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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 11. März)
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Heidelberg, Mittwoch, 1. Marz 1922
Nr. S1 * 4. Jahrgang

Volkszeitung
Tageszeitung Mr die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Boseberg, Tauberbischofsheim und Wertheim. _ _

Verantwort!.: Für innere u.äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton:
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibel; für die Anzeigen: H. Horchler, sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag derUnterbavischen Verlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderftraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2673, Redaktion 2648.

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IW WWMWWM W MZ.

780 Millionen Goldmark Barzahlungen. —
1460 Millionen Goldmark Sachleistungen.
Aus Berlin wird uns gedrahtet:
Die Delegation der Reparationskornmission, die seit einigen
Wochen unter dem Vorsitz des Belgiers Bemelmans in Berlin
Verhandlungen mit der Rcichsregterung gepflogen hat, hat gestern
Nachmittag Berlin verlassen, um nach Paris zurückzukehveu. Es
verlautet, die Delegierten hätten eitlen befriedigenden Eindruck
von den Anstrengungen der Reichsregiernng erhalten und die
Anregungen der Delegation seien berücksichtigt worden. Ueber die
einzelnen Bestimmungen des unterzeichneten Abkommens liegen
folgende Einzelheiten vor, die als Zusatzartikel zum Wiesbadener
Abkommen gedacht sind:
1. Für das Fahr 1923 belaufen sich die Barzahlungen
auf 72« Millionen Goldmark, die Sachleistungen
auf 145« Mill. Goldmark. Wenn der Betrag der Sach-
leistungen nicht erreicht wird, so erhöhen sich dadurch die
Barleistungen um den entsprechenden Betrag.
3. Die Bestellungen werden zum Weltmarktpreis ge-
geben und von der Reichsregierung den deutschen Fabrikan-
ten in Papiermark vergütet.
Z. Für die Bestellungen wird kein Maximum festgesetzt.
Die größeren Bestellungen können direkt abgeschlossen wer-
den, d. h. zwischen den deutschen Erzeugern und de« fran-
zösischen Verbraucher».
4. Das Minimum der Bestellungen beträgt 150» Mtüionen
Goldmark.
5. Die Bestellungen, die mehr als 25 Prozent fremder Roh-
stoffe erfordern, werden vollständig vom Käufer bezahlt.
Für die Bestellungen von Eisen und Stahl wird der Ber-
käufer eine Barzahlung von 35 Prozent leisten.
«. Kupfer, Holz, Zement und einige chemische Produkte sind
von den Abmachungen ausgeschlossen.
7. Die Bestellungen können nur zwischen beiderseitig bekann-
te,» Häusern abgeschlossen werden.
8. Die Jnvustriekartelte, die im Vertrag hinsichtlich der Repa-
ration vorgesehen find, verschwinden, ebenso das deutsche
Reichsministerium für de« Wiederaufbau.
S. Die Bestellungen beziehen sich vornehmlich auf deutsche Er-
zeugnisse, die der Industrie der Abnehmerländer keine Kon-
kurrenz machen.
w. Die Abmachungen werden von den alliierte« Sachverstän-
digen überprüf».
Das Finanzkorrsortium zum Wiederaufbau
Europas.
Berlttt, 1. März. (Prtv. Tel.) DieTelegraPhenuuion
erhält über das Ergebnis der Londoner Syndikatsverhandlungen
eins amtliche Mitteilung, in der es u. a. heißt: Die Konferenz der
internationalen Delegierten, welche in Londön zusammengetreten
ist, beschloß ihre besten Kräfte dafür einzusetzen, um die Errichtung
nationaler untereinander verbundenen Korporationen in den ver-
schiedenen Ländern mit einer zentralen internationalen Korporation,
welche in London gebildet werden soll, zu bewirken. Die Haupt-
aufgabe der Korporationen ist die Prüfung der Möglichkeiten
zur Uebernahme von europäischen Wiederaufvauarbeiten und der
Beteiligung an der Finanzierung derartiger Unternehmungen.
Es ist beabsichtigt, daß die nationalen Korporationen soweit als
möglich als eine Einheit Zusammenarbeiten und unter Kontrolle
der zentralen internationalen Korporationen, in der alle natio-
naler» Korporationen beteiligt sind, und in deren Aussichtsrat sie
als Vertreter sein werden, stehen. Das gesamte Kapital der natio-
nalen Korporationen ist für den Anfang aus den Gegenwartswert
von 2« Millionen Pfund festgesetzt, von denen 25 Prozent sofort
»n bezahlen sind. Das Anfangskapital der zentralen internatio-
nalen Korporation ist auf 2 Millionen Pfund Sterling festgesetzt
und wird durch Zeichnung der nationalen Korporationen in Höhe
do« i« Prozent ihres eigenen Kapitals aufgebracht werde». Fol-
gende Länder sind aufgcsordert worden, je 20 Prozent des vorge-
schlagenen Gesamtkapitals von 2« Millionen Pfund Sterling zu
Zeichnen: Großbritannien, Deutschland, Italien, Belgien. Es wurde
beschlossen, auch folgende Länder zur Beteiligung einzuladen: die
Vereinigten Staate»», Japan, Dänemark, Holland, die Schweiz
und die Tschechoslowakei. Die beteiligten Regiermrgen werden
dringend ersucht, sich die gesetzlich« Ermächtigung geben zu lassen,
dringend ersucht, sich die gesetzliche Ermächtigung geben zu lassen,
damit sie ihren nationalen Korporationen sovald wie möglich not-
wendige Garantien bieten können, damit sie die Gründung vor-
nehmen und ihre Arbeit so schnell wie möglich aufnehmen können.
Nach übereinstimmender Ansicht der Delegierten sollten die Kor-
porationen keine Geschäfte mit oder in irgendeine»« Lande machen,
welches nicht
1 alte öffentliche,» Schulden und Verpflichtungen, die vom
Staate früher etngegangen worden sind oder noch etnge-
gangen werd««, anerkennt, wie auch die Verpflichtung.

übernimmt zur Rückerstattung oder in deren Ernmngelung
zur Entschädigung aller auSliindtschen-Jnteressenten für die
Verluste oder Schäden, welche sie durch Konftsztemng oder
Zurückhaltung ihres Eigentums erlitten haben,
2. eitle Gesetzgebung einsührt, durch die die Handels- und
anderen Verträge genehmigt und durchgeftt'hrt werden, und
3. dem Handel Stcherhett bietet.
Die leeren Worte von Boulogne.
- Heidelberg, den 1. März.
Wollte man der französischen und der englischen Presse Glau-
ben schenken, wenigstens insoweit, als sie sich über die Konferenz
in Boulogne ausläßt, dann hätte sowohl Poincare wie auch Lloyd
George gesiegt. Nach den bisher vorliegenden Berichten scheint
uns jedoch kaum Anlaß zu bestehen, einen großen Triumph anzu-
stellen, svie es in Paris augenblicklich der Fall ist. Noch können
wir nur feststellen, daß das Konferenzergebnis in Genua, das sich
nur aus einer gewissen Anzahl der schwebenden Fragen zwischen
England und Frankreich bezieht, einnegatives i st, und alles
Positive vermissen läßt. Der harmlose, amtliche Bericht über die
Boulogner Konferenz wird selbst durch eigene Berichte der Pari-
ser, bezw. der englischen Presse kaum ergänzt. Viele Phrasen wer-
den mit Unbestimmtheiten vermischt. Das russische Problem ist
überhaupt nicht genannt, und die Worte die gebraucht werden, um
der Wiedergutmachungssrage zu gedenken, lassen vermuten,
daß man alles andere, nur keine Einigung über die Frage der Re-
parationen erzielt hat. Wie könnte auch die Wiedergutmachungs-
frage als Punkt der Tagesordnung von einer Konferenz ausge-
schaltet werden, deren Hauptzweck der „wirtschaftliche Auf-
bau Europas" ist? Darüber werden sich auch Lloyd George
und Poincarö klar gewesen sei», und »venu in der amtlichen For-
mulierung Uber die Konferenz wohl schöne, aber unbestimmte
Worte über die Wiedergutmachungssrage gebraucht wurden, so
zeigt das einmal, daß die französische Oefsentltchkett wieder ein-
mal der schönen Redensarten bedarf, daß andererseits auch die Lei-
ter der Regierung«» in England, bezw. Frankreich sich darüber
klar sind, daß es ohne Besprechung der Wiedergutmachungssrage
keinen „wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas" gibt.
Verfolgt man den amtlichen Bericht, dann ergibt sich, daß eine
sogen. Einigung darüber erzielt ivurde, daß die Konferenz vor»
Genua an den bestehenden Vertrüge»» nichts ändern kam», an den
Machtbefugnissen der Völker »richt rütteln darf, und der Konfe-
renzbegiuu vor» Genua auf den 10. April festgesetzt wird. Wo
bleiben da die Garantie,» für die schönen Worte? Ma» muß
schor» armehmm, daß den» englischer» Ministerpräsidenten nichts
leichter gewesen ist, als diese negativen Zugeständnisse zu machen,
die Poincarö, von der französischen Oeffentlichkett freudig begrüßt,
mit «ach Hause gebracht hat. Bon alledem, was die französische
Regierung durch ihre Konferenz, die Vertagung vor» Genua aus
weitere 3 Monate und eine feste Formulierung, daß die russische
Regierung noch lange nicht anerkannt wird, einer Entspannung
zwischen Paris und London reden, einer Entspannung die herbei-
geführt ivurde, durch leere Versprechungen, deren Poincare als
„Ministerpräsident der Rationalisten" bedurfte, und an denen sich
die französische Oefsentlichkeit sicherlich bis zum Beginn der Kon-
ferenz in Genua laber» wird-
Deutschland hat vorläufig keiner» Anlaß, der Boulogner Be-
sprechungen wegen über de» Ausgang der Konferenz von Genna
pesimistische Betrachtungen anzusteken. Gewiß hat man tn Bou-
logne auch über Dinge geredet, sowie negative Vereinbarungen ge-
troffen — und hierin liegt der Grund zur Entspannung — deren
Klang bei uns Wohl bekannt ist. Aber schon mehrfach haben wir
erfahren, daß nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde.
Das „Recht auf Sanktionen", das sich Poincare angeblich irr Bou-
logne gesichert hat, rührt uns wenig, wissen wir doch, daß der je-
weilige Ministerpräsident in Frankreich, ohne das „Recht auf
Sanktionen", ohne große Gesten nicht regierungsfähig ist. Ar»
Worte»» übertrifft der derzeitige Machthaber in Frankreich Briand.
Das ist eine Stärke und wird eine Stärke aller französischen Re-
gierungschefs bleib«», solange man in Frankreich nicht von der
bestehende»» Verblendung geheilt ist. Unangenehmer berührt uns
die geplante Verquickung des Völkerbundes mit der Konferenz von
Genau, denn dieser Völkerbund, wie er augenblicklich existiert, hat
noch, solange er besteht, immer gegen seinen eigentlichen Zweck
gehandelt. Solange aber der wirtschaftliche und wirtschaftpolitische
Gedankenaustausch die Weltlage zwischen den Ententestaatei» und
uns im Fluß bleibt, solange noch besitzen wir die Hoffnung, daß
das Programm von Cannes in Genua fortgesetzt wird ,wie es
Lloyd George einem englische»» Pressevertreter kürzlich versicherte.
Unter diesen Umständen muß die deutsche Regierung ihre Ver-
treter nach Genua entsenden, trotz des Geheuls der Rechtspresse,
die augenblicklich wieder einmal mit ihrer» Betrachtungen den
französischen Nationalisten Wasser auf die Mühlen leitet und hirn-
verbrannt fragt: „Was sollen wir tn Genna?"

Die Ausgestaltung der Zrvaugsanleihe.
Berlin, 28. Febr. Im Reichsftnanzm»ntstertum
fanden heute vormittag Beratungen mit Vertretern der Industrie,
des Handels, der Bankwelt und der Arbeiterschaft statt, irr denen
über das Steuerkompromttz verhandel wurde. Tiere Ver-
handlungen drehten sich ln der Hauptsache um die Höhe des
Zinsfußes, der für die Zwangsauleihe nach der» ersten drei
bekanntlich zinsfreien Jahren erhoben werden soll. Obwohl die
Verhandlunsen erst Ende der nächstM Woche zu Ende gehen dürf-

ten, darf man doch bereits sagen, daß ein niederer Zins-
satz in Betracht kommt. Die Veranlagung zur Zwarrgsanleihe
dürste wahrscheinlich nicht, wie anfangs beabsichtigt, nach der
Reichsnotopferveranlagung am 31. Dezember 1919 als Stichtag
erfolgen, es wird vielmehr erwog«», die Veranlagung zur Zwangs-
anleihe nach der VermSgenssteuerveranlagung von 1922 vorzu-
nehmen. Dabei soll nicht so lange gewartet werden, bis diese
Steuerveranlagung für das la,»sende Jahr sertiggestellt ist. Das
würde selbstverständlich zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Dadurch
würde auch der Zweck der Anleihe verfehlt werden. Vielmehr
werden voraussichtlich bestimmte Vorschläge auf Zwangsanleihe-
einzahlungen in Höhe eines Notopferdrittels gemacht werden. Die
Anzahlungen für die Anleihe sollen ratenweise erfolgen. Doch
werd«» die Raten so kurz bemessen sei»», daß die völlige Einzahlung
der Zwangsanleihe bis zum Frühjahr 1923 erfolgt ist. So dürste
mau etwa mit halbjährlichen Einzahlungsraten zu rechnen haben.
Mit den Arbeiten für die Zwangsanleihe gehen die Beratungen
über die im Steuerkomprcmitz vorgesehenen Steuergesetze Hand
in Hand. In Frage kommen die vier neuen Gesetzentwürfe ein-
schließlich des Mantelgesetzes. Die Beratungen in den Steuer-
ausschüssen werden an» Donnerstag fortgesetzt. Auch sie werden
vermutlich im Laufe der nächste,» Woche beendet sein. Zur Ver-
handlung stehen gegenwärtig nur noch die Umsatzsteuer und die
Kapitalsteuer. Die neuen Steucrgesetze selbst dürsten, soweit sie
nicht rückwirkend sind, wahrscheinlich tmApril in Kraft treten, und
14 Tage nach der Veröffentlichung im Reiche gesetzgeberisch sein.
Berlin, 1. März. Der „Lokalanzeiger" schreibt: Wie
wir von unterrichteter Sette erfahren, wird am Freitag eine Be-
sprechung zwischen dem Reichskanzler, dem Reichsfinanzminister
und den Führern der Koalitionsparteien stattfinden. Auf besonderen
Wunsch des Reichskanzlers wird auch die Deutsche Bolkspartei
Vertreter entsende«. Es wird sich dabei in der Hauptsache »rm di«
Frage der Zwangsanleihe hindern. Wie in unterrichteten Kreisen
verlautet, soll innerhalb der M eh rh e it s s o zia ld emokr atie
Einigkeit darüber bestehen, die Bedingung aufzustellen, daß die
Veranlagung zur Zwangsanleibe nach der Vermöge,»Ssteuervsr-
aulaguug vom Jahre 1922 vorgenommen werde. In maßgebenden
Wtrtschafts- und Finanzkreiser» ist man sich darüber klar, daß eine
derartige Maßnahme schon deshalb undurchführbar ist, weil die
Finanzämter kam»» in der Lage sein dürften, die daraus entstehende
Arbeit Zu bewerkstelligen.
Ein neues Bernichtirrrgsurtett über die
U. S. P.-PoliLik.
Vor einigen Tagen verösfenMchte der „Vorwärts" MM» Atz'
tikel: „Vater, vergib ihnen; denn . . . ." von einem Ernst
S-eifert en Minden, der sott ihrer Gründung der Unabhängigen
Sozialdemokratie angchört, aber seit ISIS eifrigst für die Einigung
der beiden sozialdemokratischen Parteien wirbt. Nach einigen all-
gemenren EinteituwgsöemerLuiegen stellt Seifert fest, daß der Ritz,
der mn 15. Februar An Reichstag Mitten durch die U. S. P. ge-
gangeu -ist, gezeigt «habe, daß di« Leipziger Einmütigkeit und
Einstimmigkeit nicht das Spiegelbild der U. S. P. darstelle, son-
dern nur deshalb in di« Erscheinung treten konnte, WM leider
nicht zmn erste« Male der vernünftige rechte Flügel den» linken
FWgÄ das Feld überließ. Ueber die U. S. P..-PMtik des 15.
Februar schreibt dann der unabhängige Genosse u. a.:
„Es galt, die Regierung Wirth zu stürzen oder zu halte«.
Die monarchistischen Deutsch-nationale», Deutschvolksparteiler
und die putschisMche Kommunistengruppe ibaren sich klar dar-
Mer, ihre seitherige Absicht des Regiernngssturzes M Verwirk-
lichen. Die Deutichuatioateu und Dsutschvoltspartsiler wollen
die Reaktion. Die Kommunisten wollen wieder einmal Krach.
Was dann folgt, ist ihnen einerlei. Klar werden sich auch Zen-
trum, Demokraten, SoKiaüdenwkratolr bis Dr. Breitscheid. Ein
Grüppcheiu das nicht wußte, was es wollte, wäre» die Kommu-
«isten-Unabhängigen um Crispien.
Tas Bild, das die Unabhängigen boten, war weniger als
Würdig. Wer weiß, zum wievielten Mals Breitscheid, Lipinski,
Seeger, Puchta und die anderen' vor der Tür standen, und bang
ersehnten, daß die SozMdenwkratew, Vie drinnen arbeiten, und
mit denen sie Vollkommen einig sind, M durchsetzen werden. Es
muß wahrhastig für die Genossen ein zweifelhaftes Gesicht sein,
nur Deshalb »MHI irr ihrem Gdiste wirken zu können, weil sie der
Unabhängigen Sozialdemcckraiischen Partei angehören.
Sind die Genossen »m Crispie« nicht von allen guten Gei-
ster« verlassen gewesen, so war ihr „Rein" lediglich eine Agita-
tionsrücksicht, aber eine falsche, eine unwahre und eine verderb-
liche. War ihr „Nein" abgegeben in VE Bewußtsein, wenn die
andere»» 23 »Ächt mitstimmen, wird das Vertrauensvotum ja doch
angenomnren, so war das „Rein" unehrlich. Ist es abgegeben
worden als ein „Rein der Tatsache", als Verwirklichung der
Front Hölfferich, Hölleiu, Sünnes und Crispien, so ist das
„Nein" ein „Nein -cs Irrsinns".
Ein.ebenfalls Ms UnLlarhett heraus geborenes Verlangen
ist es, wenn in der U. S. P. die Meinung herrscht, die Sozial-
demokratische Partei falle aus der Regierung aus- und in die
Kiassentamistfront des Proletariats eintreten. Ohne die Regie-
rnngstätWeit der Soziatdem-okmtischon Partei M sich in allen
Fällen gutzuheißen, muß man doch di« Tatsache fcststelleu, daß
auch der Kampf in der Regierung ein Klassenkampf ist. Er ist
solange ein K-lassenkampf, als die »Nit der Wahrnehmung der
proletarischen Interessen in den Regierungsstellen beauftragten
Genossen auch uuter den schwierigsten Umständen nicht vergessen;
daß sie vom Proletariat in diese Stellen gesetzt sind und für das
Proletariat zu wirken habe»». Solang« bleibt die Regierungs-
MWett -ein KlassenAmpst fswM die regierKÄen SoMldemh-.
 
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