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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Boreberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 6.50 Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 inrn breit) 1.80 Mk., Reklame-Anzeigen
(03 mm breit) 5.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Eeheimnnttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäfts stund en: 8—^6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Montag, 2. Januar 1922
Nr. 1*4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton -
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Gelbel; für die Anzeigen: H. Horchlsr, sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbasischen Verlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

Das Ende des Eisenbahnerstreiks.
Die letzten Verhandlungen. — Die Bedingungen der Einigung. 7. Massregelungen wegen bloßer Arbeitsniederlegung finden

Berlin, 31. Dez. (Lok.-Anz.) Die Verhandlungen im Reichs-
oerkshrsministertum ergaben um Mitternacht folgendes Bild:
Die Vertreter des Deutschen Eisenbahnerverbandes verurteilen die
Bewegung im Westen als wilde Streiks. Die gestellten Forderun-
gen nach einmaliger Auszahlung von 750 bezw. 1000 Mk. stehen
außerhalb des Tarisabkommens. Die Regierung bot an, Len An-
gestellten, die durch Versetzung ihres Anstellungsortes in eine hö-
here Ortsklasse geraten sind, die Gelder ab 1. Oktober sofort nachzu-
zahlen. Den Arbeitern und Angestellten der Klaffen E, v, L soll
dadurch entgegen gekommen werden, daß aus dem Reservefonds
Vorschüsse gezahlt werden. Auf dieser Grundlage dürfte eine Eini-
gung zustande kommen und damit die Stretkgefahr unterbunden
werden.
Berlin, 31. Dez. Das Reichskabinett ist heute vormittag zu
einer Sitzung zusammengetreten, um zu der Forderung der Eifen-
vahnergewerkschaften Stellung zu nehmen. Uever das Ergebnis
verlautet, daß die Regierung zu Konzessionen den Eisenbahnern ge-
genüber bereit ist. Wie uns aus gewerkschaftlichen Kreisen mitge-
teilt wird, besteht begründete Hoffnung, daß die Streikgefahr in
Bälde beseitigt werden Wird. Die endgültige Entscheidung dürften
die Verhandlungen bringen, die gegen Mittag zwischen dem Reichs-
verkehrsministerium und den Spitzenorganisationen der Eisenbahn
ner wieder ausgenommen wurden.
Berlin, 31. Dez. Heute nachmittag 11L Uhr wurden die
Verhandlungen zwischen dem Reichsverkehrsministerium einerseits
und dem Deutschen Etsenbahnervervand, dem Allgemeinen Etsen-
bahnerverband und der Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner ander-
seits wieder ausgenommen. Den Vorsitz führte Ministerialdirektor
Htqier vom Reichsüerkehrsm« nisteri um. Auf-der Grundlage
der Anträge der Gewerkschaften wurde folgende Verständigung
erzielt:
1. Das Ortsklaffenverzeichnis für die Beamten wird mit rück-
wirkender Kraft ab 1. Oktober 1921 auf die Arbeiter angewandt.
Die Unterschiedsbeträge werden sofort ausvezahlt. Soweit die
alle Ortsklasseneintellung für die Arbeiter günstiger war als für
die Beamten, bleibt der bisherige Stand während der ganzen
Dauer der Verhandlungen gewahrt.
3. Ueberall, wo bisher Ueberteuerungszuschüffe gewährt wur-
den, wird mit rückwirkender Kraft ab 1. Oktober 1921 ein Zuschlag
bewilligt, über dessen Höhe noch verhandelt wird. Die Regierung
schlug 50 Pf. pro Stunde vor. Dem von der Gewerkschaft Deut-
scher Eisenbahner gestellten Antrag auf 1.— bzw. 1.50 Mk. schlossen
sich die übrigen Organisationen an. Im besetzten Gebiet soll an
den Orten der alten Ortsklassencinteilung derselbe Zuschlag als
neuer Ueberteuerungszuschlag neben der Besetzungszulage gewährt
werden.
3. Die Verhandlungen im ReichsverkehrsmiHsterium über die
Höhe der Bezüge des Personals beginnen am 4. Januar.
4. In eine generelle Neuregelung der Ueverteuerungszuschläge,
Vie auf eine Reihe weiterer Orte ausgedehnt werden sollen, wird
sofort eingetreten werden.
5. Die Organisationen verpflichten sich, das Personal alsbald
wieder den Betrieben zuzuführen.
6. Saboteuren wird dex gewerkschaftliche Schutz versagt.

Das Ergebnis der Pariser Sachverständigenkonferenz.
Parts, 1. Jan. Die internationale Konferenz der Geschäfts-
männer ist gestern nachmittag beendet worden. Die kurze offiziöse
Note, die über diese wichtigen Verhandlungen ausgegebcn wurde,
lautet: „Die Konferenz der industriellen und finanziellen Dele-
gierten Großbritanniens, Frankreichs, Italiens, Belgiens und
Japans hat mehrere Sitzungen unter dem Vorsitz des Ministers
Loucheur abgehalten. Sie hat zu der Ausarbeitung eines
Planes geführt, der dem Obersten Rat in Cannes unterbreitet
werden wird." Diese Note kann durch eine Mitteilung ergänzt
werden: Die Konferenz hat einstimmig anerkannt, daß die wirt-
schaftliche Reorganisation Europas alle Staaten in gleicher Weife
interessiert. Eine vollkommene Solidarität sei notwendig, um
dem jetzigen Zustand abzuhelfen. Staaten, deren Geld in unheil-
voller Weise entwertet ist, muß Hilfe geleistet werden. DaS Fehlen
des russischen Marktes wirkt so schwer auf die Lage, daß Rußland
in dir Lage versetzt werden mutz, zu produzieren und zu kaufe«.
Es sei wichtig, daß die Staaten, denen Hilfe geleistet werden soll,
Sicherheit für einen Schutz des Privateigentums und für eine ge-
sunde FinauLwirtschaft gebe«.

nicht statt.
8. Auf die Bezahlung der Streikt»«« haben die Eisenbahner-
verbände verzichtet.
Unsere an dieser Stelle am Samstag ausgesprochene Hoff-
nung, daß es den am Freitag in Berlin mit der Regierung wieder
aufgenommenen Verhandlungen gelingen möge, die Eisenvahner-
teilstretks zu einem raschen Ende zu führen, hat sich erfreulicher-
weise erfüllt, und zwar rascher, als wir selbst es geglaubt haben.
Diese Tatsache ist in volkswirtschaftlicher und außenpolitischer Be-
ziehung von allergrößter Bedeutung, da eine Durchführung des
Streiks auf der ganzen Linie eine ungeheure Katastrophe bedeutet.
An den getroffenen Vereinbarungen ist neben den erheblichen Etn-
kommensverbesserungen, die sie den Eisenbahnarveitern brin-
gen, wohl das Erfreulichste, daß Maßregelungen für Arbeits-
niederlegung nicht stattftnden, daß dagegen Saboteure nicht ge-
schont werden sollen. In einer der obigen Meldungen ist davon
die Rede, Last die Vertreter des Eisenbahnervervandes die wilden
TeilstreikS im Westen verurteilt hätten. Es hat sich darüber eine
Polemik in der Presse entspannen, die aber durch die folgende
Mitteilung des Hauptvorstandes des Deutschen Eisenvahnerver-
vandes an desi „Vorwärts" erledigt sein dürfte:
„Das Ministerium stellte das Verlangen an die Vertreter
des Deutschen Eisenbahnervervandes, zu erklären, daß sie den
Streik nicht billigen und daß sie Anhänger des Tarifvertrags
sind. Wir haben dazu gesagt, daß wir selbstverständlich aus dem
Boden des Tarifvertrags stehen, daß die Bewegung, sowohl die
Forderungen wie auch der Ausstand selbst mit dem Tarifvertrag
gar nichts zu tu« hat, daß wir wiederholen, was wir bereits den
Regierungsstellen so oft erklärt haben: Wir werden versuchen,
d»e Streikgefatz» zu Sannen, und hoffen, auf dem Verhandlungs-
weg zu einer Verständigung zu gelangen. Sollte das nicht mög-
lich sein und der Streik ausbrechen, so werden wir uns an die
Spitze der Bewegung stellen, um sie gewerkschaftlich zu führen
und i« geordnete Bahnen zu letten. Wir haben weiter erklärt,
daß wir die statutarische Streikunterstützung zahlen würden.
Alle anderen Nachrichten, die sich mit diesen Erklärungen nicht
decken, sind falsch."
Damit hat sich sachlich der Vorstand des Eisenbahnerver-
bandes auf denselben Boden gestellt, den wir am Samstag in
unserer Beurteilung eingenommen haben. Wir wollen jetzt nur
hoffen, daß die neuen Besoldungsverhandlungen, die am 4, Januar
beginnen, zu einem befriedigenden Ergebnis führen. Ueber die
verschiedenen Lehren, die aus dieser Streikbewegung zu ziehen sind,
wird noch zu reden sein.
Die Streiklage im Reich.
Berlin, 2. Jan. Es ist im Augenblick noch nicht möglich, einen
Ueverbltck darüber zu geben, ob und wieweit die zwischen dem
Reichsverkehrsministerium und den Spttzenorganisationen der Ei-
senbahner getroffenen Vereinbarungen wirksam geworden find.
Der Neujahrstag war natürlich von ungünstigem Einfluß. Ob-
wohl diese Vereinbarung, sofort zur allgemeinen Kenntnisnahme
der Streikenden kam und von ihnen dazu Stellung genommen wer-
den konnte und also Wohl kaum eine Verschärfung des Ausstandes
eintreten dürste, so ist andererseits doch auch nicht damit zu rech-
nen, daß sich sofort eine wesentliche Besserung des Verkehrs erzielen
läßt. Man muß Welter bedenken, daß die Streikenden sich auf eine
längere Zeitdauer eingerichtet haben und daß sie nicht ausgerechnet
am Neujahrstag wieder zur Arbeit zurückkehren würden. Erst im
Laufe des heutigen Montag dürste sich also die praktische Bedeu-
tung der zwischen dem Reichsverkehrsministerium und den Arbeiter-
führern erzielten Einigung zeigen. " " ' ' . ..

Das internationale Ftnanzkonsortium mit 20 Millionen Pfund
Sterling Kapital. — Deutschlands Beteiligung.
Paris, 1. Jan. Die englischen, französischen und italieni-
sche» Sachverständigen sind gestern nachmittag wiederum um 5 Uhr
auf dem Quai d'Orsay zusammengetreten und haben bis 7 Uhr
abends über das große Projekt beraten, wie das Wirtschafts-
leben Europas wieder in Gang zu bringen ist. Man erfährt über
dieses Projekt, daß dessen Verfasser zunächst ausführten, die Ver-
legenheiten, in denen sich der europäische Handel gegenwärtig be-
findet, rührten von dem Ruin des internationalen
Kredits her, dessen Mechanismus, der durch den Krieg zerstört
worden war, noch nicht wiederhergestellt werden konnte. Die neue«
politischen Grenzen, die der Versailler Vertrag vorsieht, die Auf-
lösung der Eisenbahnlinien und Wafferstratzen haben die Kata-
strophe noch vergrößert. Die Hauptaufgabe des neuen Finanz-
konsortiums, das geschaffen werden soll, werde zunächst darin be-
stehen, die Eisenbahnlinien, Wafferstratzen und Häfen, die nicht
mehr in Betrieb sind, zu übernehmen und ihre frühere Tätig-
keit Wiederherzust eilen. Auch alle anderen notwendigen
industriellen und kommerziellen Aufgaben sollen von diesem Kon-
sortium gelöst werden. Das Kapital des Konsortiums ist aus
20 Millionen Pfund Sterling festgesetzt. Die Aktien sotten zu
gleichen Teilen an England, Frankreich, Italien, Amerika und
Deutschland übergeben werden. Eine schwächere Beteiligung ist

für Belgien und Holland vorgesehen. Ursprünglich sollt«
sich der Sitz dieser neuen Gesellschaft-in England befinden, weil
dieses den valutarischen Schwierigkeiten der anderen Länder nicht
ausgesetzt ist, doch hat man diesen Gedanken aufgegeben. Nicht die
Regierungen selbst sollen die notwendigen Kapitalien liefern, son-
dern Banken und Privatbankiers.
Für Deutschland ist jedoch die Bedingung vorgesehen, datz die
Hälfte des zu zeichnenden Kapitals dem Reichsschatz entnommen
werden soll. Ein Teil der Gewinne, die Deutschland aus diesem
Unternehmen erzielen wird, soll der Reparationskommifsion über-
geben werden. Die deutsche Regierung hat zwar als Regierung
keine Stimme im Verwaltungsrat» doch würde sich ihr Einfluß
insofern geltend machen können, als sie ja die Hälfte des von
Deutschland aufzubringenden Kapitals zu zeichnen hätte. Im Ver-
waltungsrat selbst werden die Länder gemäß der Höhe der von
ihnen gezeichneten Beträge vertreten sein.
Die Rolle der Financial Corporation bestünde darin,
in jedem Lande Zweigstellen zu schaffen, wenn die Kapitalien
der einzelnen Länder in Anspruch genommen werden sollten. Ur-
sprünglich haste man die Absicht, das Pfund Sterling zur
offiziellen Finanzeinheit des Unternehmens zu machen, so datz
alle Geschäfte in Pfund hätten abgeschlossen werden müssen. Dieser
Vorschlag wurde jedoch nicht angenommen, da die einzelnen
Länder so zur Spekulation in Pfund Sterling gezwungen worden
wären und gegen ihre eigene Valuta hätten Sturm lausen müssen.
Bezüglich der Staaten, denen Hilfe gebracht werden soll, sind
gewisse Garantien, die von ihnen zu stellen sind, vorgesehen.
Für die Garantien, die Rußland anbieten würde, würde dessen
offizielle Anerkennung in Aussicht genommen werden.
Die englische Abordnung in Paris gab der Ansicht Ausdruck, daß
zunächst eine englisch-französische Kommission die
ganzen Angelegenheiten in ihren Einzelheiten regeln solle, wäh-
rend die Belgier und Italiener später an der Debatte teilnehme»
sollten. Dieses Programm wurde eingehalten. Man sprach na-
mentlich über zwei Punkte: Wie man die Zeichnungen an-
derer Länder außer England zustandebringen könnte und
wie die Kapitalien herangezogen werden könnten.
Diese Probleme studierten die Engländer und Franzosen gestern
noch. Heute soll ihr Bericht vorgelegt werden, und die Konferenz
hofft, heute mittag noch mit ihren Beratungen zu Ende zu kommen
und das endgültige Projekt ausgearbeitet zu haben, das der Kon-
ferenz von Cannes vorgelegt werden soll.
Dieser Mitteilung sei noch hinzugefügt, was der „Petit Pari-
sten" zu melden Weitz. Danach würde die Vorrede des Doku-
ments über das eben geschilderte Projekt erklären, daß verschiedene
Vorbedingungen erfüllt werden müßten. Die Länder, denen Hilfe
gebracht werden solle, müßten gesetzgeberische Garantie»
für Sicherheit der Person und des Eigentums geben, ferner fi-
nanzielle Garantien, die sich besonders auf den Bank-
notenumlauf beziehen. Privatleute können natürlich solche
Garantien nicht geben. Hier müssen die Regierungen intervenie-
ren. Darüber wird die große internationale Wirtschaftskonfereuz
noch Näheres zu entscheiden haben. Nicht nur die Neutralen, son-
dern auch Deutschland und Rußland sollen an Kiefer Kon-
ferenz teilnehmen.

Neujahrsempfang beim Reichspräsidsntsn.
Berlin, 2. Ja». Der Reichspräsident hat gestern alle hiesigen
fremden diplomatischen Vertretungen aus Anlaß des Jahreswech-
sels empfangen. Beim Empfang waren der Reichskanzler Dr.
Wirth und die beiden Unterstaatssekretäre von Manie! und von
Simson zugegen. Im Anschluß daran sprachen die Mitglieder
der Rrichsregieruug, der Reichskanzler, die Reichsminister und
Staatssekretäre, ferner der Präsident des Reichstages und die Ver-
treter des Reichsrates *U»d der Wehrmacht dem Reichspräsidenten
ihre Glückwünsche aus.
Ein republikanischer Richterbund.
Besprechungen, die in jüngster Zeit unter republikanisch ge-
sinnten höheren Justizbeamten gepflogen wurden, haben zur Grün-
dung eines republikanischen Richterbundes geführt. Dieser tritt
an die Oeffentlichkeit mit folgende!»
Aufruf:
Von der Ueberzeugung durchdrungen, datz der deutsche Wieder-
aufbau — und in dessen Rahmen ein Vertrauensverhältnis des
Volkes zur Rechtspflege — nur auf der Grundlage der demokrati-
schen Republik gedeihen kann, haben sich in Berlin Richter und
Angehörige verwandter Berufe zu einem republikanischen Richter-
bund vereinigt. Wir wollen ein freiheitliches Richtertum, das
frei vom Standesdünkel, aus innerer Harmonie dem Herzschlag
des Volkes, seiner schaffenden und schöpferischen Schichten folgt.
Wir wollen ein unabhängiges Richtertum; auch in dem
Sinne, datz der Richter allen kleinlichen, veralteten Methoden der
Justizverwaltung entzogen, datz er von untergeordneten Aufgaben
völlig entlastet werde, damit er wahrhaft frei seines hohen Berufs
walten und auf den Höhen seiner Wissenschaft sowie der allge-
meinen Bildung sich behaupten kann. Wir wollen endlich ein
politisch interessiertes Richtertum, das in die Tiefe und
in den ganzen Reichtum des Staats-, Volks- und Gesellschafts-
lebens verstehend eindringt, damit wir wieder befähigt werden,
Männer von umfassendem Geist und politischer Tatkraft, wie einst
den Richter Eduard Simson, als Sprecher und Führer der deut-
schen Nation zu stellen. Wtr werden der berechtigten Ju-
stizreformbewegung tni neuen Staat bereitwillig dienen
und werden es an sorgsam durchdachten Anregungen für die Ge-
setzgebung und Verwaltung nicht fehlen lassen. >
Fraktionspolitik betreiben wir nicht. Wie der vor kürzen»
gegründete Republikanische Lehrerbrvrd, so Heiken auch
Wir in unseren Reihen jeden willkommen, der sich rückhaltlos
zur demokratischen Republik bekennt. Wir rufen oi^

Der Wiederaufbau Europas.
 
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