Donnerstag, 3. Marz 1870. 27, Vierter Jahrgang.
Erschein» wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b I a t t. - Alle Postanstalten und Boten nehmen Bestellungenan. — P r e r S vierteljährlich 45 kr.
Inserate die dreigesvaltene Petitzeile oder deren Baum 3 !r. L - kalanzei ge n 2 kr.
Weitere Unterstützungen für hiesige
Ortsarme stns eingegangen:
1. Beim Bürgermeisteramt,
a. au Geld:
Von Frl. D. F. I sl. 18 kr,, Hin. I. W.
I. 10 fl.
Was bedeutet in Wahrheit eine
„über den Parteien stehende"
Regierung?
(Schluß.)
Das ist eine ehrliche und billig denkende A-:f-
saffu ng der Stellung einer Regierung zum Fürsten
und zum Volke. Das ist die Wahrheit, welche
die „Warte" in gleißnerischer Zweideutigkeit mit
dem Namen „Parteiregiment" verdächtigen möchte,
und wogegen sie ihre eifrigen Proteste richtet. Nus
diesen Protesten wird das badische Volk erkennen
können, welche Aussichten ans eine bessere Zukunft
ihm diese fromme, glücklicherweise bis heute nur
ans einigen adeligen Herren, den sogen. Protest-
pfarrern und ihrem Anhänge bestehende Partei
eröffnen möchte. Sie wollen den verantwortlichen
Minister in die erhabene Stellung — „über den
Parteien" — hinaufschrauben, welche doch nur
dem versassungsgetrenen Fürsten, dem Souveräne
des Staates, gebührt. Sie wollen unter dem
heuchlerischen Vorgeben des „Sieben-? über den
Parteien" um diesen Minister das trügerische Licht
der „Gerechtigkeit nach allen Seiten" verbreiten,
während sie in Wahrheit ihn seiner Verantwort--
lichkeit gegen die Volksvertretung entkleiden und
seine Verwaltung durch die Person des Fürsten,
aus dessen Unkosten, zu decken suchen.
Es ist klar, daß durch diese gewaltsame Ver-
rückung des natürlichen Gleichgewichts im Versas-
iungel.b.n der politische Einfluß der Volksvertre-
tung im höchsten Grade geschwächt und damit auch
das Recht des Volkes, auf seine Geschicke mitbe-
stimmend einzuwirken, beseitigt wird. Wir wür-
den. sofern die Hoffnungen der „Warte" in Er-
füllung gehen sollten, einer neuen Reaetion, den
Gefa.rcn eines dem Geiste der Verfassung und
der Volksvertretung unzugänglichen persönlichen
Regiments ansgesetzt sein. Die hohe Stellung des
Fürsten würde hierdurch geschädigt und die wahre
Achtung vor der Volksvertretung würde herabge-
würdigt. Das ist zu allen Zeiten das Ergebniß
dieser nnt Verfassungssormen frivol spielenden Po-
litik gewesen.
Aber diese in Baden überwundenen Ideen
bilden einen großen Tbeil der Begeisterung der
„Warte" für die „nationale Sache." Die höchste
Blüthe des preußischen Staates ist ihr das Regi-
ment des Eulinsministers v. Mühler, dein die
Mehrheit der olksvertretnng längst ihr Mißtrauen
in schärfster Weise zu erkennen gegeben hat. Auch
er will ein „über den Parteien stellender" Mini-
ster sein. Er flüchtet sich vor dem Umvillen der
Volksvertretung hinter die Person d-s Königs und
octrovirt unter dem Schutze und ans Unkosten des
königlichen Namens dem Staate und VMe Preu-
ßens seine und sein r Creaturen verhaßte Persön-
lichkeiten. Hat wohl König 'Wilhelm. hat der
Norddeutsche Bund, bat die Sache oer deutschen
'Ration von diesem frommen Minister bis zum
heutigen Tage irgend einen Vortheil gezogen?
bat derselbe nicht vielmehr eine wahrhaft gemein-
schädliche Wirksamkeit entfaltet? Wir denken, hierüber
hat die öffentliche Meinung Deutschlands längst
ihr Urtheil gefällt. Seine Existenz in der preu-
ßischen Negierung ist ein organisirtes Hindernis;
gegen das Zustandekommen eines zeitgemäßen und
der Zukunft Preußens würdigen Unter-ichtsgesetzes.
Selbst die Verhältnisse der protestantischen Kirche
in Prmißen sind unter seiner Leitung in eine zer-
rüttende Unordnung gefallen. Aber wir dürfen
uns dessm getrosten: seine Tage im preußischen
'Ministerium sind gezählt. Sein Sturz, sein
nothgedr n ngenes Herabsteigen vor der
Wucht des öffentlichen Geistes wird in naher Zu-
kunft auch für Preußen den Beweis erbringen,
daß die dauernde und s gensvolle Verwaltung eines
Ministers nicht im Trotzen und Pochen gegen die
Ueberzeugungen der Mehrheit der Volksvertretung,
sondern nur in der Harmonie mit derselben be-
gründet werden kann.
So haben wir an diesem einzigen Beispiele
wohl einleuchtend bewiesen, daß ein „verfassungs-
mäßiges Parteiregiment" kein Uebel, vielmehr das
einzige Mittel ist, um die Person des Fürsten
sernezuhalten von den Leidenschaften des politischen
Kampfes und zugleich Me Recherung des Staates
in gesundem Zusammenhang zu erhalten mit dem
Geiste und der Richtung des Volkes. Im Gegen-
sätze hierzu ist das, was uns die „conservative"
Politik der Herren von der „Warte" als das Heil
unserer badischen Zukunft bescheeren möchte, eine
neue Auflage jenes der Volksvertretung trotzenden
Ministerrgziments, wie wir es einst in der Gestalt
Blittersdorff's zum Unheil des badischen Landes,
des Fürsten und des Volles mustergültig kennen
gelernt haben.
Zum Schlüsse wird von Seiten der Conser-
vativen Herr Slaatsminister Jollp in demüthigen
Phrasen eingeladen, sich zur Wiederholung jenes
auch heute noch unvergessenen Schauspiels, an die
Spitze der gewaltigen Macht zu stellen, welche die
Herren Mnhlhäußrr und v. Göler kommandiren.
Dieses wunderliche Ansinnen wird wohl bei der
badischen Regierung eine sehr matte Aufnahme
ßine Wacht in der KolHauerkütte.
(Fortsetzung.)
Endlich starb ihre Mntt.-r. Die Leute sagten: Tas
wird ihr Her; wenden! Sic irrten. Sic änderte sich nicht.
„Das Wahrscheinlichste war, daß sie zu glauben schien, ihre
Mutter und Lorenz seien Schuld gewes.n, daß Caspar zur
Andern ging, und hätten sie dann im ersten Augenblicke
eif.rsüchtigcr Aufregung in ihr Netz gelockt. So sah sie
sich als eine Betrogene an, sich und Cnspcr, den sie doch
wohl am liebsten gehabt hätte. Sv entstand die Abneig,
ung gegen ihr.n Mann und die Abwendung von ihr r
Mutter und die reiche Ernte deS Elends und des Kummers
für alle Trcie, die der Mutter das frühe Grab bereitete
und zwei Herzen schied, die völlig dazu angcthan waren, sich
gegenseitig glücklich zu machen.
„Lange Zeit hörte man von CnSpar nichts, gewiß
über sechs bis acht Jahre; da kam die erste Nachricht von
ihm in's Torf.
»Es war an dem Tage des ersten Aufgebots von Lies-
chen und Lorenz, wo er in voller Verzweiflung sortgegangen.
Wohin, das wußte er selbst nicht. So lange er Geld
hatte, rannte er fort, immer nur bedacht, recht weit weg zu
kommen von dem Orte seiner Qual. Das Geld aber
wächst bekanntlich nicht nach von selber. Es kam nichts
dazu und so nahm es ab. Mit Schrecken wurde er das
gewahr, als er sich eben der Gegend Saarbrücken's näherte.
„Er war ein stattlicher, prächtiger Bursche, der Ge-
schick und Kräfte hatte. Da er aus dem Lande am Don-
j nersberge war, siel sein Kommen nicht auf und er fand
^ auf einem Eisenhüttenwerke Arbeit. Wäre er Werbern in
die Hände gefallen, vielleicht hätte sein Schicksal eine andere
^ Wendung genommen. Nun blieb er ans dem Hüttenwerke,
wo man ihn bald als einen sehr brauchbaren Menschen er -
kannte. Er erlernte das Formen schnell und wurde bald
einer der vorzüglichsten Former. Aber im Innern nagte
und gohr es uncrmüdet fort. Es trieb ihn eine rast-
lose Unruhe um, und es war einem Trüpplein liederlicher
Gesellen ein leichtes, ihn in ihren Kreis zu ziehen, wo der
Trunk und das Spiel mit gleicher Macht herrschten. So
suchte er durch den Taumel der Trunkenheit und die wilde
Aufregung des Spiels sein Herz zu betäuben — indessen
ist das eine Bahn, die schnell abwärts führt. D r Hüttcn-
herr hätte ihn gerne weggchchickt, wenn er ihn hätte ersetzen
und entbehren können. Das war aber nicht wohl thunlich,
und so wurde er, trotz seiner Laster, geduldet. Einst lernte
e ein Mädchen kennen beim Tanze, das einige Aehulich-
keik mit Lieschen hatte. Sie war aus dem Dorfe, eines
Lehmformcrs Kind, hatte in Trier ein Jahr gedient, war
gefallsüchtig und schlau und wußte Caspar so in ihr Netz
zu kriegen, daß er sie heiralhcte. Leider hörte Caspar erst
zu spät von ihrer üblen Aufführung in Trier. Das gab
denn die Ursache znm Hader ab und seine Trunksucht und
Spiclv uth fügt? von seiner Seite neue Gründe zu. — kurz,
sie lebten, wie Katzen und Hunde, wie man sagt; verbitter-
ten sich das Leben über die Maßen und machten sich ent
setzlich elend und unglücklich. Zwei Kinder waren aus
dies.r Had.rche entsprossen, die aber beide das erste Lebens-
jahr nicht erreichten. ^ er Hader wuchs aber auch in dem
Grade, daß es als eine heilbringende Begebenheit angesehen
wurde, als Caspars Frau starb. Sein Leben war nach
und nach aber so völlig regellos geworden, daß er oft meh-
rere Tage nach einander „blau machte" und gar nicht aus
dem Wirihshause kam. Ta konnte denn doch die Rück-
sicht seines Brodh.rrn nicht weiter r ichcn. Er wurde ent-
lassen u d somit plötzlich brodlos.
Das war denn doch gegen alle seine Rechnungen. Er
hatte übrigens noch inehr Kraft und Selbstbeherrschung,
als man ihm zuirautc; denn er rührte keine Karte mehr
an und betrat das Wirthshaus nicht mehr. Jetzt reuete
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1. Beim Bürgermeisteramt,
a. au Geld:
Von Frl. D. F. I sl. 18 kr,, Hin. I. W.
I. 10 fl.
Was bedeutet in Wahrheit eine
„über den Parteien stehende"
Regierung?
(Schluß.)
Das ist eine ehrliche und billig denkende A-:f-
saffu ng der Stellung einer Regierung zum Fürsten
und zum Volke. Das ist die Wahrheit, welche
die „Warte" in gleißnerischer Zweideutigkeit mit
dem Namen „Parteiregiment" verdächtigen möchte,
und wogegen sie ihre eifrigen Proteste richtet. Nus
diesen Protesten wird das badische Volk erkennen
können, welche Aussichten ans eine bessere Zukunft
ihm diese fromme, glücklicherweise bis heute nur
ans einigen adeligen Herren, den sogen. Protest-
pfarrern und ihrem Anhänge bestehende Partei
eröffnen möchte. Sie wollen den verantwortlichen
Minister in die erhabene Stellung — „über den
Parteien" — hinaufschrauben, welche doch nur
dem versassungsgetrenen Fürsten, dem Souveräne
des Staates, gebührt. Sie wollen unter dem
heuchlerischen Vorgeben des „Sieben-? über den
Parteien" um diesen Minister das trügerische Licht
der „Gerechtigkeit nach allen Seiten" verbreiten,
während sie in Wahrheit ihn seiner Verantwort--
lichkeit gegen die Volksvertretung entkleiden und
seine Verwaltung durch die Person des Fürsten,
aus dessen Unkosten, zu decken suchen.
Es ist klar, daß durch diese gewaltsame Ver-
rückung des natürlichen Gleichgewichts im Versas-
iungel.b.n der politische Einfluß der Volksvertre-
tung im höchsten Grade geschwächt und damit auch
das Recht des Volkes, auf seine Geschicke mitbe-
stimmend einzuwirken, beseitigt wird. Wir wür-
den. sofern die Hoffnungen der „Warte" in Er-
füllung gehen sollten, einer neuen Reaetion, den
Gefa.rcn eines dem Geiste der Verfassung und
der Volksvertretung unzugänglichen persönlichen
Regiments ansgesetzt sein. Die hohe Stellung des
Fürsten würde hierdurch geschädigt und die wahre
Achtung vor der Volksvertretung würde herabge-
würdigt. Das ist zu allen Zeiten das Ergebniß
dieser nnt Verfassungssormen frivol spielenden Po-
litik gewesen.
Aber diese in Baden überwundenen Ideen
bilden einen großen Tbeil der Begeisterung der
„Warte" für die „nationale Sache." Die höchste
Blüthe des preußischen Staates ist ihr das Regi-
ment des Eulinsministers v. Mühler, dein die
Mehrheit der olksvertretnng längst ihr Mißtrauen
in schärfster Weise zu erkennen gegeben hat. Auch
er will ein „über den Parteien stellender" Mini-
ster sein. Er flüchtet sich vor dem Umvillen der
Volksvertretung hinter die Person d-s Königs und
octrovirt unter dem Schutze und ans Unkosten des
königlichen Namens dem Staate und VMe Preu-
ßens seine und sein r Creaturen verhaßte Persön-
lichkeiten. Hat wohl König 'Wilhelm. hat der
Norddeutsche Bund, bat die Sache oer deutschen
'Ration von diesem frommen Minister bis zum
heutigen Tage irgend einen Vortheil gezogen?
bat derselbe nicht vielmehr eine wahrhaft gemein-
schädliche Wirksamkeit entfaltet? Wir denken, hierüber
hat die öffentliche Meinung Deutschlands längst
ihr Urtheil gefällt. Seine Existenz in der preu-
ßischen Negierung ist ein organisirtes Hindernis;
gegen das Zustandekommen eines zeitgemäßen und
der Zukunft Preußens würdigen Unter-ichtsgesetzes.
Selbst die Verhältnisse der protestantischen Kirche
in Prmißen sind unter seiner Leitung in eine zer-
rüttende Unordnung gefallen. Aber wir dürfen
uns dessm getrosten: seine Tage im preußischen
'Ministerium sind gezählt. Sein Sturz, sein
nothgedr n ngenes Herabsteigen vor der
Wucht des öffentlichen Geistes wird in naher Zu-
kunft auch für Preußen den Beweis erbringen,
daß die dauernde und s gensvolle Verwaltung eines
Ministers nicht im Trotzen und Pochen gegen die
Ueberzeugungen der Mehrheit der Volksvertretung,
sondern nur in der Harmonie mit derselben be-
gründet werden kann.
So haben wir an diesem einzigen Beispiele
wohl einleuchtend bewiesen, daß ein „verfassungs-
mäßiges Parteiregiment" kein Uebel, vielmehr das
einzige Mittel ist, um die Person des Fürsten
sernezuhalten von den Leidenschaften des politischen
Kampfes und zugleich Me Recherung des Staates
in gesundem Zusammenhang zu erhalten mit dem
Geiste und der Richtung des Volkes. Im Gegen-
sätze hierzu ist das, was uns die „conservative"
Politik der Herren von der „Warte" als das Heil
unserer badischen Zukunft bescheeren möchte, eine
neue Auflage jenes der Volksvertretung trotzenden
Ministerrgziments, wie wir es einst in der Gestalt
Blittersdorff's zum Unheil des badischen Landes,
des Fürsten und des Volles mustergültig kennen
gelernt haben.
Zum Schlüsse wird von Seiten der Conser-
vativen Herr Slaatsminister Jollp in demüthigen
Phrasen eingeladen, sich zur Wiederholung jenes
auch heute noch unvergessenen Schauspiels, an die
Spitze der gewaltigen Macht zu stellen, welche die
Herren Mnhlhäußrr und v. Göler kommandiren.
Dieses wunderliche Ansinnen wird wohl bei der
badischen Regierung eine sehr matte Aufnahme
ßine Wacht in der KolHauerkütte.
(Fortsetzung.)
Endlich starb ihre Mntt.-r. Die Leute sagten: Tas
wird ihr Her; wenden! Sic irrten. Sic änderte sich nicht.
„Das Wahrscheinlichste war, daß sie zu glauben schien, ihre
Mutter und Lorenz seien Schuld gewes.n, daß Caspar zur
Andern ging, und hätten sie dann im ersten Augenblicke
eif.rsüchtigcr Aufregung in ihr Netz gelockt. So sah sie
sich als eine Betrogene an, sich und Cnspcr, den sie doch
wohl am liebsten gehabt hätte. Sv entstand die Abneig,
ung gegen ihr.n Mann und die Abwendung von ihr r
Mutter und die reiche Ernte deS Elends und des Kummers
für alle Trcie, die der Mutter das frühe Grab bereitete
und zwei Herzen schied, die völlig dazu angcthan waren, sich
gegenseitig glücklich zu machen.
„Lange Zeit hörte man von CnSpar nichts, gewiß
über sechs bis acht Jahre; da kam die erste Nachricht von
ihm in's Torf.
»Es war an dem Tage des ersten Aufgebots von Lies-
chen und Lorenz, wo er in voller Verzweiflung sortgegangen.
Wohin, das wußte er selbst nicht. So lange er Geld
hatte, rannte er fort, immer nur bedacht, recht weit weg zu
kommen von dem Orte seiner Qual. Das Geld aber
wächst bekanntlich nicht nach von selber. Es kam nichts
dazu und so nahm es ab. Mit Schrecken wurde er das
gewahr, als er sich eben der Gegend Saarbrücken's näherte.
„Er war ein stattlicher, prächtiger Bursche, der Ge-
schick und Kräfte hatte. Da er aus dem Lande am Don-
j nersberge war, siel sein Kommen nicht auf und er fand
^ auf einem Eisenhüttenwerke Arbeit. Wäre er Werbern in
die Hände gefallen, vielleicht hätte sein Schicksal eine andere
^ Wendung genommen. Nun blieb er ans dem Hüttenwerke,
wo man ihn bald als einen sehr brauchbaren Menschen er -
kannte. Er erlernte das Formen schnell und wurde bald
einer der vorzüglichsten Former. Aber im Innern nagte
und gohr es uncrmüdet fort. Es trieb ihn eine rast-
lose Unruhe um, und es war einem Trüpplein liederlicher
Gesellen ein leichtes, ihn in ihren Kreis zu ziehen, wo der
Trunk und das Spiel mit gleicher Macht herrschten. So
suchte er durch den Taumel der Trunkenheit und die wilde
Aufregung des Spiels sein Herz zu betäuben — indessen
ist das eine Bahn, die schnell abwärts führt. D r Hüttcn-
herr hätte ihn gerne weggchchickt, wenn er ihn hätte ersetzen
und entbehren können. Das war aber nicht wohl thunlich,
und so wurde er, trotz seiner Laster, geduldet. Einst lernte
e ein Mädchen kennen beim Tanze, das einige Aehulich-
keik mit Lieschen hatte. Sie war aus dem Dorfe, eines
Lehmformcrs Kind, hatte in Trier ein Jahr gedient, war
gefallsüchtig und schlau und wußte Caspar so in ihr Netz
zu kriegen, daß er sie heiralhcte. Leider hörte Caspar erst
zu spät von ihrer üblen Aufführung in Trier. Das gab
denn die Ursache znm Hader ab und seine Trunksucht und
Spiclv uth fügt? von seiner Seite neue Gründe zu. — kurz,
sie lebten, wie Katzen und Hunde, wie man sagt; verbitter-
ten sich das Leben über die Maßen und machten sich ent
setzlich elend und unglücklich. Zwei Kinder waren aus
dies.r Had.rche entsprossen, die aber beide das erste Lebens-
jahr nicht erreichten. ^ er Hader wuchs aber auch in dem
Grade, daß es als eine heilbringende Begebenheit angesehen
wurde, als Caspars Frau starb. Sein Leben war nach
und nach aber so völlig regellos geworden, daß er oft meh-
rere Tage nach einander „blau machte" und gar nicht aus
dem Wirihshause kam. Ta konnte denn doch die Rück-
sicht seines Brodh.rrn nicht weiter r ichcn. Er wurde ent-
lassen u d somit plötzlich brodlos.
Das war denn doch gegen alle seine Rechnungen. Er
hatte übrigens noch inehr Kraft und Selbstbeherrschung,
als man ihm zuirautc; denn er rührte keine Karte mehr
an und betrat das Wirthshaus nicht mehr. Jetzt reuete