Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen,
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Heidelberg, Mittwoch, 4. Januar 1922
Nr. 3*4. Jahrgang
Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton-
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Weibel; für die Anzeigen: H. Horchler, sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
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Die Gründung eines französischen Volksbundes für Weltfrieden.
Der Korrespondent der „Frkf. Ztg." drahtet aus Parts unter
dem 3. Januar:
Unter der Führung von ersten Persönlichkeiten des politischen
Lebens und der Wissenschaft wurde gestern in Paris ein Volksbund
für den Weltfrieden gegründet, der es sich zum Ziele gesetzt hat,
an der Wiederherstellung eines wirklichen «nd dauernden Friedens
zu arbeiten. Dem Vorstand des Bundes, der Mitglieder aller
politischen Parteien vereinigt, gehören u. a. an die Politiker Lucien
Le Foyer, Longuet, Ponsot, der Marquis de Ville-
neufe, die Professoren Charles Gide, Seattles, Mi-
stral, die Schriftsteller Marguerttte und Barbusse. Der
Bund Wendel sich mit einem Aufruf an die Oeffentlichkett, in dem
es heißt:
„Die alliierten Regierungen haben es — sei es aus Mangel
an gutem Willen oder infolge ihrer Unfähigkeit — nicht verstan-
den, mit dem Vertrag von Versailles eine Aera des Friedens zu
eröffnen, die alle die im Kriege gebrachten Opfer belohnt hätte.
Die Friedensverlräge — in Wirklichkeit sind es KriegSverträge —,
die von den drei oder vier Regierungsoverhiiuptern insgeheim
ausgearbeitet und jeder Kontrolle durch die Parlamente und die
Völker entzogen worden sind, sind zum großen Teil undurchführbar.
Für einige dieser Verträge ist die Revision von den Siegern selbst
bereits gewünscht worden, für alle ist sie bereits de facto in Vollem
Gang. Die finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die
aus ihnen resultieren, drohen in der ganzen Welt und besonders
in Frankreich zu einer beispiellosen Katastrophe zu führen. Was
weitschauende Leute seit langem vorausgesagt haben, ist nunmehr
durch die Tatsache unwiderleglich bewiesen, daß nämlich der Krieg
den Krieg nicht aus der Welt zu schaffen vermag. Es mutz ein
«euer Weg gefunden werden. Der Völkerbund ist in seiner
heutigen Konstitution nach seinem eigenen Geständnis unfähig,
Kriege zu verhindern. Dazu bedarf es eines wirklichen Bundes
der Völker, der politischer und wirtschaftlicher Natur zugleich sein
»nutz. Die Völker müssen sich nach dem Beispiel der Individuen
durchringen zu einem höheren Begriff der wahren Freiheit, die
nicht in einer falsch verstandenen, mit Notwendigkeit zu blutigen
Konflikten führenden Unabhängigkeit, sondern nur in der Erkennt-
nis der Solidarität aller und der Anerkennung von Recht und Ge-
setz besteht. Die wahre Gesellschaft der Nationen hat eine über-
staatliche Organisation mit legislativen, exekutiven und richterlichen
Vollmachten zur Voraussetzung. Zur Erreichung dieser Ziele be-
dürfe es zunächst der entschlossenen Bekämpfung des Imperialis-
mus und der Durchführung der. allgemeinen Abrüstung. Die Ent-
waffnung Deutschlands sei nur ein Anfang, dem die anderen
Völker folgen müßten, wenn nicht aufs neue die Zivilisation noch
schwereren Schlägen ausgesetzt werden soll, als sie durch den
Krieg erlitten hat.
Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an alle diejenigen,
die entschlossen sind, sich einer Politik des Fanatismus und des
Hasses entgegenzustemmen und die Lügen und Verleumdungen der
nationalistischen Presse aufs Entschiedenste zu bekämpfen.
Jeder, dem der Wiederaufbau Europas durch Völkerverständi-
gung und Völkerversöhnung wirklich am Herzen liegt, wird diese
Nachricht aus Parts aufs freudigste begrüßen. Sachlich sagt sie
uns ja nichts Neues, denn wir wissen, daß die Politik der in Frank-
reich Regierenden — der Clemenceau, Poincare und Klotz wie der
Mtllerand und Briand — so wenig die Politik des französischen
Volkes ist, als die Politik der Bismarck, Bülow und Luden-
dorff diejenige des deutschen Volkes war. Wir wissen, daß es auch
in Frankreich weite Kreise gibt, die mit dem Rüstungssanatismus
und Militarismus der Generalstäbler nicht einverstanden sind, die
wissen, daß Frankreich von der Knebelung und Vernichtung Deutsch-
lands keine glückliche Zukunft zu erwarten hat. So denken nicht
nur die Sozialisten und Gewerkschaftler Frankreichs, die dieses
Denken in der Wiederaufbau- und Reparationsfrage wiederholt
betätigt haben, sondern auch namhafte Männer und Frauen des
Wissenschaftlichen, literarischen und künstlerischen Lebens. Die Tat-
sache, daß diese Kreise jetzt die Gründung des „VoMvundes für
Weltfrieden" gewagt haben, zeigt nicht nur, daß sie in den letzten
Jahren stärker und stärker geworden sind, sondern, datz auch die
innerpolitische Atmosphäre in Frankreich heute eine andere ist als
vor drei Jahren.
Die Tatsache dieses pazisiftischen französischen Volksbundes hat
auch für unsere innerdeutsche Politik große Bedeutung. Sie ent-
zieht unserer Reaktion eine der wesentlichsten Grundlagen ihrer
nationalistischen, gewaltpolitischen Demagogie, die stets nur mit
den Schlagworten vom französischen Militarismus und Chauvi-
nismus, vom Erbfeind u. a .m. arbeitet. Die obige Meldung aus
Parts zeigt dem deutschen Volke, datz in Frankreich auch andere
Kräfte am Werke sind, die an Kraft und Macht gewinnen werden,
je konsequenter sich Deutschland auf die Linie demokratisch-republt-
kanisch-pazifistischer Innen- und Außenpolitik einstellt.
Oberschlesien und die Reparation.
Wie der „Vorwärts" mitteilt, hat sich die polnische Regierung
bereits vor längerer Zeit an das Generalsekretariat des Völker-
bundes in Genf gewandt, um zu erfahren, ob sich Polnisch-Ober-
schlesien, also diejenigen Landcsteile, die von Oberschlesien a«
Polen abgetreten werden müssen, an den deutschen Reparations-
zahlungen beteiligen müssen. Wie der „Daily Telegraph" jetzt
Mitteln, ist die Antetlspflicht Polnisch-Oberschlestens ausgesprochen
worden. Eine Bestätigung dieser Meldung mutz vorerst abge-
wartet werden. Sollte die Mitteilung, die im Grunde genommen
' nur den Satzungen des Friedensvertrags gerecht wird,
! den Tatsachen entsprechen, dann würde das für Deutschland eine
i nicht zu unterschätzende Entlastung von der Gesamtreparation be-
deuten. Durch die Genfer Entscheidung über Oberschlesten sind
! dem Deutschen Reich wichtige Gebiete genommen worden, Gebiete,
i die eine gewisse Garantie für die Durchführung der Reparations-
verpflichtungen leisteten. Da diese Gebiete nicht bei Deutschland
verbleiben, sollte man auch die Konsequenzen daraus ziehen.
Die deutsch-polnischen Verhandlungen.
Beuthen, 2. Jan. Die Delegierten für die deutsch-polni-
. schen Wirtschaftsverhandlungen mit Staatssekretär a. D. Lewald
an der Spitze treffen heute abend und morgen früh in Oberschlesien
wieder ein. Die Verhandlungen werden im Lause des morgigen
Tages wieder ausgenommen werden.
Calonder wird in der Nacht zum 4. d. M. in Oberschlesien
erwartet. Retchsminister a. D. Schiffer wird voraussichtlich
in Breslau mit ihm Zusammentreffen und in seinem Sondcrzuge
die Fahrt nach Oberschlesien fortsetzen. Calonder nimmt aus Schloß
Reudeck bei Tarnowitz Wohnung.
Overschlesische Wirtschaftsbeziehungen mit Rußland.
Kattowitz, 3. Jan. In Oberschlesien befindet sich zur Zeit
ein Vertreter des Moskauer Wirtschaftskommissariats zum Zwecke
der Anknüpfung wirtschaftlicher und industrieller Handelsbeziehun-
gen mit oberschlestschen Firmen. Größere Käufe, namentlich in
Eisenmaterial, sind bereits getätigt worden. Die Transporte wer-
den zunächst nach Lübeck und von dort auf dem Wasserwege nach
Reval weitergeleitet. Die Zahlungen erfolgen in Goldwährung
und werden durch Schecks auf amerikanische Banken angewiesen.
Wie man hört, sicht man von polnischer Seite diese Beziehungen
äußerst ungern. Ein Mitarbeiter der Telegraphen-Nnion hatte Ge-
legenheit,, mit dem russischen Vertreter zu sprechen und zu erfahren,
daß man sich in Rußland ganz darauf eingestellt hat, mit Deutsch-
land nunmehr in großzügigem Matze in Handelsbeziehungen zu
treten.
Ein französischer Kompensationsplan?
Die T.-U. berichtet aus Oppeln:
In hiesigen Ententekreisen gewinnt in den letzten Tagen die
schort vor einiger Zeit aufgetauchte Vermutung feste Gestalt, datz
zu den Sanktionen, die Frankreich bezüglich Deutschland in Cannes
beantragen wird, auch diejenige sich befindet, den Deutschland zu-
gesprochenen Teil Oberschleflens besetzt zu halten, bis Deutschland
seinen Schuldverpflichtungen nachgekommen ist bzw. genügend
Bürgschaften für die Zukunft geben kann. Jedenfalls läßt sich aus
der Handhabung von Quartterfragen und Maßnahmen aus polizei-
organisatorischem Gebiete schließen, datz die interalliierte Kommis-
sion mit der baldigen Räumung Oberschlesiens nicht rechnet.
Cannes.
Das Wiesbadener Abkommen. — Eine Rede Rathenaus?
Paris, 3. Jan. Wie die „United Telegraph" mittetlt, wird
Loucheur der Konferenz von Cannes eine Denkschrift vorlegen,
in der er nachzuweisen versucht, datz Deutschland die ihm durch das
Wiesbadener Abkommen auferlegtrn Sachleistungen in Höhe von
I X Millionen Goldmark im Jahre 1922 tatsächlich ausführen könne.
Die Frage der Durchführbarkeit des Wiesbadener Abkommens
wird einen der hauptsächlichsten Beratungsgegenstände der Kon-
ferenz bilden. Dabet dürfte auch Rathenau zur Darlegung seiner
Meinung aufgefordert werden und in diesem Zusammenhang den
deutschen Standpunkt zum gesamten Reparationsproblem begrün-
den. Rathenau selbst enthält sich nach wie vor jeder Aeutzerung
gegenüber -er Presse.
Der angelsächsische Europa-Trusi.
Dr. Htlserding, der Chefredakteur der „Freiheit", be-
schäftigt sich in der „Freiheit" mit den Problemen, die die Kon-
ferenzen von Washingto und Cannes aufwersen.
„Der letzte Krieg hat," so erklärt er, „nur zwei alle anderen
überragenden Machtzentren übriggelassen (England u. Ame-
rika). Er hat zugleich demonstriert, wie verwüstend und ver-
derblich er aus die Wirtschaft wirkt, Wie diese Verwüstung ungleich
schwerer wiegt als alle Vorteile, die aus der siegreichen Expansion
folgen können. Soll diese jetzt erreicht und weiter verfolgt werden,
so erweist sich ein Wechsel der Methoden nötig: Vereinbarung
an Stelle des Kampfes. Diese neue Methode wird um so
zwingender, als Amerika und England sich in annähernd gleicher
Stärke gegenüberstehen, ein Krieg zwischen beiden das Verderben
beider, ihre Interessengemeinschaft die Uebermacht beider bedeutet.
Dazu kommt — und oberflächlichster Vulgär Marxis-
mus wäre es, das außer acht zu lassen oder zu unterschätzen — die
enge kulturelle Zusammengehörigkeit der beiden angelsächsischen
Reiche, die die kriegerische Lösung von vornherein ausschaltet.
Als nicht geringeres Problem der englischen Politik ergibt sich
die Anwendung der neuen Methode aus Europa.
Frankreich muß dazu gebracht werden, wie Japan, auch für die
europäischen Angelegenheiten in den angelächsischen Konzern ein-
zuireten, die Konkurrenzmöglichkeit gegen die Kartellgemeinschast
etnzutauschen. Denn das ist eine Lebensfrage für England, ohne
die die Regelung von Washington unausführbar wäre; wäre ja
sonst England von Frankreich zum Rüstungswettbewerb gezwun-
gen, der dann schließlich auch das Einvernehmen mit Amerika in
Frage stellte. Eben deshalb aber ist ein Widerstand Frankreichs
gegen die angelsächsische Methode aus die Dauer wenig wahrschein-
lich. Alle Vorzüge der neuen Methode führt England ins Feld,
um Frankreich zu gewinnen, um in Cannes und der nachfolgenden
europäischen Konferenz das Werk, das in Washington begonnen
worden, zu Ende zu führen, die Welt der angelsächsischen Führung
zu unterstelle«.
„Die Erschließung Chinas, der Wiederaufbau Rußlands sollen
dieselbe Rolle spielen wie der Eisenbahnbau nach der Beendigung
der napoleonischen Kriege: dem Kapitalismus eine» neuen Auf-
trieb geben, die Hochkonjunktur heraussühren, die alle sozialen
Kämpfe mildert und die siebenjährige Gewaltperiode abschließt.
Nichts bornierter, als vor dieser Entwicklungsmöglichkrit die
Augen schließen, nichts törichter, als zu verkennen, datz hinter den
neuen Methoden der Weltpolitik die augenblicklich stärksten ökono-
mischen und politischen Mächte stehen. Die kommunistische
Einbildung, die jeden Tag auf den neuen Krieg „hofft", an
dem die Weltrevolution sich neu entzünden würde, ist fürwahr
töricht und pervers. Wenn man freilich den Sieg des So-
zialismus nicht von der fortschreitende» Erkenntnis, sondern von
der akuten Verelendung erwartet, dann mutz man die Augen vor
der neuen, sich anbahnenden Periode ängstlich schließen."
Der Neujahrsempfang beim Reichspräsidenten.
Wir haben bereits am Montag kurz mitgeteilt, datz am Neu
jahrstag ein großer Empfang aller diplomatischen Vertretungen
beim Reichspräsidenten stattfand. Dabei hielt der apostolische Nun-
tius, Monsignore Pacelli, als Nettester des diplomatischen
Korps folgende Ansprache:
„Herr Präsident!
Zum erstenmal seit dem Weltkrieg versammelt sich
das diplomatische Korps in Berlin aus Anlaß des Neujahrsfestes
vor dem höchsten Beamten der Deutschen Republik.
Ein glückliches Ereignis, ein Sinnbild der fortschreitenden
Rückkehr der Menschheit zum Ideal der Brüderlichkeit und des
Friedens zwischen den Völkern, welches Ideal den Ruhm der zivi-
lisierten Völker bildet.
Möge die göttliche Vorsehung, welche die Menschen zu edlem
Streben anspornt und sie leitet, ihnen trotz der Verschiedenheit der
Stämme und der Staaten ermöglichen, in diesem Jahre die wirk-
liche und dauerhafte Versöhnung der Völker zu vollenden, die von
allen Aufrichtigen ersehnt wird und sich auf der Achtung des
Rechtes, aus der fruchtbaren und friedlichen Arbeit und aus den
ewigen Gesetzen der Gerechtigkeit und der Wahrheit gründet.
Von diesen Gefühlen durchdrungen bringen wir Ihnen heute,
Herr Präsident, inmitten der schwierigen Aufgaben der Gegen-
wart, unsere Huldigung und gleichzeitig unsere Glückwünsche für
Sie selbst und für das deutsche Volk dar."
Der Reichspräsident erwiderte daraus mit folgenden
Worten:
„Herr Nuntius!
Für die Glückwünsche, die Eure Exzellenz als Sprecher des
diplomatischen Korps zum Jahreswechsel dem deutschen Volk und
mir als seinem Vertreter dargeboten haben, bitte ich meinen tief-
gefühlten Dank entgegenzunehmen. Gern folge ich Ihnen in dem
Gedanken, den heutigen Besuch der Herren Vertreter der fremden
Mächte als das Symbol einer allmählichen Rückkehr der Mensch-
heit zum Frieden zu betrachten. Der Umstand, daß diese Worte
aus dem Munde des Vertreters Seiner Heiligkeit des Papstes
kommen, der sein vornehmstes Ziel darin erblickt, Frieden auf Er-
den zu schassen und zu erhalten, gibt ihnen in meinen Augen be-
sondere Bedentung.
Das deutsche Volk wünscht sich nichts anderes als in fried-
licher Arbeit neben den übrigen Völkern sein nationales Dasein
wiederaufzubauen. Es gibt sich der Hoffnung hin, daß im kommen-
den Jahr die Erkenntnis der Wettnotwendigkeiten weiter wächst und
daß in dieser Erkenntnis jede Nation sich bemühen wird, durch
fruchtbare Zusammenarbeit mit allen übrigen Völker» der Mensch-
heit den wahren und aufrichtigen Frieden zu geben.
Mit dieser großen Hoffnung im Herzen und durchdrungen von
dem Bewußtsein, datz Ihre Erfüllung Gebot ist, bitte ich Sie, Herr
Nuntius, und Sie, meine Herren, auch meine Glückwünsche für Jhk
Wohlergehen und für das Gedeihen der von Ihnen vertretenen
Regierungen und Völker entgegenzunebmen."
Ausland.
Das Programm der russischen Politik.
MoskauZß. Jan. (Funkspruch.) Die „Prawda" veröffent-
licht vom S. allrussischen Rätekougretz die auf Grund eines Berichtes
Trotzkis angenoutmene Tagesordnung, worin es heißt:
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Die Gründung eines französischen Volksbundes für Weltfrieden.
Der Korrespondent der „Frkf. Ztg." drahtet aus Parts unter
dem 3. Januar:
Unter der Führung von ersten Persönlichkeiten des politischen
Lebens und der Wissenschaft wurde gestern in Paris ein Volksbund
für den Weltfrieden gegründet, der es sich zum Ziele gesetzt hat,
an der Wiederherstellung eines wirklichen «nd dauernden Friedens
zu arbeiten. Dem Vorstand des Bundes, der Mitglieder aller
politischen Parteien vereinigt, gehören u. a. an die Politiker Lucien
Le Foyer, Longuet, Ponsot, der Marquis de Ville-
neufe, die Professoren Charles Gide, Seattles, Mi-
stral, die Schriftsteller Marguerttte und Barbusse. Der
Bund Wendel sich mit einem Aufruf an die Oeffentlichkett, in dem
es heißt:
„Die alliierten Regierungen haben es — sei es aus Mangel
an gutem Willen oder infolge ihrer Unfähigkeit — nicht verstan-
den, mit dem Vertrag von Versailles eine Aera des Friedens zu
eröffnen, die alle die im Kriege gebrachten Opfer belohnt hätte.
Die Friedensverlräge — in Wirklichkeit sind es KriegSverträge —,
die von den drei oder vier Regierungsoverhiiuptern insgeheim
ausgearbeitet und jeder Kontrolle durch die Parlamente und die
Völker entzogen worden sind, sind zum großen Teil undurchführbar.
Für einige dieser Verträge ist die Revision von den Siegern selbst
bereits gewünscht worden, für alle ist sie bereits de facto in Vollem
Gang. Die finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die
aus ihnen resultieren, drohen in der ganzen Welt und besonders
in Frankreich zu einer beispiellosen Katastrophe zu führen. Was
weitschauende Leute seit langem vorausgesagt haben, ist nunmehr
durch die Tatsache unwiderleglich bewiesen, daß nämlich der Krieg
den Krieg nicht aus der Welt zu schaffen vermag. Es mutz ein
«euer Weg gefunden werden. Der Völkerbund ist in seiner
heutigen Konstitution nach seinem eigenen Geständnis unfähig,
Kriege zu verhindern. Dazu bedarf es eines wirklichen Bundes
der Völker, der politischer und wirtschaftlicher Natur zugleich sein
»nutz. Die Völker müssen sich nach dem Beispiel der Individuen
durchringen zu einem höheren Begriff der wahren Freiheit, die
nicht in einer falsch verstandenen, mit Notwendigkeit zu blutigen
Konflikten führenden Unabhängigkeit, sondern nur in der Erkennt-
nis der Solidarität aller und der Anerkennung von Recht und Ge-
setz besteht. Die wahre Gesellschaft der Nationen hat eine über-
staatliche Organisation mit legislativen, exekutiven und richterlichen
Vollmachten zur Voraussetzung. Zur Erreichung dieser Ziele be-
dürfe es zunächst der entschlossenen Bekämpfung des Imperialis-
mus und der Durchführung der. allgemeinen Abrüstung. Die Ent-
waffnung Deutschlands sei nur ein Anfang, dem die anderen
Völker folgen müßten, wenn nicht aufs neue die Zivilisation noch
schwereren Schlägen ausgesetzt werden soll, als sie durch den
Krieg erlitten hat.
Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an alle diejenigen,
die entschlossen sind, sich einer Politik des Fanatismus und des
Hasses entgegenzustemmen und die Lügen und Verleumdungen der
nationalistischen Presse aufs Entschiedenste zu bekämpfen.
Jeder, dem der Wiederaufbau Europas durch Völkerverständi-
gung und Völkerversöhnung wirklich am Herzen liegt, wird diese
Nachricht aus Parts aufs freudigste begrüßen. Sachlich sagt sie
uns ja nichts Neues, denn wir wissen, daß die Politik der in Frank-
reich Regierenden — der Clemenceau, Poincare und Klotz wie der
Mtllerand und Briand — so wenig die Politik des französischen
Volkes ist, als die Politik der Bismarck, Bülow und Luden-
dorff diejenige des deutschen Volkes war. Wir wissen, daß es auch
in Frankreich weite Kreise gibt, die mit dem Rüstungssanatismus
und Militarismus der Generalstäbler nicht einverstanden sind, die
wissen, daß Frankreich von der Knebelung und Vernichtung Deutsch-
lands keine glückliche Zukunft zu erwarten hat. So denken nicht
nur die Sozialisten und Gewerkschaftler Frankreichs, die dieses
Denken in der Wiederaufbau- und Reparationsfrage wiederholt
betätigt haben, sondern auch namhafte Männer und Frauen des
Wissenschaftlichen, literarischen und künstlerischen Lebens. Die Tat-
sache, daß diese Kreise jetzt die Gründung des „VoMvundes für
Weltfrieden" gewagt haben, zeigt nicht nur, daß sie in den letzten
Jahren stärker und stärker geworden sind, sondern, datz auch die
innerpolitische Atmosphäre in Frankreich heute eine andere ist als
vor drei Jahren.
Die Tatsache dieses pazisiftischen französischen Volksbundes hat
auch für unsere innerdeutsche Politik große Bedeutung. Sie ent-
zieht unserer Reaktion eine der wesentlichsten Grundlagen ihrer
nationalistischen, gewaltpolitischen Demagogie, die stets nur mit
den Schlagworten vom französischen Militarismus und Chauvi-
nismus, vom Erbfeind u. a .m. arbeitet. Die obige Meldung aus
Parts zeigt dem deutschen Volke, datz in Frankreich auch andere
Kräfte am Werke sind, die an Kraft und Macht gewinnen werden,
je konsequenter sich Deutschland auf die Linie demokratisch-republt-
kanisch-pazifistischer Innen- und Außenpolitik einstellt.
Oberschlesien und die Reparation.
Wie der „Vorwärts" mitteilt, hat sich die polnische Regierung
bereits vor längerer Zeit an das Generalsekretariat des Völker-
bundes in Genf gewandt, um zu erfahren, ob sich Polnisch-Ober-
schlesien, also diejenigen Landcsteile, die von Oberschlesien a«
Polen abgetreten werden müssen, an den deutschen Reparations-
zahlungen beteiligen müssen. Wie der „Daily Telegraph" jetzt
Mitteln, ist die Antetlspflicht Polnisch-Oberschlestens ausgesprochen
worden. Eine Bestätigung dieser Meldung mutz vorerst abge-
wartet werden. Sollte die Mitteilung, die im Grunde genommen
' nur den Satzungen des Friedensvertrags gerecht wird,
! den Tatsachen entsprechen, dann würde das für Deutschland eine
i nicht zu unterschätzende Entlastung von der Gesamtreparation be-
deuten. Durch die Genfer Entscheidung über Oberschlesten sind
! dem Deutschen Reich wichtige Gebiete genommen worden, Gebiete,
i die eine gewisse Garantie für die Durchführung der Reparations-
verpflichtungen leisteten. Da diese Gebiete nicht bei Deutschland
verbleiben, sollte man auch die Konsequenzen daraus ziehen.
Die deutsch-polnischen Verhandlungen.
Beuthen, 2. Jan. Die Delegierten für die deutsch-polni-
. schen Wirtschaftsverhandlungen mit Staatssekretär a. D. Lewald
an der Spitze treffen heute abend und morgen früh in Oberschlesien
wieder ein. Die Verhandlungen werden im Lause des morgigen
Tages wieder ausgenommen werden.
Calonder wird in der Nacht zum 4. d. M. in Oberschlesien
erwartet. Retchsminister a. D. Schiffer wird voraussichtlich
in Breslau mit ihm Zusammentreffen und in seinem Sondcrzuge
die Fahrt nach Oberschlesien fortsetzen. Calonder nimmt aus Schloß
Reudeck bei Tarnowitz Wohnung.
Overschlesische Wirtschaftsbeziehungen mit Rußland.
Kattowitz, 3. Jan. In Oberschlesien befindet sich zur Zeit
ein Vertreter des Moskauer Wirtschaftskommissariats zum Zwecke
der Anknüpfung wirtschaftlicher und industrieller Handelsbeziehun-
gen mit oberschlestschen Firmen. Größere Käufe, namentlich in
Eisenmaterial, sind bereits getätigt worden. Die Transporte wer-
den zunächst nach Lübeck und von dort auf dem Wasserwege nach
Reval weitergeleitet. Die Zahlungen erfolgen in Goldwährung
und werden durch Schecks auf amerikanische Banken angewiesen.
Wie man hört, sicht man von polnischer Seite diese Beziehungen
äußerst ungern. Ein Mitarbeiter der Telegraphen-Nnion hatte Ge-
legenheit,, mit dem russischen Vertreter zu sprechen und zu erfahren,
daß man sich in Rußland ganz darauf eingestellt hat, mit Deutsch-
land nunmehr in großzügigem Matze in Handelsbeziehungen zu
treten.
Ein französischer Kompensationsplan?
Die T.-U. berichtet aus Oppeln:
In hiesigen Ententekreisen gewinnt in den letzten Tagen die
schort vor einiger Zeit aufgetauchte Vermutung feste Gestalt, datz
zu den Sanktionen, die Frankreich bezüglich Deutschland in Cannes
beantragen wird, auch diejenige sich befindet, den Deutschland zu-
gesprochenen Teil Oberschleflens besetzt zu halten, bis Deutschland
seinen Schuldverpflichtungen nachgekommen ist bzw. genügend
Bürgschaften für die Zukunft geben kann. Jedenfalls läßt sich aus
der Handhabung von Quartterfragen und Maßnahmen aus polizei-
organisatorischem Gebiete schließen, datz die interalliierte Kommis-
sion mit der baldigen Räumung Oberschlesiens nicht rechnet.
Cannes.
Das Wiesbadener Abkommen. — Eine Rede Rathenaus?
Paris, 3. Jan. Wie die „United Telegraph" mittetlt, wird
Loucheur der Konferenz von Cannes eine Denkschrift vorlegen,
in der er nachzuweisen versucht, datz Deutschland die ihm durch das
Wiesbadener Abkommen auferlegtrn Sachleistungen in Höhe von
I X Millionen Goldmark im Jahre 1922 tatsächlich ausführen könne.
Die Frage der Durchführbarkeit des Wiesbadener Abkommens
wird einen der hauptsächlichsten Beratungsgegenstände der Kon-
ferenz bilden. Dabet dürfte auch Rathenau zur Darlegung seiner
Meinung aufgefordert werden und in diesem Zusammenhang den
deutschen Standpunkt zum gesamten Reparationsproblem begrün-
den. Rathenau selbst enthält sich nach wie vor jeder Aeutzerung
gegenüber -er Presse.
Der angelsächsische Europa-Trusi.
Dr. Htlserding, der Chefredakteur der „Freiheit", be-
schäftigt sich in der „Freiheit" mit den Problemen, die die Kon-
ferenzen von Washingto und Cannes aufwersen.
„Der letzte Krieg hat," so erklärt er, „nur zwei alle anderen
überragenden Machtzentren übriggelassen (England u. Ame-
rika). Er hat zugleich demonstriert, wie verwüstend und ver-
derblich er aus die Wirtschaft wirkt, Wie diese Verwüstung ungleich
schwerer wiegt als alle Vorteile, die aus der siegreichen Expansion
folgen können. Soll diese jetzt erreicht und weiter verfolgt werden,
so erweist sich ein Wechsel der Methoden nötig: Vereinbarung
an Stelle des Kampfes. Diese neue Methode wird um so
zwingender, als Amerika und England sich in annähernd gleicher
Stärke gegenüberstehen, ein Krieg zwischen beiden das Verderben
beider, ihre Interessengemeinschaft die Uebermacht beider bedeutet.
Dazu kommt — und oberflächlichster Vulgär Marxis-
mus wäre es, das außer acht zu lassen oder zu unterschätzen — die
enge kulturelle Zusammengehörigkeit der beiden angelsächsischen
Reiche, die die kriegerische Lösung von vornherein ausschaltet.
Als nicht geringeres Problem der englischen Politik ergibt sich
die Anwendung der neuen Methode aus Europa.
Frankreich muß dazu gebracht werden, wie Japan, auch für die
europäischen Angelegenheiten in den angelächsischen Konzern ein-
zuireten, die Konkurrenzmöglichkeit gegen die Kartellgemeinschast
etnzutauschen. Denn das ist eine Lebensfrage für England, ohne
die die Regelung von Washington unausführbar wäre; wäre ja
sonst England von Frankreich zum Rüstungswettbewerb gezwun-
gen, der dann schließlich auch das Einvernehmen mit Amerika in
Frage stellte. Eben deshalb aber ist ein Widerstand Frankreichs
gegen die angelsächsische Methode aus die Dauer wenig wahrschein-
lich. Alle Vorzüge der neuen Methode führt England ins Feld,
um Frankreich zu gewinnen, um in Cannes und der nachfolgenden
europäischen Konferenz das Werk, das in Washington begonnen
worden, zu Ende zu führen, die Welt der angelsächsischen Führung
zu unterstelle«.
„Die Erschließung Chinas, der Wiederaufbau Rußlands sollen
dieselbe Rolle spielen wie der Eisenbahnbau nach der Beendigung
der napoleonischen Kriege: dem Kapitalismus eine» neuen Auf-
trieb geben, die Hochkonjunktur heraussühren, die alle sozialen
Kämpfe mildert und die siebenjährige Gewaltperiode abschließt.
Nichts bornierter, als vor dieser Entwicklungsmöglichkrit die
Augen schließen, nichts törichter, als zu verkennen, datz hinter den
neuen Methoden der Weltpolitik die augenblicklich stärksten ökono-
mischen und politischen Mächte stehen. Die kommunistische
Einbildung, die jeden Tag auf den neuen Krieg „hofft", an
dem die Weltrevolution sich neu entzünden würde, ist fürwahr
töricht und pervers. Wenn man freilich den Sieg des So-
zialismus nicht von der fortschreitende» Erkenntnis, sondern von
der akuten Verelendung erwartet, dann mutz man die Augen vor
der neuen, sich anbahnenden Periode ängstlich schließen."
Der Neujahrsempfang beim Reichspräsidenten.
Wir haben bereits am Montag kurz mitgeteilt, datz am Neu
jahrstag ein großer Empfang aller diplomatischen Vertretungen
beim Reichspräsidenten stattfand. Dabei hielt der apostolische Nun-
tius, Monsignore Pacelli, als Nettester des diplomatischen
Korps folgende Ansprache:
„Herr Präsident!
Zum erstenmal seit dem Weltkrieg versammelt sich
das diplomatische Korps in Berlin aus Anlaß des Neujahrsfestes
vor dem höchsten Beamten der Deutschen Republik.
Ein glückliches Ereignis, ein Sinnbild der fortschreitenden
Rückkehr der Menschheit zum Ideal der Brüderlichkeit und des
Friedens zwischen den Völkern, welches Ideal den Ruhm der zivi-
lisierten Völker bildet.
Möge die göttliche Vorsehung, welche die Menschen zu edlem
Streben anspornt und sie leitet, ihnen trotz der Verschiedenheit der
Stämme und der Staaten ermöglichen, in diesem Jahre die wirk-
liche und dauerhafte Versöhnung der Völker zu vollenden, die von
allen Aufrichtigen ersehnt wird und sich auf der Achtung des
Rechtes, aus der fruchtbaren und friedlichen Arbeit und aus den
ewigen Gesetzen der Gerechtigkeit und der Wahrheit gründet.
Von diesen Gefühlen durchdrungen bringen wir Ihnen heute,
Herr Präsident, inmitten der schwierigen Aufgaben der Gegen-
wart, unsere Huldigung und gleichzeitig unsere Glückwünsche für
Sie selbst und für das deutsche Volk dar."
Der Reichspräsident erwiderte daraus mit folgenden
Worten:
„Herr Nuntius!
Für die Glückwünsche, die Eure Exzellenz als Sprecher des
diplomatischen Korps zum Jahreswechsel dem deutschen Volk und
mir als seinem Vertreter dargeboten haben, bitte ich meinen tief-
gefühlten Dank entgegenzunehmen. Gern folge ich Ihnen in dem
Gedanken, den heutigen Besuch der Herren Vertreter der fremden
Mächte als das Symbol einer allmählichen Rückkehr der Mensch-
heit zum Frieden zu betrachten. Der Umstand, daß diese Worte
aus dem Munde des Vertreters Seiner Heiligkeit des Papstes
kommen, der sein vornehmstes Ziel darin erblickt, Frieden auf Er-
den zu schassen und zu erhalten, gibt ihnen in meinen Augen be-
sondere Bedentung.
Das deutsche Volk wünscht sich nichts anderes als in fried-
licher Arbeit neben den übrigen Völkern sein nationales Dasein
wiederaufzubauen. Es gibt sich der Hoffnung hin, daß im kommen-
den Jahr die Erkenntnis der Wettnotwendigkeiten weiter wächst und
daß in dieser Erkenntnis jede Nation sich bemühen wird, durch
fruchtbare Zusammenarbeit mit allen übrigen Völker» der Mensch-
heit den wahren und aufrichtigen Frieden zu geben.
Mit dieser großen Hoffnung im Herzen und durchdrungen von
dem Bewußtsein, datz Ihre Erfüllung Gebot ist, bitte ich Sie, Herr
Nuntius, und Sie, meine Herren, auch meine Glückwünsche für Jhk
Wohlergehen und für das Gedeihen der von Ihnen vertretenen
Regierungen und Völker entgegenzunebmen."
Ausland.
Das Programm der russischen Politik.
MoskauZß. Jan. (Funkspruch.) Die „Prawda" veröffent-
licht vom S. allrussischen Rätekougretz die auf Grund eines Berichtes
Trotzkis angenoutmene Tagesordnung, worin es heißt: