kraren nicht vergessen, vast sie Klaffenkämpfer sind! Grundfalsch
ist es, wenn m-a>n anniinmt, Kkassenkomps Ware Ne PoMk der
KMGD. in ettvas -abgcunchdericr Foriu.
Unabhängige SozialdeMokrate»» muffen aufhörc«, Störer
der AufwSrtseniwickruKg zu sein. Sie müssen beginnen, För-
derer des Fortschritts zu werden. Das Proletariat must sich zu-
sammen finden, es mutz Widder erfüllt werden von Sem Mealis-
«ms und GeMeinschaflSg-esiM. Hand- und Kopfarbeiter Müs«
sen sich die Hände reichen. Nicht zersplittern, sondern -einigen!
DeSHE ist der W-og so grenzenlos ruWegreMch, daß die NWS«
hängige SNOa-ldemokrattsche Partei, die, wie man hätte ormsh-
men müssen, nach den schweren Stunden in Halle, geläutert den
Wag zur dauernden Vermurst gestmdm, jetzt wieder von einem
tinten Fiügci der neuen Spaltung entgegcngestthrt ioevden soll.
Schließlich glaubt doch kein ernsthafter Mensch, daß -ernste So-
zMLemLkraten der UimShängiWN SvMGemokrM« sich -von der
trotz -aller Fehltritte zielklarsten Prsletarierpariei, -der Sszial-
denrokrntischen Partei tr-erm-en nur deshaikö, w-si'l einige Kam-
mnnist-en-Un-aibhänigjae die alte Liebe zu den kom-munistischen
Spaltpilzen Meder «Weckt Haden. Es -gibt nur eure Rettung
für das Proletariat, das ist die Wiedervereinigung der beiden
sozialistischen Parteien zu einer Machtvollen Proletarierpartei.
Wer nicht Mit dieser gehen will, soll rechts und links tzinaus-
gespült werden.
Ans dem Parteitag in Leipzig Wurde ein Antrag gestellt, daß
derjenige, der ein Amr in der Partei doklewet, keiner religiösen
Gemeinschaft anychSrM dürfe. In- einem, diesmal -ctiväs hei-
teren Widerspruch hat -der Genosse DUtinarr» in einer religiöfen
Anwandlung in seinem" Schlntzwort gesagt: . -Gehet hinaus
ins Land, wie einst die Apostel und predigt überall mit Feuer-
znng-en. . . ." Spinnt man den rÄigiöfen Dtttmannschen Fa-
den weiter, so ist man bei eiin-Lm -eingchcndön Rückblick über die
-MeHikmste Vergawg-enheit der U«W-S«güse>r SozM-d-einoirM-
scherr Partei Wührhaftig versucht zu sagen: Baier, vergib ihnen,
denn...
Ausland.
Französische Militiirdebatte.
Paris» 1- März. Die Kammer befaßte sich in ihrer gestrigen
Sitzung mit der Diskussion über das neue Militärdienstpslichlgesetz.
Der Militärberichterstatter verlas einen Bericht. Er erklärte u.
a.: Um die sofortige Durchführung -einer geringeren Dienstzeit zu
erruöglichen, müßte eine An-zaU politischer und technischer Be-
-ingungeu crsiillt sein -und besonders die Organisation einer vc-
sMrdigen LküNtrolle Deutschlands,, ferner die Errichtung eines
oder mehrerer Verträge, ferner die Errichtung eines MovMattons-
planes für Frankreich.
„Le Poeple" Verössentlicht cinc Erklärung Les politisch
weit links stehenden Generals Gerard, des früheren Ober-,
vefchlshabers in der PMz, -der sich -u. a. äußerte, di-e Heeresvor-
lage sei ein Mißgriff. Eitle Dienstzeit van sechs Monaten erscheine
durchaus genügend.
Lloyd George über Aegypten.
A m fterda m, 1. März. Mus L o n -d o u wird getn-eldet: In;
Unterhouse erklärte Lloyd George über die Lage Aegyptens, Laß
das Standrecht, das -dort verhältst worden ist, nicht eingeführt
wurde, um die britische Politik in.Aegypten zu bestärken. Man
müsse es der ägyptischen Regierung selber überlassen, die notwen-
digen Gefetzesversügungen vorzrmchmsn. Die englische Regierung
habe auch nicht die Absicht, der ägyptischen Regierung irgemdwelche
Schwierigkeiten zu bereiten. Dann 'kam Lloyd George auf die
SudanfMW zu sprechen MW sagte, die englische Regierung könne
nicht zulasten, daß ein anderer Stätus sich iin Sudan breit mache,
der das englische Kapital bedrohe.
Die VorarLeiierr der? Kleirren ErrtenLe für
Genua.
Belgrad, 88. Febr. Wie die offiziöse „Tri-nuia" meldet,
sistdrt die geplante Lüsamnteukunft der Minister Pasttsch, Ri » -
sch lisch, Benesch und Dnka und eines polnischen Vertreters
nicht in Preßbnrg, sondern in Belgrad statt. Der Tag der Zn
fmnMenkunft wird wahrscheinlich der 15. März sein. Dieser Pott-
tischen Konferenz des neuert Viervervandes wird eine wirtschaftlich-
sinauzieilc Konferenz von Sachverftändigen vormrgehen, die an»
S. März in Belgrad zusmumenireten wird. In dieser Konferenz
soll das Programm für eine gemeinsame Arbeit aus der Konferenz
von Genua festgesetzt werde,«.
Soziale Rundschau.
Die Lage des Arveitsurarktes hat sich im ganzen gegenüber
der Vorwoche gebessert. Entsprechend ist die Zahl der unterstützten
Erwerbslosen gesmrkeu. Sie bctief sich am Ende der Berichts-
woche au? 2240.
Bund der Friedensbeschädigten. Wir erhalten sorgende Zu-
schrift mit der Bitte zur Veröffentlichung, die sich an alle Personen
in Baden richtet, die -dauernd körperlich beschäftigt und behindert
sind (Kriegsbeschädigte ausgeschlossen). In der Zuschrift heißt es:
Seit Frühjahr 1921 bemüht sich eine Anzahl Friedenskrüppel in I
Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe llm bas Zustandekommen
eines Bundes zur Wahrung der Interessen der Friedensbeschädig-
ten in Baden. Die zur Zeit schwebenden Verhandlungen zum An-
schluß an den badischen Krüppelverforgungsveretn habm u. tt.
auch die Frage ausgelöst: Wollen wir der» vom besten Wollen
beseelten, vom Staate unterstützten badischen Krüppelversorgungs-
verein als Einzelmitglieder zugehören oder als ein von Beschä-
digten- gebitdeter und geketteter Bund, sehr WM -der -Vie Sache des
Fürsorgevereins günstig beeinflussen könnte. Schicksalsgefährten,
um diese und andere für uns Friedenskrüppel wichtige Fragen zu
lösen, schreibt uns eure Meinung und helft uns das Rechte zu
treffen. Diesbezügliche Wünsche und Anfragen nehmen gerne ent-
gegen: Ernst Hehr, Mannheim-Neckarau, Großseldstratze 6, Ignaz
Enzesser, Heidelberg, Landeskrüppelheim, Rohrbacherstraße 14S
und Bernhard Hornung, Bahnassistem in Muggensturm b. Rastatt.
Der Streik der Münchener Metallindustrie.
München, 28. Febr. Der Streik in der Münchener Metall-
industrie hat sich weiter ausgedehnt. Es sind auch die Sei der Fa.
Fritz Ne-nm-eyer u. Fre-imann (früher Krupp) beschäftigten Metall-
arbeiter in Den Ausstand getreten. Die Belegschaft beträgt 75»
Mann. Damit ist die Gesamtzahl -der in München streikenden Me-
tallarbeiter auf etwas über 7000 Mann -erhöht.
Eine Tagung der Bczirksschlichtungsausschüfse.
Karlsruhe, 27. Febr. Die Vorsitzenden und Mitglieder der
Bezirksschlichtungsausschüsse waren auf Freitag, den 24. Februar
zu einer Sitzung geladen, die sich Mit einer Reihe wichtiger grund-
sätzlicher Fragen prozessualer und materiell-rechtlicher Art aus dem
Tätigkeitsgebiet der Schlichtungsausschüste zu befassen hatte. An
der Sitzung, die im Ministerium des Innern stattfand und aus
dem ganzen Lande gut besucht war, nahmen als Vertreter der Re-
gierung Ministerialrat Dr. Bender und Regierungsrat Schwarz
teil. In seiner Eröffnungsansprache gab der Vorsitzende des Lan-
desschlichtungsausschusses, Direktor Schön, einen Ueberblick über
die letztjährige Tätigkeit des Ausschusses. Im Jahre 1921 fanden
sieben Sitzungen statt. Der Landcsschlichtungsausschuß wurde in
218 Fällen augcrufen; erledigt wurden 179 Fälle, 98 Fälle ent-
fallen auf Landgemeinden, 19 auf mittlere Städte, 62 auf Städte.
Berufung wurde eingelegt in 127 Fällen von Gemeinden, in 39
Fällen von Beamten, 32 Fälle fanden Erledigung durch Einigung
oder Verzicht. Zu 114 Fällen wurde die Entscheidung der Vor-
instanz bestätigt, in 29 Fällen abgeändert. 10 Fälle wurden auf
Antrag der Beteiligten vertagt. 29 Fälle wurden unerledigt in
das Jahr 1922 übernommen und zwar in der Hauptsache Berufun-
gen, die erst seit der letzten Sitzung im Dezember eingekommen
sind. In der mehr als vierstündigen Sitzung wurden noch ver-
schiedene Fragen besprochen und ihr Ergebnis in einer Reihe von
Punkte» protokollarisch festgelegt, das deW einzelnen Bezirksschlich-
tungsausschüssen zugestekt wird.
Den Dank der Generaldirektion Karlsruhe an die Techn. Nothilfe.
Aus Lokomotivsührerkreisen wird uns geschrieben:
Was die Leistungen der Techn. Nothilfe im Bezirk Heidelberg
aubelangt, so sind dieselben gleich Rull, da hier größtenteils techn.
Obereisenbahnsekretäre nnd Ingenieure der Eisenbahn für die we-
nigen Milch- und Arbeiterzüge verwendet wurden. Diese Sekre-
täre und Ingenieure (Mitglieder der streikenden Reichsgewerk-
schast) haben sich aber größtenteils nicht freiwillig als Streikbrecher
angeSoten, sondern sie wurden unter dem Druck der Generaldtrek-
lion, welche ihnen sogar mit Entlassung drohte, zum Lokomotiv-
fahrdienst gezwungen. Von einen, wirklichen Fahrdienst kann
auch hierbei keine Rede sein, da die Züge meistenteils nur aus
3—4 Wagen bestanden und ein Einhalten irgend einer Fahrzeit
überhaupt nicht verlangt wurde. Wenn mar, ferner bedenkt, daß
auf jeder Lokomotive, die von -er Techn. Nothilfe bedient wurde,
größtenteils ein Lokomotivführer und zwei Heizer waren, welche
zusammen Pro Tag 380 Mark erhielten, so muß inan unbedingt zu
der Auffassung kommen, daß dann ihre Leistungen im Verhältnis
zu ihrer Bezahlung nicht weit her waren. ES wird sich auch nie-
mand darüber wundern, wenn man bedenkt, daß der Letter der
hiesigen Techn. Nothilfe der bekannte Gcwerbeschnllehrer Fell-
hauerist.
Was ttu» den Vorwurf der Generaldirektwn betrifft, als ob
die an Lokomotiven entstandenen Schäden auf das Verhalten der
Streikenden zurttckzuführen seien, so müssen wir diesen unberech-
tigten Vorwucs für das Lokpersonal der Stadt Heidelberg entschie-
den zurückweiscn. Am ersten Streittag waren von der Ortsstreik-
leituug Heidelberg zwei Lokpersonalc zur» Aus- und Einrangieren
von Lokomotiven in die Lokomotivschuppen bestimmt, nm Beschä-
digungen au Lokomotiven infolge der an diesem Tag stark einset-
zenden Kälte zu verhüten. Für diese betr. Schäden ist unserer Auf-
fassung nach nur die Generaldirettion verantwortlich zu machen,
die die Streikenden durch ein Telegramm zum Verlassen des
Bahngebiets gezwungen hat, wodurch die obengenannten Arbei-
ten (Rangieren der kalten Lokomotiven) abgebrochen werden mutz-
ten und infolge dessen dann die betr. Schäden entstanden sind.
Durch dieses Telegramm wurde dann anch gleichzeitig das Ein
setzen der Tech». Nothilfe, die jedoch vollständig unnötig aber sehr
kostspielig war, notwendig.
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz.
Konstanz, 27. Febr. Die Arbeitslosigkeit hat in der Schwei»
einen erschreckend großen Umsang erreicht. Nach der letzten Zäh-
lung waren rund 145 760 Arbeitslose sestzustellen. Von diese»
waren S6S80 gänzlich arbeitslos, darunter 27 000 ohne Unterstüt-
zung. Von den Arbeitslosen waren 2200 reichsdentsche.
Aus dem PereLeileben.
Mn bürgerliches Urteil Uber den Genossen Ebert.
Die „Frankfurter Zeitung" schreibt im heutigen 2. Morgen-
blatt über die Persönlichkeit Eberts:
„Der Reichspräsident Ebert ist für wenige Lage Gast unsere«
Stadt. Und die Wirkung seiner Persönlichkeit ist hier die gleiche
wie überall, wo er sich zeigt: er imponiert, gerade weil seiner
Schlichtheit alles ausgemacht Imposante fehlt, er wirbt für -tt
Republik und ihre höchste repräsentative Spitze, gerade weil er uw
ter Verzicht auf alles äußerliche und geschraubte Repräsentation
nichts als den Menschen zeigt, der etwas ist. Das erzwingt ihm
Respekt auch in solchen Kreisen, die, statt in dem selbstgewählten
Inhaber des vornehmsten Amtes der Nation diese und sich selbst
zu ehren, viel lieber in deut „Sattler", den sie nicht kannten, ein
Ziel ihres mehr als billigen Witzes sahen. Den Reichspräsidenten
einen Sattler zu nennen, das ist ja nun allerdings, wie ein geist-
reicher Mann gelegentlich sagte, genau so, wie wenn man Hinden-
burg einen Leutnant neunen wollte: denn zwischen der Sattler-
zeit des einen wie zwischen der Leutnantszeit des anderen und
denr Heute liegt für beide ein Menschenalter und mehr einer fort-
gesetzten Führer-Bewährung, Jahrzehnte eines nur durch Leistung
und durch Kraft der Persönlichkeit erklärbaren Aufstiegs. Es
scheint, daß dies allmählich doch erkannt wird. Die Stimmen auch
von ganz rechts her mehren sich, die, überrascht und doch zur Hoch-
achtung genötigt, den Takt und die Würde dieses Reichspräsidenten
rühmen, während andere, die sein unauffälliges Wirken in der
Stille von nahe zu beobachten imstande sind, ihn einen wirklichen
Staatsmann nennen. Ist dieser Erfolg -richt außerordentlich?,
Der erste Präsident der Republik stand, nach Niederlage Zusam-
menbruch nnd Umsturz, wahrhaftig auf umbrandetem Boden.
Seine gekrönten Vorgänger hatten es leichter als er. Doch findet
Man jetzt Wohl, daß er die Konkurrenz nicht schlecht bestand. Wie
Wenn er au chnoch Orden und Titel verleihen könnte i"
Eppingen. Versammlung. Die Parteimitgliederversamm-
lung am Sonntag, den 26. Februar war trotz der Fastnacht und
des herrlichen Sonnenscheins sehr gut besucht. Genosse Amann
hielt einen sehr lehrreichen und interessanten Vortrag über das
Steuerkompromitz, den Eisenvahnerstreik und die Konferenzen i»
Cannes und Genua. Wiederholte Zwischenrufe während des- Re-
ferats sowie der Beifall am Schluß desselben bewiesen, daß unseres
Eppinger Genossen die Stellungnahme unserer Parteileitung ist
diesen Fragen voll und ganz billigen.
Gen. Will). Frank brachte sodann die Frage der Errichtung
einer 7. Klasse bet der Realschule zur Sprache und stellte sich die
Versammlung einstimmig auf den Standpunkt, datz unsere Nctt-
hausvertreter mit aller Energie für den Plan sich einsetzen sollen
Auch die Brennholzfrage wurde erörtert uns dabei ein An-
trag angenommen, der die zentrale Parteileitung ersucht, sich für
Wiedereinführuüg -er Zwangswirtschaft auf dem Gebiete der
Brot-, Fleisch-, Kartoffel- und Brennholzversorgung etnznsztzen.
Eine Sammlung für die Hinterbliebenen des Gen. Hecker
ersah 114 Mk. Ein schöner Beweis proletarischer Solidarität.
Zum Schlüsse wurde noch die Pressefrage eingehend erörtert
und von verschiedene» Seiten daraus hingewiesen, datz jeder Ge-
nosse für die Verbreitung unseres Blattes tätig sein müsse.
Der Verlaus dieser Versammlung zeigte wieder, datz in un-
serem Ortsverein reges politisches Lebe» herrscht.
KswMMMlKS.
Tauberbischossheim. (Aus dem Gemeinderat.) Man
erinnert sich noch des famosen Reiufalls, den unsere Gemeinde --
Mehr oder minder schuldlos — beim Verkauf ihres letzijährige»
Holzes an die Holzverwerinngsgenossenschaft zu Würzburg er-
leben durfte. Die feine Genossenschaft machte rechtzeitig Pleite,
und unsere Gemeindeverwaltung konnte, obwohl zwei rechtskun-
dige Vertreter im Gemeinderat sitzen, nur mit einem sehr bösen,
blauen Auge davonkommcn. Die Angelegenheit wirbelte seinerzeit
viel Staub auf, nnd der Bürgerausschuß sagte schließlich ja und
Amen dazu; sonst wäre ihn» am Ende noch der Nachweis geführt
worden, datz die Gemeinde Tauverbischossheim dabei ein Geschäft
gemacht hat. - Nun kommt aber das Nachspiel. Besagte zwei Ge-
meinderäte hatten als Anwälte der Stadt dm Prozeß geführt nnd
hierfür eine Gebühr von zusammen rund 8500 Mark berechnet. Ob
die Stadt, um zu diesen» kläglichen Resultat zu kommen, gleich
zweier Anwälte bedurft hätte, ist eine Frage, die wir nicht ent-
scheiden Möchten. Immerhin scheint es in Tauberbischossheim et-
liche Leute zu geben, die der unmaßgeblichen McMung sind, daß die
erwähnteir Gebühren sich für unsere Gemeinde eigentlich nicht ren-
tiert haben. Zn diesen Leuten gehörte Wohl anch der Stadtrcchner,
ein etwas eigener, alter Herr, der weder vor dem Bürgermeister,
geschweige denn vor einen» hochwohllöblichen Genreinderat das
Zitter»» bekommt. Auch die beiden gemeinde»»Eichen Anwälte soll-
ten bald, als sie ihre vierstelligen Gebühren „erheben" wollte»!, er-
So wahr mir Gott Helf'!
Eine Bstnerngeschichte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel.
(22. Fortsetzung)
7. Kapitel.
Der Weg zur Rettung.
Es war stille geworden in» Zimmer, totenstille, seitdem die drei
Männer, den Verhaftete» in der Mitte, gegoMen warm. Vom
Hose her. klangen Me schwere« Schritte der sich Entferneinden, -.mm
rasselte die Torglocke, ein MurmeLn der vor dem Hoüfe vers-ammel-
lcn u-euchertge^ Menschenmenge wurde hörbar, und schwer fiel die
Tür wieder in das Schloß. Jetzt schritten sie Wohl die Dorfgaffe
hinunter nnd alle Leute -liefen herbei, den M fetzen, der dm För-
ster AWgebracht hatte, den Ludwick Hissenauer, dem niemand zuge-
trout hätte, -atz er der nun schm» so lause gesuchte Wilderer sei.
Wie ei» wildes, gefährliches Tier, welches man -Aücklich gefangen
hatte, wurde er Wohl vor» allen Setten neugierig ongsgafft — ein
von aller: Welt Ausgeftotzewer. Dam» schloß sich die Türe Les Ge-
Mugniffes hinter ihn» und Vie irdische Gerechtigkeit nahm ihren
Lauf.
Diese Vorstellungen drängten sich mit grausamer Deutlichkeit
Dem in der Wahnst-uh« ZurückgM-jeSenen auf. Mit dm Hänvmdas
«Gesicht verhüllend, war Andreas Hisse;wu-er ans den vor dem
MchenOsch stehenden StNhl gefuMS» -und fragte sich immer wieder.
perKwciWungsvoll, ob dem» das, was soeben geschehen, ervar-
MnWstofe Wirklichkeit sei, oder ob ihr« nur ein beklemmendes
Traumbild in seinem Banne hielt. Vor der Härte dieses Schlages
hielt auch feine von jeher geübte eifenfeste Ruhe nicht stand. Sein
Sohu ein Mörder! Der Name Hissmauer für alle Zeit beschimpft
nnd gcvrandmarit! Würde er jemals den Unglückseligen, der Hin
wie ein zweites SMsi an das Herz -gewachsen war, Wiedersehen —
ihn ans dm er alle Hoffnung gefetzt hatte?
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verloste u?""
stöhnte der Unglückliche und vergrub das Gesicht tt» den ans dem
Tisch liegenden verschränkten Armen. Regungslos verblieb er so
in dieser schwersten. Stunde seines Lebens und achtete nicht daran;,
-atz sich leichte Schritte näherten und eine Hand sich Ms feine
Schütter» legte.
„Vatter, kommt zu Euch!" fagte die Stimme Malchms. „Es
is gewiß Nit so schlimm, iE Ihr Kamt. Der Louis Hot noch
draus, ehe sie ihn fortgeführt hawe, mir -ugernse: „Ich bin un-
schuldig, Molche, sags dem Vatter Ich hab ntt uff de Förfchter
geschoss-e, so wahr wie en- Gott im Himmel is! Der Louis Hot noch
Nie in sei'»» Lewe gdloge!"
„Hot »roch ni-e in sei'm Lewe geloge!" fuhr der Bauer empor.
„Hättst du vor Wr Stund gehört, wie er Vene in der Schmer e
X vor e U Vorgemacht Hot, van» tätst du annerst denke!"
„Des is doch ganz was annerst, Vatter! Des war doch vor
fremde Leut — vor dm» Gendarm nnd dem Hösel, Vie ihn fange
wollte. Er koiutt doch ntt eingestttze, datz er gewildert Hot. So
dumm konirt er doch ntt sein!"
„Daß er gewild-ert Hot? Woher waatzt du -denn Las?"
„Ich hab iiv -er Sind urwc alles gehört, »vas .-wische Euch
mr den» Louis gered is worn. Eich Hot er jo e-ingiestanne, datz er
draußen war un en RehSock gcfchosse hot. Sein eLgne Vatter belügt
er ntt. Er Hot ganz gewiß ntt uff de Förfchter gesochfse!"
Wie ein Ertrinkender nach Den» Strohhalm greift, so richtete
sich Andreas Hiffenauer an den tröstenden Worten der Tochter
empor.
„Maleyr, maaust du Mch, daß er mrschuldig sein könnt?
Macmst diu, daß er fett» eigne Vatter ntt VMge kann." Och Gott,
ich tat jo en Narr Wern, wenn's ntt so wär. Mver warum hawe
sie ihn daun geholt? Warum schleppe sie mein Bub mit Gewalt
fort, wenn er nix geschafft Hot?" Me ein Verzweifelter schrie es
Der Bauer heraus.
„Unser Martin hoi gehört, wie die Lent Draus vorn» Tor sich
erzählt hawe, der Förfchter wär ntt tot. Un Der Förfchter tät
maane, der Louis hält uff ihn -geschosse."
„Der Förfchter is ntt tot un maant, der Louis hält uff ihn
geschosse." wiederholte der Bauer. „Also doch!"
Meder sank er wie gebrochen ans den Stuhl nnd starrte, laug
fkm mit Dem Kopfe nickend, vor sich hin.
„Der Förfchter kann err fein, Vatter. Es mutz jo noch haW
Dunikel gewese fein, wie die Geschäht passiert is!" tröstete Man-
chen. „Bestimmt behaupt hätts jo aacl- der Förfchter ntt, er ruaaut
nur, der Louis wär's gewese. Warte mir «mol ab, ob er's be-
schwöre kann!"
„Ja, warte Mr ab, warte wir ab!" pflichtete Andreas Hff-
fenauer, vor» neuer Hoffnung belebI, der Tochter SÄ. „Der Försch-
ter maant nnr, daß es der Lois gewese is? Host du ntt so gesagt,
Molche? Der Gebhard mag sonst jein Me er will, — mver uff
fest« Eid nimmt er ntt, was er ntt gewiß waaß. Maanst Du nit
aach, Molche?"
„Gewiß Vatter!. Wenn der Förschter ntt dm Louis genau ge-
keimt hot, Dann schwört er ntt!" tröstete Molchen, die es seltsam
berührte, datz Der sanft so eigenwillige Mann in seiner Augst um
Den Sohn sich wie Trost und Hilfe suchend an sie wandle.
„Awer es nutzt ja olles nix, wenn der Gebhard auch nit
schwört!" brach der Bauer von neuem sclmkerzbew-cgt aus. „DM
Louis is jo voi» des Bergers Schorfch gesehe warn. Wie er in -die
Dakkcbach muriner is?"
„Dani» sorg ich Deför, daß der Schor sch des Maul HM!" fiel
hier Frau Hisseuaiier ein, die während Les Gesprächs oingstreten,
und aufmerksam zugehört hatte. „Lotz mich nur mache, Andres!
Wenn der Gebhard nit schwört, da-nn is nix verlöre — vor «de Ber-
gers ihr'»» Bub brauche wir kaa Augst zu Howe!"
Während Matchen sich nach dem Fenster wandte, um die jähe
Röte zu verbergen, welche ihr Gesicht bei Erwähnung Georg Ber-
gers Werflogen, schaute Andreas Hiffmauer erst seine Frau ver-
ständnislos an, daun stammelte er:
„Was host du gesagt, Mutter? Du brlngst's fertig, daß der
Schorfch nix Verrat." Fa, wie willst du Dann des anstelle? Gut zu
spreche werd der Schorfch grad nit uff uns sein, wo ihn» des Molche
in der SPiMstub so hammgeleucht Hot!"
Wie ichs fertig bring — des is mei Sach, awer ich brings
fertig!" antwortete die Fran. „Geh emol naochher zu de Schmtttc-
vas, Mtzsihe", wandte sie sich an die Tochter, „un bestell ihr, sie sollt
des Bergers Schorfch «doch Ordre sage loste, ich wollt ollaans bei
der Bas etwas mit ihn» rede! Awer es tät pressiere! BiclleicU
könnt ers so einrichte, daß er heut mittag gehe vier Uhr zu der Bas
käm — ich bin Dann dort!"
Mtt eine mangstvoll fragende»» Mick sah Molchen Die Mutter
au. Was beabsichtigte sie? Wollte sie Georg mit Bitte bestür-
men', Datz er über die Begegnung in» Waid mit Ludwig schweige,
oder hatte sie die Mittel, ihn mit Drohungen ihren Wünschen ge-
fügig zu machen? Molchen erinnert« sich, schon einmal Worte von
der Mutter gehört zu Haven, die darauf hindeuteten, daß die
Eltern derartige Mittel befaßen. Wann war dies doch gewesen?
Richtig — gerade damals an den» Abende, an welchen» Löschen
Stern den Hettatsantrag stellte und als sie, Malchon, aus -er
Küche wieder in die Stnve getreten war. Der Vater hatte sich ad-
wehrend verhalten.
* (Fortsetzung folgt.)
ist es, wenn m-a>n anniinmt, Kkassenkomps Ware Ne PoMk der
KMGD. in ettvas -abgcunchdericr Foriu.
Unabhängige SozialdeMokrate»» muffen aufhörc«, Störer
der AufwSrtseniwickruKg zu sein. Sie müssen beginnen, För-
derer des Fortschritts zu werden. Das Proletariat must sich zu-
sammen finden, es mutz Widder erfüllt werden von Sem Mealis-
«ms und GeMeinschaflSg-esiM. Hand- und Kopfarbeiter Müs«
sen sich die Hände reichen. Nicht zersplittern, sondern -einigen!
DeSHE ist der W-og so grenzenlos ruWegreMch, daß die NWS«
hängige SNOa-ldemokrattsche Partei, die, wie man hätte ormsh-
men müssen, nach den schweren Stunden in Halle, geläutert den
Wag zur dauernden Vermurst gestmdm, jetzt wieder von einem
tinten Fiügci der neuen Spaltung entgegcngestthrt ioevden soll.
Schließlich glaubt doch kein ernsthafter Mensch, daß -ernste So-
zMLemLkraten der UimShängiWN SvMGemokrM« sich -von der
trotz -aller Fehltritte zielklarsten Prsletarierpariei, -der Sszial-
denrokrntischen Partei tr-erm-en nur deshaikö, w-si'l einige Kam-
mnnist-en-Un-aibhänigjae die alte Liebe zu den kom-munistischen
Spaltpilzen Meder «Weckt Haden. Es -gibt nur eure Rettung
für das Proletariat, das ist die Wiedervereinigung der beiden
sozialistischen Parteien zu einer Machtvollen Proletarierpartei.
Wer nicht Mit dieser gehen will, soll rechts und links tzinaus-
gespült werden.
Ans dem Parteitag in Leipzig Wurde ein Antrag gestellt, daß
derjenige, der ein Amr in der Partei doklewet, keiner religiösen
Gemeinschaft anychSrM dürfe. In- einem, diesmal -ctiväs hei-
teren Widerspruch hat -der Genosse DUtinarr» in einer religiöfen
Anwandlung in seinem" Schlntzwort gesagt: . -Gehet hinaus
ins Land, wie einst die Apostel und predigt überall mit Feuer-
znng-en. . . ." Spinnt man den rÄigiöfen Dtttmannschen Fa-
den weiter, so ist man bei eiin-Lm -eingchcndön Rückblick über die
-MeHikmste Vergawg-enheit der U«W-S«güse>r SozM-d-einoirM-
scherr Partei Wührhaftig versucht zu sagen: Baier, vergib ihnen,
denn...
Ausland.
Französische Militiirdebatte.
Paris» 1- März. Die Kammer befaßte sich in ihrer gestrigen
Sitzung mit der Diskussion über das neue Militärdienstpslichlgesetz.
Der Militärberichterstatter verlas einen Bericht. Er erklärte u.
a.: Um die sofortige Durchführung -einer geringeren Dienstzeit zu
erruöglichen, müßte eine An-zaU politischer und technischer Be-
-ingungeu crsiillt sein -und besonders die Organisation einer vc-
sMrdigen LküNtrolle Deutschlands,, ferner die Errichtung eines
oder mehrerer Verträge, ferner die Errichtung eines MovMattons-
planes für Frankreich.
„Le Poeple" Verössentlicht cinc Erklärung Les politisch
weit links stehenden Generals Gerard, des früheren Ober-,
vefchlshabers in der PMz, -der sich -u. a. äußerte, di-e Heeresvor-
lage sei ein Mißgriff. Eitle Dienstzeit van sechs Monaten erscheine
durchaus genügend.
Lloyd George über Aegypten.
A m fterda m, 1. März. Mus L o n -d o u wird getn-eldet: In;
Unterhouse erklärte Lloyd George über die Lage Aegyptens, Laß
das Standrecht, das -dort verhältst worden ist, nicht eingeführt
wurde, um die britische Politik in.Aegypten zu bestärken. Man
müsse es der ägyptischen Regierung selber überlassen, die notwen-
digen Gefetzesversügungen vorzrmchmsn. Die englische Regierung
habe auch nicht die Absicht, der ägyptischen Regierung irgemdwelche
Schwierigkeiten zu bereiten. Dann 'kam Lloyd George auf die
SudanfMW zu sprechen MW sagte, die englische Regierung könne
nicht zulasten, daß ein anderer Stätus sich iin Sudan breit mache,
der das englische Kapital bedrohe.
Die VorarLeiierr der? Kleirren ErrtenLe für
Genua.
Belgrad, 88. Febr. Wie die offiziöse „Tri-nuia" meldet,
sistdrt die geplante Lüsamnteukunft der Minister Pasttsch, Ri » -
sch lisch, Benesch und Dnka und eines polnischen Vertreters
nicht in Preßbnrg, sondern in Belgrad statt. Der Tag der Zn
fmnMenkunft wird wahrscheinlich der 15. März sein. Dieser Pott-
tischen Konferenz des neuert Viervervandes wird eine wirtschaftlich-
sinauzieilc Konferenz von Sachverftändigen vormrgehen, die an»
S. März in Belgrad zusmumenireten wird. In dieser Konferenz
soll das Programm für eine gemeinsame Arbeit aus der Konferenz
von Genua festgesetzt werde,«.
Soziale Rundschau.
Die Lage des Arveitsurarktes hat sich im ganzen gegenüber
der Vorwoche gebessert. Entsprechend ist die Zahl der unterstützten
Erwerbslosen gesmrkeu. Sie bctief sich am Ende der Berichts-
woche au? 2240.
Bund der Friedensbeschädigten. Wir erhalten sorgende Zu-
schrift mit der Bitte zur Veröffentlichung, die sich an alle Personen
in Baden richtet, die -dauernd körperlich beschäftigt und behindert
sind (Kriegsbeschädigte ausgeschlossen). In der Zuschrift heißt es:
Seit Frühjahr 1921 bemüht sich eine Anzahl Friedenskrüppel in I
Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe llm bas Zustandekommen
eines Bundes zur Wahrung der Interessen der Friedensbeschädig-
ten in Baden. Die zur Zeit schwebenden Verhandlungen zum An-
schluß an den badischen Krüppelverforgungsveretn habm u. tt.
auch die Frage ausgelöst: Wollen wir der» vom besten Wollen
beseelten, vom Staate unterstützten badischen Krüppelversorgungs-
verein als Einzelmitglieder zugehören oder als ein von Beschä-
digten- gebitdeter und geketteter Bund, sehr WM -der -Vie Sache des
Fürsorgevereins günstig beeinflussen könnte. Schicksalsgefährten,
um diese und andere für uns Friedenskrüppel wichtige Fragen zu
lösen, schreibt uns eure Meinung und helft uns das Rechte zu
treffen. Diesbezügliche Wünsche und Anfragen nehmen gerne ent-
gegen: Ernst Hehr, Mannheim-Neckarau, Großseldstratze 6, Ignaz
Enzesser, Heidelberg, Landeskrüppelheim, Rohrbacherstraße 14S
und Bernhard Hornung, Bahnassistem in Muggensturm b. Rastatt.
Der Streik der Münchener Metallindustrie.
München, 28. Febr. Der Streik in der Münchener Metall-
industrie hat sich weiter ausgedehnt. Es sind auch die Sei der Fa.
Fritz Ne-nm-eyer u. Fre-imann (früher Krupp) beschäftigten Metall-
arbeiter in Den Ausstand getreten. Die Belegschaft beträgt 75»
Mann. Damit ist die Gesamtzahl -der in München streikenden Me-
tallarbeiter auf etwas über 7000 Mann -erhöht.
Eine Tagung der Bczirksschlichtungsausschüfse.
Karlsruhe, 27. Febr. Die Vorsitzenden und Mitglieder der
Bezirksschlichtungsausschüsse waren auf Freitag, den 24. Februar
zu einer Sitzung geladen, die sich Mit einer Reihe wichtiger grund-
sätzlicher Fragen prozessualer und materiell-rechtlicher Art aus dem
Tätigkeitsgebiet der Schlichtungsausschüste zu befassen hatte. An
der Sitzung, die im Ministerium des Innern stattfand und aus
dem ganzen Lande gut besucht war, nahmen als Vertreter der Re-
gierung Ministerialrat Dr. Bender und Regierungsrat Schwarz
teil. In seiner Eröffnungsansprache gab der Vorsitzende des Lan-
desschlichtungsausschusses, Direktor Schön, einen Ueberblick über
die letztjährige Tätigkeit des Ausschusses. Im Jahre 1921 fanden
sieben Sitzungen statt. Der Landcsschlichtungsausschuß wurde in
218 Fällen augcrufen; erledigt wurden 179 Fälle, 98 Fälle ent-
fallen auf Landgemeinden, 19 auf mittlere Städte, 62 auf Städte.
Berufung wurde eingelegt in 127 Fällen von Gemeinden, in 39
Fällen von Beamten, 32 Fälle fanden Erledigung durch Einigung
oder Verzicht. Zu 114 Fällen wurde die Entscheidung der Vor-
instanz bestätigt, in 29 Fällen abgeändert. 10 Fälle wurden auf
Antrag der Beteiligten vertagt. 29 Fälle wurden unerledigt in
das Jahr 1922 übernommen und zwar in der Hauptsache Berufun-
gen, die erst seit der letzten Sitzung im Dezember eingekommen
sind. In der mehr als vierstündigen Sitzung wurden noch ver-
schiedene Fragen besprochen und ihr Ergebnis in einer Reihe von
Punkte» protokollarisch festgelegt, das deW einzelnen Bezirksschlich-
tungsausschüssen zugestekt wird.
Den Dank der Generaldirektion Karlsruhe an die Techn. Nothilfe.
Aus Lokomotivsührerkreisen wird uns geschrieben:
Was die Leistungen der Techn. Nothilfe im Bezirk Heidelberg
aubelangt, so sind dieselben gleich Rull, da hier größtenteils techn.
Obereisenbahnsekretäre nnd Ingenieure der Eisenbahn für die we-
nigen Milch- und Arbeiterzüge verwendet wurden. Diese Sekre-
täre und Ingenieure (Mitglieder der streikenden Reichsgewerk-
schast) haben sich aber größtenteils nicht freiwillig als Streikbrecher
angeSoten, sondern sie wurden unter dem Druck der Generaldtrek-
lion, welche ihnen sogar mit Entlassung drohte, zum Lokomotiv-
fahrdienst gezwungen. Von einen, wirklichen Fahrdienst kann
auch hierbei keine Rede sein, da die Züge meistenteils nur aus
3—4 Wagen bestanden und ein Einhalten irgend einer Fahrzeit
überhaupt nicht verlangt wurde. Wenn mar, ferner bedenkt, daß
auf jeder Lokomotive, die von -er Techn. Nothilfe bedient wurde,
größtenteils ein Lokomotivführer und zwei Heizer waren, welche
zusammen Pro Tag 380 Mark erhielten, so muß inan unbedingt zu
der Auffassung kommen, daß dann ihre Leistungen im Verhältnis
zu ihrer Bezahlung nicht weit her waren. ES wird sich auch nie-
mand darüber wundern, wenn man bedenkt, daß der Letter der
hiesigen Techn. Nothilfe der bekannte Gcwerbeschnllehrer Fell-
hauerist.
Was ttu» den Vorwurf der Generaldirektwn betrifft, als ob
die an Lokomotiven entstandenen Schäden auf das Verhalten der
Streikenden zurttckzuführen seien, so müssen wir diesen unberech-
tigten Vorwucs für das Lokpersonal der Stadt Heidelberg entschie-
den zurückweiscn. Am ersten Streittag waren von der Ortsstreik-
leituug Heidelberg zwei Lokpersonalc zur» Aus- und Einrangieren
von Lokomotiven in die Lokomotivschuppen bestimmt, nm Beschä-
digungen au Lokomotiven infolge der an diesem Tag stark einset-
zenden Kälte zu verhüten. Für diese betr. Schäden ist unserer Auf-
fassung nach nur die Generaldirettion verantwortlich zu machen,
die die Streikenden durch ein Telegramm zum Verlassen des
Bahngebiets gezwungen hat, wodurch die obengenannten Arbei-
ten (Rangieren der kalten Lokomotiven) abgebrochen werden mutz-
ten und infolge dessen dann die betr. Schäden entstanden sind.
Durch dieses Telegramm wurde dann anch gleichzeitig das Ein
setzen der Tech». Nothilfe, die jedoch vollständig unnötig aber sehr
kostspielig war, notwendig.
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz.
Konstanz, 27. Febr. Die Arbeitslosigkeit hat in der Schwei»
einen erschreckend großen Umsang erreicht. Nach der letzten Zäh-
lung waren rund 145 760 Arbeitslose sestzustellen. Von diese»
waren S6S80 gänzlich arbeitslos, darunter 27 000 ohne Unterstüt-
zung. Von den Arbeitslosen waren 2200 reichsdentsche.
Aus dem PereLeileben.
Mn bürgerliches Urteil Uber den Genossen Ebert.
Die „Frankfurter Zeitung" schreibt im heutigen 2. Morgen-
blatt über die Persönlichkeit Eberts:
„Der Reichspräsident Ebert ist für wenige Lage Gast unsere«
Stadt. Und die Wirkung seiner Persönlichkeit ist hier die gleiche
wie überall, wo er sich zeigt: er imponiert, gerade weil seiner
Schlichtheit alles ausgemacht Imposante fehlt, er wirbt für -tt
Republik und ihre höchste repräsentative Spitze, gerade weil er uw
ter Verzicht auf alles äußerliche und geschraubte Repräsentation
nichts als den Menschen zeigt, der etwas ist. Das erzwingt ihm
Respekt auch in solchen Kreisen, die, statt in dem selbstgewählten
Inhaber des vornehmsten Amtes der Nation diese und sich selbst
zu ehren, viel lieber in deut „Sattler", den sie nicht kannten, ein
Ziel ihres mehr als billigen Witzes sahen. Den Reichspräsidenten
einen Sattler zu nennen, das ist ja nun allerdings, wie ein geist-
reicher Mann gelegentlich sagte, genau so, wie wenn man Hinden-
burg einen Leutnant neunen wollte: denn zwischen der Sattler-
zeit des einen wie zwischen der Leutnantszeit des anderen und
denr Heute liegt für beide ein Menschenalter und mehr einer fort-
gesetzten Führer-Bewährung, Jahrzehnte eines nur durch Leistung
und durch Kraft der Persönlichkeit erklärbaren Aufstiegs. Es
scheint, daß dies allmählich doch erkannt wird. Die Stimmen auch
von ganz rechts her mehren sich, die, überrascht und doch zur Hoch-
achtung genötigt, den Takt und die Würde dieses Reichspräsidenten
rühmen, während andere, die sein unauffälliges Wirken in der
Stille von nahe zu beobachten imstande sind, ihn einen wirklichen
Staatsmann nennen. Ist dieser Erfolg -richt außerordentlich?,
Der erste Präsident der Republik stand, nach Niederlage Zusam-
menbruch nnd Umsturz, wahrhaftig auf umbrandetem Boden.
Seine gekrönten Vorgänger hatten es leichter als er. Doch findet
Man jetzt Wohl, daß er die Konkurrenz nicht schlecht bestand. Wie
Wenn er au chnoch Orden und Titel verleihen könnte i"
Eppingen. Versammlung. Die Parteimitgliederversamm-
lung am Sonntag, den 26. Februar war trotz der Fastnacht und
des herrlichen Sonnenscheins sehr gut besucht. Genosse Amann
hielt einen sehr lehrreichen und interessanten Vortrag über das
Steuerkompromitz, den Eisenvahnerstreik und die Konferenzen i»
Cannes und Genua. Wiederholte Zwischenrufe während des- Re-
ferats sowie der Beifall am Schluß desselben bewiesen, daß unseres
Eppinger Genossen die Stellungnahme unserer Parteileitung ist
diesen Fragen voll und ganz billigen.
Gen. Will). Frank brachte sodann die Frage der Errichtung
einer 7. Klasse bet der Realschule zur Sprache und stellte sich die
Versammlung einstimmig auf den Standpunkt, datz unsere Nctt-
hausvertreter mit aller Energie für den Plan sich einsetzen sollen
Auch die Brennholzfrage wurde erörtert uns dabei ein An-
trag angenommen, der die zentrale Parteileitung ersucht, sich für
Wiedereinführuüg -er Zwangswirtschaft auf dem Gebiete der
Brot-, Fleisch-, Kartoffel- und Brennholzversorgung etnznsztzen.
Eine Sammlung für die Hinterbliebenen des Gen. Hecker
ersah 114 Mk. Ein schöner Beweis proletarischer Solidarität.
Zum Schlüsse wurde noch die Pressefrage eingehend erörtert
und von verschiedene» Seiten daraus hingewiesen, datz jeder Ge-
nosse für die Verbreitung unseres Blattes tätig sein müsse.
Der Verlaus dieser Versammlung zeigte wieder, datz in un-
serem Ortsverein reges politisches Lebe» herrscht.
KswMMMlKS.
Tauberbischossheim. (Aus dem Gemeinderat.) Man
erinnert sich noch des famosen Reiufalls, den unsere Gemeinde --
Mehr oder minder schuldlos — beim Verkauf ihres letzijährige»
Holzes an die Holzverwerinngsgenossenschaft zu Würzburg er-
leben durfte. Die feine Genossenschaft machte rechtzeitig Pleite,
und unsere Gemeindeverwaltung konnte, obwohl zwei rechtskun-
dige Vertreter im Gemeinderat sitzen, nur mit einem sehr bösen,
blauen Auge davonkommcn. Die Angelegenheit wirbelte seinerzeit
viel Staub auf, nnd der Bürgerausschuß sagte schließlich ja und
Amen dazu; sonst wäre ihn» am Ende noch der Nachweis geführt
worden, datz die Gemeinde Tauverbischossheim dabei ein Geschäft
gemacht hat. - Nun kommt aber das Nachspiel. Besagte zwei Ge-
meinderäte hatten als Anwälte der Stadt dm Prozeß geführt nnd
hierfür eine Gebühr von zusammen rund 8500 Mark berechnet. Ob
die Stadt, um zu diesen» kläglichen Resultat zu kommen, gleich
zweier Anwälte bedurft hätte, ist eine Frage, die wir nicht ent-
scheiden Möchten. Immerhin scheint es in Tauberbischossheim et-
liche Leute zu geben, die der unmaßgeblichen McMung sind, daß die
erwähnteir Gebühren sich für unsere Gemeinde eigentlich nicht ren-
tiert haben. Zn diesen Leuten gehörte Wohl anch der Stadtrcchner,
ein etwas eigener, alter Herr, der weder vor dem Bürgermeister,
geschweige denn vor einen» hochwohllöblichen Genreinderat das
Zitter»» bekommt. Auch die beiden gemeinde»»Eichen Anwälte soll-
ten bald, als sie ihre vierstelligen Gebühren „erheben" wollte»!, er-
So wahr mir Gott Helf'!
Eine Bstnerngeschichte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel.
(22. Fortsetzung)
7. Kapitel.
Der Weg zur Rettung.
Es war stille geworden in» Zimmer, totenstille, seitdem die drei
Männer, den Verhaftete» in der Mitte, gegoMen warm. Vom
Hose her. klangen Me schwere« Schritte der sich Entferneinden, -.mm
rasselte die Torglocke, ein MurmeLn der vor dem Hoüfe vers-ammel-
lcn u-euchertge^ Menschenmenge wurde hörbar, und schwer fiel die
Tür wieder in das Schloß. Jetzt schritten sie Wohl die Dorfgaffe
hinunter nnd alle Leute -liefen herbei, den M fetzen, der dm För-
ster AWgebracht hatte, den Ludwick Hissenauer, dem niemand zuge-
trout hätte, -atz er der nun schm» so lause gesuchte Wilderer sei.
Wie ei» wildes, gefährliches Tier, welches man -Aücklich gefangen
hatte, wurde er Wohl vor» allen Setten neugierig ongsgafft — ein
von aller: Welt Ausgeftotzewer. Dam» schloß sich die Türe Les Ge-
Mugniffes hinter ihn» und Vie irdische Gerechtigkeit nahm ihren
Lauf.
Diese Vorstellungen drängten sich mit grausamer Deutlichkeit
Dem in der Wahnst-uh« ZurückgM-jeSenen auf. Mit dm Hänvmdas
«Gesicht verhüllend, war Andreas Hisse;wu-er ans den vor dem
MchenOsch stehenden StNhl gefuMS» -und fragte sich immer wieder.
perKwciWungsvoll, ob dem» das, was soeben geschehen, ervar-
MnWstofe Wirklichkeit sei, oder ob ihr« nur ein beklemmendes
Traumbild in seinem Banne hielt. Vor der Härte dieses Schlages
hielt auch feine von jeher geübte eifenfeste Ruhe nicht stand. Sein
Sohu ein Mörder! Der Name Hissmauer für alle Zeit beschimpft
nnd gcvrandmarit! Würde er jemals den Unglückseligen, der Hin
wie ein zweites SMsi an das Herz -gewachsen war, Wiedersehen —
ihn ans dm er alle Hoffnung gefetzt hatte?
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verloste u?""
stöhnte der Unglückliche und vergrub das Gesicht tt» den ans dem
Tisch liegenden verschränkten Armen. Regungslos verblieb er so
in dieser schwersten. Stunde seines Lebens und achtete nicht daran;,
-atz sich leichte Schritte näherten und eine Hand sich Ms feine
Schütter» legte.
„Vatter, kommt zu Euch!" fagte die Stimme Malchms. „Es
is gewiß Nit so schlimm, iE Ihr Kamt. Der Louis Hot noch
draus, ehe sie ihn fortgeführt hawe, mir -ugernse: „Ich bin un-
schuldig, Molche, sags dem Vatter Ich hab ntt uff de Förfchter
geschoss-e, so wahr wie en- Gott im Himmel is! Der Louis Hot noch
Nie in sei'»» Lewe gdloge!"
„Hot »roch ni-e in sei'm Lewe geloge!" fuhr der Bauer empor.
„Hättst du vor Wr Stund gehört, wie er Vene in der Schmer e
X vor e U Vorgemacht Hot, van» tätst du annerst denke!"
„Des is doch ganz was annerst, Vatter! Des war doch vor
fremde Leut — vor dm» Gendarm nnd dem Hösel, Vie ihn fange
wollte. Er koiutt doch ntt eingestttze, datz er gewildert Hot. So
dumm konirt er doch ntt sein!"
„Daß er gewild-ert Hot? Woher waatzt du -denn Las?"
„Ich hab iiv -er Sind urwc alles gehört, »vas .-wische Euch
mr den» Louis gered is worn. Eich Hot er jo e-ingiestanne, datz er
draußen war un en RehSock gcfchosse hot. Sein eLgne Vatter belügt
er ntt. Er Hot ganz gewiß ntt uff de Förfchter gesochfse!"
Wie ein Ertrinkender nach Den» Strohhalm greift, so richtete
sich Andreas Hiffenauer an den tröstenden Worten der Tochter
empor.
„Maleyr, maaust du Mch, daß er mrschuldig sein könnt?
Macmst diu, daß er fett» eigne Vatter ntt VMge kann." Och Gott,
ich tat jo en Narr Wern, wenn's ntt so wär. Mver warum hawe
sie ihn daun geholt? Warum schleppe sie mein Bub mit Gewalt
fort, wenn er nix geschafft Hot?" Me ein Verzweifelter schrie es
Der Bauer heraus.
„Unser Martin hoi gehört, wie die Lent Draus vorn» Tor sich
erzählt hawe, der Förfchter wär ntt tot. Un Der Förfchter tät
maane, der Louis hält uff ihn -geschosse."
„Der Förfchter is ntt tot un maant, der Louis hält uff ihn
geschosse." wiederholte der Bauer. „Also doch!"
Meder sank er wie gebrochen ans den Stuhl nnd starrte, laug
fkm mit Dem Kopfe nickend, vor sich hin.
„Der Förfchter kann err fein, Vatter. Es mutz jo noch haW
Dunikel gewese fein, wie die Geschäht passiert is!" tröstete Man-
chen. „Bestimmt behaupt hätts jo aacl- der Förfchter ntt, er ruaaut
nur, der Louis wär's gewese. Warte mir «mol ab, ob er's be-
schwöre kann!"
„Ja, warte Mr ab, warte wir ab!" pflichtete Andreas Hff-
fenauer, vor» neuer Hoffnung belebI, der Tochter SÄ. „Der Försch-
ter maant nnr, daß es der Lois gewese is? Host du ntt so gesagt,
Molche? Der Gebhard mag sonst jein Me er will, — mver uff
fest« Eid nimmt er ntt, was er ntt gewiß waaß. Maanst Du nit
aach, Molche?"
„Gewiß Vatter!. Wenn der Förschter ntt dm Louis genau ge-
keimt hot, Dann schwört er ntt!" tröstete Molchen, die es seltsam
berührte, datz Der sanft so eigenwillige Mann in seiner Augst um
Den Sohn sich wie Trost und Hilfe suchend an sie wandle.
„Awer es nutzt ja olles nix, wenn der Gebhard auch nit
schwört!" brach der Bauer von neuem sclmkerzbew-cgt aus. „DM
Louis is jo voi» des Bergers Schorfch gesehe warn. Wie er in -die
Dakkcbach muriner is?"
„Dani» sorg ich Deför, daß der Schor sch des Maul HM!" fiel
hier Frau Hisseuaiier ein, die während Les Gesprächs oingstreten,
und aufmerksam zugehört hatte. „Lotz mich nur mache, Andres!
Wenn der Gebhard nit schwört, da-nn is nix verlöre — vor «de Ber-
gers ihr'»» Bub brauche wir kaa Augst zu Howe!"
Während Matchen sich nach dem Fenster wandte, um die jähe
Röte zu verbergen, welche ihr Gesicht bei Erwähnung Georg Ber-
gers Werflogen, schaute Andreas Hiffmauer erst seine Frau ver-
ständnislos an, daun stammelte er:
„Was host du gesagt, Mutter? Du brlngst's fertig, daß der
Schorfch nix Verrat." Fa, wie willst du Dann des anstelle? Gut zu
spreche werd der Schorfch grad nit uff uns sein, wo ihn» des Molche
in der SPiMstub so hammgeleucht Hot!"
Wie ichs fertig bring — des is mei Sach, awer ich brings
fertig!" antwortete die Fran. „Geh emol naochher zu de Schmtttc-
vas, Mtzsihe", wandte sie sich an die Tochter, „un bestell ihr, sie sollt
des Bergers Schorfch «doch Ordre sage loste, ich wollt ollaans bei
der Bas etwas mit ihn» rede! Awer es tät pressiere! BiclleicU
könnt ers so einrichte, daß er heut mittag gehe vier Uhr zu der Bas
käm — ich bin Dann dort!"
Mtt eine mangstvoll fragende»» Mick sah Molchen Die Mutter
au. Was beabsichtigte sie? Wollte sie Georg mit Bitte bestür-
men', Datz er über die Begegnung in» Waid mit Ludwig schweige,
oder hatte sie die Mittel, ihn mit Drohungen ihren Wünschen ge-
fügig zu machen? Molchen erinnert« sich, schon einmal Worte von
der Mutter gehört zu Haven, die darauf hindeuteten, daß die
Eltern derartige Mittel befaßen. Wann war dies doch gewesen?
Richtig — gerade damals an den» Abende, an welchen» Löschen
Stern den Hettatsantrag stellte und als sie, Malchon, aus -er
Küche wieder in die Stnve getreten war. Der Vater hatte sich ad-
wehrend verhalten.
* (Fortsetzung folgt.)