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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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August (Nr. 90b - 103a)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0365

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Mittwoch, 3. August 1870,

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!--.kr Jahrg-uig.



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Änits-VerLündiguiigsösatt für de» Ae;irL Schwehittgen.
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Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe Sonntags b lati. - Alte Postanstalten ;md Baten aehnien Bestellungen' au. -
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s;'ür dic Morrate Lluguft u-rd Top-
tcmbcr neffurc» rvir tägLra- noch Aüorr-
ncmettt'S au.
Die Erp cd.

Zur Tagcsgcschichte
— Ter König ist 6 Uhr 10 Min. von Berlin
abgerüst. Zahllose ONenschenniassen waren versam-
melt und begleiteteil denselben mir enthnsiastffchen
Hochrltfel'.
— Tie „Times" theilt mit, daß der Graf
Bismarck gestern den Vertragsentwurf von Bene-
delti'S Haild der Prüsnng des diplomatischen
Eorps unterbreitet habe.
— Die dänische Regierung hat ein Verbot
der Aus- und Durchfuhr von Pferden nach dem
Ausland erlassen. Das Verbot tritt mit dem
3!. Juli in Kraft.
— Der „OB fr. Pr." zufolge sind die fran-
zönschen Eolonnen unter Mac Mabon und Bazaine
seit gestern in vollem Vorrücken begriffen.
— Am 29. Juli Vormittags kam die fran-
zösische Flotte bei Kopenhagen in Sicht.
— In Saarbrücken wurde bei dem Gefecht
vom 28. Juli ein Ulaue durch den Kopf ge-
schossen. 7 Granaten schlugen in den Ort.
— Der Botschafter des norddeutschen Bundes
in London ist angewiesen worden, bei der eng-
lischen Regierung Protest zu erheben gegen die
völkerrechtswidrige Art, wie die englische Neulra-
litüt ausschließlich zu Gunsten Franke eichs gehand-
habt wird.
— Unter den jüngst bekannt gewordenen Preuß.
Ernennungen befindet sich auch die eines General-
Etappen-J ffpeclors. Es ist dadurch eine Stelle
geschaffen worden, welcher namentlich die Aufgabe
zufällt, die Verbindung der operirenden Armee
mit der ursprünglichen Operationsbasis und mit
der Heimat!) zu unterhalten.

. Nachtstunde gehen endlose WagenHige hin und zu haben. Gestern l ätwü .die 40er Füsiliere fast
o.r, und jeder Wagen ist mit Soldaten gefüllt.! einen französischen General gefangen g nommen.
Die Ba'm surrt durch beleb!e Straßen. Huben Die Franzosen hatten nämlich an diesem 'Däne
und drüben stehen dichte ONenschengruppen, sie l das St. Arnnaer Forsthaus besetzt, und riach'.Ans-
l weh-.'il mit den Büchern, sie schwenken die Hüte > jage des dortigen Försters hätten sie all diesen!
> und „Gott sei mit euch!" lautet der Ruf, lein Platze, wo man eine Prächtige Aussicht über Bas
! prahlerisches „Aus nach Paris!" wird gehört. ! ganze Saargebiet genieß?, sich unter Zuhilfenahme
^ Die Loldaieu erwidern mit lauteni Hurrab, siech Vau .Karlen vrieiitireu 'wollen, als unsere Pa-
lingeil Patriotische Lieder und zeigen freudige Ge-1 trouillen herannahteu und sich die Franzosen rasch
sichler. Olnf den Va Hut ölen werden die Soldaten ! ans dem Staube machten. Freilich nicht ohne
gehegt und gepflegt: am Tage gibts Bier iin>^ Schüsse zu wechseln, ivobei aus preußischer Seite
Zubrod, Abends und Nachts Kaffee; es haben sich mm Pferd gelödtet wurde, dessen Vertust aber
eigens Fraueuvereiue gebildet, welche dafür eifrig' zwei Franzosen mit den, Leven bezahlen mußten,
und unablässig bemüht sind. Meist bei dem Ab-! Heute Morgen '3 .'Uhr. halten aus mehreren Punt-
rückeu größerer Truppenkörper erscheint der König § teil unserer Vorpostenkeüe heftige Fenergesechie statt,
aut dem Bahnhöfe, uni die Abgehenden zu inspi-! Bei unseren Leuten hatten dieselben nur 3 Streis-
ziren und zu begrüßeil; der Jubel, welcher beim schüsse zur Folge, während unsere sichern Schützen
Erscheinen des Monarchen hervorbricht, läßt sieb mehreren Franzosen tödtliche Wunden beibrnchten.
nicht beschreiben. Der König arbeitet mit der > Bingen, 31. Juli. Welche Vorsicht die ein-
Spanukraft eines Jünglings; er gönnt sich nur! zelnen Llreistorps und Patroillen unserer Truppen
wenige Stunden Schlaf und arbeitet bis zur ' bei ihren RekognoSzirungen zu beachten haben,
späten Nachiitunde bald mit den Generalen bald zeigen folgende Vorfälle. Schon vor einigen Ta-
mit den Ministern. ' gen ivurde in der Nähe von Saarbrücken Pom
Berlin, 31. Juli. Heule ist folgende königl.! offenen Felde aus in einen vornbersahrenbcn Eisen-
Prociamation erschienen: bahnzng geschossen, und zivar nicht von sranzösi-

„ A ii m ein Volk!
szndem ich heute zur Armee gehe, um mit ihr

scheu Soldaten, sondern von Judividueu in Civil-
kleidern. Die Kugeln schlugen in einen Waggon,

Deutschland.
Karlsruhe, 3l. Juli. Die Patrouille des
würtleinberglschen Generalstabsofsiziers Grafen
Zeppelin war durch einen vorüberfahrendeu Inden
dein Feinde verratheu worden, als sie ihre vom
z veitügigeu Rille in Feindesland eischöpsteu Pferde
erfrischen wollte. Zeppelin erlangte dadurch ein
Pferd, daß er mit dem Revolver einen Sattel
frei machte. v. Wechmar soll durch einen Hieb
über den Kopf schwer verwundet nebst Villiers
in die Gefangenschaft gefallen sein. Wiuslae
(Engländer) aber sei todt.
Karlsruhe, 29. Juli. Der Kronprinz von
Preußen wurde bei seiner Ankunft gestern Abend
8 Uhr 15 Min. von einer ungeheuren Menschen-
menge jubelnd enipfangtn. Er hielt eine ernste,
aber hoffnungsvolle Ansprache an die Offiziere,
begeisterte, patriotische Gesänge erschollen ans dem
Hlatz vor dem Schlosse.
Berlin, 31. Juli. Die Schienen der Ver-
bindungsbahn, welche Berlin umzieht, werden
niHt kalt; vom frühen Morgen bis in die späte

für Deutschlands El-re und für die Erhaltung' glücklicher W'üse ohne. Jemand zu verletzen. Ge-
nnserer höchsten Güler zu kämpfen, will ich im j steril nun erschossen ähnliche Kerls 2 preußische
Hinblick ans die einmnthige Erhebung meines Ulanen und 2 Pferde, woraus sosvrt eine Jagd
Volkes eine Amnestie für Politische Verbrechen und eröffnet und 10 von der Bande gefangen genom-
Vergehen ertheilen. Ich habe das Staatsministe- i »wn wurden. Dlestlben pa'sirten heule ans ihrem
rinm beauftragt, mir einen Erlaß in diesem Sinne ! Transport nach Koblenz die Station Bingerbrück,
zu unterbreiten. ! Bei dem Wageuwe.? sel (von der Rhein-Nahe Bahn
Mein Volt weiß mit mir, daß der Friedens- ans die Rheinische Bahn) Hallen wir Gelegenheit
brnrh und die Feindschaft wahrhaftig nicht ans die Gefangenen zu sehen und von der sie beglei-
nnsercr Seite war; aber heransgefordert, sind tende» Manuschaf! Näheres über sie zu hören,
wir entschlossen, gleich unfern Vätern und in fester Vier davon sind Grenzanfsehcr, mil? denen das
Zuversicht ans Gott den Kampf zu bestehen zur Zngspersonat der Rr.eiil-Nahe-Vabn nach vor we-
Erreltnng des Vaierlandes! Öligen Tagen in Farbach ganz gemüthlich verkehrte.
Berlni, 31. Juli 1870. l Die übrigen sechs sind Vagabunden mit wahren
Wilhe lm. l Galgen-Physiognomien , die uns von der gramele
S.rsvbr'üiEcrr, 28. Juli. Ich schreibe Ihnen ° ruUwrr keine allzugroßen Begriffe geben. Das
heule in der größten Aufregung, bet. Kanonen- am Bahnhof dicht gedrängt stehen)e Publikum
donner und d Ni Knalle ii der Flintenschüsse. Heule äußerte laut seine Entrüstung über die Schand-
Nachniititlg »m ^.24 Nl)r deplayirtcn die Franzo-; llmff bei welcher zivei brave Soldaten das Leben
seil ans dem W Stunde von hier gelegenen Walde. einbüßlen. Denn einen ehrlichen Krieg kann inan
van Spick,.rn bedeutende Truppe»Massen und be- dies Bubenstück genoß nicht nennen. Gegen nn:-
schossen mit 2 Geschützen unsere Stadt mit Gra- formirte Feinde wissen sich unsere Leute zu schützen
naten und Haubitzen. Elwa sieben Kugeln schlugen oder zu ivahren; ivenn aber die Meuchelmörder
über iinsern Dächern ein, die meisten jedoch ohne in Gestalt friedlicher Landlcnle und Civilisten die

zu krepiren. Sofort avancirte unser Bataillon
vom 40 Füsilier-Regiment und ein wvhlnnterhal-
lenes Schnellfeuer der Zündnadelbüchsen verscheuchte

ging, herrschte in der Stadt ein panischer Schrecken.
Man schloß alle öffentlichen Geschäfte und bereits
begannen viele Bewohner ihre Habe in Sicherheit
tzn bringen, da brachten Oroonnanzen die 010(1)

nichts ahnenden Patrouillen ansallen, so kann nur
die unerbittlichste Strenge der Kricgsgesctze- solchem
Gesindel das Handwerk legen. Hoffentlich in acht
bald die ungebetenen Küste. Während dieses vor-. ein rascher entscheidender Sieg unserer begeisterten

Truppen auch diesem Unwesen bald ein Ende.

Aus Stadt Mid Mild.
* Schweizirrgctt. Der große Bürgeraus-^
i rieht von dem Znrückweichen der Rotnhosen. 'Als- schuß faßte in seiner jüngsten Sitzung, nachdem
1 bald beruhigten sich die geängsti Pen Gcmülher und der Gemeindevorstand die Lage der Dinge charac-
! nur vereinzeltes Schießen ist noch zu hören. — irisjrt und die bezüglichen Anträge grstelli Halle,
! Der Feind scheint bedeutende Trnppeninassen in den einmüthigen Entschluß, nicht nur die verlangten
Forbaeh, Saargemünd und St. Avold concentrirt Mittel, sondern das Doppelte derselben der Ge-
 
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