Amls-Merkündigirngsölatt für den Bezirk Schwetzingen.
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Unsere Radikalen.
8. 0. Sie wissen nicht, was Alles sie an-
stelle sollen, unsere deutschen Republikaner, uni
den Einklang der Volksstimmung zu stören, die
opfennuthige Ausdauer, di? zur Erreichung eines
befriedigenden Abschlusses des gegenwärtigen Krieges
noilwoendig ist, zu lähinen. Nachdem sie innege-
wordcu. daß ihre Darstellung der Rückerwerbung
von Elsaß und Deutschlothringen als eines unge-
rechten Raubes, einer groben. Vergewaltigung bei
dem gesunden Sinne des deutschen Volkes nicht
verfangen will, nachdem auch die Vorspiegelung
eines französischen Rachekriegcs nicht von Erfolg
gewesen, versuchen sie's nui dem Popanz eines
Weltkrieges. Was soll diesen Weltkrieg hervor-
Für ne erisiirt ja nichts als die Eine uiigetheilie I
? Menschenrepubl'k: der Segen, welcher für den -
wahren Fortfchri.i der allgemeinen Cultur in der j
Mannichfaltigkcit der Völker und der Verschieden- -
heit ihrer Anlagen begründet liegt, für sie ist er'
nur eine beklageuswerthe Schranke; das Nationali-
Lätsvriuztp ist ihneri eine „Bornirtheit". Daruin
auch ihr Wütheu gegen die Fortsetzung eines
Krieges, dessen einzige Ausgabe nach ihrer Mei-
nung hätte sein müssen, die Franzosen von ihrem
Bonaparte zu befreien, damit die Pariser recht
gefahrlos die rotheu Mützen der Republik wieder
bervorsucheu konnten. Wie denken sich die Herren
wohl, daß sie ein pommerscher oder baierischer
Bauerssohn ansehen würde, dem sie mit solchen
Anschauungen vor den Thoren der französischen
auck lns Consequenz eurer Grundsätze dahin führen,
die deutsche Schweiz, Deutsch-Oesterreich, die j
deu'.schen Osiseeprovinzen Rußlands
langer!. Ja, wenn alle Menschen solche Eons
quenzenmacher von Profession wären, wie unsere
l 'unsere braven Jungen hinauszogen auf die Wacht
i am Rhein, da lebte in ihnen Allen die Ahnung,
zurückzrivehr-.l twß es die heiligsten Güter des Vaterlandes, den
Reichthum unserer deutschen Cultur zu vertheidigen
gelte, und zwar nicht gegen die Ueberhebung eines
radwnen Demokraten,, wenn es unter unfern ^Po- Einzelnen, sondern gegen die jahrhundertalte Herrsch-
sucht eines ganzen Volkes. Wie federleichte Spreu
zerstoben in jenen Tagen die verschwommenen
Menschheitsphrasen vor dem Sturme der nationalen
Erhebung und wenn sie heule wieder austauchen
du lieber Gott, sie predigen tauben Ohren.
Leider hat der General Vogel v. Falkenstein
durch die Verhaftung Johann Jacoby's, der vor
lrtiker r gar keine Männer gäbe, die da wüßten,
daß in der harten Wirklichkeit der irdischen Dinge
niemals das absolut Vollkommene erreicht werden
kann, sondern daß der Verständige sich mit dem ver-
hältnißmäßig Besten zu begnügen hat! Warum for-
dern wir Elsaß und Lothringen ? Weil es dem
französischen Volke zu einer Erbkrankheit geworden,
uns
unmer von Neuem in unrerm bäusitchen Gemeinde seiner Anhänger in Königs-
Frieden zu stören und wen wir nicht einseheri^ gegen die Erwerbung von Elsaß-Lothringen
warum wir ihm mit der ächt deutschen Volkslrasl , Protest erhoben batte, den Predigern in der Wüste
dieser alten Reich-Lande, mit Fleisch von unserem '
Fleisch, noch ferner die Mittel zur Ausführung
seiner frivolen Plane gewähren sollen. Nun,
haben wir der Schweiz,
gegenüber die gleiche Veranlassung? Bis heute Kein Mensch
nicht. Und haben drefs Staaten ein Interesse daran, j ^ute ^br daran, die r
uns in Zukunft diese Veranlassung zu geben?
Ueberhaupl aber, ist es denn wirklich eine!
ein Pfund in die Hand gedrückt, mir dem sie
lustig zu wuchern beginnen. Ob die Maßregel
., . rechtlich zulässig war. steht noch dahin; allem
^esterreiea. ^Rutzmnd j Anscheine nach aber war sie unnöthig und un-
in Deutschland denkt
i heute mehr daran, die doclrinüre Verranntheit
j Jacoby's für politische Weisheit zu halten. Drum
wäre es doppelt schade, würde mau durch längere
ehrenhaften Mannes
geben, ihre abgestan-
... - . ^ ,_ __ durch die Klagen des Mär-
Wie wir wenigstens d'.e Bedeutung die, es Prm-! f^rthums picant zu machen-
zips verstehen, liegt sie daran, daß, sowen möglich,
die Bevölkerung eines Staates ganz überwiegend
aus Angehörigen der gleichen Sprache und Sitte
bestehen soll, damit die Gleichartigkeit der Ele-
ment' dem Ganzen die nöthige Kraft sichere.
Zur Tagesgeschichte.
— lieber den Angriff französischer Chasseurs
um - d'Asrique in der Schlacht bei Sedan geht der
sich andern Staaten gegenüber in seiner Selbst- „Nordd. Allg. Ztg." nachträglich ein lebhaft ge-
ständigkeit zu behaupten. W?r aber erkennt nicht, schriebener Bericht eines Augenzeugen zu, der um
daß es gerade diesem eigentlichen Zwecke des Na- , so eher wiedergegeben zu werden verdient, als die
tionMaatss zuwiderlaufen würde, wollte derselbe Französische Cavallerie in diesem Feldzug nur selten
die Zusammenfassung der einzelnen Theile eines ernstlich in Aktion gekommen ist.
bestimmten Volkes, den größten Hindernissen, zum Die 9. Kompagnie des 1. uassauischen Jn-
Trotz. bis zu einem Krade ausdehnen, der dis fanieneregiments Nr. 87 war im Verlause der
Aufrechterhaltung seiner Selbstständigkeit auf's Schla t auf die Höhe südlich von Fleigneux ge-
schwebte gefährden müßte? langt, erhielt dort von einer feindlichen Batterie
Jndeß, wozu sich mit unfern Radicalen über auf der gegenüberliegenden Höhe, südlich von Jlly,
das Wesen des Nationalstaates streiten, mit ihnen, heftiges Feuer und ging deshalb in Linie im
denen für dasselbe jegliches Verständniß mangelt? Laufschritt den Abhang hinab gegen die Batterie
vor. Kaum am untern Abhang angelangt, ge-
wahrte der Compagnieführer, Lieutenant Frenden-
berg, der etwas weiter vor war, zwischen der Bat-
terie und dem Dorfe Jlly feindliche Cavallerie-
massen, von denen ein Theil schon etwa aus 400
Schritte gegen ihn im Anreiten war. Rasch schloß
die durch deu Laufschritt etwas locker gewordene
Compagnie zusammen und machte fertig, des wei-
tern Kommando's ihres Führers, der vor der
Front, Auge auf den Feind, sie zur Ruhe und
zum kalten Blut ermahnte, gewärtig.
Die Cavallerie, Chasseurs d'Afrique, etwa
zwei Schwadronen, zuerst im Trabe, aus 200
Schritt im Carriers, jagte mit überraschender
Schnelligkeit unter furchtbarem Geschrei heran.
Auf etwa 50 Schritte hörte mau vom Kompaguic-
führer, der inzwischen zurückgetreten, das laute,
ruhige Kommando „Feuer"; ein Krach und rechts
und links drängte sich im wilden Strom die Ca-
vallerie an den Flügeln der Kompagnie vorbei.
Die Ossiziere und einige kühne Reiter gelangten
bis an die Front und verwundeten mehrere Füsi-
liere, wurden alsdann aber theils herunterge-
schosseu, theils niedergestochen; vor der Kompagnie
aber wälzten sich in wilüem Chaos Reiter und
Pferde am Boden. Einzelne Chasseurs, die nur
durch ihre Pferde zu Fall gekommen, sprangen auf.
feuerten ihre Karabiner aus die Kompagnie ab
und liefen davon, wurden aber meist durch Zünd-
nadelkugeln eingeholt. Die an den Flügeln vor-
beiströmenden Reiterschaaren erhielten noch von
diesen Flügeln Schnellfeuer, jagten dann durch
die Knäueln der 12. Kompagnie, welche, der 9.
Kompagnie folgend, auf halbem Wege vom Ka-
vallerieangriff überrascht war, und schwenkten,
nachdem sie auch auch hier Feuer erhalten, in
großem Bogen in südlicher Richtung zurück.
Wenige Minuten daraus, das Schnellfeuer
war kaum eingestellt, die Aufmerksamkeit kaum
wieder nach vorn gerichtet, erfolgte eine zweite
Äitaque einer gleichen Kavallerieabtheilung in glei-
cher Weise; wiederum auf 50 Schritte eine Salve,
dann Schnellfeuer und, an den Flügeln vorbei in
scharfem Bogen alsdann rechts schwenkend, jagten
die Scharen bei Jlly und durch Jlly zurück. Wie
auf Kommando nach diesem zweiten glänzenden
Erfolge brach die Compagnie in jubelndes Hurrah
aus, mit Gewehr bei Fuß jetzt in voller Zuver-
sicht weiteren Attaquen entgegensehend.
Nach etwa 8 bis 10 Minuten erfolgte denn
auch eine dritte Attaque, wie es schien, von einer
der früheren Abtheilungen,, verstärkt durch neue,
denn es fehlte der Nerv der früheren Attaquen,
wobei freilich die massenhaft am Boden liegenden
Reiter und Pferde sehr hinderlich waren. Die
Chasseurs erhielten ihre Salve auf 50 Schritt,
machten sofort Kehrt und jagten rascher als sie
gekommen zurück, verfolgt von unfern Geschossen.
Kaum war jedoch diese Schaar hinter der Höhe
verschwunden, als etwas seitwärts eine neue Ka-
vallenelinie sich im Vorrücken zeigte. Gleichzeitig
aber hörte man auf der hinter uns liegenden
K>öhe Geraffel, Kommandos, dann einen Knall,