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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 12. Januar)
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^agexzeitnng für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,

Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 10.— Mk. Anzeigenpreise:
DK einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 2.— Mk., Reklame-Anzeigen
IM mm breit) 6.- Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
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weschaftsstunden: 8—'/,6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12Uhr.
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Heidelberg, Donnerstag, 12. Januar 1922
Nr. 1V * 4. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u.Feuilleton:
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibel; für die Anzeigen: H. Horchler. sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Berlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröo erstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

Ein kritischer Tag in Cannes.
Der rvohlvorbereitete Vorstoß der französischen Reaktion. — Vriand reist nach Paris

Ak MW MWWill A«.
* Heidelberg, den 12. Januar.
Mit Ausnahme des „T emp s», der auf höheren Rat Haltung
bewahrt, der Herveschen „Victoire", die unter den bürgerlichen
Plättern ohnehin eine rühmliche Ausnahme bildet, und der so-
""ldemokratischen Presse scheinen alle übrigen Pariser
Plätter durch den ersten Beschluß der Konferenz von Cannes um
ben letzten Rest von Verständigkeit gebracht zu sein. Man könnte
chre Ratlosigkeit begreifen, denn das Wort, dieBocheswerden
blles zahlen, hat nicht bloß dazu gedient, alle imperialistischen
Torheiten der Fachs und Kompagnie in Rußland, Polen,
Kleinasien zu rechtfertigen, es hat in den Hirnen der kritiklosen
Kleinbürger, die für die Gloire den letzten Pfennig hergaben,
ben Wahn zur Ueberzeugung gefestigt, daß Deutschland, un -
krmeßlich reich, unter dem Druck militärischer Machtmittel ihre
wstsvieltgen Narrheiten bis auf den letzten Heller bestreiten wird.
Man könnte, sagen wi» die Ratlosigkeit der nationalistischen
Blätter begreifen — unbegreiflich wäre ihre Tobsucht über den
.großen Stkin, der in ihren Garten gefallen, ohne ein Beet zu
berletzen" (Briand), wenn man nicht wüßte, daß der Beschluß der
Konferenz, die Reparationen und den Wiederaufbau Europas in
Einklang zu bringen, die Treubolde des Rechts und der Frechen
um die Möglichkeit betrogen hat, ihre Rachegelüste an Demschianvs
politischem und wirtschaftlichem Ruin zu sättigen.
In dieser Möglichkeit fand die Angst der heldenmütigen fran-
zösischen Spießer vor der physiologischen Kraft des deutschen Volkes
wren Ruhepunkt — und sie ist nun dahin. Wir haben keinen Grund
üb jubilieren, die Sieger werden uns ganz gewiß nichts schenken,
über mit Deutschlands Vernichtung ist es nichts mehr; man lädt
"us zur Konferenz für die Wiederherstellung des europäischen
Wirtschaftslebens ein, nicht um uns Weitz zu schröpfen, sondern nm
unsere technische Erfahrung und unseren Arbeitswillen in
?en Dienst einer Sache zu stellen, die Läuterung der Geister von
A Leidenschaft des Hasses und gegenseitiges Vertrauen voraussetzt.
Wie wett die Franzosen noch davon sind, beweist die der deutschen
Presse von den Behörden von Cannes zuteil gewordene Behand-
ln- — fallen diese kleinen weibischen Bosheiten gegenüber der
Tatsache, daß wir im März mit den Vertretern der verbündeten
Machte als Gleiche unter Gleichen verhandeln werden, nicht mehr
rns Gewicht — je länger die Morgendämmerung, desto schöner
der Tag.
Was uns in der Reparationssrage unmittelbar bevorsteht, ist
unbekannt. Reporter in Prophetenmasken wissen davon vielerlei
öu berichten; nach den einen soll die Rate des laufenden Jahres
uuf 500, nach den anderen aus 700 Millionen Goldmark festgesetzt
werden. Wir können die Entscheidung um so ruhiger abwarten,
ms die Vertretung in guter Hand ruht. Dr. Rathenau ist wieder
m»ch Frankreich, um dem Obersten Rat die Aufklärungen zu gebe,»,
«te notwendig sein sollten, diesmal aber endlich nicht mehr als
^reiner Privatmann", sondern mit amtlichen Vollmachten, als
vbmann einer ihm beigegebenen Kommission. Auch das ist ein
gutes Zeichen, wenn es nach den grundsätzlichen Beschlüssen der
«och eines solchen bedarf.
deutschen Sachverständigen werden aber vor allem darüber
gehört werden, wie die deutschen Zahlungen erfolgen könnten,
ohne den Weltgeldmarkt zu erschüttern — denn das ist die wichtigste
Mer Fragen, wichtiger, selbst für Frankreich, als die Zahlung selbst,
«ei Zahlung der ersten Milliarde ist die Weltwirtschaft von einer
ugeheuren sozusagen kosmischen Bewegung ergriffen worden.
Ta wo die Gesundung für die Sieger durch Ausfüllung ihrer Kassen,
mr Deutschland durch Stärkung seines Kredits infolge der wunder-
aren Leistung beginnen sollte, nahm der allgemeine Niedergang
- e T?rm eines Erdbebens an, dem niemand entkommen könnte.
dem Bekenntnis Lloyd Georges zu matzhaltender Vorsicht
und der widerstrebenden, doch nicht unwilligen Haltung Briands
möchten die Völker wieder Mut schöpfen und ihre Tatkraft von
neuem erweisen; kommt es aber zu einer zweiten deutschen Zahlung
nach der alten Methode, so wird die Katastrophe nicht mehr aufzu-
Mtten sein — dessen sind auch die Herren des Obersten Rates nun-
vn. -Ewitz. Loucheur sagte gestern, niemand hätte das Chaos
se^n können, das die Zahlung der ersten Milliarde hervor-
?"Ufen habe. Die Prunkreden der Sieger in den Tagen von Ver-
' .Spa und London, gemessen an dem, was sich in den drei
Lebensjahren ereignet hat, beweisen, datz Voraussicht mnd Ver-
7"?"Eungsgefühl dasselbe sind, und datz den Staatsmännern
» Englands wie Frankreichs beide Tugenden seit jeher in
7°»em Matze gefehlt haben. Noch schlimmer ist es, datz sie erst
kn»/ E Folgen ihres Aberwitzes eines Besseren belehrt worden
v""'nicht durch die Regungen ihres eigenen Verstandes. So ist es
un sich nicht unmöglich, datz sie ungeachtet ihrer wachgewordenen
- " aeren Vorsätze in neue Irrungen verfallen und die Zahlung
, "per?00 Millionen Mark, ohne die Weltfinanz ins Wanken
ktn» .Sen, für möglich halten, solange der Rohstoffbedarf unserer
zrnvustrten nicht gesichert ist und der Wert der Mark sich nicht ganz
^ryevlich gebessert hat. Das kann nicht das Werk eines Tages sein,
A..^k"°rung des Markkurses wird sogar Mr unsere kümmerlichen
»und Produktionsverhältnisse zur ernsten Drangsal werden,
monn ste nicht sehr langsam vonstatten geht. Erst dann werden
?ere Zahlungen der Well kein Unheil bringen, wenn wir nach
Teaung unserer Rohstoff- und Lebensmittelkäufe in Ueberseelän-
°" aus der Fülle unserer Ausfuhr Golddevisen erübrigen und
mucherhaste Anleihen vermeiden. All das ist nicht denkbar, solange
um mit dem Italiener Bonomt zu sprechen — Mittel- und
Osteuropa aus der Lebensgemetuschaft der europäischen Böller aus-

geschloffen sind. Vernunstgemätz müßte also der Oberste Rat die
Wirtschaftskonferenz von Genua abwarten, denn in
der ligurischen Handelsstadt sollen — hoffentlich gelingt es — die
Voraussetzungen sür Deutschlands Amt und Bestimmung als die
melkende Kuh der Stegerstaaten erst geschaffen werden. Vernunft-
gemäß! Aber natürlich, der Oberste Rat hat seine besondere Logik.
Warten wir ab, was ste der Welt bescheren mag — zuletzt wird auf
jeden Fall die Tatsache recht behalten, datz niemand mehr geben
kann als er hat.
Die ersten Besprechungen mit der deutschen Delegation.
Nach der Meldung des T.U.-Bureaus ist die deutsche Delegation
gestern vormittag 10^ Uhr in Cannes etngetrossen und von den
Kabtnettchefs Briand und Loucheur empfangen worden. Die ersten
Besprechungen begannen nachmittags 5 Uhr trotz der Ab-
wes e n h e i t B r t a n d s. Es scheint sich nach einigen Meldungen
bei der gestrigen Besprechung nur um Informationen über den Ber-
handlungsmodus gehandelt zu haben. Von anderer Seite wird
behauptet, das; die Beratungen von Wichtigkeit gewesen seien
und datz das Resultat von den Mitgliedern der RrparationSkommis'
ston den Regierungschefs mttgeteilt worden sei. Der Oberste Rat
erwartet jedenfalls erst am Donnerstag die offizielle Er-
klärung der Deutschen.
Cannes, II. Jan. Heute früh wird der Oberste Rat das Vor-
gehen geregelt haben, nach dem er die deutschen Delegierten anhö-
ren wird. Die gemeinsame Sitzung mit der deutschen Delegation
Wird erst Donnerstag stattsinden, da die Verbündeten sich vorher
erst über die Bedingungen einigen wollen, die den Deutschen in
Bezug auf die Wiederguttnachmrg und die Garantien vorgelegt
werden sollen.

Die Abreise Briands.
Cannes, 11. Jan. Briand ist heute nachmittag 3 Uhr
nach Paris abgereistz um seine Ministerkollegen über die Verhand-
lungen zu unterrichten. Morgen wird er in der Ksurmer sprechen.
Er wird Freitag mittag wieder in Cannes fein.
Die Beratungen des französischen Ministerrats.
Paris, 11. Jan. Der Mini st errat ist heute vormitttag
im Elysee unter dem Vorsitz von Mtllerand zu einer Sitzung
zusammengetreten. Der Mtntsterrat hat die Beratungen über die
Verhandlungen von Cannes fortgesetzt, über die Ministerpräsident
Briand gestern abend telegraphisch seinen Kollegen einige weitere
Mitteilungen hatte zukommen lassen. Der Ministerrat hat die Ant-
wort redigiert, die unverzüglich dem Ministerpräsidenten zusehen
soll. Wie bereits vorher verabredet, wird der Mtntsterrat morgen
Vormittag im Elysee zu einer Tagung zusammentreten.
Ein Telegramm der SenatSkommisston.
Paris, 11. Jan. Die Senatskommisston sür auswär-
tige Angelegenheiten bat unter dem Vorsitz von Senator Poin-
care eine Sitzung abgehalten. Nach eingehender Prüfung der Lage,
die durch die Konferenz von Cannes geschaffen wurde, hat der Aus-
schuß sich entschlossen, und zwar mit Einmütigkeit aller 25 Senato-
ren, folgendes Telegramm an den Ministerpräsidenten Briand zu
richten:
Der Senatsausschutz für auswärtige Angelegenheiten hat auf
Verlangen einer großen Anzahl seiner Mitglieder und mit Rücksicht
auf das allgemeine Gefühl, das sich gestern in den Gruppen des
Senats geltend gemacht hat, mich beauftragt. Ihnen eiligst Kennt-
nis von der Tagesordnung zu gebe», in der angeordnet wurde.
Der Ausschutz ist der Ansicht:
1. datz der wirtschaftliche und finanzielle Wiederaufbau
Frankreichs eine wesentliche Bedingung des Wiederaufbaues Eu-
ropas ist,
2. datz die Reparationen, auf die Frankreich Anspruch hat, un-
antastbar bleiben müssen, datz also weder eine neue Reduktion
noch eine Abänderung des Zahlungsplanes voni 5. Mat ange-
nommen Werden kann. Es ist auch unzulässig, die belgische Prio-
rität im mindesten zu erschüttern,
3. Frankreich kann sich zu der geplanten internationalen
Wirtschaftskonferenz nur begeben, wenn cs im voraus die esfek-
tive Versicherung erhält, datz alle seine Rechte respektiert werde»,
4. der zwischen Frankreich und England diskutierte Palt
mutz vollkommen die Garantien, die Ausführungsmittel und die
Pfänder, die Frankreich aus den Verträgen empfangen hat. be-
stätigen und ihm für Gegenwart und Zukunft zufagen. Der
Ausschutz ist infolgedessen der Ansicht, datz nichts verwirklicht
werden kann ohne den Geist, welcher die Mittel dazu vorzeichnet.
(gez.) Raimond Poincare.
Die Möglichkeit einer sranzöstschen Kabinettskrise.
Cannes, 11. Jan. Der Berichterstatter der „Frkf. Ztg." be-
richtet seinem Blatte, daß die plötzliche Abreise Briands eine
empfindliche Lahmlegung der Konferenzarbeiten bedeutet.
In den Konserenzkreisen ist man der Ansicht, daß es Briands
persönlichem Eingreifen gelingen wird, der in seiner Abwesen-
heit ausgebrochenen ministeriellen und parlamentarischen Krise
Herr zu werden, zumal da man anntmmt, daß es sich in der Haupt-
sache nm Mißverständnisse handelt. Tatsächlich beruht dis Auf-
fassung der Opposition, datz Briand in der R e p a r a i i o n s f r a g c
in eine Reduktionder französischen Ansprüche eingewilligt habe,

auf einem Irrtum Kompliziert wird die Lage allerdings durch
die starke u nz u s ri ed e nh e i t, die in den politischen Kreisen wie
in der öffentlichen Meinung Frankreichs über die von England
an den Abschluß eines Garantievertrages geknüpften Be-
dingungen herrscht. Schon datz England dafür die Bezeichnung
„Bündnis" ablehnt, hat stark verstimmt-; dazu kommen für Frank-
reich sehr schweren Bedingungen in der Angora-, Tanger-
und U-Bootsrage.
Sollte es darüber in Paris zu einer Kabinettskrise
kommen, was jedenfalls nickt außerhalb des Bereichs der Möglich-
keit liegt, so müßte damit gerechnet werden, datz die Konferenz ohne
Einigung in der Reparattonssrage abgebrochen wird. Diese Per-
spektive würde angesichts des unmittelbar bevorstehenden Termtn-
des 15. Januar für Deutschland Folgen herbeisühren, die im Augen-
blick noch nicht Übersehbar sind.
*
Cannes, ll. Jan Wenn man das Ergebnis des gestrige»
Tages überblickt, kann man wohl jagen, daß er unter dem Zeichen
eitler allgemeinen Krise stand. Die italienischen Ansprüche führten
nickt nur eine Verzögerung des Abschlusses des Garantievertrages
herbei, sondern stellten auch das ganze Reparationsproblem. daS
man bereits als gelöst hoffte, tu Frage; Loucheur hatte in aller
Eile einen neuen Plan ausgearbeitet, der angeblich die Zustimmung
des belgischen Premierministers Theunys gefun-
den hat und alle in Frage stehenden Interessen in sich vereinigt.
Da aber nunmehr die ganzen Arbeiten tu dieser Frage neu zu
leisten sind, dürste man vor zwei Lagen kaum etwas näheres in
Ersahrung bringen. Es macht sich deshalb eine starke Strömung
geltend, welche die Entscheidung üverchie Verteilung der Zahlungen
dem Wtedergutinachungsausschnß übertragen Will.
/---- -
Die Roie der Entente über die Deutschen Werke
Berlin. 12 Jan. Der deutschen Botschaft in Paris wurde ge-
stern abend die schon lang erwariete Note der Botschafterkonferenz
über die Deutschen Werke überreicht. Die Note hat folgenden
Wortlaut:
„Eure Exzellenz haben die Boischafterkonserenz mit Schreibe»
vom 16. November 192! die Ausfassung Ihrer Regierung über die
Frage der Deutschen Werke wissen lassen. Ich beehre mich mitzu-
teilen, datz die Boijchafterlonferenz alle Maßnahmen, die die inter-
alliierte Mililärkontrollkoinmission in dieser Hinsicht getroffen hat,
als vollständig begründet ansieht Indes ist die Kommission er-
mächtigt, zur Durchführung der Umstellungen, die ste sür erforder-
lich erachten wird, Fristen zu bewilligen, die ausreichen. um die
besonderen Interessen der Arbeiter vollständig zu wahre«. Bedin-
gung ist dabei, datz diese Umstellungen spätestens im Zeitpunkt«
des Aushörens jeder effektiven Kontrolle seitens der alliierte«
Mächte vollständig beendet sind Die Botschafterkonferenz hat die
interalliierte Mtlftärkommtsston angewiesen, diese Entscheidung zur
Kenntnis der deutschen Regierung zu bringen und alle Einzelfra-
gen zu regeln, die das Schreiben Eurer Exzellenz vom 16. Noveme
ber auswirft."
Die Role ist von Camvon unterzeichnet.
Kritisches Stadium der oberschlefischen
Verhandlungen.
Berlin, 11. Jan. Nach einer in der Deutschen Presse wiederge-
gebenen Meldung des „Malin" aus Warschau soll die polnische De-
legation von der Warschauer Regierung angewiesen worden sein,
keinerlei Vereinbarungen zuzustimmen, die der polnischen Regie-
rung das Recht nehmen würden, das deutsche Eigentum in Ober-
schlesien zu liquidieren. SMe diese Nachricht zutreffen, so dürft«,
wie dem „Berliner Lokalanzeiger" von maßgebender Seite mitge-
teilt wird, die deutsch-polnischen Wirtschastsverhandlungen in ein
kritisches Stadium eintreten. Deutschland dürfte nicht in der Lage
sein, einen Vertrag zu schließen, der Polen das von ihm bean-
spruchte Liguidaltonsrecht einränmt.

Der Parteitag der U. S. P.
Leipzig, 12. Jan. Am Mittwoch erstattete Retchstagsabge-
ordneter Crtsvien den Bericht über die internationale Arbeits-
gemeinschaft der sozialistischen Parteien. Die Arbeitsgemeinschaft
soll eine internationale Verständigung und eine Ausbaulonferenz
zustandebringen. Der Redner empfiehlt einen Antrag, die U.S.P.
möge alle Proletarier anffordern, die Massen- und Munitions-
herstellung zu verhindern. Es folgen die Abstimmungen. DaS
Manifest und der Antrag Karsten werden einstimmig angenommen.
(Lebhafter Beifall.) Der Reichstagssraktion und der Parteileitung
wird das Vertrauen ausgesprochen. In weiteren Anträgen wird
verlangt, daß der 9. November und der 1. Mat gesetzliche Feiertage
werden lind daß alle Arbeiter als Mitglieder von Steuerausfchüssen
entschädigt werden sollen. Der Antrag Crispiens zur Internatio-
nale wird gleichfalls angenommen. Die Entwürfe und Anträge
über Programme werden der Programmkommission überwiesen.
Daraus folgt der Geschäftsbericht der Parteileitung,
den Reichstagsabgeordneter Ludwig erstattet. Hierauf folgt der
Bericln der Abg. Frau Agnes über die Tätigkeit der Kontroll-
kommission. Im Anschluß daran wird dem Vorstand Entlastung
erteilt. Frau Zietz berichtet über die Frauenkonferenz. Schrö-
der-Leipzig über die Jugendbewegung, Seger-Leipzig über
die Bildungskommission. Die Aussprache über alle Berichte ist
gemeinsam. Vorsitzender Dittmann verliest dann folgendes Tele-
gramm der „Rossija" aus Wien:
„Aus Moskau wird vom 9. Januar gemeldet: Die Märchen
über die angeblichen Leiden der Verbannten sind einfach Ver-
leumdung. Richt 300, sondern 30 Menschewiki sind aus Moskau
verbannt wegen konterrevolutionärer Tätigkeit und können zum
Aufenthalt entweder eine von drei Städten des europäische»
Rußlands wählen oder ins Ausland gehen auf Kosten der Sow-
 
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