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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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November (Nr. 129 - 141)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0533

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Xi). 131.

Vierter Jahrgang.

Samstag, 5. November 1870.


Erscheint söchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la t t. — Alle Postanstnlten und Baten uehmei! Bestellungen an. — Pr e is vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigespaltene Petitzeile oder deren Ncnrm 3 kr. Lskalan zeigen 2 kr.


Bezugnehmend auf unseren Aufruf vom 18. Sepleniber und 21. Oktober d. Js. in deren Folge uns manche liebreiche Gabe für die im Feld
stehenden Söhne Badens geworden, fühlen wir uns, in Anbetracht der herannahenden kalten Jahreszeit gedrungen, an Euch und alle Menschenfreunde
die ein fühlendes Herz für unsere tapferen Soldaten haben, abermals die Bitte um Beisteuer von Beitragen, bestehend in Geld und warmer Kleidung
zu richten.
Vieles bleibt noch zu thun übrig, wenn wir unseren Söhnen und Brüdern das vergelten wollen, was sie in diesem blutigen Kriege für uns
gethan; sie sind es, denen wir es zu verdankeg haben, daß wir zufrieden in unserem Familienkreise ihre Waffenthaten mir Stolz und Staunen bewun-
dern können; aber damit ist es nicht allein gethan, wir müssen ohne Unterlaß auch für deren Gesundheit besorgt sein, wenn sie den Strapazen des
Winters widerstehen sollen; mag doch mancher brave Soldat draußen in den -kalten Nächten ans dem Posten stehen um für unsere Sicherheit zu wachen,
ohne daß vielleicht sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht: eine warme Untertlridnng zu besitzen, während wir nnS zu Hans gemüthlich im Federbett
dehnen und Dutzende von Socken und Beinkleidern im Kasten verschlossen halten.
Oeffnet Eure Hände, bringt Eure Gaben dar, muntere Einer den Andern dazu ans! Liefert die Beiträge an das Unterzeichnete Cvmite
zur weiteren Beförderung ab. Auch an die Bewohner unseres Bezirks richten wir die gleiche Bitte, in der Hoffnung, daß sie unfern Ausruf
nicht unberücksichtigt lassen werden, da auch ihre Angehörigen an den Wohlthaien der Sammlung Theil nehmen. Schon Ende nächster Woche soll
eine größere Sendung Wollbekleidnngsgegenständc von Karlsruhe ans an die badische Division abgehen und ist daher eine rasche Einsammlung nöthig.
Der Hauptmangel besteht namenrüch irr wotterren Socken, Fußlappen von Flanell oder anderen weichen Wollstoffen. —
Mögen alle Bewohner hiesiger Dtadt und Umgegend von der Verpflichtung durchdrungen sein, die Mühen und Anstrengungen unserer braven Truppen
thnnlichst erleichtern Zn Helsen.
Schwetzingen, den 2. November 1870.
Das Lomilc ;nr Untersuchung der im Felde stehenden Krieger.
F?Z. Die Gaben können jederzeit ans hiesigem Nachhause abgegeben werden, von wo ans die Einsendung an das Ceniralcomite besorgt
werden wird.

Na h dem Hauptquartier Versailles
eingclangt^i Berichten vom 29. Oct. hat General
Mantenffel das Kommando der ersten Armee er-
halten. Ans Paris sind im Hauptquartier be-
stimmte Nachrichten eingeaangen, daß der Fleisch-
vorrath in der belagerten Hauptstadt nur noch 12
Tage ansreicht.
Gestern Mittag hatte Thiers eine drei-
stündige Besprechung nüt den: Grasen Bismarck.
Heute früh war militärische Bewachung beim König,
welcher der Bundeskanzler beiwohnte. Um 2 Uhr
zweite Zusammenkunft des Letzteren' mit Thiers.
— Ans Florenz, 27. Oct. enthält die
„N. Fr. Presse" folgendes Schreiben: Der Brief
eines jungen italienischen Freiwilligen ans Dole
gibt manche interessante Aufschlüsse über Garibal--
vi's Stellung in Frankreich; es scheint, daß zwi-
schen der französischen Regierung und der italie-
nischen Frcischaar bereits kleine Reibungen und
Unzufriedenheiten vorgekommen sind. Die letztere
klagt, daß Ulan Garibaldi nicht hinlänglich freie
.Hand lasse, seine Thätigteit zu entfalten und daß
die französische Regierung an zu viel diplomati-
schen Rücksichten kranke. Freiwillige kämen wohl
in großer Anzahl an, aber kaum angelangt, be-
merkten sie, daß die Centralregierung nicht thue,
was sie sollte. Die Negierung habe die Dienste
des Generals Garibaldi angenommen, aber sie
scheine seine Bedeutung doch nicht recht zu begrei-
fen, sonst würde er bereits eine seiner kühnen
Unternehmungen gemacht haben. Wo Garibaldi
erscheine, heißt cs, flöße er den Freiwilligen, Mo-
bilgarden und Freischützen Vertrauen und Begei-
sterung ein, überall würde er mit „Vivat Gari-
baldi !" begrüßt und in Pontailler wurde er von
den Freischützen, Mobilgarden, von allen Bürgern

T e L e g r a m m
des Gr. Ministerium des Innern an Gr. Bezirks-
amt Schwetzingen.
Nach Meldung des Generals v. Werder an
Se. Königl. Hoheit den Großherzog wurde von
den Brigaden Prinz Wilhelm und Keller am 31.
v. M. Dijon nack heftigen! Gefecht in Besitz
genommen.
sWicdcrhelt aus einem Donnerstag Nachmittag auSgegebenea
Extrablaite.)
(Offizielle militärische Nachrichten.)
Versailles, 31. Oct. P rinz F r i e d-
rich Kar t meldet, oaß in Metz 53 Adler mit
Fahnen abgeliesert worden sind. Thiers ist heute
Mittag ans Paris hierher znrnckgekehrt. Sonst
vor Paris nichts vorgefallen.
Die Vorposten des Generals v. Werder tra-
fen am 27. in der Umgegend von Gray auf feind-
liche Truppen, schlugen dieselben überall in die
Flucht und nahmen 15 Offiziere und 500 Mann
gefangen. v. Podbielsri.
Versailles, 1. Nov. Verlust der 2.
Garde-Jllfanterie-Division im Gefecht vom 30. Oct.
34 Ossiziere, 439 Mann. Fort Valerien feneAe
den 31. Abends und 1. früh sehr lebhaft, ohne
daß diesseits irgend welcher Verlust.
v. Podbielski.
Bvcrsnch, 2. Nov. So eben, halb 8 Uhr
Morgens hat das Bombardement von Nenbreisach
und Fort Mortier begonnen.
Saarbrücken, 2. Nov. 70,000 Oiefan-
gene sollen hier per Bahn passtren; 85,000, mit
Bedeckung von 1600 für je 10,000, marschiren
nach Saarlouis, von wo sie ans der Eisenbahn
weiter befördert werden.

Aur Mgesgelchlchre.
— Gambeita hat folgende Proklamation an
die Armee erlassen:
Soldaten! Ihr wurdet verrathen, aber nicht
entehrt. Jetzt, wo Ihr der unwürdigen Führer
entledigt seid, kämpfet für die Rettung des Vater-
landes, für den hetmathlichen Herd, eure Famitien,
für Frankreich, eure Mutter. Rächet eure Ehre,
welche die Ehre des Landes ist. Eure Brüder
von der Rheinarmee haben ihre Stimme gegen
jenes feige Attentat erhoben, ihre Hände von der
fluchwürdigen Kapitulation ferngehalten. Führt
i h r den Sieg zu uns zurück, e n ch sind die Ge-
schicke des Landes auvertrant.
— Ans Ars an der Mosel sbei Metz)
30. Ocl. schreibt H. Wachenhnsen der „Köln. Z>g."
unter Anderm ;
Etwa nach 1 Uhr gestern Mittag begann der
Ansmarsch der gefangenen Armee aus allen Thoren.
Der Prinz Friedrich Kart hatte sich mit seinen!
Stabe und sämmttichen Offizieren mit Schärpen
in großer Uniform hinter Jouy an der Chaussee
von Jrescaty ausgestellt; jedes unserer.Korps blieb
in seiner Stellung, die hessische Division war zur
Uebernahmc der Gefangenen kommandirt. Bazaine
erschien zuerst, Allen voran, ritt an der Spitze
seiner Offiziere aus den Prinzen zu und redete
diesen mit den Worten an: „ÄoimeiArwru', .smi
1'lrcmneur äs nie prvsoütsr!" Der Prinz winkte
ihn an seme Seite und darnach begann der Vor-l
marsch der gefangenen Offiziere, und der Armee
selbst, znin Theil nach den Waffen geordnet, zum
Theil zrols-iriöle. Die Offiziere, welche ein Kom-'
mando hatten, waren zu Pferde, die übrigen hatten ^
ihre Waffen, da ihnen gestattet war, erst später!
in der Stadt dieselbeit abznlegen.
 
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