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Heidelberg, Mittwoch, 12. April 1922
Nr. 87 * 4. Jahrgang
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Beginn der Konnnisfionsarbeit.
Deutschland und Rußland gleichberechtigt in allen Kommissionen vertreten. —
Barthous Rede. — Die deutsch-polnischen Verhandlungen über Oberschlefien
endgültig gescheitert.
Genua.
Genua, 12. April. (Priv.-Tel.) Gestern begannen bereits die
K o m misfione n ihre Arbeit. Die erste allgemeine Kommission
trat um Ml Uhr unter dem Vorsitz de Factas zusammen. Im An-
schluß an eine Erklärung des ungarischen Delegierten Bethlen
entspann sich eine längere Debatte über die Minderheiten-
frage, die schließlich einem Unterausschuß überwiesen wurde.
Gestern nachmittag trat die geschäftsführende Unterkommission der
Hanptkommtssion für allgemeine politische Fragen unter dem Vor-
sitze Schanzers zusammen. Gegenstand der Beratung war der
erste Punkt des Programms von Cannes. Der englische Delegierte
Lloyd George regte an, die Denks ch rtst zur Verteilung zu
bringen, die von den Sachverständigen der Alliierten inLondon
über die Frage drs europäischen Wiederaufbaues ausgearbeitet
worden sei und die Kommission jetzt Zu vertage», nm ihr Zeit zum
Studium dieser Denkschrift zu lassem Der schweizerische Delegierte
Motta ersuchte um Verteilung der Denkschrift an alle Staaten,
die an der Konferenz vertreten seien. Der russische Delegierte
Tschitscherin erklärte, die Denkschrift der Sachverständigen
sei ihm vollständig unbekannt. Er habe über sie lediglich aus un-
zuverlässigen Presscnachrichten Kenntnis erhalten. Er bittet um
Verteilung von weiteren Informationen und um Vorlegung von
anderem einschlägigem Material. Auf eine Frage Lloyd Georges,
wiclauge die russische Delegation Zeit brauche, um die Denkschrift
zu Prüfen, erklärte Tschitscherin, Latz er mit einer Vertagung der
Kommission auf zwei Tage einverstanden sei. Die Kommission
wurde also auf Donnerstag vormittag s-sll Uhr vertagt.
Auch die F inanz ko mmis s io n begann gestern ihre Be-
ratungen. IHv gehören als deutsche Delegierte an: Dr. Rathe -
n a u und H e r m e s, als stellvertretende Delegierte Staatssekretär
Schröder und Präsident Havenftein. Als Sachverständige
werden tätig sein die dem Finanzausschuß angehörenden Geh.
Kommerzienrat Hagen, Dr. Hilferding, Reichstagsabgeord-
neter Erkelenz, Geh. Kommerzienrat v. Mendelssohn,
Chefredakteur Bernhard, Geheimrat Kreuter, Dr. Mel-
chior und Staatssekretär a. D. Bergmann. In ihrer ersten
Sitzung wühlte die Finanzkommission Str Robert Horne zum
Vorsitzenden. Es wurde eine Unterkommisston gewählt, in
der die wichtige» Fragen vorbereitet werden sollen. In ihr wer-
den die fünf einladenden Staaten, daun auch Deutschland und
. Rußland und für die übrigen Staaten die Tschechoslowakei.
Holland, Dänemark und Finnland vertreten sein. Der französisch«
Wunsch, die deutsche und die russische Teilnahme an den Kommis-
sionsarveiten zu beschränken, ist vorher avgelehnt worden. Sir
Robert Horne betonte in einer Rede, wie wichtig es sei, unter
den gegebenen Verhältnissen Europas eine Lösung der zahlreichen
Finanzfragen zu finden, solange Amerika an der Konferenz
fehle. Wenn der Handel nicht dauernd gestört werden solle, sei
eine Stabilisierung der Währungen notwendig.
Die Wahl der politischen Unterkommisfton.
Basel, 11. April. Die von der ersten Kommission heute er-
nannte politische Unterkommission ist wie folgt zusammengesetzt:
fünf Vertreter der alliierten Mächte, je ein Vertreter
Deutschlands und Rußlands, Zwei Vertreter der Kleinen
Entente und der Randstaaten und zwei Vertreter der neutralen
Staaten. Die Vertretungen der Neutralen und der übrigen kleine»
Staaten werden von den. betreffenden Delegationen bestimmt. In
der Abstimmung, die vorgeiwmmen wurde, stimmten 21 Stimmen
für die Schweiz, 17 auf die Polen und je 14 aus Rumänien und
Schweden. In der Kommission war die Vorfrage ausgestellt wor-
den, ob man nicht Rußland und Deutschland je zwei Vertretungen
in der Unterkommisston geben solle. Bundesrat Motta, welcher
der Delegation angehörte, beantragte, datz jeder Staat einen Ver-
treter Haven sollender aber Sachverständige hinzuziehen könne.
Das Duell Lloyd George-Barthou über die
Zusammensetzung der Kommissionen.
Mailand, 11. April. Der Genueser Korrespondent des
„Corrtere della Sera" hat aus den Kreisen der italieni-
schen Delegation einige nähere Einzelheiten über die erregte Aus-
einandersetzung zwischen Lloyd George und Barths» über
die Hinzuziehung von deutschen und russischen Vertretern in die
Kommission für die Prüfung der in der Resolution von Cannes
enthaltenen Grundsätze erfahren. Barth ou und der belgische
Minister Theunis bekämpften in fast dreistündiger Debatte
heftig die Zulassung der Deutschen und Russen, ihrer ehemaligen
Feinde, zu dieser Kommission, zu der nicht einmal Polen und die
Kleine Entente zugelassen wären. Lloyd George, von de
Facta und Schanzer unterstützt, wandten sich entschieden da-
gegen, die Deutschen und die Russen auszuschließen bet der Auf-
stellung von Beschlüssen, die sie selber angingen. Man dürfte sie
auch nicht ausschließen, weil eben gerade die Konferenz vor» Genua
dazu bestimmt sei, mit den traditionellen Konferenzen zu brechen
und Siegern und Besiegten gleiche Rechte einzuräumen. Im Ver-
laufe der Debatte erklärte Lloyd George, man täte besser, schon
vor der Eröffnung der Konferenz wieder auseinmrderzugehen,
wenn man Staaten, die die Absicht haben, wieder in die europäi-
sche Gemeinschaft einzutretsn, von der wichtigsten Kommission aus-
schließe» wolle. Auch Schanz er verteidigte diese Ansicht sehr
I energisch. Der Erfolg war schließlich, wie bekannt, daß Deutschland
I und Rußland in der Kommission vertreten sein werden. Der
„Corrieve della Sera" nennt diese Tatsache eine „gewonnene
Schlacht für die Wiederherstellung des Friedens".
Eine Sitzung der deutschen Delegation.
Genua, 11. April. Heute morgen trat die deutsche Dele-
gation zu viner Sitzung mit den Sachverständigen zu-
sammen. Der Reichskanzler gckb in große,» Linien ein Bild
der politischen Lage, wie es sich aus dem Verlauf der gestrigen Er-
öffnungssitzung ergibt. Hierauf wurden die Delegierten und
die stellvertretenden Delegierten für die erste Sitzung der allge-
meinen Konferenz bestimmt. Hauptdelegierte sind Reichskanzler
Dr. Wirth und Rcichsaußemninister Dr. Rathena u, als stell-
vertretende Delegierte fungieren die Staatssekretäre. Den Dele-
gierten werden Sachverständige beigegeben werden. Henle nach-
mittag 4 Uhr werden sich alle Sachverständigen zu einer Vollsitzung
zusammcnfinden, nachdem bereits heute vormittag die Unterkom-
mission getagt hatte.
*
Die Politik Frankreichs.
„Friede und Arbeit sind das Programm und die Lösung
Frankreichs."
Neben der Rede de Facl-as u. der des deutschen Reichskanzlers
dürste Wohl die Rede BartHo u s, des Mhrers der französische»
Delegation von der MSrgrStzlen politischen BedsuGuq feix. Wir
bringe,» sie daher 'heute im Wortlaut, nachdem wdr sie gestern
Raummangels halber stark kürzen mußten. Bart Hou führte Ms:
„Auf diese Konferenz, von der die Neuorientivung
der Welt ihren Ausgang nchmen kann, bringe W die^vohl-
«durchdachte Willensäußerung einer loyalen Mitarbeit
Frankreichs mit. Als Aoyd George in Cannes feine grotz-
»tütiige Anregung dazu gab, Hat Frankreich unverzüglich zuge
stimmt. Und wenn es später einen Aufschub vovgsMMen Hat,
den es glücklich ist, erhalten zu Haben, so hat es sich nur von dm»
Wunsche bestimmen lassen, durch ausgiebigere Vorbereitung die
Ergebnisse zu erreichen, aus die es sein Vertrauen und feine Hoff-
nung setzte. Die Welt ist der leeren Worte, der feierliche»» und un-
fruchtbaren Erklärung müde. Sie leidet in ihrer Gesundheit,
Sicherheit und Stabilität und verlangt, daß eine planmäßige und
wirkliche Aktion ihr endlich das Gleichgewicht wiedergebe, dessen
sie bedarf. Wir sind Hierhergekonmwn, um zu Handeln; wir
sind nicht Beobachter, wär sind Mitarbeiter, bereit,
unseren Anteil an der gemeinsamen Arbeit und Den gemein-
samen Verantwortlichkeiten zu nehmen. Gewiß, wir ver-
hele» uns nicht die Schwierigkeiten, die Hindernisse und die Lang-
samkeit der Aufgabe, aber Pessimisten vermögen nichts, und nur
der Glaube wird die Welt retten. Europa ist mit Ruinen besät.
Es würde töricht sein, zu glauben, daß eine Zaubergerte mit einem
Streich auf dem Trümmerhaufen das Zauberschloß seines Wie-
deraufbaues errichten könnte. Aber es wäre sine noch schlimmere,
noch vernichtendere, noch mörderischere TorHeit, sich mit gekreuzten
Armen am Wege nisderzusetzeu und nichts zu tun. Denn c s t st
allzu viek zu tun. Frankreich ist vor» keinem nationalen
Egoismus beseelt und wünscht keine Hegemonie ausznüben. Der
Krim Hat Frankreich zu viel gekostet, als daß es nicht Abscheu
vordem Kr i.eg e empfinden sollte. Es ist in seiner Gesamtheit
entschlossen pazifistisch. N-nid niemals Wird es Frankreich sein,
Das in verbrecherischer Verblendung die Ruhe der Welt stören wird.
Seine Rechte, für die es einen furchtbaren Preis gezahlt Hat,
ist kein Hindernis (I) für das Unternehmen, zu dem wir aus
allen Teilen Europas hiergekommen sind. In dem Progra m m
von Cannes sind diese Rechte entsprechend der Ansicht
Frankreichs und seiner AMerten von der Diskussion
ausgeschlossen worden. Die Konferenz von Genua ist so-
mit nicht, kann nicht sein und wird nicht sei»» eine Berufungsin-
stanz, wo die bestehenden Verträge zur Sprache gebracht, beurteilt
»md revidiert werden könnten. Aber jede finanzielle und
wirtschaftliche Frage, deren Lösung von Bedeutung und
für die Wiederherstellung des gepeinigten, aus dun Gleichgewicht
gebrachten Europas we.scuttich ist, kann frei von allen erörtert
werden. Frankreich wird leine negative Haltung zeigen. Seine
Sachverständigen werden eine beträchtliche Arbeit Vovwciscn. Es
gibt kein Problem, das ihren Untersuchungen und Uebevlcguwgen
entgangen wäre. Wir werden nicht nur sagen, was uns zulässig
erscheint. Wir werden das sagen, was wir für gerecht, notwen-
dig oder möglich halten. Die Verwicklung der Fragen schließt
eine einfache Formel aus. Europa, sagen wir ruhig die Welt, ist
eine kommerzielle Einheit, die vom Kriege gestört und gelähmt
worden ist auch bei den Völkern, die nicht am Kriege beteiligt
waren. Es ist Sache eines jeden dieser Völker, gleichviel wie
ihre politische Form und ihre Regierung aussehen mögen, wofern
sie nur Ae allgemeinen Rechte achten, ohne die es keine ZivMsntion
gibt, bei der Wiedemusttchtung aller mitzuhelse n. Die fran-
zösische Delegation wird gegen niemanden jemals ein Wort des
Haffes ausspreche». Sie will »»jemanden demütige,» uird wird im
offene,» Tageslicht handeln. Denn sie hat bezüglich ihrer Ideen
und Absichten nichts zu verbergen. Sie ist beseelt von der Ehr-
lichkeit, Dem guten Willen und dem Vertrauen, ohne die es zweck-
los, vielleicht gefährlich wäre, sich an die Arbeit zu begeben.
Friede und Arbeit sind das Programm und di« Losung Frank-
reichs.
Vor dem Schiedsspruch Calonders.
Gens, 12. Aprli. Die in den letzten Tagen wieder anfgenom-
,neuen LiquidierungsverlMt'dlutrgsn zwischen Deutschland u. Polen
sind jetzt endgültig gescheitert, sodaß mit einem frucht-
losen Ablauf der auf gestern abend 6 Uhr festgesetzten Frist zu
rechnen ist. Alle Bemühungen Calonders und des Völkerbunds-
sekretärs sind gegenüber den» schroffen polnischen Standpunkt ge-
scheitert. Es ist jetzt damit zu rechnen, daß Ca'londer Heute schon
in eArer besonDereu öffentlichen Sitzung den «»gekündigten Schieds-
spruch fällen wird. Ueber feinen Inhalt ist natürlich noch nichts
bekannt. Doch rechnet man damit, daß er rein juristisch aus-
sallm wird.
Badische Politik.
Hauptversammlung des Bad. Lehrervereins,
(Voll unserem Berichterstatter.)
Nr. Karlsruhe, den 11. April.
Ain Vormittag sand zunächst eine Sttzu»»g der Obleute der
DieuststeLeiraiisfchllffe des Landes statt, in welcher die sie betreffen-
den Fragen sachlicher und organisatorischer Natur einer eingehen-
den Erörterung unterzogen wurde». Namentlich die infolge des
Beschlusses des Haushaltuugsausschusses bevorstehende Einfsiürung
des Proporzes für die Wahlen zum Dienststellenausschutz wurde
eingehend erörtert. Die Aussprache ergab volle Einmütig-
keit in allen Fragen.
Nm 10 Uhr begann sodann in dem voll besetzter» großen Saal
der Festhalle die öffentliche Hauptversammlung. Anwesend sind
der Staatspräsident Hummel, die Spitzen der Unterrichtsver-
waltung, der Staatsverwaltung, Vertretungen der Beamten, der
Universitäten, der Kirchcnregierrnrg, des Philologenveretns, der
Seminare, des Kreisschulamts, des Pfälzischen, württembergischen,
sächsischen Lehrervereins. Der Obmann des Badischen Lehrerver-
etus, Hauptlchrcr Hofhei n z, begrüßte Die Anwesender» und wies
auf die Bedeutung der heutigen Tagung hin. Hierauf ergreift der
Redner der Versammlung
Minister und Seminardtreltor a. D. Dr. Seyfert
das Wort, von lebhaftem Beifall begrüßt. Er führt zum Thema:
„Die Neugestaltung der Lehrerbildung" etwa sol-
Egendes mis: Die Einheitlichkeit der Lehrerbildung ist eine einmütig
angenommene Forderung der Reichsverfassung. Heute gilt es,
sie in die Tat umzusetzcn. Aber heute hat sie lebhafte Kämpfe aus-
gelöst. Die Gründe sind mannigfaltig. Man befürchtet eine Ent-
blößung des Platten Landes von Lehrern, daß der akademische
Lehrer »richt den Weg findet oder datz ärmere Kinder »sicht mehr
Lehrer werden können. Ein wichtigster Grund ist die finanzielle
Frage und die, ob eine erhöhte Lehrerbildung überhaupt für die
Volksschule nötig sei. Die finanzielle Frage ist gewiss ge-
rade heute von einschneidender Bedeutung. Doch sind die meisten
bisher von den Gegnern präsentiertet» Rechnungen falsch. Der
Abbau der Seminare deckt, wie der Redner für Sachsen nachweist,
die neuen Ausbildungskosten. Auch die höhere Gehaltseinstufung
Wird sich langsam vollziehen und erst nach eitlem Lebensalter fertig
sein. In manchen Dingen wird auch der Staat entlastet, freilich
dafür die Elten» stärker belastet. Darin liegt eine Gefahr für die
miuderbennttelte Bevölkerung. Hier kann Abhilfe getroffen wer-
den.. Wir dürfen die höhere Bildung allgemein nicht den neuen
Reichen überlassen. Diese neuen Mehraufwendungen sind
eigentlich nur ein Gutmachen eines alten Unrechts. Die finanzielle
Frage ist zu prüfen unter dem Gesichtspunkt dem gefaulten Staats-
aufwand gegenüber. Dann wird man sehen, wie gering Die
Zahlen in» Verhältnis sind. Diese Aufwendungen sind eine
Kapitalvermehrung des Volkes. Wir können nur durch
Verfeinerung der Produktion Wertsteigerungen erzielet». Dazu ist
eine Erhöhung der Intelligenz der Arbeiterschaft nötig. Der An-
teil Der Schule hieran ist freilich nicht zahlenmäßig festzustellen,
doch brauche mau sich nur einmal eine Beseitigung der Volksschul-
vildung in Deutschland vorzustellen. Die Leistung der Schulz
hängt aber ab von der Tüchtigkeit des Lehrers, damit also auch
von seiner beruflichen Vorbildung. Die Erhöhung der Lehrer-
bildung ist also von wirtschaftlicher Bedeutung. Dazu gehört auch
die Aufnahme des Arbeitsschulgedankens in die Schicke. Die finan-
ziellen Bedenken müssen zurücktreten hinter den» Nutzet», dm die
erhöhte Lehrerbildung bringt.
Redner wendet sich nun den Einwänden zu, die eine Erhöhung
der Lehrerbildung für die Elementarschule für unnötig Halter»
Auch anders Berufe waren einst geringwertig in ihrer Vorbildung.
Auch die Schule mutz sich höher entwickeln. Die Familie ist nicht
mehr, was sie einst war. Der Anteil der Schule an der Erziehung
ist heute größer als früher. Darum muß auch dem Lehrer eine
Wettergreisende Fachbildung zuteil werden. Dem Erzieherberuf
mutz eine höhere Bildung gewährt Werder», denn er arbeitet an
der Jugend, am unverstegltchen Quell der Volkskraft. Es gibt
nichts Wertvolleres als das Kind. Der neue Staat muß auch hier
neu denken. Wir brauchen die Auslese der Tüchtigen; dazu mutz
der Lehreiberus ein höherer werden um der Verantwortlichkeit
willen. Redner spricht dann über die Umbildung der Se-
minare. Diese sind abzuschaffen. Der Lehrerberuf braucht eine
höhere Allgemeinbildung. Die eigentliche Fachbildung darf nicht
auf einer besonderer», irgendwie gehobenen Fachschule erfolgen,
sondern an der» Hochschulen. Redner erörtert eingehend Einwände
und Gründe dieser Forderung. Die Erforschung der Erziehungs-
probleme ist eine der bedeutendste»» Aufgaben der Hochschule. Auch
der Lehrer des Volkes mutz einmal in der freien Luft der Wissen-
schaft geatmet habe». Wir hoffen vom neuen Staate, datz er diese