der Ecke
eines Wirthshauses gemüthlich seine Pfeife rauchte,
welche Annehmlichkeit einem Soldaten in dieser
Situation wohl erlaubt ist, da sie ihn an der Er-
füllung seiner Pflichten, zu der hier ihn die Noth-
wendigkeit antreibt, durchaus nicht stört. Bei die-
sem Kameraden verweilte ich einige Minuten,
während wir die jetzigen Ereignisse besprachen.
Derselbe meinte, es fei hier nicht so gefährlich, es
seien diesen Morgen erst 7 Granaten daneben
Ungeschlagen, wovon ich die Wirkung nur zu deut-
lich sehen konnte. Da waren die Giebel, die
Wände, die Kreuzstücke, kurz Alles vernichtet; dort
lodert noch die Flamme unter einem Schutthaufen
hervor; hier droht ein Haus, dessen Untermauern
fast gänzlich zerstört sind, jeden Augenblick einzu-
stürzeu. Von hier aus hattte ich noch etwa 200
Schritte bis zürn Ende des Dorfes, wo sich die
erste Parallele von der Belagerung befindet.
(Fortsetzung folgt.)
A u s l a n S.
Rom, 13. Sept. Die päpstlichen Truppen
sind im vollen Rückzug hieher. Der Papst will
nur schwachen Widerstand, doch dürften sich die
Fremdentruppen kaum bündigen lassen, da sie sich
für ihre Waffenehre schlagen wollen. Große Men-
schenmaffen auf allen Straßen. Man berechnet
die Ankunftsstunde der italienischen Truppen und
wird sie mit Enthusiasmus empfangen. Hier ist
eine Adresse an Victor Emanuel im Umlauf. Eine
päpstliche Regierung existirt faktisch nicht mehr.
Alle Thore sind verbarrikadirt. Vorstehendes ist wohl
meine letzte Depesche von hier aus. (A. A. Ztg.)
Msrcnz, 14. Sept. Die Gazetta Usficiale
meldet: Nach der Besetzung von Frosinone setzte
die Division Angiolotti ihren Vormarsch auf Rom
fort. Die italienischen Truppen machten die Gar-
nison von Montalto, welche sich nach Corneto zu-
rückgezogen hatte, zu Gefangenen. Die Einwohner
von Civitavechia haben eine Adresse an den König
gerichtet, in welcher sie der Hoffnung auf rasche
Erfüllung ihrer nationalen Wünsche Ausdruck geben.
Das zwölfte Armeecorps stand heute Morgen 12
Kilometer (1P-i Meilen) vor Rom. Die Division
Birio besetzte Corneto; zwei Bataillone der Divi-
sion Angiolotti sind in Terracina eingerückt.
Aus Stadt uud Land.
Schwetzingen, 16. Sept. In Mannheim
ist die Rinderpest ausgetreten uud deren Vor-
handensein amtlich ronstatirt. Der Seucheort
(städt. Farrenstall) ist von dem Verkehr nach Außen
abgeschlossen, worden.
Vermischtes.
— (Zwar gelogen, doch gut er-
funden.) Die Fr. Ztg. läßt sich aus Heidel-
berg schreiben:
Die Moschee im Schwetzinger Garten, die
denselben seit den hundert Jahren, wo sie erbaut
wurde, uur als Phamasiestück geziert hat, findet
endlich eine nützliche Verwendung. Die genesenden
Turcos der dortigen Lazarethe sind nämlich freu-
digste überrascht gewesen, ein Gotteshaus ihres
Glaubensbekenntnisses zu finden, und benutzen es,
um ihre Gebete darin zu verrichten.