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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 11. März)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 13.— Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (38 mm breit) 2.— Mk-, Reklame-Anzeigen
(83 mm brert) 6.— Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Eeheimnnttelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschästsstunden:8—Vs6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelbergs

Heidelberg, Montag, 6. März 1922
Nr. Sö * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u.äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton!
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O.Geibel; für die Anzeigen: H.Horchler, sämtlrche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Vsrlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2873, Redaktion 2848.

W SN« ÜkMkS SMttWM?

Ei re Erklärung des Finanzministers und des
Außenministers an die Reparationskommisston
Paris, 6. März. Dem „Iourna l" zufolge hat der Reichs-
finanzminister bei Anlatz der Dekadenzahlung im Betrage von
31 Millionen Goldmark für Reparationen dem Berliner Vertreter
dec Reparationskommisston erklärt, die Neichsregierung werde sich
bald nutz erstände sehe«, diese Zahlungen fortzusctzcn. Der
Reichsminister habe erneut darauf gedrungen, datz sofort eine
Stundung gewährt werde. Dr. Rathen au habe Bemelman
i» Berlin die gleiche Erklärung gemacht.
Paris,5. März. Mittwoch oder Donnerstag wird in Parts
dir Konferenz der Finanzminister Englands, Frankreichs, Italiens
und Belgiens beginnen. Sie soll drei Tage dauern. Das Reuter-
Bureau bemerkt dazu: Obwohl die Reparationskommission die
Reparationsfrage direkt mit Deutschland zu erledigen hat, sind
verschiedene Punkte von den Entente-Regierungen zu behandeln,
z. B. die Aufteilung der von Deutschland geleisteten Zahlungen
unter den einzelnen Entente-Mächten und die endgültige Ent-
scheidung über die Frage einer deutschen Stundung. Diese
Punkte sind zwar in Cannes erledigt worden, allein Frankreich hat
die Entscheidung voll Cannes für nicht endgültig erklärt, weshalb
sie in Paris erneut behandelt werden mutz.
Krisenerscheinungen in
Europa.
* Heidelberg, den 6. März.
Fast alle Staaten Europas, die in den Krieg verwickelt waren,
Zeigen heute krisenhafte Erscheinungen, die zwar äußerlich nichts
miteinander zu tun haben, denen aber doch innerlich verwandte
Shmptome zugmnde liegen. Es handelt sich um den Verfall
des politischen Organismus. Eine Mtnisterkrise löst
die andere ab, und das Auffallende ist, datz durch die steten Schwan-
kungen nichts erreicht wird, daß nicht eine große Partei die andere
ablöst, sondern -atz eine Parteikonstellatton das Erbe der anderen
übernimmt, ohne an dem Gesamtbild der Politik etwas Wesent-
liches Verändern zu können.
Am festesten stand inmitten dieses Wellengeplätschrs wider-
streitender Interessen und Meinungen die englische Koa-
lition, die sich um Lloyd George scharte, und der die konservative
Partei und der rechte Flügel der Liberalen angehörte. Lloyd
George verstand es mit Hilfe dieses Blocks, der bet den Party-
wahlen im Jahre 1918 seine Feuerprobe bestand, eine Politik zu
betreiben, die sich keinem Parteidogma unterwarf, um im Geschick
der Ausnutzung der jeweiligen Chancen das durchzusetzen, was
der Augenblick zu erfordern schien. Dabei behielt er die große
Linie durchaus im Auge. Außenpolitisch baute Lloyd George in
langsamer und zäher Arbeit mit der Gewaltpolitik des Krieges ab.
Washington, Irland und Aegypten sind Meilensteine auf diesem
Wege, und wenn er in seiner Politik Deutschland gegenüber nicht
gleich erfolgreich war, so liegt es in der nationalistischen Seelen-
verfassung des heutigen Frankreich begründet, das soeben erst
wieder anläßlich des Militäretats in Kammer und Presse Stil-
blüten einer kaum glaublichen Verhetzungspolitik ntederlegte.
Innenpolitisch war Lloyd George ausschließlich privatwirt-
schaftlich eingestellt und zu keinen Konzessionen den gemein-
wirtschaftlichen und sozialen Tendenzen der Arbeiterpartei gegen-
über bereit, die er als solche stets brüsk bekämpfte.
Es ist bemerkenswert, daß Lloyd George trotzdem auf diesem
linken Flügel in hohem Ansehen stand, und datz er sich in ernsten
Augenblicken stets auf das Parlament verlassen konnte. Die Oppo-
sition ist dem Ministerpräsidenten nie gefährlich geworden. Der
Feind saß innerhalb der Koalition selbst. Schon
Wit l-H Jahren tauchen von Zeit zu Zeit Nachrichten von Un-
stimmigkeiten innerhalb des englischen Kabinetts auf. Die kon-
servativen Rechten stemmen sich gegen die liberalen Tendenzen
Lloyd Georges an; sie sind Anhänger einer nicht mehr ganz zeit-
gemäßen Prestigepolittk, sie verfechten vor allem außenpolitisch die
Thesen des nationalen, heiligen Egoismus und der staatlichen
Machtentfaltung. Es ist verständlich, wenn die Lösung der iri-
schen und aegyp tischen Frage und manches an dem Sparprogramm
üicht ihren Wünschen entsprach. Ihre Opposition nahm an Stärke
äw und Lloyd George glaubte, die Vertrauensfrage stellen zu
Püffen, ob unter diesen Umständen ein Weiterwirtschaften mit der
bisherigen Koalition noch möglich sei.
Die konservativen Führer der Koalition, die der Regierung
"»gehören oder ihr nahestehen, haben ihrer Meinung bereits dahin
Ausdruck gegeben, daß ein Rücktritt Lloyd Georges in diesem
Augenblick ein Unglück für England und Europa wäre. Niemand
habe die internationalen Fäden so in der Hand wie er, falle er,
w sei an eine Entwirrung der Fäden in absehbarer Zeit nicht zu
denken. Auf der anderen Seite hält der Führer der konservativen
Opposition, Jo unger, an seiner ablehnenden Haltung Lloyd
George gegenüber fest, und man sagt ihm nach, datz er die konser-
vative Mehrheit im Lande hinter sich habe. Es wiederholt sich
bwr ein unrühmliches Schauspiel, das wir auch aus dem euro-
päischen Festlande wiederholt erlebt haben. Während die Führer
«nes Landes, die einen tieferen Einblick in die Politischen Ent-
wicklungen und Möglichkeiten haben, sich bemühen, die politischen
Zuiammenhänge nicht zu verlieren, fallen unverantwortliche Mi-

aue» und allzu ungeduldige Massen ab, ohne zu wissen, was wer-
den soll, wenn sie siegen.
Das ist das Bezeichnende an der Lage, datz in England nie-
mand an die Möglichkeit einer dauernden Regierung aus dem
Lager eben jener Mtnisterstürzler glaubt. Dem neu zu bildenden
Kabinett siele lediglich die Aufgabe zu, das Parlament aufzulösen
und Neuwahlen auszuschreiben, die nach den allgemeinen Erwar-
tungen mit einem Sieg der entschiedenen Linken enden würden.
Damit wäre das Gegenteil von dem erreicht, was man erreichen
wollte. Nun ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen,
datz Lloyd George die Krise zum Anlaß nehmen wird, um den
Staatskurs auch in außenpolitischen Fragen mehr nach rechts zu
werfen, um auf diese Weise durch eine erneute stärkere Anlehnung
an Frankreich einen etwaigen Mißerfolg seiner weitgreisenden
Pläne für Genua zu verdecken. Je nach dem Ausfall der Wirt-
schastskonferenz könnte er dann seine Plattform für die Neuwahlen
umstellen und es entweder mit einer mehr nach links gerichteten
Koalition oder noch einmal mit der alten Koalition versuchen.
Das annehmen, heißt allerdings, der Politik, die die Ge-
sundung Europas vor Augen hat, den Abschiedsbrief schreiben.
Hier beginnen die Krisenerscheinungen in Europa, die zn der Krise
Europas werden, und Genua würde ebensosehr den Bankerott der
Lloyd Georgeschen Politik bedeuten, wie den Bankerott der Politik
überhaupt.
Die innerpolitische Lage in England.
London, 5. März. Die innerpolitische Lage Englands ist
noch nicht geklärt. Lloyd George ist am Freitag abend nach seinem
Landhause in Chequers abgereist. Beim Verlassen der Downing
Street ließ er einem Freunde gegenüber durchblicken, er werde
yierlL ich 1 » rch 4 me.b r z u * Llk.LrH n, Samstag,hat Lloyd
George die bedeutendsten konservativen Führer, u. a. Chamber-
lain und Balfour empfangen und mit ihnen die Lage be-
sprochen. Die Berichte über die Ergebnisse dieser Konferenz stehen
noch aus.
Eine Wendung in England?
London, 6. März. Wie der hiesige „Temps" Korrespondent
schreibt, soll die politische Krise eine neue Wendung genommen
haben und Lloyd George von seinem Entschluß avgekommen sein,
die konservativen Führer nicht zu empfangen. Diese Bespre-
chung wird heute in London stattftnden. Dieses
Einlenken Lloyd Georges ist daraus zurückzuführen, datz er durch
die Rede Chamberlains befriedigt sei. Jounser hat ver-
sprochen, keine herausfordernden Reden gegen die Autorität des
Premierministers zu hakten. Er weigert sich aber, irgendwelche
Disziplinarstrafen über sich ergehen zu lassen oder sich in demüti-
gender Weise zu unterwerfen. Unter diesen Umständen wird sich
Lloyd George Wohl bereiterklären, vis zu de« nächsten Wahlen an
der Spitze der Regierung zu verbleiben, zumal die jetzigen konser-
vativen Führer im Kabinett verbleiben.
Eine Gedenkfeier für die Gefallenen.
Berlin, 6. März. Im Reichstag fand gestern eine vom
Volksbund Deutscher Kriegergräberfttrsorge veranstaltete Gedenk-
feier für die im Weltkriege Gefallenen statt, an der u. a. Reichs-
wehrminister Gehler, General Seeckt, Reichstagspräsident
Löbe sowie zahlreiche Parlamentarier teilnahmen. Reichstags-
präsident Löbe hielt eine längere Rede, in der er u. a. die Hoff-
nung aussprach, daß Gedenken an die teuren Toten zur Selbst-
besinnung führen möge, um in der Welt den Gedanken des
Unterdrück«ngswtllens zu töten.

Die Einheitsschule in Thüringen.
Lt. Weimar, -en 5. März.
Mit dem vom Thüringer Landtage beschlossenen Gesetz über
die Durchführung -er „Einheitsschule in Thüringen" dürste der
Grundstein für die deutsche Einheitsschule gelegt worden sein.
Seit drei Monaten stand dieses grundlegende 'Schulreformgesetz,
das der Volksbitdungsniinister Greil einen Markstein in der Ge-
schichte des Vollbtldungswesens Thüringen genannt hat, im Mit-
telpunkt der Presseerörternngen. Rege Mitarbeit fand -er Regie-
rungseniwurf in den weitesten Fachkreisen. Das Reichsmini-
sterium des Innern hat erklärt, -aß die Leitsätze für die Verein-
heitlichung -es Thüringer Schulwesens nebst Einheitsschulplan
für die Entwicklung -es gesamten deutschen Schulwesens und für
die Durchführung eines organisatorischen Schulausbaues im Sinne
der Vorschriften der Reichsverfasinng von wesentlicher Bede »King
sind. Die deusche demokratische Fraktion erklärte sich mit -em
Grundgedanken -es Reglern»gsentwurfs einverstanden. Sie
warnte jedoch davor, das Ziel -er Einheitsschule, die Hebung der
Volksbildung, durch übertriebene Schematisierung zu gefährden.
Sollten andere -mische Länder, insbesondere Preußen, in ihrer
Schulreform wesentlich andere Wege gehen, so erachtet es die Frak-
tion als erforderlich, daß Thüringen, um -er Freizügigkeit willen,
eine Angleichung an die Schulvechältnisse der Nachbarstaaten her-
betsührt. Die Fraktion war über -er Ansicht, daß gegenüber dem
Hauptziel des Gesetzes, dem Aufbau der Einheitsschule, einzelne
Bedenken zurücktreten müßten und stimmte -sm Gesetz mit einer
Stimmenthaltung zu. Die Deutschnationalen und die Deutsche
Bolkspartet lehnte« das Gesetz «b. Für diese war vor allen Din-

gen die Beseitigung des humanistische« Gymnasiums ein Stein
des Anstoßes. Der LanDbund gab einzelne Paragraphen -es Ge-
setzes seine Zustimmung, übte jedoch bet der gesamten AbstimmuM
Stimmenthaltung.
Die Thüringer Einheitsschule baut sich in folgenden vier Stu-
fen auf:
Grundschule ( 1. bis 4. Schuljahr),
Unterschnle ( 5. bis 7. Schuljahr),
Mittel schule ( 8. bis 18. Schuljahr),
Oberschule (11. bis 13. Schuljahr).

Hiermit soll -er mit der fortschreitenden Entwicklung der Kin-
der sich deutlicher ausprä-genden Verschiedenheit der Begabung
durch eine von Stufe zu Stufe zunehmende Vermehrung der Bil-
dungswege entsprochen werden. Das Einheitsschulsystem unter-
scheidet sich von dem bisherigen System vor allem darin, daß an
die Stelle des bisherigen Neben- und Durcheinander ein organi-
sches Ineinander tritt. In diesem planmäßigen Ausbau kommt
eine klare horizontale Gliederung zum Ausdruck, die -re Möglich-
keit -es Uebergangs am Ende der einzelnen Süüon von reiner
Schulform zur anderen gibt, so von der Real- zur deutschen Unter-
schule, von der Laset»- zur Real-, zur deutschen Mittelschule, von
der Gymnasial- zur Reailgymnasial-, zur deutschen, zur Realober-
schule. Die deutsche Mittelschule soll ihre MMmgsstuse Ms -em
deutschen Kulturgut mit stärkerer Betonung der künstlerischen un-
technischen Fächer erschöpfen und'die geeignet« Vorbildung für
praktische, technische mrd künstlerische Berufe und für die mittler«
Bsamtenlaufbahn bieten. Der Abschluß der fremdsprachlichen wie
der deutschen Mittelschule verleiht dieselbe Berechtigung, Wie sie
durch das Abgangszeugnis -er jetzigen Mittelschulen, Realschulen
und Lyzeen errungen wir-. Für die Oberschule bleiben neben der
neu eiwzurichlendeit deutschen Oberschule Gymnasium, Realgymna-
sien und Oberrealschulen bestchen.
Innerhalb des Einheitsschulvaucs wird auch den Kindern der
Volksschule ein Aufstieg bis zur Hochschule ermöglicht, und zwar
durch die deutsche Mittelschule und die deutsche Oberschule, die zur
Hochschule berechtigt.

Deutscher Reichstag.
Der Etat des Wiederaufbanministeriums.
S.P. Berlin, 4. März 1922. (Etg. Dvahtv.)
Im Reichstag Herrschte am Sonnabend Ferienstnnmung. Di«
Raden zum Haushalt -es Wie-erunfbaumiwisteviunts wurden
zwar programmäßig vom Stapel gefasten, aber es war eigentlich
niemand La, der sie anhörte. Staatssekretär Dr. Müller, -er das
WtsderMsbauministeriunl verwaltet, verbreitete sich sehr ausführ-
lich ueber die wichtigen Ausgaben, die zu erfüllen find. Die Bemü-
hungen der deutschen Regierung, den Wiederaufbau der zerstörten
Gebiete nach besten Kräften zu fördern, finde«, wie der Staats-
sekretär darlegte, bet der frmlzöstschen Regierung leider nicht das
Entgegenkommen, das notwendig ist, um die Leiden der Bevöl-
kerung Nordfrankreichs zu lindern. Herr Helsferich glaubte bet
dieser Stelle -er Rode des Staatssekretärs Durch einen Zwischen-
rus die Nutzlosigkeit der ErsttlluMsPolillk betonen zu müssen. Der
Redner ließ sich aber nicht beirren, sondern betonte erneut, daß die
Regierung fortfahreu werde, sowohl Kapital, als Sach und Ar-
beitsleistungen der französischen Regierung zur Verfügung zu stel-
le«. Die Redner -er MrgeMchen Parteien forderten zumeist die
Regierung aus, den -geschädigten Ausländsdeutschen e-n-Mch wirk-
same Hilfe -ange-ewen zu kaffen. Nicht mir Unrecht beklagte der
Unabhängige Ernst, -aß -er Wiederaufbau nicht nach -en Richt-
linien erfolgt, die wiederholt von -er internationalen Arbeiter-
schaft aufgestellt worden sind. Der deutschnationale Abgeordnete
Laverenz stimmte ein Klagelied an über den Verirrst -er deutschen
Kolonien und beschwor die Regierung sowie das deutsche Volk,
alles zu tun, um endlich wie-er Kolonien zu vekomnl-en, in denen
man Diamanten suche und Datteln ernten kann. Es ist eine
SelvstverstüiMichkeit, datz -er Kommunist Frölich an allem, was
das Wie-erausbanministerdurn bisher getan hat, kein gutes Haar
ließ. Es ist auch nicht -erwmr-erlich, -aß er seine Rede benutzte,
um unsere Partei erneut -es Verrats an der Arbeiterklasse zu be-
zichtigen. Ob Das seinem Ltebeswerben um die Unabhängigen,
mit -sm cr seine Rede schloß, den gewünschten Erfolg bringen
wird?
Währe»- Dieser Debatte, die mit Frölichs Rede en-igte, war
der Reichskanzler im Hanse erschienen. Eine lebhafte Gsschäfts-
or-nungsdebatte gab ihm Gelegenheit, eine wichtige Erklärung
abzugeben. Retchstagspräsi-ent Gen. LSVe »lachte entsprechende
Beschlüsse Des Asltestenrates -en Vorschlag, die nächste Sitzung
zum Donnerstag einznbemfen und in Gr mit Der Beratung des
Branntweinmonopol-Gesetzes zu beginnen. Im Verein mit der
deutschen Volkspartei liefen -ie Deutschnationalen -gegen diesen
Vorschlag Sturm. Sie wollten unter keinen Umständen Wer das
Branntweinmonopol-Gesetz beraten, vielmehr die ganze nächste
Woche sitzuwgssrei lassen. Die Herren befürchten, -atz aus Dieser
„Uüberstürznng" nichts Gutes herauskommt — wenigstens nicht
für sie. Der Reichskanzler erklärte darauf, daß es aus außenpoli-
tischen Gründen notwendig sei, schnellstens mit den Steuerberatun-
gen zu beginne». In der Mchsten Woche soll, so sagt er,
Klärung über die Gesamtheit der Vorlagen
erfolgen. Das ist unbedin-st notwendig, wenn wir in -er Welt
ernst genornmon werden wollen. Auch Genosse Wels erklärte für
die Sozialdemokratische Parstet, dem Antrag -er Rechtsparteien
nicht zustimmen zu lönucu. Der Antrag -er Kommunisten, am
Montag wieder zusammewzutreten und ihren Antrag ans Aende-
rurvg des 8 218 -es Strafgesetzbuches zu beratem wurde gegen die
Stimme des Herrn Frölich abgelshut. AngenNUms» wurde der
Vorschlag des Präsidenten, am Donnerstag mit der Steuerveratung
zu beginne«.
 
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