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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1870

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November (Nr. 129 - 141)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30183#0534

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mit Jubel empfangen und die Frauen bedeckten
ihn förmlich mit Blumensträußen. Garibaldi fühle
sich in seinem Elemente, ertrage vortrefflich, trotz
feines Alters, alle Anstrengungen, mache Recognos-
zirungen, ermutyige die Soldaten, berathe sich mit
den Bürgermeistern, mit allen Behörden. Aber
trotz alledem sei etwas in diesem großen Drama,
was zu wünschen übrig lasse, was wie ein Alp
auf Allem ruhe und auch die Muthigsten von aller
Bewegung abhalte. Nach vollendetem Kriege könne
man sich darüber aussprechen; einstweilen lege die
gefahrvolle Lage Frankreichs die Rücksicht des
Schweigens auf. Das sind Andeutungen, die be-
merkenswert!) sind. — Interessant ist auch, was
ein junger Franzose aus Dole schreibt: „Ich be-
finde mich unter dem Befehle Garibaldi's. Wir
konnten natürlich kein Vertrauen mehr zu Gen.
Eambriels haben, der uns so plötzlich zu Remire-
mont verließ. Er nahm zum Vorwände, daß der
Mangel an Disciplin der Mobilen der Vogesen
die einzige Ursache war, daß er mit solchen Sol-
daten keine Schlacht liefern wollte und deßhalb es
für klüger hielt, sich zurückzuziehen, uni sich eine
gute Stellung auf der Straße von Lyon zu sichern.
Es könnte etwas Wahres hierin liegen, weil die
Bevölkerung der Vogesen des französischen Namens
sehr wenig würdig ist; die Art, mit der sie uns
auch gegen Bezahlung das verweigerten, dessen
wir bedurften, zeigt hinlänglich ihre Gleichgültig-
keit und ihren Patriotismus; doch hat uns der
General Eambriels nicht erklärt, warum er, nach-
dem er uns unseren Platz bei den Vorposten an-,
gewiesen, sich mit allen seinen Truppen zurückge-
zogen habe, ohne uns zu benachrichtigen, wobei
wir in die fürchterlichste Lage gerathen wären,
wenn der Feind uns angegriffen hätte, weil wir
dann den Angriff bestanden hätten, in der Mei-
nung, daß unser Rückzug gesichert sei."

* Schwetzingen, 4. Nov. Rascher,
wenn auch nicht sicherer, haben wir diesmal den

Bericht des Sieges der deutschen (hier fpecien der
badischen) Waffen bei Dijon aus französischer
statt aus deutscher Quelle vernommen.
Die' Verlogenheit und Unzuverlässigkeit der
französischen Blätter geht aber derart Mer alle
Maßen, daß es der Bestätigung deutscherseüs be-
durfte, um selbst von diesem Erfolge der deutschen
Waffen überzeugt zu sein.
Das verspätete und spärliche Eintreffen der
Nachrichten vom Weroer'schen Corps ist jeden-
falls dem Umstande zuzuschreiben, daß nur eine
sehr mangelhafte Verbindung nach rücOu s be-
steht , was sich jedenfalls durch den Umstand er-
klären läßt, daß die zahlreichen befestigten Plätze,
die an der südöstlichen Grenze Frankreichs liegen,
einen regelmäßigen Verkehr mit der Heimath un-
sicher machen und erschweren.
Mögen unsere braven Badener übrigens ihren
Siegeslauf nur fortsetzen! Es genügt uns immer-
hin, wenn die französischen Blätter sc löst mit-
theilen, daß ihre Truppen wieder deutsche Hiebe
wegbekamen u. sich „rückwärts eoncentriren" mußten!
* Schwetzingen, 4. Nov. Nicht allen
Franzosen ist die Einsicht in die verzweifelte Lage
des Landes abhanden gekommen!
Den Offizieren der Besatzung von Metz hat
Vazaine vor der Uebergabe der Festung die
Sachlage in einer Weise darstellen lasten, die in
prägnanier Kürze, Schärfe und Klarheit nichts zu
wünschen übrig läßt und nach welcher man wirt-
lich zu dem Schluffe gelangen muß, daß alle
fernern Anstrengungen zur Bewältigung und Ver-
sagung der Deutschen blose Hirngespinste sind.
Wir entnehmen dieser Eröffnung des Marschalls
Bazaine folgendes:
Die vollständigste Anarchie herrscht gegen-
wärtig in Paris ; das einaefchlossene, ausgehungerte
von der Außenwelt ganz abgeschnittene Paris muß
in wenigen Tagen den Preußen seine Thore öff-
nen. Die Zwietracht lähmt die Vertheidigung;
die Mitglieder des Vertheidignngs-Comite's haben
nicht mehr das Heft in den Händen. Gambetta
und Keratry sind auf Ballons abgereist; der eine

ist bei Amiens, der anoere bei Bar-le-Duc nieder-
gefallen. Im Süden Frankreichs hat die Unord-
nung ihren Gipfelpunkt erreicht. Die rothe Fahne
weht in Lyon, Marseille und Bordeaux. Eine
Armee freiwilliger Bretagner wurde bei Orleans j
vernichtet. Die von Räuberbanden heimgesuchte
Normandie hat die Preußen zu sich berufen, um
die Ordnung herzustellen. Havre, Elboeuf, Rouen
haben gegenwärtig preußische Garnisonen, welche
gemeinschaftlich mit der Nationalgarde die öffent-
SicherheiL aufrecht erhalten. Ein religiöser Aus-
stand ist in der Vendse ausgebrochen. Der Nor-
den wünscht heiß den Frieden. Preußen fordsri
Lothringen und Elsaß und mehrere Milliarden
Entschädigung. Italien verlangt Savoyen, Nizza
und Eorsica. Da die provisorische Regierung aus-
einander gesprengt ist, die verschiedenen Städte, in
so fern es die Form der Regierung betrifft, nicht
einig sind, die Orleans sich nicht präsentirt haben,
so verursacht diese Anarchie der preußischen Re-
gierung, welche geneigt ist, wegen des Friedens
zu unterhandeln, Schwierigkeiten. Sie kann zur
Feststellung der Grundlagen zu Unterhandlungen
sich nur an die Regierung wenden, welche vor dein
1. September bestand, d. b. an die Regentschaft.
Es ist noch unbekannt, ob die Regentin unter
den obwaltenden Umständen ans friedliche Unter-
handlungen eingehen will. Im Verweigernngs-
salle könnte man sich aber nur an die ans dein
allgemeinen Stimmrecht hervorgegangene Depntirlen-
kammer wenden, welche die Nation noch ans legale
Weise reprüsentirt.
Karlsruhe, 2.,Nov. Wir bringen Zur
öffentlichen Kenntniß. daß in Folge der Fortsetz-
ung der Operationen des 14. Armeecorps seit dem
26. v. M. die Postbeförderung nach und von den
Truppen der großh. Felddiviston, welche einen
The'l des genannten Armeecorps bildet, bis auf
Weiteres eingestellt werden mußte, und selbstver-
ständlich auch anderweite Sendungen nach und
von der großh. Felddivision vorerst nicht effet-
tnirt werden können. (Karlsr. Ztg.)
8 Hannover, 2. Nov. Vor einigen Ta-
gen hatten wir hier das interressante Schauspiel
der Allarnürnng unserer Garnison, angeblich in
Folge der von Bremen eingelroffenen Nachricht über
die Rückkehr der französischen Flotte in die Nord-
see. Kaum war das erste Signa! erklungen als
die Soldaten aus allen Straßen in Hellen Haufen j
zum Bahnhose eilten und in unglaublich kurzer!
Zeit bereit zur Abfahrt standen. Die Nachricht,!
daß der Herr General-Gouverneur mit seinem, j
ge.zen 7labe bereits voransgecilt sei, bestätig-!
sich übrigens nicht, derselbe hat unsere Stad! s
nicht verlassen. Daß in Folge der Allan !
mirnng die fabelhaftesten Gerüchte die Stadt durch-s
flogen versteht sich von selbst; übrigens scheint man!
selbst unmittelbar an der Küste nicht die geringste'
Besoraniß zu hegen weil inan eS bei den getrof- !
senen Vorbereitungen für unmöglich hielt, daß die l
französische Flotte trotz Strandbatterien und Tor-!
pedos das Einlaufen wagen sollte.
— Ans Befehl des Herrn. Bundeskanzlers!
sind die betreffendeil Behörden unserer Provinz !
augenblicklich damit beschäftigt genaue Nachweise !
über die Contributionen und Erpressungen aufzn-ch
stellen, welche zur französischen Zeit von den!
Machthabern in dem Königreiche Hannover gemacht
worden sind. Gras Bismarck scheint darnach zur!
großen Freude Aller ganz gründlich mit den!
Herren Franzosen abrcchnen zu wollen.

Bekanntmachung
Den Abschluß der Feuer-
versichernngsbücher betr.
Nr. 6640. Die Gemeinderäthe des Amts-
bezirks werden auf Z 27 der Instruction III zum
F.-V.-G. aufmerksam gemacht, wornach in den
ersten Tagen des Monats November eine Com-
mission des Gemeinderaths sämmtliche Gebäude
der Gemeinde genau zu besichtigen hat. Das auf-
genommene Protokoll über die im Laufe des
Jahres neu errichteten Gebäude, sowie — ein-
schließlich der nach Z 27 des Ges. und Z 29
dieser Instruction fürsorglich abgeschützten — jener,
welche in diesem Zeitraum durch Anbau in ihrem
ltmfange vergrößert oder durch Abbruch verkleinert,
durch Ausbesserungen in ihrem Werihe erhöht
oder durch Banfälligteit vermindert worden, muß
bis längstens 15. November den Banschätzern
zngestellt werden. Wir erwarten genaue Befolgung.
Schwetzingen, den 31. October 1870.
Großh. Bezirksamt:
Richard.
Bekanntmachung.

Das Vertilgen der Raupen betr.
Beschluß.

Aus Stadt und Land.
§ Schwetzingen, 4. Nov. Unser geachteter
Mitbürger Herr Dr. Kiefer har heute vor
fünfzig Jahren seine ärztliche Praxis begonnen
und sind demselben anläßlich dieses fünfzigjährigen
Jubiläums Glückwünsche von allen Seiten znge-
gangen.
Möge es dein würdigen Manne, der sich
.einer noch so großen Frische des Geistes und
Körpers erfreut, noch lange vergönnt sein, znm
Wohl der leidenden Menschheit in unserer Mitte
zu wirken!

Nr. 6642. Die Bürgermeisterämter des
Bezirks werden veranlaßt, die in Z 1 der V. O.
Gr. Handelsministeriums vom 1. Okiober 1864
(Regbl. S. 737) vorgeschriebene öffentliche Auffor-
derung zu erlassen, den Vollzug der Raupenver-
titgnng überwachen zu lassen und gegen die Säu-
migen nach Maasgabe der V. O. einznschreiten,
bis zum 15. Februar k. I. ist Anzeige über den
Vollzug anher zu erstatten.
Schwetzingen, 2. November 1870.
Großh. Bezirksamt:
R ichar d.
BekMmtMachmrg.
Die Unterhaltung der Gemeinde-
toege betr.
An die Gemeinderäthe des Bezirks:
Nr. 6590. Nach Anzeige d:L Slaatsstraßen-
meisters ist das vorgesehene Material zur Straßen-
unterhaltnng in den meisten Gemeinden noch nicht
angefahren. Die Gemeinderäthe werden deßhalb
angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß die Bei-
suhr bis znm 15 d. M. vollendet ist. Gegen die
Säumigen müßte strafend cingeschritten werden.
Schwetzingen, den 3. November 1879.
Großh. Bezirksamt.
R i ch a r d.
BcrstMcrungs-Aükmiöiigmg.
Nr. 433. Ans Antrag der Erben der ver-
lebten Rathschreiber Zouas Molitor Eheleute
von Reilingen wird der Erblheilnng wegen, das
nnlcn beschriebene Wohnhaus
Montag, L4. November d. Is.
Nachmittags 2 Uhr,
ans dem Rathhause in Reilingen öffentlich zu Eigen-
thum versteigert und endgiltig zngeschlagen, wenn
der Anschlag, oder darüber erlöst wird.
Beschreib n n g
der
Liegenschaft.
Hans-Nr. 134. Ein meu er-
bautes einstöckiges Wohnhaus mit ge-
wölbtem Keller, Waschküche, Schöpsen
und 2 Schweinställen, nebst L.-B.-N.
177 60ffi» Ruthen neu Maas Hans-
Platz, Hosraithe und Garten, an der
Straße nach Hockenheim gelegen, neben
Peter Wächter und der Synagoge.
Taxirt 3000 fl.
dreitausend Gulden.
Schwetzingen, den 27. October 18i0.
Der Größt). Notar:
Sommer.
 
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