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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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Mai (Nr. 52 - 64)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0253

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Amls-Aerkündigungsökatl für den Bezirk Schwetzingen.

Badische Hopsenzcitung.

Erschein« wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe Sonntagsblatt. -Alle Vostanstalicn und Boten nehmen Bestellungen an. — P r e i S vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltcne Pctitzeilc oder deren Raum 3 kr. Lskalanzeigcn 2 kr.


Eine hochwichtige Mittheilung.
Der Schreck über die ungeahnte furchtbare
Machtentfaltung der „süddeutschen Fraktion" des
Zollparlaments ist der preußischen Regierung in die
Glieder gefahren. Die „Sächsische Zeitung" er-
hält eine hochwichtige Zuschrift ans Berlin, von
einer der Regierung nahestehenden Persönlichkeit,
welche sie der Aufmerksamkeit ihrer süddeutschen
Freunde besonders empfiehlt. Da erfahren wir
denn, daß die preußische Regierung von dem Aus-
gang der Zollparlamentsperiode „im höchsteil Grade
unbefriedigt" ist. „Nicht daß sie das finanzielle Re-
sultat gering anschlüge, aber das Zollparlament
hat sich für das Unisicirungswerk doch gar zu
unbrauchbar herausgestellt." Die Regierung ist
daher entschlossen, die Zollvereinsvertrüge nnt den
süddeutschen Staaten zu kündigen. Ein ungefüger
Zollbundesrath und ein zerrissenes Zollparlament,
das sich zu keiner annexionistischen Demonstration
verleiten läßt, keine Ueberschreitung und Erwei-
terung der Competenz znläßt, ist für die Regie-
rung unbrauchbar, sie kann Beides nicht länger
dulden." Natürlich hat die Kündigung nur den
Zweck, die süddeutschen Regierungen ins Bocks-
horn zu jagen; denn eine wirkliche Auflösung
des Zollvereins kann Preußen nicht wagen, da
alsdann die gesammte Industrie des armseligen
Nordens unwiderruflich rninirt wäre, während
Handel und Verkehr im reichen üppigen Süden
in nie geahnter Größe fortblühen würden. Vor-
derhand aber wird die preußische Regierung allen
Ernstes kündigen, um die süddeutschen Staateil
in die Falle zu locken; geht es schließlich nicht
nach ihren schlauen Plänen, dann gibt sie klein
bei, wirft aber das Zollparlament, das ihre Er-
wartungen so vollständig zunichte gemacht hat,
ganz bei Seite.

Der „Pfälzer Bote", der dein badischen Volke
dies Produkt seiner würdigen Leipziger Collegin
als eine „hochwichtige und interessante" Mitthei-
tnng anftischt, fügt hinzu, daß sie allerdings
„etwas unglaublich" klinge. „Etwas unglaub-
lich", wie zart! Die „Sächsische Zeitung" hat
die Gepflogenheit, allwöchentlich mindestens ein-
mal „von einer der Regierung nahestehenden Per-
sönlichkeit" aus Berlin irgend eine „hochwichtige
Zuschrift"' zu erhalten, Artikel, deren halbamt-
licher Charakter darin besteht, daß sie aus dem
Preßbureau — des Exkönigs Georg in Hietzing
hervorgehen. Aber braucht man denn das über-
haupt zu wissen, um dem obenerwähnten Mach-
werk den Stempel unverschämtester Erlogenheit
sofort an der Stirn anzusehen ? Alle Welt weiß,
daß die preußische Negierung nie auch nur die
leiseste Sympathie für eine Competenzerweiterung
des Zollparlaments angedeutet, daß sie ein dahin-
gehendes Streben nie auch nur im geringsten
unterstützt hat. Nüchterner und enger als in der
Eröffnungsrede gerade der letzten Session, können
die Befugnisse auch von dem wüthendsten Parti-
külaristen nicht aufgefaßt werden. Wo ist da auch
nur der Schatten eines Wunsches zu erkennen,
das Parlament möge sich zu andern Zwecken ge-
brauchen lassen? — Und am Schluffe der Session
hob der König von Preußen in seiner Thronrede
nicht allein hervor, daß die Zuversicht, mit der
er das Zollparlament beim Beginn der ersten
Session der Legislaturperiode begrüßt, durch die
an Früchten so reiche Thätigkeit namentlich der
letzten Session vollauf befriedigt sei, sondern er
fügte ausdrücklich hinzu: „So entlaste ich Sie.
geehrte Herren, in der zuversichtlichen
Hoffnung, daß auch die künftigen Versamm-
lungen des Zollparlaments nnserm gemeinsamen
Vaterlande zum Segen gereichen werden." Und

noch sind nicht 14 Tage über diese Worte ver-
gangen, da bindet die „Sächsische Zeitung" ihren
„süddeutschen Freunden" ihre Lügen von höchster
Unzufriedenheit u. s. w. auf. Mögen sich die
„Freunde" bei dem Leipziger Welfenblatte besten?
bedanken für das Compliment, das damit nicht
allein ihrein politischen Gedächtniß, sondern auch
ihrem politischen Verstände gemacht wird. Wir
unsererseits haben unsere Freude daran, daß ge-
rade Herr Bissing unS diese Windbeutelei alt
„höchst wichtig" anzupreisen wagt, nachdem er
noch vor Kurzem sich so viel darauf zu gute ge-
than, daß Niemand weniger zur Ueberbrnckung
des Maines Lust habe, als Graf Bismark.
Das Ganze gewährt einen erfreulichen Ein-
blick in die Mittclchen, mit denen man dem „Süd-
bund" den Boden zu ebnen gedenkt. Fürwahr,
eine saubere Politik! Glück zu! der entsprechende
Erfolg wird nicht fehlen! (B. C.)

* Rundschau.
Das Schicksal des norddeutschen Strafgesetz-
buches ist entschieden. Für einige schwere Fälle
wird die Todesstrafe beibehalten, dafür aber auch
im ganzen Gebiete des norddeutschen Bundes ein
gleichmäßiges Gerichts - und Strafverfahren ein-
geführt, welches trotz noch manchen, ihm ankleben-
den Mängel auch bedeutende Reformen aufweist.
Graf Bismarck fand es für angezeigt, sein stilles
Varzin zu verlassen, um in den Stunden der
Entscheidung selbst thätig in den Gang der Ver-
handlungen einzugreisen.
In Spanien haben die Cortes die Civilehe
zum Gesetze erhoben. Spanien ist bekanntlich ein
gut katholisches Land; ob wohl der „Spanische
Beobachter" u. dessen Consorten — wie anderwärts
geschehen — die Bauern auch belehren, daß man

Einarmig und verkannt.
Novelle v. Friedrich Cchödler.

(Fortsetzung.)
In der That waren Alle gespannt auf den
Verlauf dieser sonderbaren Wette.
„Wir hatten heute ein starkes Gewitter,"
sagte Fink.
„Wir hatten heute ein starkes Gewitter," wieder-
holte Bückeborg feierlich.
„Und gar Mancher ist naß geworden," fuhr
Fink gleichgiltig fort.
„Und gar Mancher ist naß geworden," —
sprach das Echo nach.
, „So, jetzt haben Sie schon verloren!" rief Fink
hastig und griff nach dem Geld.
„Wo so —" schrie Bückeborg und siel dem
Gegner in den Arm „wo so habe ich verloren —
Sie müssen noch was vorsagen."
„Bester Bückeborg," lachte Fink, „das ist be-
reits geschehen, aber Sie haben es nicht wieder-

holt; Sie hätten sag-m müssen: „So, jetzt haben
Sie schon verloren!"
Diesmal waren die Lacher aus Finks Seite
und Herr Bückeborg mußte mit betrübter Miene
zusehen, wie sein Gegner den blanken Gulden ruhig
einstrich.
Es folgten nun noch bunt durcheinander aller-
lei Rütbsel, Krafttouren, Anekdoten und Lieder;
allein die gegebenen Proben reichen sicherlich hin,
um zu zeigen, daß — „mit wenig Witz und viel
Behagen" — wie freilich Manchen! dünken mag,
die Geschäftsreisenden auf „Tagesarbeit" — „Frohe
Feste" folgen zu lassen wissen. Ich würde in der
That hier abbrechen, Hütte nicht Herr Bückeborg
nochmals nm's Wort gebeten. Der verlorene
Gulden wurmte ihn offenbar — er ging auf ein
Unternehmen aus, denselben zu retten.
„Meine Härrn, ich erlaube mir einen Vorschlag.
Der Herr Fink ist mir Revanche schuldig; er soll
gehen in dem Nebenzimmer; es wird Etwas ver-
steckt, was er nach dem Anschlägen an ein Glas
suchen muß. Hat er die Sache in einer bestimmten
Zeit nicht gefunden, so zahlt er mir zurück meinem
Gulden."

Fink war sogleich bereit; „was wird versteckt?"
fragte er.
Es wurden verschiedene Gegenstände vorge-
schlagen, allein Fink bestand darauf, daß der ge-
wählte nicht allzu klein sei.
„Wir verstecken das Ei, welches Bückeborg
übrig gelassen hat." schlug Änderte vor.
„Gut, un wie lange darf ich suchen?"
„Fünf Minuten," lautete die Antwort.
„Angenommen!" rief Fink und verließ das
Zimmer.
Es wurden nun die schlauesten Vorschläge ge-
macht, um den gewandten Fink zu fangen. Man
gedachte der entlegensten und verborgensten Winkel
und Eckchen.
„Nein," sagte Auberle geheimnißvoll, „Ihr
könnt Euch darauf verlassen, dort sucht er am aller-
ersten. Ich müßte dagegen einen Platz vorzu-
schlagen, an den kein Mensch denkt und den er
gewiß nicht so bald ausfindig macht."
„Und wo?" fragte neugierig die Gesellschaft.
(Fortsetzung folgt.)
 
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