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Heidelberg, Freitag, 3. Februar 1S22
Ar. 2S « 4. Jahrgang
Verantwort!.: Für innere u.äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton:
Dr. E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
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Ak MM» Sll MÄHMkllS H WHklI.
Vorläufig noch kein Nebergreiferr aus SüddeuLschland. — Vergebliche BerMitLlungs-
aktionen. — Die Berliner Funktionäre des GiseukahnerverLandes für den Streik.
Die Streiklage.
Die Streiklage stellt sich heute morgen als wesentlich dieselbe
dar wie gestern im Laufe des Tages. In Süddeutschland
ist von einem Streik nichts zu merke». Der Betrieb wird ord-
nungsmäßig weitergeführt. In Sachsen streiken die Lokomotiv-
führer und einige andere untere Beamtengruppen, so daß der Zug-
verkehr teilweise stillgelegt werden mutzte. In Preutzen scheint
die Streikparole fast vollkommen befolgt worden zu sein, das Loko-
motivpersonal ist geschloffen in den Streik getreten, das Fahrper-
fonal teilweise, das Betriebspersonal ist fast überall zum Dienst
erschienen. Der Fernverkehr in Preutzen ruht fast vollkommen.
Im Bezirk der Etsenbahndirektton Berltn sind noch mehrere
Fernzttge, davon zwei mit auswärtigem Personal abgefahren
worden. Auf der Stadt- und Ringbahn ist der Verkehr zunächst
zum Erliegen gekommen. Die Durchführung der Mtlchzttge ist
befriedigend verlaufe», während der Güterverkehr fast vollständig
ruht. Die Ausständigen haben sich aber auf den meisten Bahn-
höfen bereit erklärt, Lebensmitteltransporte durchzuführen. Es
fehlt aber in der Beziehung Einheitlichkeit. Dauert der Strefl
länger, dann ist auch die Lebensmittelversorgung Berlins gefähr-
det, wie auch die wirtschaftliche» Folgen überhaupt nicht abzusehcn
sind. Kohlenvorräte sind nur noch für 3—6 Tage vorhanden. Der
Post- und Telegraphenverkehr wird im großen und ganzen ohne
Einschränkung aufrechterhallen. Zur Beförderung der not-
wendigen Post werden aus allen Bahnhöfen für kurze Strecken
Pendelzüge eingesetzt. Dix Oberpostdtrektion Berlin hat ihre
S btemter angewiesen, die Annahme von Paketen aller Art, sowie
von Wertbriefen zu sperren.
Die Lage wird von den amtlichen Stellen nicht pessimistisch
angesehen. Die Techuische Nothtlfe so« möglichst bald einsctzen.
Dir Etsenbahnprästdenten sind angewiesen worden, von der Ver-
ordnung des Reichspräsidenten vom 1. Februar weitestgehenden
Gebrauch zu machen. Mit den Staatsanwaltschaften sollen sie
Fühlung nehmen, um die Strafverfahren aus Anlatz des
Streiks möglichst zu beschleunigen. Auch die Disziplinawerfahren
sollen beschleunigt werden. Das Berliner Streikkomitee der Reichs-
gewerkschaft hält sich zurück und ist nirgend» zu finden.
Neber die Streiklage in Frankfurt
liegt heute morgen folgender Bericht vor:
Die Frankfurter Eisenbahner Haven nach der von Berlin aus-
üchevenen Parole, zum Streik Folge geleistet und sind in der ver-
gangenen Nacht in den allgemeinen Ausstand getreten. Bis Mtt-
lernacht entwickelte sich der Verkehr in ganz normaler Weise. Wäh-
rend der Münchener D-Zug zur Abfahrt bereit war, erschienen
die Streikenden und die Lokomotive wurde sofort abgekuppelt. Das
gleiche Schicksal widerfuhr de» Züge» nach Wesel und nach Köln.
Sämtliche Züge waren stark besetzt. Alle Verhandlungen, die
Züge doch noch zur Fahrt zu bringen, blieben erfolglos. Inzwi-
schen wurde der Bahnhof von starken Trupps Streikender besetzt,
so datz jede Wetterführung des Verkehrs unmöglich war. Die
Reisenden mutzten die Bahnsteige verlassen und in den noch freien
Hotels Unterkunft suchen. Von den Streikenden wurden nach
allen Bahnhöfen des gesamten Frankfurter Bezirks Posten ent-
sandt, die den dortigen Eisenbahnern die Frankfurter Beschlüsse
überbrachte» und die Streikparole ausgaben. Nach Mitternacht
bahnewewandes unter Beachtung und Würdigung aller maßgeben-
den Faktoren entschlossen, zunächst folgende Haltung ei'-'.«nehme«;
Mitte Neutralität unter Ablehnung jeglicher Streikacbeit Das
bclcutet, datz jeder Eisenbahner, der Mitglied unserer Organisation
ist, die von ihm bisher mrsgeführte Arbeit oder Dienstvorrichtung
«'eiter vsllfüvct."
2 Vorstandsmitglieder der Meichsgerverkfchaft
verhaftet, — Die Streikgelder beschlagnahmt.
Berltn, Z. Febr. Durch Beamte der Abteilung des Berliner
Polizeipräsidiums sind heute in den frühe» Morgenstunden zwei
führende Borftandsmitsliedrr der Reichsgewerkschaft deutscher
Eisenbahnbeamter und Anwärter verhaftet worden. Die beide«
wurden festgenomme« wegen Verstoßes gegen die Verordnung des
Reichspräsidenten vom 1. Februar 22. Ihre Vernehmung hat
heute vor dem Polizeipräsidium stattgefunden.
Berlin, 2. Febr. Die vom Polizeipräsidium ««geordnete
Beschlagnahrne von Stretkgeldern und des Vermögens der streiken-
den Gewerkschaften, das zum Zweck des Streikes verwendet wer-
den könnte, hat zu einer grotzangrlcgten Aktion der Abteilung des
Polizeipräsidiums Ankatz gegeben. Dieses systematische Vorgehen
hat heute vormittag einen nennenswerten Erfolg gehabt. Es ge-
lang, bet einer Berliner Bank einen in die Millionen gehenden
Betrag, der auf das Konto der streikenden Gewerkschaften einge-
tragen war, abzuheben. Die Aktion ist erst im Entstehen begriffen
und wird mit großer Peinlichkeit fortgesetzt.
Der Beschluß der Berliner Funktionäre.
waltung Berlin des Deutschen EisenbaynerverbandeS hielten gestern
eine Sitzung ab, die sich mit der Lage beschäftigte. Nach längerer
Aussprache wurde gegen Mitternacht ein Beschluß gefaßt, der be-
sagt: Der Eifenbahnerstreik wird auch von Funktionären des Deut-
schen Eifenbahnerverband«» beschlossen. Der Streik so« heute früh
6 Uhr offiziell seinen Anfang nehmen.
Die Wirkungen des Streiks auf die Lebensmittelversorgung
Berlins machten sich bereits tm Laufe des gestrigen Tages be-
merkbar.
Die VermittlungsaMon der A. D. G. B. - Die
Regierung lehnt Verhandlungen mit den Be-
amten ab.
Berlin, 3. Febr. (Drahtm.) Der Vorsitzende des A.D.G.B.
sprach gestern beim Reichspräsidenten vor, um eine Vermittlungs-
aktion anzuregen. Brieflich wie telegraphisch wurde der Vorstand
des A.D.G.B. von den Betriebsräten aus allen Teilen des Reiche»
aufgefordert, den sofortige« Streik z« erklären, nm die
Maßnahmen der Regierung rückgängig zu machen.
Die Vertreter des Deutschen Beamtenbundes haben gestern
bei der ReichSregienmg den Versuch gemacht, zwischen der Regie-
rung und den Streikenden zu vermitteln. Die Regierung hat es
abgelehnt, in Verhandlungen einzutreten mit dem Hinweis darauf,
unternahmen starke Trupps der Streikenden die Räumung der
Bahnsteige. Für das Gepäck der Reisenden wurde von den Strei-
kende» gesorgt. Die zahlreich aus dem Bahnhof anwesende Schutz-
polizei brauchte nirgends cinzugreifen. Wie auf dem Hauptbahnhof
so trat auch auf den anderen Bahnhöfen der Ausstand in Kraft
Aus dem Güterbahnhof wurde jeder Betrieb eingestellt. Die Eisen-
bahndirektton wurde im Lause des gestrigen Abends von starken
Abteilungen der Sicherheitspolizei besetzt.
Wie uns die Etseubahndirektion heute abend 7 Uhr mitteilt,
findet vorläufig kein Zugverkehr statt, da die Zugführer jede Arbeit
verweigern. Im Laufe des Nachmittags sind zwei Züge von
Bebra kommend noch hier eingetroffen. Ei» D-Zug sollte heute
nachmittag noch abgelafsen werden, und zwar unter Führung von
"Wei Ingenieuren als Lokomotivführer; diese wurden jedoch von
den Streikposten gewaltsam gehindert und konnten somit den Zug
nicht zur Abfahrt bringen. Im Lause des heutigen Tages ha: nun
die Technische Nothtlfe mit Genehmigung der zuständigen
Behörden zur Aufrechterhaltung eines Notbetrtebes eingesetzt.
Technisch ausgebildete Personen Werden die Züge weiterleiten
und die Eisenbahndtrektion hofft, daß es möglich fein wird, die
Milch- und Lebensmtttelzüge nach und von Frankfurt zur Abfahrt
-tu bringen.
Die Stellungnahme des EtsenSahnerverbandes.
F ranksur 1 a. M., 2. Febr. Die Frankfurter Bezirksleitung
des Deutschen Etsenbahnerverbandes erläßt eine Er-
klärung in der es heißt: „Die Neichsgewerkschaftsloitnng Deuflchcr
Eisenbahnbeamter ist unter Außerachtlassung aller gewerkschaft-
lichen Regeln und Grundsätze soweit gegangen, daß sie vorzog, die
übrigen Organtsationsleitungen von ihren Entscheidungen nicht
Einmal in Kenntnis zu setzen. Durch ihr unsoltdarisches
Handeln hat die Netchsgewerkschaftsleitung die für kommende
schwierige Verhandlungen dringend benötigte und zu erhaltende
Einheitsfront sämtlicher Gisenbavnerverbände mutwillig
Zertrümmert. Die Verantwortung für ihre EntichtUssr und
Maßnahmen hat daher die Reichsgewerkschaftsleitung allein zu
nagen. Trotzdem hat sich die Bezirksleitung des Deutschen Eisen-
daß sie von vornherein erklärt habe, im Falle des Ausbruchs des
Streik» die Verhandlungen nicht wieder aufzunehme«.
Wie Stinnes die deutschen Eisenbahnen
verschachern wollte.
Der Londoner Korrespondent der „Frkf. Zig." bringt inter-
essante und aufsehenerregende Mitteilungen über den Aufenthalt
von Stinnes und Rathenau in London und die Ziele, die sie dort
verfolgte». Während er als Gründe, die zur Berufung Rathenaus
geführt haben, hauptsächlich die hohe Meinung, die weite englische
Kreise über dessen allgemeine Weltkentnifse haben, angibt, dann
aber auch die Kenntnisse, die er als früherer Minister für Wieder-
aufbau und als Kontrahent in Wiesbaden nach Ansicht der eng-
lischen Experten besaß, geht er dann ausführlicher auf die bisher
unbekannten Vorschläge ein, die StinneS zur Klärung der Repa-
rattonsfrage der englischen Regierung unterbreitete. Zunächst tst
interessant, was er tm allgemeinen über die Persönlichkeit
dieses Großindustriellen in englischer Beurteilung schreibt:
„Die Millionen und der alte Anzug boten der Presse Anreiz,
aber doch auch die Bewunderung für einen Mann, der in
wenigen Jahren sein Vernrögen und seine Unternehmungen un-
geheuerlich vergrößert hat. Die City denkt seriös über ihn, so-
viel ich höre. Doch mag es interessiere«, Latz mir einer der
bekanntesten Finanziers, der Herrn Stinnes wohlbekannt ist,
beiläufig sagte: „Wäre er ein Engländer, dann würde ich ihn
ganz entschieden warnen, den« er übernimmt sich mit seinen
Geschäften." Bet früherer Gelegenheit ist erwähnt worden, datz
man hier vielfach, sowohl in der City wie anderwärts, bemerken
konnte, datz sehr ernstzunehmende Leute ein volles Maß von
Herrn Stinnes abrückten, wie sie wahrnahmen, datz seine
offenbar auch etwas autokratisch vorgetragenen Gedankengänge
allzu stark auf seine persönlichen Pläne eingestellt waren.
Die Engländer werden jeden Vorschlag, der Europa und vollends
den Osten zu konsolidieren geeignet tst, sehr aufmerksam Gehör
schenken. Aber es ist sicher nicht überall genügend bekannt, daß
gerade die führenden Leute der Londoner CUP ein recht sorg-
fältig erzogenes Empfinden für das Allgemeinwohl haben; zu-
mal für die Nation, dann aber auch Mr das internationale Be-
dürfnis. Das Talent der Engländer, für sich persönlich Geschäfte
zu machen, tst sehr groß, aber es ordnet sich doch ost mit einem
beneidenswerte« Gemeinst»« anderen Bestrebungen unter. Die
Gedanken des Herrn Stinnes über den Osten und besonders
über die Notwendigkeit, den Wiederaufbau des Ostens und Süd-
asiens in erster Reihe als eine Verkehrsfrage zu behandeln,
finden Sympathie, wie die Engländer an sich auch jedem Pro-
jekt der Verwaltung der deutschen Eisenbahnen Auf-
merksamkeit schenken werden, das rentableren Betrieb verspricht
als bisher."
Was war es nun, was Stinnes konkret den Engländern als
deutschen Zahlungsplan für die damals fälligen 506 Millionen
Goldmark tm Januar vorschlug?
„Herr Stinnes warf sozusagen die patriotische Idee, datz
Deutschland zur Üeberwindung der Januarkrtsts Bargeld, eine
Anleihe, brauche, sowie den Wunsch der Engländer, daß das
deutsche Eisenbahndefizit aus dem Budget verschwinden müsse
und schließlich seine eigene Absicht, ein gutes Geschäft zu machen,
in einen gemeinsamen Topf nnd überraschte die englische Regie-
rung mit folgendem Vorschlag: Herr Stinnes und seine Freunde
übernehmen die deutsche» Bahne« von» Reich in ihren Privat-
besitz und London wird aufgefordert, gegen Verpfändung dieser
Bahne,: dem Deutsche» Reich die am 15. Januar fehlenden 566
Millionen Goldmark zur Verfügung zu stellen.
Dies ist der offizielle Vorschlag des Herr» Stinnes in
Händen offizieller Stellen. Es wird nicht verwundern, das;
sowohl in der City, wie in Wbitehall bei denen, die dieses An-
gebot kennen und seinen vollen Sinn erfassen, nur mit Ironie
oder aber mit einer Mr den deutschen Hörer Pemltchen Ent-
rüstung darüber geurteilt wird. Es wird daraus verwiesen,
datz Herr Stinnes, dessen Vorschlag die Idee eines Moratoriums
überhaupt ntcht erwähnt habe, nichts anderes habe er-
reichen wollen, als dem deutschen Reich lumpige (so war der
englische Ausdruck) 50« Millionen zu verschaffen gegen die Ver-
pfändung der bei diesen: Anlaß und durch den Anlaß, mimisch
durch die Notlage Deutschlands in seine Hände übergehenden
Eisenbahnen. Das Befremdlichste sei, datz Herr Stinnes nicht
den geringsten praktischen Gedanken darüber geäußert habe, was
dann an, 1. Mai zur Üeberwindung der bei Ausführung feines
Plans lediglich vertagten Krisis geschehen solle."
Das also ist die politische Weisheit des Helden der Volks-
partei gewesen, dessen Jntereffenten-Gefolgschaft heute so uuent
wegt die Posttwen Leistungen des Ministers des Auswärtigen zu
schmälern sucht. Der Mann, der politisch so gern mit der starken
Faust und dem Nichtersüllen spielte, wollte diesmal erfüllen, weil
er bei dieser Erfüllung die deutschen Eisenbahnen als gutes Ge-
schäft in die Tasche zu stecke« hoffte. Wie eine tiefe Beschämung
lastet es auf dem ganzen deutschen Volk, wenn selbst verständige
Engländer mit Ironie und Entrüstung die Pläne dieses Volks-
vertreters von sich wieserl.
Ausland.
Rücktritt des italienischen Kabinetts Bonomi.
Rom, 2. Febr. Die Kammergruppe der Demokraten, die
im italienischen Parlament eine entscheidende Rolle spielt, hat am
Mittwoch nachmittag mit 55 gegen 3 Stimmen bei zwei Enthal-
tungen beschlossen, zur Opposition überzugehe«. Damit gilt
nach den Blättern der Sturz des Kabinetts Bonomi als
unabwendbar. Infolge dieses Beschlusses wird das Ministerium
heute vormittag dringend zu einer Mintsterratssttznug einberufen.
Nach den römischen Blättern ist es nicht ausgeschlossen, daß Bonomi
noch vor -er heutigen Wiedereröffnung der Kammer dem Könige
die Demission des Kabinetts überreichen wird. Auch wenn er sich
noch einmal der Kammer vorstellt und das Vertrauensvotum av-
wattet, gilt das Schicksal des Kabinetts als besiegelt.
Der demokratischen Gruppe gehören auch die früheren Ministerprä-
sidenten G io littt und Orlando an.
Rorn, 2. Febr. (Drahtm.) Infolge der parlamentarische»
Lage hat das Kabinett Bonomi nach einem vormittags ab-
gehaltene« Ministerrat beschlossen, zuückzutreten.
Das Ergebnis von Washington.
Schantung an China zurückgegeben. - Das Flottenabkommen
genehmigt.
Washington, 1. Febr. (Prw.-Tel. d. „Frkf. Ztg.") In
der heutigen Vollsitzung der Konferenz, der ersten nach einer län-
geren Pause, kamen die Fortschritte, die die Konferenz in den
Kommtsstonssitzungen der letzten Tage erzielte, zum Ausdruck. Die
Konferenz erfuhr aus dem Munde des Staatssekretärs Hughes,
daß es endlich gelungen sei, ein Abkommen zwische «Ja-
pan und China über die Riickgabe von Schantung zustande
zu bringen. Dieser Erfolg, der den Bemühungen von Hughes und
Balfour zu danken ist, ist umso höher einzuschätzen, als es noch bis
in die letzten Tage hinein zweifelhaft war, ob ein solches Abkom-
men geschlossen werden könnte. Die Provky wird an China zu-
rückgegeben. China mutz sich aber verpflichten, die Gchantungbahn,
die den Hauptstreitpunkt der Verhandlung bildete, von Japan zu-
rückzukaufen.
Der zweite grobe Ersolg, den die Konferenz buchen darf, ist die
Genehmigung des Flotterr abkommens durch die
Plenarversammlung der Delegierten. Wenngleich mancherlei
Kompromisse nötig waren, besonders in: Hinblick auf die Stellung
Frankreichs, so ist doch die Erklärung des Staatssekretärs Hughes,
Amerika habe die Hauptpunkte seines Mrüstungsprvgramms durch-
gesetzt, voll begründet.
Die heutige Sitzung beanspruchte bei der Oeffentlichkeit ge-
waltiges Interesse. Die Resultate machen einen nachhaltigen Ein-