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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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August (Nr. 90b - 103a)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0367

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Donnerstage 4. August 1870. . No. Tierier Jahrgang.


Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der

belletristischen Beigabe S o n n t a g s b l a t t. — Alle Pastanstalien und Boten netzmen Bestellungen an. — P r e i s vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigcspnltene Pctiizeile oder deren Raum 3 kr. L s k a l a n z e i z e n 2 kr.


ein Unternehmen, welches seit laugm Jahren das Ziel unserer sehnlichsten Wünsche bildete, wird heute ins Leben treten, nicht unter dem Jubel einer
festlichen Menschenmenge, sondern still und lautlos, wie es die ernsten Zritverhältnisse nicht anders gestatten: Ulii dem Heurigen Aage wird die
ZKamrßeim-Karl'sruöer Hlßeirröalju dem allgemeinen Verkeör üöergeöen.
So wäre denn endlich erreicht, was mir so lange ersehnten, aber unter welchen Au'picien geht die Erfüllung unserer Wünsche vor sich!
Tie Hoffnungen, die sich seither an die Eröffnung dieser Eisenstraste knüpften, werden sich für uns in nächster Zeit noch nicht verwirklichen,
um so eher aber, wenn nach blutig bestandenem Streite mit nnserm westlichen Nachbar der holde Friede wieder winkt, wenn Handel und Gewerbe
einen neuen Aufschwung nehmen, wenn das Vertrauen in die politischen Zustände unteres Erdtheils wiederkehrt!
Immerhin rufen wir daher dein Dampfwagen, der heute zum ersten Male dem allgemeinen Verkehre dienend, heransaustt und
unsere Sladt mit schrillem' Pfiffe begrüßen wird, zu:

WMommcnk

Herzliches Willkommen;



Für Die Morrate August urrD Sep-
tember nehmen wir täglich noch Abon-
nement's an.
Die Exp cd.
Zur TagesgeschichLe
— Ter König von Preußen ist in Mainz
eingetroffen und im großh. Palais abgestiegen.
Nachts trafen von allen Armeecorps Rapporte
ein. Ueberall herrscht Ruhe und Zuversicht.
- Hr. v. Wechmar ist nach sranzös. Berichten
nach seiner Gefangennahme mit Hr. v. Vckliers
nach Metz ins .Hauptquartier verbracht, voin Mar-
schall Loboenf zur Tafel gezogen und am andern
Tage nach Paris geschickt worden. Winsloe ist
tödlich verwundet. Derselbe machte sinn Testament
und sandte nach einein Geistlichen.
— Die N. fr. Presse schreibt, daß, falls es
den Franzosen gelänge, in Süddcutschland einzn-
dringen, dies unter den Rufen : Viva I'nLllsrrraAus!
^ b)L8 1u ?ru886! (Es lebe Deutschland ! Nieder
mit Preußen!) geschehen werde. (Orni! Vivs 1SL1-
IsniLAws! so werden auch unsere Truppen den
Franzosen antworten, wenn die Nothhosen unter je-
nem Rufe das tödliche Blei in die Reihen der Unsr -
gen senden und werden darauf los pfeffern, daß
es eine Art hat!)
— Der Herzog von Cadore ist aus Paris
in Kopenhagen cingetroffen und hatte Audienz
beim Minister des Auswärtigen.
— Die italienische Regierung concentrirt
Truppen an der römischen Grenze.
— Italienische Abgeordnetenkammer. Laporla
verlangt die Kündigung der Septeinber-Eou-
veution. Lanza antwortet: Eine derartige Po-
litik würde die Räumung des Kirchenstaats bin-
dern und wäre nicht würdig. Das Ministerium
befürchte keine Ruhestörungen und würde sie so-
fort unterdrücken.
— Englisches Oberhaus. Lord Russell bringt
eine Bill behufs sofortiger Einkleidung der
Miliz ein.
Unterhaus. Die Negierung verlangt unter
einem Beifallssturm zwei Millionen behliss Stär-
kung der Wehrkraft, namentlich behufs Vermeh-
rung des Heeres um 20,000 Mann.

Aus eine Interpellation erwidert Gladstone,
die Negierung könne die Koylenausfuhr nicht ver-
bieten-, die Kohlcnschiffe aber, welche direct eine
! kriegführende Flotte versorgen, seien als gesetzwi-
drige Vorrathsschiffe straffällig.
— Tie Abreise des Kaisers von Frankreich
erfolgte gestern Morgen in aller Stille und ohne
irgend welche enthusiastische Kundgebungen. Auf
alleu Gesichtern oer Hoflente lag tiefster Ernst.
— Alls WeifjenbLtrg meldet der „Conrrier
dli Vas-Rhin", daß an diesem Tage 25 badische
Reiter die Telegraphendrähte zwischen Weißenburg
und Lauterburg abgeschnitten haben, so daß die
Behörden der letztern Stadt ohne telegraphische
Mitlheilangen waren und durch Estafette dem
Uebel abhelfen mußten.
Deuts ch l u u d.
* Schwetzingen, 3. Aug. Am Samstag
wurde der bad. Staalsschatz, welcher nach Berlin
in Verwahrsam gebracht worden war, wieder nach
Carlsrnhe zurück befördert. Wenn diese Nachricht
auf sicheren Angaben beruht so ist sie der schla-
gendste Beweis dafür, welches Gefühl der Sicher-
heit die bcstnwerrichlelen Kreise unseres Landes über
den Schutz, den uns die deutschen Waffen längs
des Rheines bieten, durchdringt.
Vom Sichern, 1. August. Der Befehls-
haber des süddeuischeu Heeres hat gestern aus
seinem Hauptquartier folgenden Armeebefehl er-
lasseil :
Soldaten der dritten Armee!
Von Sr. Majestät dein König von Preußen
zum Oberbefehlshaber der 3. Armee ernannt, ent-
biete Ich den von heute ab unter Meinem Be-
fehl vereinigten königlich pienßischeu, königlich
bayerischen, königlich württembergischen und groß-
herzoglich badischen Truppeil Meinen Gruß.
Es erfüllt Mich mit Stolz und Freude, an
der Spitze der aus alleu Gauen des deutschen
Vaterlandes vereinten Söhne für die gemeinsame
nationale Sache-, für deutsches Recht, für deutsche
Ehre gegen den Feind zu ziehen.
Wir gehen einem großen und schweren Kampfe
entgegen, aber in dem Bewußtsein unseres guten
Rechts und im Vertrauen auf Eure Tapferkeit,
Ausdauer und Mannszucht ist lins der siegreiche
Ausgang gewiß.

So wollen wir denn aushalten in treuer
Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hilfe unsere
Fahnen zu wellen Siegen zu entfalten für des ge-
einigten Deutschlands Ruhm lind Friede.
(gez.) Friedrich Wilhelm,
Kronprinz voll Preußen.
Aus Sladt und Land.
8 Schwetzingen, 3. Aug. Der Schützen-
verein hat im Hinblick auf die Zeitverhültnisse
dem hiesigen Gemeinderath seine Dienste behufs
Bildung einer Bürgerwehr zur Sicherung der
Stadt angeboten und wird noch weitere taugliche
Männer hiesiger Stadt zur Verstärkung der Sicher-
heitsuiaun.schaft herauziehen.
Der Schützenverein folgt darin nur dem Bei-
spiele, mit welchem im ganzen badischen Land auf-
wärts in weitaus den meisten Städten und Orten
bereits vorgegangen wurde.
Schwetzingen, 3. Anglist. Gestern Abend
zeigte sich die Einwohnerschaft stark erregt durch
die Kunde, daß man einen Spion, welcher hier
Aufzeichnungen gemacht, und dann sich aus der
Stadt entfernt, eingeholt und festgenommen habe.
Die sofort eingeleiteten amtlichen Erhebungen ent-
pupp.eu aber einen höchst unschuldigen Geschäfts-
bevollmächtigten der Feuerversicherungsgesellschaft
„Moguntia", weicher, aus den umliegenden Orten
kommend, wo er Verträge abgeschlossen, sich in
einem hiesigen Wirthschaftslokale erfrischte und
einige hiesige Bürger, welche er als Agenten ins
Auge gefaßt, in sein Notizbuch eintrug. Bei ihm
Vorgefundene Papiere sollen ihn als einen guten
Anhänger der deutschen Sache charakterisirt haben
llild wurde der „Spion wider Willen" um 10 Uhr
auch wieder entlassen, um die Reise nach seinem
Aufenthaltsort Heidelberg fortzusetzen. Immerhin
war dieser Vorfall für den hier herrsche!.den guten
Geist bezeichnend und ein sprechendes Zeuguiß, daß
hier kein Boden für Verrälher ist.
Vom Ntzeitt wird geschrieben: Unsere
badischen Ingenieure, welche ihrer Tüchtigkeit wegen
selbst in fernen Landen sich eines bedeutendeil Ru-
fes erfreuen, haben in diesen! Augenblicke das fast
Unglaubliche geleistet: sie bauten in 10, sage zehn
Tagen eine Eisenbahn von Neudorf uach Ger-
mersheinl, das ist eine Länge von etwa 2si<r
Stunden. Der Ban wurde den 21. sjd. MtZ.
 
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