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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 81 - Nr. 90 (5. April - 18. April)
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Tagerzettimg für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Epping en, Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Borberg, Tauberbischofrheim und Wertheim.
Verantwort!.: Für innere u. Süßere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton;
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O.Geibel; für dre Anzeigen H. Horchlsr, sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schroderstraße 39..
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Heidelberg, Donnerstag, 6. April 1922
Nr. 82 * 4. Jahrgang

IkrWOWWkUkltS-MMMSlk
Die gemeinsame Erklärung der drei Exekutiven.

Nach dem Stimmungsbild unseres Berliner Korrespondenten,
das wir gestern an dieser Stelle Wiedergaben, konnte man das
Scheitern der Internationalen Konferenz an den scharfen Gegen-
sätzen zwischen der 2. und 3. Internationale für ziemlich sicher
halten. Ersrenlicheriveise hat dieser Pessimismus unseres Bericht-
erstatters nicht recht behalten. Wie die nachfolgende Meldung zeigt,
ist es nach langen und schweren Meinungskämpfen gelungen, eine
gemeinsame Basis zu einer Kundgebung für den internationalen
proletarischen Einheitsgedanken zu finden. Wenn es auch verfehlt
wäre, die realpolitische Bedeutung dieser gemeinsamen Erklärung
zu überschätzen, so mich sie doch als erster Anfang einer Verständi-
gung gewürdigt und begrüßt werden. Ueber ihren Inhalt und
ihre Bedeutung wird in den nächsten Tagen noch zu reden sein.
Die Schlußsitzung nm Mittwoch.
Berlin, 6. April. (Priv.-Tel. der „VolksZtg.") Die auf
gestern nachmittag 3 Uhr angesetzte Sitzung wurde immer aufs neue
verschoben, da sich die von den drei Internationalen eingesetzte
Neunerkom Mission nur schwer auf eine gemeinsame Er-
klärung einigen konnte. Erst um s, 12 Uhr abends wurde die
öffentliche Beratung wieder ausgenommen. Friedrich Adler be-
richtete über die großen Schwierigkeiten und Gegensätze, die zu
überwinden waren und verlas dann folgende
Erklärung,
die er als den Grundstein zur Wiederherstellung der imer-
uallonalen Proletarische» Einheitsfront bezeichnete:
Die Konferenz ist einig, das), so sehr die Vereinheit-
lichung der Klastenorganftationen des Proletariats wünschens-
wert ist, es im gegenwärtigen Moment sich nur um gemeinsame
Veratnngen zum Zwecke gemeinsamer Aktionen mit konkrete»
Zielen aller an der Konferenz vertretcuen Richtungen handeln kann.
Die Konferenz schlägt daher vor, daß die Exekutive ihre Zustimmung
zn der Einsetzung eines neungliedrigen Organisatious-
komitees einholt, dem es obliegt, die Vorbereitung für
weitere Konferenzen der drei Exekutiven, sowie für Konferenzen in
erweitertem Maßgabe unter Heranziehung von Parteien, die keiner
der drei internationalen Organisationen angeschlosse» sind, zu orga-
nisieren Jeder Exekutive steht cs frei, die Personen der Vertreter
für die ihr zustehenden drei Mandate nach eigenem Ermessen zu
bestimmen. In diesem Organtsationskomiter kann es keine
Mehrheitsbeschlüsse geben, es wird die Aufgabe haben,
die gemeinsamen Gesichtspunkte der drei Exekutiven, soweit sie
seweilig bestehen, zum Ausdruck zu bringen.
Die Konferenz hält es für zweckmäßig, daß das einzusetzcnde
Organisationskomitee den Versuch unternehme, eine unverbind-
liche Aussprache zwischen den Vertretern des Interna-
tionalen Gewerk sch aftsbundes (I. G. B. Amsterdam)
und den Vertretern der Noten Gewerk sch afts interna-
ttouale herbeizuführen, um die Frage zu prüfen, wie die Erhal-
tung und Wiederherstellung der gewerkschaftlichen Ein-
heitsfront auf nationaler und internationaler Stufenleiter ge-
sichert werden kann.
Die Konferenz nimmt Kenntnis von der Erklärung der Ver-
treter der Kommunistischen Internationale, daß in
dem Prozeß gegen die 47 SozialrevolutlonKre alle von
diesen gewünschten Verteidiger zugelaffen werden, daß, wie in de«
Lwwietvressc bereits vor der Konferenz sestgestcllt wurde, in diesem
Prozeß die Verhängung von Todesstrafen ausge-
schlossen fein wird, daß, da die Verhandlungen dieses Prozesses
Sfsen-ltch sind, folglich auch Vertreter aller drei Exeku-
rivenalsZuhbrcr beiwohnen können, denen es auch gestattet
sei,; wird, stenographische Aufnahmen zwecks Berichterstattung an
die diesen Exekutiven angeschlosfenen Parteien vornehmen zu lasten.
Die Konferenz stellt fest, daß jede der drei Exekutiven sich bereit
erklärt, das von den verschiedenen Richtungen in Aussicht gestellte
Material über die Frage Georgien entgegenzunehmen und einer
Prüfung zu unterziehe». Die Konferenz beauftragt das Organi-
sationskomitee, die Schlußfolgerungen dieser Prüfung zu sammeln
und einer späteren Konferenz der drei Exekutiven Bericht zu er-
statten.
Die Konferenz stellt fest, daß die Vertreter der Zweiten
Internationale die Erklärung abgegeben haben, daß sie die
Veranstaltung einer allgemeinen Konferenz ohne weitere Verhand-
lung mit den ihr angeschlosfenen Parteien während des Monats
April, also während der Tagung der Konferenz von Genua
nicht für möglich halten. Die Konferenz ist auch im Prinzip
einig über die Notwendigkeit der möglichst raschen Einbe-
rufung einer allgemeinen Konferenz.
Die Exekutiven übernehmen die Aufgabe, die ihnen ange-
schlosscucn Parteien Uber die F o r t s ch r t t t c, die der Gedanke der
allgemeinen Konferenz in der Beratung in Berlin gemacht hat, zu
informieren und ihren Mitgliedern im Organtsatwnskomitee Voll-
macht zu erteilen, die Beratungen über die Einführung einer allge-
meinen Konferenz zu einem endgültigen Ergebnis zu bringen.
Da die Organisation der allgemeinen Konferenz im
Laufe dieses Monats aus den oben angegebenen Gründen nicht
möglich ist, erklärt die heutige Konferenz es als notwendige Pflicht,
gegenüber dem Aufmarsch des internationalen imperialistischen
Kapitalismus den geeinten Willen des internationalen
uassenbewustten Proletariats unmittelbar in einer internationalen
Massenaktion zum Ausdruck zu bringen. Die Konferenz
»ordert daher die Arbeiter aller Länder auf, in kraftvollen, möglichst

geeinten Massenkundgebungen während der Konferenz
von Gemia, und zwar am 2 N. April, und wo dies aus technischen
oder organisatorischen Gründen nicht möglich ist, am 1. Mai zu
d e m o n st r i e r e n:
Für den Achtstundentag.
Für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die durch die
Reparationspolttik der kapitalistischen Mächte ins Maßlose
gesteigert wird.
Für die einheitliche Aktion des Proletariats gegendiekapi-
talisttsche Offensive.
Für die russische Revolution, für das hungernde Ruß-
land, für die Aufnahme der politischen und wirtschaftlichen
Beziehungen aller Staate« mit Sowjetrußlcmd.
Für die Herstellung der proletarischen Einheitsfront
in jedem Lande und in der Internationale.
Der Neunerkommtsston gehören an: von der Zweite»
Internationale Wels (Deutschland), Bandervelde (Belgien),
Macdonald (England), von der Internationale 21LCrispien
(Dcutschlaud), Friedrich Adler (Wiener Arbeitsgemeinschaft) und
Brake (Frankreich), von der Dritten Internationale Radek
(Moskau), Klara Zetkin (Deutschland) und Frofsard (Frank-
reich).
Im Anschluß an die Vorlesung und Annahme der gemein-
samen Erklärung wurden noch verschiedene Einzelerklärungen zu
Protokoll gegeben. Darunter eine solche der deutschen So-
zialdemokratie, in der sie den Vorwurf Radeks, an
der Ermordung Roka Luxemburgs und Karl Liebknechts mitschul-
dig zu sei», zuruüweisr und daran erinnert, daß gerade Radel-, der
im Jahre 1919 nach Deutschland gekommen sei, um kommunistische
Unruhen zu entfachen, keinerlei Berechtigung habe, einen
solchen Vorwurf gegen die Partei zu erheben.
Die deutschen Sachverständigen für Genua.
Der Reichskanzler vor der Abreise.
Berlin, 8. April. Zu Ehren des Reichskanzlers, der heute
seine Reise nach Frankfurt a. M. und von dort nach
Genua autreten wird, gab Hofrat Hugo Bryk gestern im Hotel
Bristol ein kleines Festessen, an dem u. a. der frühere Reichskanzler
Fehrend ach und der österreichische Gesandte Riedl teilnah-
men und in besten Verlauf nach einer Ansprache Dr. Seligs
vom preußischen Unterrichtsministerium der Reichskanzler eine
bedeutungsvolle Rede hielt.
Wie verlautet» werden die nachstehendenSachver stän-
digen voraussichtlich zur Teilnahme an den Verhandlungen in
Genua von Anfang an eingeladen werden:
Baltrusch, Mitglied des Reichswirtschaftsrates (Christliche
Gewerkschaften),
Bergmann, Staatssekretär, Deutsche Bank,
Bernhard, Chefredakteur, Mitglied des Reichswirtschafts-
rates,
Bücher, Geheimrat, gekchäftsführendes Mitglied des Reichs-
verbandes der Industrie,
Cuno, Geheimrat, Generaldirektor der Hapag,
Duisberg, Geheimrat, Generaldirektor der Farbenfabriken
Elberfeld,
Erkelenz, Mitglied des Reichstags, Gewerkschaftler,
Hue, Mitglied des Reichstags, Vorsitzender des Allgemettren
Bergarbeiterverbandes,
Cremer, Direktor der Rotophot.-Akt.-Ges., Mitglied des Reichs-
wirtschastsrates,
Kreut er, Geheimrat,
Lübfen, Direktor,
Melchior, Bankhaus Warburg in Hamburg,
von Mendelssohn, Chef des Bankhauses Mendelssohn,
Wissel, Mitglied des Reichswirtschaftsrates,
Louis Hagen, Bankier in Köln, Vorsitzender der Handels-
kammer.
Dev Plan einer internationalen Anleihe für
Deutschland.
Paris. 6. April. (B. Z.) We RevarationSkomnüffion hat
beschlossen, einen Ausschuß zu wählen, der sich Mit dem Plan
einer internationalen Anleihe für Deutschland beschäftigen soll.
Vorsitzender wird der Belgier de la Croix, 2. Vorsitzender
der Italiener de Am elfv. Wettere Mitglieder sollen sein ein
Deutscher, wahrscheinlich der frühere Staatssekretär Bergmann,
ein Engländer, ein Franzose, ein Amerikaner und ein Neulraler.
Die Kommission wird sich über die Anffchaunn-gen internattonaler
Finanzleute informieren, die in Emissionen -größerer Anleihen Er-
fahrungen haben.
Die Schulreaktion auf dem Marsch.
Gleichstellung von Gemeinschaftsschule, Bekenntnisschule und welt-
licher Schule.
Aus Berst in wird gedrahtet:
Im Bildungsausschuß des Reichstages ist Wüte dis vorläufige
Entscheidung über das Schicksal des Reichsfchulgesetzes gefallen.
Alle Anträge der Linken mit Einschluß der Demokraten wurden
abgelehnt und dafür wurde mit den Stimmen des Zentrums und
der beiden Rechtsparteien ein Antrag angenommen, der im Gegen-
satz zur Regierungsvorlage den Vorrang der Gemeinschaftsschule

beseitige« und sie wahlweise als Mrawerechtlgt neben die Be-
kenntnisschule und die weltliche Schule stellen will.
Der Antrag lautet:
„Die Volksschulen sind entweder Gemeinschaftsschule» tZ 2)
oder Bekenntnisschulen (8 3) oder bekenntnisfrete Schulen (K 4).
Den drei Schularten dieses Gesetz ist gleichmäßige freie Entwick-
lungsmöglichkeit zu geben.*
Eine demokratische Resolutton, die aussagt, Satz der Inhalt
der angenommenen Anträge im Widerspruch zum Wortlaut und
Geist der Verfassung stehe, gelangte noch nicht zur Abstimmung.
Diese wurde bis aus das Ende der Beratung verschoben. Der
Ausschuß vertagte sich sodann.
*
Was man seit langem befürchtete, ist mit diesem Beschluß deS
BAdungsausschusses des Reichstags Tatsache geworden: Der
große Kultur- und nationakpolttische Gedanke der Einheitsschule
hat den Todesstoß erhalten. Die klerikale schnlreaktionäre Rechte
hat «M dem Zentrum zusammen gegen -die Linke -das Vorrecht
der Gemeinschaftsschule, das man der Reichsverfasftmg Ms ver-
heißungsvollen Anfang Der Einheit schule begrüßen konnte, zu Fall
geb rächt. Damit entbrennt der Kampf um die deutsche Schirle anfS
neue auf der ganzen Linie. Für uns Badener bedeutet dieser Be-
schluß des Reichstags erhöhte Wachsamkeit. Es ist nicht ausge-
schlossen, daß wir früher oder später auch in Baden zum Kampf
um die Erhaltung unserer Sinnrltanschnle aufrufen müssen.

Aus dem Landtag.
Die Lehrervorbildung der Zukunft.
Am Dienstag früh stand im HMlshattsausschuß gleich bei Be*
ginn der Sitzung diese Angelegenheit des längeren zur Erörterung.
Die Regierung gab eine ausführliche Darlegung der Pläne, welch«
eine HSHerbttdung der Lehrer zum Ziel haben. Diese müssen eine
Massige höhere Schule und daran anschließend eine Hochschule
oder eine sonstige wissenschaftkiche Lehranstalt besuchen. DaS
Reich hat hierüber feste Grundsätze noch nicht ausgestellt; Baden
Wird sich den G runkst! ni en dieser Reform anschlteßen, ohne todoch
beute schon eine abschließende Stellung eiu-zunebmen. Die Schwie-
rigkeit der Durchführung -er höheren VsrMdung der Volksschnl-
lebrer liegt auf dem finanziellen Gebiete. Das Reich will die
Kosten nicht übernehmen, die Länder sind dazu nicht in der Lags
und so werden noch eingehende Auseinaudersetzungen zwischen den
einzelnen Ministerien nötig sein, um zu bestimmten gesetzac-berischen
Vorschlägen zu kommen.
Das badische Finanzministerium erklärt, es habe gegen dis
neue Reform nichts einzuwenden, es dürften aber keine Mehran-
forderungen gegenüber den für die Lehrerbildung zur Zeit zu ma-
chenden Aufwendungen erhoben werden. — Auf diesen Stand-
punkt stellen sich auch noch andere Länder des deutschen Reiches.
Die Aus-gaben werden tatsächlich hohe; man veranschlagt sie für
das gleich auf insgesamt 2—3 Milliarden Mark. Es ist klar, daß
bei allgemeiner HöherbiWung der Lehrer diese auch -in höhere Ge-
haltsgruppen eingereiht werden müssen. Es kämen in Betracht
die Gruppen 9—12. Dadurch würden mehr Kosten entstehen. So
ist die Frage letzten Endes auch eine Ftmrnzangelegenhe-tt, und
nicht dir unwichtigste. Das Reich soll zwar sogen. ErziehnütgSbei-
hblfen gewähren, aber auch dann Md die AnKbildumgskosten für
einen künftigen Lehrer noch sehr hohe. Die badische Unterrichts-
Verwaltung bat bereits cm Ostern 1921 mit dem Abbau der be-
stehenden Lehrerseminare begonnen, im untersten Kurs Wurden
keine Zöglinge mehr ausgenommen. An Ostern ds. Js. schreitet der
Abbau um 1 Jahr Wetter fort und an Ostern 1923 sind die drei
unteren Kurse ab gebaut. Ferner sollen im nächsten Jahre für
die abgehenden Zöglinge pädagogisch-methodische Kurse auf dm
drei Liudeshochschulm eingerichtet werden, damit eine Ueverlei-
tunig in die neuen Verhältnisse möglich ist. — Wie lange das Hoch-
schulstudium für die Lehrer dauern soll, ist noch nicht entschieden.
Der Hanshaltsausschuß beschloß, um dieses ausgedehnt«
Problem hinsichtlich feiner Pädagogischen, kulturellen urrd finan-
ziellen Auswirkung genau übersehen und danach seine Beschlüsse
fassen zu können, die Regierung nm baldige Vorlegung einer
De nkschrift zu ersuchen. Dies wurde zu gesagt. Bevor der Staats-
voranschtag des Unterrichtsministeriums im Plenum beraten wirb,
wird der Hausüaltsausschuß seine Stellung zur HSHerbAdung dW
Lehrer des näheren präzisieren.
Die Neuregelung der Beamtenbesoldung
beschäftigte am Dienstag nachmittag des längeren den Haushalts,
ausschuß des badischen Landtags. Nach den am vorigen Donners
tag im Reichstag vorgenommenen Beschlüssen bezweckt der von dei
badischen Negierung vorgelegte Gesetzentwurf die Angleichung der
Besoldung der badischen Staatsbeamten an die mit Wirkung von
1. April 1922 eintretende Blenderung der Besoldung der Reichs-
beamten. Die Grundgehälter in den Gruppen 1 bis mit 12 er-
fahren hiernach eine Erhöhung um jährlich 4000—2000 Mk. im An-
fangsbetrag und um jährlich 6000—3000 Mk. im Endbetrag. Die
Kinderzuschläge werden um monatlich 50 Mk. erhöht. Die Teue-
rungszuschläge vetragen für die ersten 10 000 Mk. des Diensteinlom-
mens 60 Prozent, in» übrigen 30 Prozent. Außerdem ist ein
Frauenzuschlag von jährlich 2500 Mk. vorgesehen, zu dem ein
Teuerungszuschlag nicht gewährt wird; er steht zu den verheirateten
Beamten und mit gewissen Einschränkungen auch den verwitwete»
Bemnten. Ferner sollen ab 1. April auch die höheren Beamten
die bekannten 2000 Mk. erhalten, welche am März d. I. nur"den
Beamten, die bis zu 30 000 Mk. beziehen, gewährt worden sind.
Auch die sogen. Ueberteuerungszuschüsse sollen — nach den Be-
schlüssen des Reichstags — vorläufig beibehalten werden, obgleich
sich dagegen heftige Opposition im badischen Landtag geltend ge-
macht hatte. Es liegt ja ein Antrag der sozialdemokratischen Frak-
tion vor, sie bei Beibehaltung auf das badische Oberland auszu-
 
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