K?-MMr ist, was die Zeutru m LSlä l t e r zu Liefer Trage
schreiben. Hier fühlt sich besonders ein Dr. Scholasticus be-
rufen, „Grundsätzliches zur Schulsrage" zu äutzem. Eine redak-
tionelle Vorbemerkurig schriinkt allerdings vorsichtig die „grundsätz-
lichen Ausführungen" ein: aber einerr Wert haben sie doch, zeigen
sie doch ganz klar, welche Endziele das Zentrum in diesen
Dingen hat. Schon die Voraussetzungen, unter denen die Frage
der Simultanschule betrachtet wird, sind sehr interessant: wird doch
hier wieder die alte Lüge aufgewärmt, als ob die Kirche die
„Mutter der Volksschule" sei. Das ist geschichtlich unrichtig. D i e
Volksschule hat der Staat geschaffen, und zwar we-
sentlich der Staat der Aufklärung und des aufkommenden Jndu-
striealismus. Die höheren Schulen allerdings sind aus kirchlichen
Veranstaltungen und Anstalten hervorgegangen, nicht aber das
Motze Gebäude der staatlichen Volksschule mit ihrer nur durch den
Staat möglichen Schulpsltcht. Daß der Staat sich einmal der Kirche
auch bei der Volksschule bediente, weniger freilich zur Arbeit in
de-- Schule selbst als um die stets ein wenig verdächtigen „Schul-
meister" zu beaufsichtigen, das hat gewiß seine bestimmten histori-
schen Gründe, die für den Staat nicht schmeichelhaft, aber für die
Kirche sehr vorteilhaft waren, die aber heute ihre Berechtigung
zweifellos verloren haben. Wenn deshalb der Dr. Scholasticus
»leint, die Schulfrage sei zu einer Machtfrage geworden, so ist es
eben deshalb so, weil die kirchliche Macht dem Staate nickt
geben will, was des Staates ist, während man das Urpgekehrte
wahrhaftig heute nicht sagen könnte. Im übrigen ist dieser Artikel
Mit jesuitischer Schläue geschrieben, indem er mit modernen, demo-
kratischen staatsrechtlichen Begriffen arbeitet, aber dann schleunigst
ein Hintertürchen öffnet, um das ganze Mittelalter wieder heraus-
schlüpfen zu lassen. Nur so läßt es sich erklären, daß die Simultan-
sckule als „pädagogische Stümperei" bezeichnet wird. Wir armen
Badener! Wie sind wir doch hinter dem feinsinnig gebildeten
bayerischen Volk, hinter den vornehmen, taktvollen alten Preußen
Zurückgeblieben, welche die vollendete Erziehung der konfessionellen
Schule erlebt haben!! In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt. Die
Ausführungen des Dr. Scholasticus — es ist sehr sinnvoll, daß sich
dieser Herr einen mittelalterlichen Decknamen gewühlt hat — gip-
feln dann in der Behauptung: Der Staat darf nicht zwangsweise
erziehen, umsomehr als Wissenschaft und ihre Lehre frei sind". Und
die Wissenschaft ist bekanntlich unter der Herrschaft der Kirche noch
stets am freiesten gewesen!!! Man muß schon ein dickes Brett vor
dem Gehirn haben, wenn man diesen Sirenengesängen folgen kann!
Auch der Landesausschuß der Demokratischen Partei
hat zur Neugestaltung des Schulgesetzes Richtlinien veröffentlicht,
die nickt ohne Interesse sind. Er setzt sich für die Erhaltung der
Simnltanschule ein und verlangt uneingeschränkte Schulhoheit des
States. Eine Reihe von Forderungen beschäftigt sich mit Ver-
besserungen schultechnischer Art, er tritt ein für ein Mitbestimmungs-
recht der Lehrer, für staatsbürgerliche Erziehung, fordert Ausbil-
dung der Volksschullehrer auf dett Universität usw. Alles in allem
sind dies Forderungen, die getragen sind von einer erfreulichen
entschiedenen demokratischen Gesinnung und umreißen so ziemlich
alle die Fragen, die zum Teil schon gelöst sein könnten, wenn das
Unterrichtsministerium nicht feine Kräfte allzusehr auf Dinge kon-
zentriert hätte, die von anderen Instanzen ebensogut hätten er-
ledigt werden können. .So ruht die Arbeit am neuen Lehrplan,
Wie wir hören, vollständig; vom neuen Lesebuch hört man nichts
wehr; über die Neugestaltung der Lehrerbildung schweigt man sich
aus. Und so weiter. Freilich gehen bedenkliche Gerüchte, die allein
bas Zögern etwas erklären. Man spricht nämlich von einem Kon-
kordat, das zwischen Rom und dem Reich abgeschlossen werden
solle — und dabei wäre wohl die Schule der am meisten leidtragende
Teil. Wir wollen hierzu nichts weiter sagen, nur daraus Hinweisen
Und recht dringend alle, die es angeht, bitten, die Augen ja recht
assen zu halten. Der oben angeführte Artikel des Dr. Scho . . .
lasticus zeigt ja, wohin die Fahrt gehen soll!
Recht seltsame Töne klingen auch aus dem Bad. Lehrer-
der ein. Wir würden uns mit dieser Sache nicht mehr beschäf-
tigen, haben wir doch wiederholt hierüber unsere Ansicht ausge-
ldrochen, aber die neueste vereinsanttliche Veröffentlichung zwingt
Uns dazu. Es handelt sich natürlich um die Besetzung der Stelle
des verstorbenen Gen. Rödel im Unterrichtsministerium. Wir
haben seinerzeit an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit gesagt, daß
uns jeder Grund einer Gegnerschaft fehlt, wir haben die Persön-
lichkeit des Vorsitzenden des Bad. Lehrervereins in durchaus ehren-
voller Weise gewürdigt. Wir sind aber nach wie vor der Ansicht,
baß der Vorschlag des Bad. Lehrervereins unter den nun einmal
begebenen Verhältnissen unklug war. Nun tritt der Vorstand mit
einer Entschließung an seine Mitglieder heran, in der er betont,
daß „mit Rücksicht aus parteipolitische Ansprüche die Inter-
essen der Lehrerschaft pretsgegeben worden sind". Wir
sind der Meinung, daß hier der Vorstand des Bad. Lehrervereins
ein großes Wort gelassen ausspricht. In gleicher Weise gilt das
auch von der weiteren Ausführung, die davon spricht, daß „das
Verhalten einzelner Vereinsmitglieder nicht scharf genug verurteilt
werden kann, weil sie bet diesem Kampfe (!) in ganz ungewerk-
schastlicher Weise (!) aus feiten der Gegner ihrer Organisation
standen." Es freut uns, daß der badische Lehrerverein so sehr viel
von gewerkschaftlichem Geiste hält; doch fürchten wir, daß hier das
Wort aus Goethes „Faust" nicht ganz unangebracht sei: Du gleichst
bem Geist, den d u begreifst, nicht mir!" (Verschwindet.)
Soziale Rundschau.
Der Eisenbahnerstreik angekündigt.
Berlin, 89. Jan. Die RcichSgewerkschaft der Deutschen
Eisenbahnbeantten und Anwärter hat dem Reichsverkchrsminister
und dem Finanzmtnister eine Einschließung übersandt, in der die
Forderungen des Deutschen Beamtenbundes wiederholt und bin
Uen 5 Tagen nach der Ncberrcichuug der Note eine bindende Erklä-
rung über deren Annahme oder Ablehnung verlangt wird. Für
den Fall der Ablehnung dieser Forderungen wird der Vorstand
beauftragt, unverzüglich das letzte Mittel in Anwendung zu brin-
gen. Gleichzeitig wird in die Aufhebung aller Erlasse des Reichs-
vcrkehrsministers verlangt, worin die bisherige Einschränkung des
Achtstundentages versucht wird.
Hierzu erklärt in einer halbamtlichen Mitteilung die Reichs-
tegicruug u. a., dass sie mit den stärksten Mitteln gegen
reden schuldigen Beamten einschreiten werde.
Warnung vor dem Rechtsstudium. Der Zudrang zum Rechts-
studium hat einen geradezu beängstigenden Umfang angenommen.
Die ZM der im Letzten Souunerhalbjatzr an den deutschen Uni-
versitäten eingeschriebenen badischen Studierenden der Rechtswis-
senschaft hat mit 579 den höchsten Stand erreicht. Nicht weniger
als 91 Rechislandidaten haben im vergangenen Jahr die erste ju-
ristische Staatsprüfung in Baden bestanden. Die vielfach verbrei-
tete Auffassung, daß sich den jungen Juristen gute Aussichten böten,
entspricht soweit der Staatsdienst oder der Rechtsbkruf in Frage
kommen, nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Aus diesem Grunde
wird von amtlicher Seite aus von dem Rechtsstudium mit aller
Entschiedenheit abgeraten.
Hilfe für Altrentner. Beim Reichstag find mehrere Anträge
eingegangen, die dahin gehen, die über 65 Jahre alten Ruhege-
halts empfang er von allen Steuern zu befreien.
vste vom Schicksal gerufen, dieser junge Mann, der jetzt ihre
vande umschlungen hielt und zu ihr sprach. Er war für sie wie
oas Leben selber, der Morgen, das Licht, das Erwachen. Wie
war ihm unwillkürlich ihr Herz, ihre junge Seele entgegengeblüht!
Er hatte sich freundlich zu ihr geneigt, er hatte gütig zu ihr ge-
'en, teilgenommen an ihrem Schicksal, sie an sich gezogen, ge-
nöstei, geküßt.
Er war überdies für sie ein Gelehrter, Wissender, dem die
ichwierigsten Dinge klar sein mußten, einer, zu dem sie aufsah und
«u dessen Worten zu zweifeln ihre Demut sich nicht ermaß. .
, And wie er jetzt stark ihre Hände umschloß, ihr ruhig und voll
m die Augen blickte und so sicher und überzeugt zu ihr sprach, da
, "r st« ganz im Bann seiner Worte, da war, was er sagte, fast
sy klar und vernünftig und über den Zweifeln.
ihm war die Klarheil, die Ruhe, di« Kraft, und sie floß zu ihr
«ter, erfüllte ganz ihre ängstliche Seele.
Aus der Stadt.
Geschichtskalender.
30. Jan. 1649: Hinrichtung Karls I. England wird Re-
publik. — 1781: Der Dichter Adelbert v. Ehamisso geboren aus
Schloß Boncourt. — 1919: Erlaß einer neuen Landarbeiisverorv-
nung in Preußem
Parteinachrichten.
Mittwoch abend 8 Uhr tm „MrtuÄhof", Beginn des Bildungs-
kurses über:
Die Geschichte der Sozialdemokratie.
Kursleiter: Gen. Emil Maier.
Der Kurs wird sich voraussichtlich aus 3—4 Abende (jede
Woche ein Abend) erstrecken und erwarten wir, daß sich recht viele
Geicossen und Genossinnen daran beteiligen.
Mitgliedsbuch »der Karte sind als Ausweis Mtzubringen.
Der OrtSvereinsvorstand.
Von den VolkShochfchulkursen. In dieser Woche finden fol-
gende Veranstaltungen statt: Prof. Dr. kartelliert (Hechel-
berg tm Mäh eigen Kriege mit Lichtbildern) am 3V. Januar; Dr.
Sack (Die Geschlechtskrankheiten in ihrer geschichtlichen und so-
zialen Bedeutung) am 31. Januar: Prof. Dr. Ehrmann (Thea-
terbesuch und Kunstgenuß) am 31. Januar; Dr. Vlerne isel
(Der deutsche Katholizismus und seine Kulturarbeit) am 1. Fevr.;
Justizrat Dr. Mayer tArbeiter- und Angestellten-Versicherung)
am 2. Februar; Feuilletonleiter Dr. Goldschmidt (Das Drama
und seine Formen) am 3. Februar.
Klavierabend Prof. Konrad Ansorge. Wie bereits mitgeteitt,
veranstaltet der berühmte Beethoven-Spieler Prof. Konrad An-
sorge im Samstag, den 4. Februar im großen Saale des neuen
Kollegien!)cmses einen Klavierabend (romantischer Abend). In der
Vortragsjolge ist insofern eine Veränderung eingetrelen, als der
Künstler sich entschlossen Hat, anstelle Mendelssohy, Chopin und
zwar die B-moll Sonate op. 35 und die As-dur Ballade op. 47 zu
spielen. Näheres im Inserat ersichtlich.
Vortragsabend Marcel Salzer. Der kleine Herr Professor,
dessen Ruf als Vortragskünstler die alte Anziehungskraft ausübt —
trotz nachgewachsener Konkurrenz — kann mit dem «Srsolg seiner
Kunst vor dem Heidelberger Publikum zufrieden sein. Ein volles
Hails. Nach wenigen Motten sind Publikum und Künstler in Füh-
lung. Die Sattere über den Ankauf von Neuerfindungen auf dem
Gebiete der Mordwasfentechrrik, gemünzt auf unfern Nachbar im
Westen, anzüglich für alle pp. Kriegsministerien, war inhaltlich
das Beste und zudem aktuell. Vorzügliche Stücke von und über
Detlef von Liltcncron, ferner von Thoma, Bierbaum, Hattleben,
W. Busch, Wolzogen lt. a. mehr ließen die Lachmuskeln nicht zur
Ruhe kommen, namentlich über die mundartlichen Vorträge konnre
man Tränen lachen. — Obwohl man sich manche Stücke anders
vorgetragen denken könnte (Busch, höre was der Weise spricht!)
lärm man schließen: Ein Marcel Salzer-Abend ist ein fröhlicher,
künstlerischer GenUß.
Die Wahlen zur Angestelltenvcrficherung. Die gestrigen Wah-
len zur Angestelltenversicherung in der Stadt Heioclberg wiesen
eine schwache Wahlbeteiligung auf. Im ganzen sind hier über 600
Stimmten abgegeben worden. Das Resultat kann erst am Mittwoch
veröffentlicht werden. Aller Voraussicht nach, hat die Liste des
„Afa"-Bundes mehr Stimmen aus fick vereinigt als die Liste
des G. d. A. und des D. H. V. Auch in Mannheim war die Wahl-
beteiligung sehr schwach und betrug nur 35 Proz.
Gründung des Kulturfilmbundes Heidelberg. Eine in der
Oeffentlichkeit schon lange diskutierte Frage wurde gestern Slbend
ihrer Verwirklichung zugeführt. Das städtische Jugendamt lud alle
an den Lichtspielen interessierten Kreise zur Gründung eines Kul-
turftlmbundes in den Bürgerausfchutzsitzungssaal ein.
Der Leiter des städt. Jugendamtes, Rechtsrat Dr. Amann,
behandelte das vor 1^- Jähren in Kraft getretene Reichslichispiel-
gosetz und stellte den Erschienenen die Notwendigkeit, die zur Grün-
dung des Kultnrfilmbundes führen, dar. Erfreulich ist, daß die so
verheerend wirkenden Schundfilme eine sehr starke Gegenbewegung
hervorgeruscn haben, die ihren Widerhall in den Universitäten,
Schulen, Frauenvereine und Jugendverbände findet. Nur indem
wir den sensationshungrigen Kinobesuchern besseres bieten, sind
wir in der Lage, den Schundfilm wirksam zu bekämpfen. Son
Seiten des Jugendamtes (Kinokommission) wurde der Vorschlag
gemacht einen Kuliurfilmbund in Form einer G. m. b. H. ins Le-
ben zu rufen. Die Universität, die mit einem hiesigen Kino im
Vettragsveihältnis steht, unterstützt die Bestrebungen des KuLtur-
filmbundes in weitestem Matze. In der Diskussion, die sehr leb-
haft war, kam einmütig zum Ausdruck, daß man mit dem Vor-
schlag des städt. Jugendamtes einverstanden ist. Anschließend
wurde dann ein Arbeitsausschuß gewählt in dem sämtliche grö-
ßeren Körperschaften vertreten sind. Rechtsrat Dr. Amann
dankte den Erschienenen für daL-rege Interesse das sie für diese
große Kulturausgabe bekundeten und schloß gegen ^8 Uhr die Ver-
sarnnÄung.
AurPersonentariferhöhuug. Mit Fahrkarten, die in der Zeit
bis 31. Januar gelöst werden, mutz die Fahrt spätestens bis zum
31. Januar an getreten werden. Dies gilt auch für die Rückfahrt
bei Doppelkatten und bei Fahrkarten, die zur Fahrt in umgekehrter
Richtung gelöst sind. Bahnsteigkarten, die bis zum 31. Januar ge-
löst sind, sind ab 1. Februar 1922 beim Betreten der Bahnsteige
nicht mshr gültig.
Neue Freimarken zu Mk. 1.—, 2.— und 4.—. Freimarken in
Rollenform zu einer Matt (Bergarbeiter) und zwei Mark, sowie
Freimarken in Bogenform zu 4 Mk. mit dem neuen Wasserzeichen
Werden jetzt zum Verkauf kommen.
10 ONO Mark Belohnung ist auf die Ermittelung des Täters in
der Mordfache des Bahnwärters Wanner in Steinsfutt ausgesetzt.
Warnung vor einer Schwindlerin. Am 28. ds. versuchte ein
IWHriges Mädchen mit vollem, frischem Gesicht, mit braungslbem
Mantel und hellgrauem Hut bekleidet, ohne jeden Ausweis
Geld für die Saarbewohner im Stadtteil Neuenheim zu sammeln.
Gesunde wurde am 28. ds. abends 11,15 Uhr auf dem Bahn-
hofsvorplatz ein Paket mit einem alten Militärrock und Hose als
Inhalt. Es wird vermutet, daß der Träger dieser Kleidungsstücke
einen Diebstahl ansgefühtt und sich am Hauptbahnhof nmgerlei-
det hat. Um sachdienliche Mitteilung bittet die Kriminalpolizei,
bet der die gefundenen Kleidungsstücke ausbewabtt sind.
Verunglückt beim Rodeln. Auf der Strecke Molkenkur-Schlotz
sind anl Sonntag vormittag zwei ledige Eisendreher von Mann-
heim verunglückt. Sie rannten mit ihren Schlitten an die Bö-
schungswand, wobei sich der eine eine erhebliche innere Verletzung
und der andere eine Kopfverletzung und einen Rippenbruch zu-
zogen. Beide befinden sich im akademischen Krankenhaus nutzer
Lebensgefahr.
Es wird immer schöner. Wie «ns aus Dossenheim gemeldet
wird, Hai Lehrer Gilbert dorten seinen Schülern und Schü-
lerinnen eine „zettgemätze" Aufgabe gestellt — nämlich, einer; Auf-
satz über Liefert zu schreiben. — Ein solcher Vorgang ist un-
erhört und mutz vom Kreisschulamt gefordert werden, datz diesem
Lehrer beigebrachi wird, welche Aufgaben er zu erfüllen hat. Eine
solche Entgleisung dürfte wohl all den vielen Entgleisungen, die
während des Siefen-Prozesses vorgekommen sind, die Krone aus-
setzen.
Polizeivericht vorn 28. und 29. Januar. Festgenommen
Wurden 16 Personen. — Zur Anzeige gelangten 59 Personen,
darunter ein hiesiger Händler Wegen Preistreiberei, 4 Arbeitgeber
wegen Ueberbeschäfttg-ung ihrer Gehilfen, 7 Kraftwagenfüürer we-
gen übermäßigen Fahrens und 16 Ruhestörer. — Ge stöhlen
wurden von unbekannten Tätern: am 28. ds. in einem Hotel ei»
Paar Herrenschnürstiesel im Werte von 200 Mk., in der Nacht zum
28. ds. aus einem Bauschuppen in der verlängerten Schröderstratze
Handwerkszeug (Spaten, Stemmeisen, Nägel ufw.) im Gesamt-
werte von 800 Mk., in der Nacht zum 28. ds. aus einem Hause in
der Neuenheimer Landstraße verschiedene Wäschestücke, ein Haus-
kleid und ein Koffer tm Gesamtwert von 800 Mk., am 27. ds. in
einem Geschäft in der Altstadt ein Geldbeutel mit 50 Mk., den ein»
Frau in der äußeren Manteltasche trug.
w Mn M hei MUMM
Hainstadt. (Eine n ette H o l z v erst ei ger « n g.) Bei der
auf Donnerstag anberaumten Holzversteigerung im Fürst!. Leining.
Walde zu Hainstadt bei Buchen waren sehr viele Steigltebbaber
erschienen, unter denen sich auch Holzschieber befanden. Die Taxe
für den Meter war anfänglich 100 Mk. Die Versteigerung ging
zunächst glatt von statten, aber die Freude dauerte nicht lange,
denn im Augenblick begann ein Hineinbieten, daß jede Gemütlich-
keit aufhörte. Aber die Haiustadler Bürger erkannten die Gefahr
und schlugen fürchterlichen Radau, fodaß der die Versteigerung
leitende Oberförster dieselbe schließen mußte und alle Steiglieb-
haber gingen leer aus. Alle Hochachtung vor den Hainstadtsr
Bürgern!
Sport und Spiel.
Fußball.
B. f. B. Heidelberg — T. u. R. Feudenheim L7 (LI), 2. Mann
schäften 0:2, 8. Mannschaften 2:0.
Odenwaldkreis. Jftf. R. Bürstadt — 08 Lindenhof L6,
Germania Pfungstadt — Svv. Waldhof 1:2, Spv. Darmstadt — V. f. L.
Neckarau 1:1, Spvg. Sandhofen — Spkl. Käfertal 4:1, V. f. R. Mann-
heim — Hertha Mannheim 6:0, Spvg. 07 Mannheim — Germania
Friednchsfeld 1:0, Vg. 98 Schwetzingen — Phönix Mannheim 0:2.
Pfalzkreis. Kroismeisterschaftsspiel: 1903 — Phönix Lud-
wigshafen 0:1 (0:1).
Berbandsfpiel: Germania Ludwigshafen — M. T. V. Pir-
masens 4:1, S. C. Pirmasens — Union Ludwigshafen 4.3.
Privatspiele: Fv. Kaiserslautern — F. C-Kreuznach 02 14:1,
V. f. R. Kaiserslautern — Tv. Bürbach 1:2, B. f. B. Zweibrücken —
Fv. Saarbrücken 2:3.
Südwc stkreis. Entscheidungsspiel um bis Abteilungsmeister-
schaft in Pforzheim: Fv. Karlsruhe — 1. F. C. Pforzheim 3:2, F. T.
Müll bürg — Frankonia Karlsruhe 2:2, Phönix Karlsruhe — Bg.
Bruchsal 3:0, Pokalspiel.
Württemberg. Kickers Stuttgart — Ulm 94 3:i, V. ft B.
Stuttgart — Feuerbach 1:1, Pfeil Gaisburg — Tübingen Ott, Ein-
tracht Stuttgart — Sportfreunde Stuttgart L2, V. f. L. Stuttgart —
Sportklub Stuttgart 2:4, Cannstatt — V. f. R. Heilbronn 0:5.
Nordbayern. 1. F. C. Nürnberg — Nürnberger Fv. 1:0,
Spvg. Fürth — Würzburger Fv. 1:2, Pfeil Nürnberg — Franken
Fürth S:0, Spvg. Erlangen — Tv. Schweinau 1:3, F.C. Bamberg —
Tv: Weiden 3:0.
Südbayern. Kreismeisterschaftsspiel: Wacker München —
1860 München 3:1.
Maingebiet. Germania Frankfurt — Eintracht Frank-
furt 2:2, (Kreismeisterschaftsspiel), Tv. Heusenstamm — Kickers Mühl-
heim 2:1, Kickers Offenbach — Würzburger Kickers 1:3, Hanau 93 —
T. Gd. Höchst 2:1.
1. F C. Nürnberg und Spislvereiniguna Fürth begegnen sich
«m 12. und l9. Februar im Kampf um die Kreismeistsrschaft.
V. f. R. Mannheim erzielte mit 4 Mannschaften gegen Hertha s
30:0 iHid beendet damit ohne Niederlage die diesjährigen Verbands-!
spiele.
Das Treffen der Lokalgegner und^Abteilungsmsister in Lud-
wigshafen 1903 — Phönix endete mit einem 1:0 Sieg zugunsten
von Phönix.
Hockey.
Auswahlspiel Süddeutschland — Baden 8:8 (6:1).
kW MWklSMtt Skt .WWÜW".
Heute Sitzung der Reparationskommission über die deutsche Note.
Paris, 30. Jan. Der Kurier, der beauftragt ist, die deutsche
Note an die Reparationskommisston in Parts zu überbringen, ist
gestern nachmittag 2 Uhr im Hotel Astoria eingetrofsen. Der offi-
zielle Text der Rote wird erst heute veröffentlicht. Hingegen haben
die Zeitungen gestern den Samstag abend auch in Berlin veröffent-
lichten Auszug der Note gebracht. Der gestern in Paris eingetroffe-
nen deutschen Note war auch ein französischer Text beigegeben,
hingegen fehlte das Memorandum über die deutschen Budgetein-
nahmen und -Ausgaben sowie das Memorandum über die von
Dr. Rathenau in Cannes abgegebene Erklärung. Die beiden
Schriftstücke werden von Dr. Fischer, demPrästdenten der Kriegs-
lastenkommisston, heute der Reparationskommisston noch übergeben
werden. Auf heute vormittag 10 Uhr ist die Sitzung der Repa-
rationskomMifsiou zur Besprechung der deutschen Note einvcruseu.
Der „Temps" ist das einzige Blatt, das eine Att Vorbesprechung
der deutschen Note gibt. Er zeigt sich vorerst sehr ermäßigt,
ja man könnte saft sagen entgegenkommend.
Eine Rheinlandkundgebung in Berlin.
Berlin, 30. Jan. Die Reichshauptstadt stand am gestrigen
Sonntag im Zeichen der Kundgebungen. Die Verbände der
Rhein-undSaarländer hatten ihre Mitglieder und Lands-
leute ins „Rheingold" zusammengerufen, wo sie eine machtvolle
Demonstration gegen die Drangsale ihrer Heimat veranstalteten.
Abgeordnete aller Parteien traten als Redner aus und
betonten einmütig die Treue ihrer Stammesgenofsen zum deut-
schen Vaterland. Ihre Ausführungen klangen aus in das Gebot:
„Herr mach uns frei." Den Vorsitz der Versammlung hatte Reichs-
tagspräfident Loebe.
Die Kommunisten demonstrierten im Spottpalast für die
Internationale. Zu diesem Zweck war als Hauptredner der
kommunistische Abgeordnete Cackin aus Paris erschienen. Er
sprach gegen den französischen Militarismus und die unsinnigen
Reparationsforderungen an Deutschland.
Die Kundgebungen verliefen ohne jede Störung.
Furchtbare Vrandkatastrophe in Newyork. 50—100 Personen
verbrannt, i
Rewyork, 30. Jan. Am Samötag brach während der Vor-
stellung tm Knickerbocker-Theater Feuer aus, das mit rasender Ge-
schwindigkeit um sich griff und das ganze Theater alsbald in ein
Flammenmeer hüllte. Nur ein Teil der Zuschauer konnte sich
rette«. Zahlreiche Personen fanden den Tod. BiL Sonntag früh
2)H Uhr waren aus den Trümmern 40 Leichen geborgen. Man
schützt die Zahl der tödlich Verunglückten mif öS-IW Personen,
während die Gesamtzahl der Verletzten IW—SW betrügt
schreiben. Hier fühlt sich besonders ein Dr. Scholasticus be-
rufen, „Grundsätzliches zur Schulsrage" zu äutzem. Eine redak-
tionelle Vorbemerkurig schriinkt allerdings vorsichtig die „grundsätz-
lichen Ausführungen" ein: aber einerr Wert haben sie doch, zeigen
sie doch ganz klar, welche Endziele das Zentrum in diesen
Dingen hat. Schon die Voraussetzungen, unter denen die Frage
der Simultanschule betrachtet wird, sind sehr interessant: wird doch
hier wieder die alte Lüge aufgewärmt, als ob die Kirche die
„Mutter der Volksschule" sei. Das ist geschichtlich unrichtig. D i e
Volksschule hat der Staat geschaffen, und zwar we-
sentlich der Staat der Aufklärung und des aufkommenden Jndu-
striealismus. Die höheren Schulen allerdings sind aus kirchlichen
Veranstaltungen und Anstalten hervorgegangen, nicht aber das
Motze Gebäude der staatlichen Volksschule mit ihrer nur durch den
Staat möglichen Schulpsltcht. Daß der Staat sich einmal der Kirche
auch bei der Volksschule bediente, weniger freilich zur Arbeit in
de-- Schule selbst als um die stets ein wenig verdächtigen „Schul-
meister" zu beaufsichtigen, das hat gewiß seine bestimmten histori-
schen Gründe, die für den Staat nicht schmeichelhaft, aber für die
Kirche sehr vorteilhaft waren, die aber heute ihre Berechtigung
zweifellos verloren haben. Wenn deshalb der Dr. Scholasticus
»leint, die Schulfrage sei zu einer Machtfrage geworden, so ist es
eben deshalb so, weil die kirchliche Macht dem Staate nickt
geben will, was des Staates ist, während man das Urpgekehrte
wahrhaftig heute nicht sagen könnte. Im übrigen ist dieser Artikel
Mit jesuitischer Schläue geschrieben, indem er mit modernen, demo-
kratischen staatsrechtlichen Begriffen arbeitet, aber dann schleunigst
ein Hintertürchen öffnet, um das ganze Mittelalter wieder heraus-
schlüpfen zu lassen. Nur so läßt es sich erklären, daß die Simultan-
sckule als „pädagogische Stümperei" bezeichnet wird. Wir armen
Badener! Wie sind wir doch hinter dem feinsinnig gebildeten
bayerischen Volk, hinter den vornehmen, taktvollen alten Preußen
Zurückgeblieben, welche die vollendete Erziehung der konfessionellen
Schule erlebt haben!! In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt. Die
Ausführungen des Dr. Scholasticus — es ist sehr sinnvoll, daß sich
dieser Herr einen mittelalterlichen Decknamen gewühlt hat — gip-
feln dann in der Behauptung: Der Staat darf nicht zwangsweise
erziehen, umsomehr als Wissenschaft und ihre Lehre frei sind". Und
die Wissenschaft ist bekanntlich unter der Herrschaft der Kirche noch
stets am freiesten gewesen!!! Man muß schon ein dickes Brett vor
dem Gehirn haben, wenn man diesen Sirenengesängen folgen kann!
Auch der Landesausschuß der Demokratischen Partei
hat zur Neugestaltung des Schulgesetzes Richtlinien veröffentlicht,
die nickt ohne Interesse sind. Er setzt sich für die Erhaltung der
Simnltanschule ein und verlangt uneingeschränkte Schulhoheit des
States. Eine Reihe von Forderungen beschäftigt sich mit Ver-
besserungen schultechnischer Art, er tritt ein für ein Mitbestimmungs-
recht der Lehrer, für staatsbürgerliche Erziehung, fordert Ausbil-
dung der Volksschullehrer auf dett Universität usw. Alles in allem
sind dies Forderungen, die getragen sind von einer erfreulichen
entschiedenen demokratischen Gesinnung und umreißen so ziemlich
alle die Fragen, die zum Teil schon gelöst sein könnten, wenn das
Unterrichtsministerium nicht feine Kräfte allzusehr auf Dinge kon-
zentriert hätte, die von anderen Instanzen ebensogut hätten er-
ledigt werden können. .So ruht die Arbeit am neuen Lehrplan,
Wie wir hören, vollständig; vom neuen Lesebuch hört man nichts
wehr; über die Neugestaltung der Lehrerbildung schweigt man sich
aus. Und so weiter. Freilich gehen bedenkliche Gerüchte, die allein
bas Zögern etwas erklären. Man spricht nämlich von einem Kon-
kordat, das zwischen Rom und dem Reich abgeschlossen werden
solle — und dabei wäre wohl die Schule der am meisten leidtragende
Teil. Wir wollen hierzu nichts weiter sagen, nur daraus Hinweisen
Und recht dringend alle, die es angeht, bitten, die Augen ja recht
assen zu halten. Der oben angeführte Artikel des Dr. Scho . . .
lasticus zeigt ja, wohin die Fahrt gehen soll!
Recht seltsame Töne klingen auch aus dem Bad. Lehrer-
der ein. Wir würden uns mit dieser Sache nicht mehr beschäf-
tigen, haben wir doch wiederholt hierüber unsere Ansicht ausge-
ldrochen, aber die neueste vereinsanttliche Veröffentlichung zwingt
Uns dazu. Es handelt sich natürlich um die Besetzung der Stelle
des verstorbenen Gen. Rödel im Unterrichtsministerium. Wir
haben seinerzeit an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit gesagt, daß
uns jeder Grund einer Gegnerschaft fehlt, wir haben die Persön-
lichkeit des Vorsitzenden des Bad. Lehrervereins in durchaus ehren-
voller Weise gewürdigt. Wir sind aber nach wie vor der Ansicht,
baß der Vorschlag des Bad. Lehrervereins unter den nun einmal
begebenen Verhältnissen unklug war. Nun tritt der Vorstand mit
einer Entschließung an seine Mitglieder heran, in der er betont,
daß „mit Rücksicht aus parteipolitische Ansprüche die Inter-
essen der Lehrerschaft pretsgegeben worden sind". Wir
sind der Meinung, daß hier der Vorstand des Bad. Lehrervereins
ein großes Wort gelassen ausspricht. In gleicher Weise gilt das
auch von der weiteren Ausführung, die davon spricht, daß „das
Verhalten einzelner Vereinsmitglieder nicht scharf genug verurteilt
werden kann, weil sie bet diesem Kampfe (!) in ganz ungewerk-
schastlicher Weise (!) aus feiten der Gegner ihrer Organisation
standen." Es freut uns, daß der badische Lehrerverein so sehr viel
von gewerkschaftlichem Geiste hält; doch fürchten wir, daß hier das
Wort aus Goethes „Faust" nicht ganz unangebracht sei: Du gleichst
bem Geist, den d u begreifst, nicht mir!" (Verschwindet.)
Soziale Rundschau.
Der Eisenbahnerstreik angekündigt.
Berlin, 89. Jan. Die RcichSgewerkschaft der Deutschen
Eisenbahnbeantten und Anwärter hat dem Reichsverkchrsminister
und dem Finanzmtnister eine Einschließung übersandt, in der die
Forderungen des Deutschen Beamtenbundes wiederholt und bin
Uen 5 Tagen nach der Ncberrcichuug der Note eine bindende Erklä-
rung über deren Annahme oder Ablehnung verlangt wird. Für
den Fall der Ablehnung dieser Forderungen wird der Vorstand
beauftragt, unverzüglich das letzte Mittel in Anwendung zu brin-
gen. Gleichzeitig wird in die Aufhebung aller Erlasse des Reichs-
vcrkehrsministers verlangt, worin die bisherige Einschränkung des
Achtstundentages versucht wird.
Hierzu erklärt in einer halbamtlichen Mitteilung die Reichs-
tegicruug u. a., dass sie mit den stärksten Mitteln gegen
reden schuldigen Beamten einschreiten werde.
Warnung vor dem Rechtsstudium. Der Zudrang zum Rechts-
studium hat einen geradezu beängstigenden Umfang angenommen.
Die ZM der im Letzten Souunerhalbjatzr an den deutschen Uni-
versitäten eingeschriebenen badischen Studierenden der Rechtswis-
senschaft hat mit 579 den höchsten Stand erreicht. Nicht weniger
als 91 Rechislandidaten haben im vergangenen Jahr die erste ju-
ristische Staatsprüfung in Baden bestanden. Die vielfach verbrei-
tete Auffassung, daß sich den jungen Juristen gute Aussichten böten,
entspricht soweit der Staatsdienst oder der Rechtsbkruf in Frage
kommen, nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Aus diesem Grunde
wird von amtlicher Seite aus von dem Rechtsstudium mit aller
Entschiedenheit abgeraten.
Hilfe für Altrentner. Beim Reichstag find mehrere Anträge
eingegangen, die dahin gehen, die über 65 Jahre alten Ruhege-
halts empfang er von allen Steuern zu befreien.
vste vom Schicksal gerufen, dieser junge Mann, der jetzt ihre
vande umschlungen hielt und zu ihr sprach. Er war für sie wie
oas Leben selber, der Morgen, das Licht, das Erwachen. Wie
war ihm unwillkürlich ihr Herz, ihre junge Seele entgegengeblüht!
Er hatte sich freundlich zu ihr geneigt, er hatte gütig zu ihr ge-
'en, teilgenommen an ihrem Schicksal, sie an sich gezogen, ge-
nöstei, geküßt.
Er war überdies für sie ein Gelehrter, Wissender, dem die
ichwierigsten Dinge klar sein mußten, einer, zu dem sie aufsah und
«u dessen Worten zu zweifeln ihre Demut sich nicht ermaß. .
, And wie er jetzt stark ihre Hände umschloß, ihr ruhig und voll
m die Augen blickte und so sicher und überzeugt zu ihr sprach, da
, "r st« ganz im Bann seiner Worte, da war, was er sagte, fast
sy klar und vernünftig und über den Zweifeln.
ihm war die Klarheil, die Ruhe, di« Kraft, und sie floß zu ihr
«ter, erfüllte ganz ihre ängstliche Seele.
Aus der Stadt.
Geschichtskalender.
30. Jan. 1649: Hinrichtung Karls I. England wird Re-
publik. — 1781: Der Dichter Adelbert v. Ehamisso geboren aus
Schloß Boncourt. — 1919: Erlaß einer neuen Landarbeiisverorv-
nung in Preußem
Parteinachrichten.
Mittwoch abend 8 Uhr tm „MrtuÄhof", Beginn des Bildungs-
kurses über:
Die Geschichte der Sozialdemokratie.
Kursleiter: Gen. Emil Maier.
Der Kurs wird sich voraussichtlich aus 3—4 Abende (jede
Woche ein Abend) erstrecken und erwarten wir, daß sich recht viele
Geicossen und Genossinnen daran beteiligen.
Mitgliedsbuch »der Karte sind als Ausweis Mtzubringen.
Der OrtSvereinsvorstand.
Von den VolkShochfchulkursen. In dieser Woche finden fol-
gende Veranstaltungen statt: Prof. Dr. kartelliert (Hechel-
berg tm Mäh eigen Kriege mit Lichtbildern) am 3V. Januar; Dr.
Sack (Die Geschlechtskrankheiten in ihrer geschichtlichen und so-
zialen Bedeutung) am 31. Januar: Prof. Dr. Ehrmann (Thea-
terbesuch und Kunstgenuß) am 31. Januar; Dr. Vlerne isel
(Der deutsche Katholizismus und seine Kulturarbeit) am 1. Fevr.;
Justizrat Dr. Mayer tArbeiter- und Angestellten-Versicherung)
am 2. Februar; Feuilletonleiter Dr. Goldschmidt (Das Drama
und seine Formen) am 3. Februar.
Klavierabend Prof. Konrad Ansorge. Wie bereits mitgeteitt,
veranstaltet der berühmte Beethoven-Spieler Prof. Konrad An-
sorge im Samstag, den 4. Februar im großen Saale des neuen
Kollegien!)cmses einen Klavierabend (romantischer Abend). In der
Vortragsjolge ist insofern eine Veränderung eingetrelen, als der
Künstler sich entschlossen Hat, anstelle Mendelssohy, Chopin und
zwar die B-moll Sonate op. 35 und die As-dur Ballade op. 47 zu
spielen. Näheres im Inserat ersichtlich.
Vortragsabend Marcel Salzer. Der kleine Herr Professor,
dessen Ruf als Vortragskünstler die alte Anziehungskraft ausübt —
trotz nachgewachsener Konkurrenz — kann mit dem «Srsolg seiner
Kunst vor dem Heidelberger Publikum zufrieden sein. Ein volles
Hails. Nach wenigen Motten sind Publikum und Künstler in Füh-
lung. Die Sattere über den Ankauf von Neuerfindungen auf dem
Gebiete der Mordwasfentechrrik, gemünzt auf unfern Nachbar im
Westen, anzüglich für alle pp. Kriegsministerien, war inhaltlich
das Beste und zudem aktuell. Vorzügliche Stücke von und über
Detlef von Liltcncron, ferner von Thoma, Bierbaum, Hattleben,
W. Busch, Wolzogen lt. a. mehr ließen die Lachmuskeln nicht zur
Ruhe kommen, namentlich über die mundartlichen Vorträge konnre
man Tränen lachen. — Obwohl man sich manche Stücke anders
vorgetragen denken könnte (Busch, höre was der Weise spricht!)
lärm man schließen: Ein Marcel Salzer-Abend ist ein fröhlicher,
künstlerischer GenUß.
Die Wahlen zur Angestelltenvcrficherung. Die gestrigen Wah-
len zur Angestelltenversicherung in der Stadt Heioclberg wiesen
eine schwache Wahlbeteiligung auf. Im ganzen sind hier über 600
Stimmten abgegeben worden. Das Resultat kann erst am Mittwoch
veröffentlicht werden. Aller Voraussicht nach, hat die Liste des
„Afa"-Bundes mehr Stimmen aus fick vereinigt als die Liste
des G. d. A. und des D. H. V. Auch in Mannheim war die Wahl-
beteiligung sehr schwach und betrug nur 35 Proz.
Gründung des Kulturfilmbundes Heidelberg. Eine in der
Oeffentlichkeit schon lange diskutierte Frage wurde gestern Slbend
ihrer Verwirklichung zugeführt. Das städtische Jugendamt lud alle
an den Lichtspielen interessierten Kreise zur Gründung eines Kul-
turftlmbundes in den Bürgerausfchutzsitzungssaal ein.
Der Leiter des städt. Jugendamtes, Rechtsrat Dr. Amann,
behandelte das vor 1^- Jähren in Kraft getretene Reichslichispiel-
gosetz und stellte den Erschienenen die Notwendigkeit, die zur Grün-
dung des Kultnrfilmbundes führen, dar. Erfreulich ist, daß die so
verheerend wirkenden Schundfilme eine sehr starke Gegenbewegung
hervorgeruscn haben, die ihren Widerhall in den Universitäten,
Schulen, Frauenvereine und Jugendverbände findet. Nur indem
wir den sensationshungrigen Kinobesuchern besseres bieten, sind
wir in der Lage, den Schundfilm wirksam zu bekämpfen. Son
Seiten des Jugendamtes (Kinokommission) wurde der Vorschlag
gemacht einen Kuliurfilmbund in Form einer G. m. b. H. ins Le-
ben zu rufen. Die Universität, die mit einem hiesigen Kino im
Vettragsveihältnis steht, unterstützt die Bestrebungen des KuLtur-
filmbundes in weitestem Matze. In der Diskussion, die sehr leb-
haft war, kam einmütig zum Ausdruck, daß man mit dem Vor-
schlag des städt. Jugendamtes einverstanden ist. Anschließend
wurde dann ein Arbeitsausschuß gewählt in dem sämtliche grö-
ßeren Körperschaften vertreten sind. Rechtsrat Dr. Amann
dankte den Erschienenen für daL-rege Interesse das sie für diese
große Kulturausgabe bekundeten und schloß gegen ^8 Uhr die Ver-
sarnnÄung.
AurPersonentariferhöhuug. Mit Fahrkarten, die in der Zeit
bis 31. Januar gelöst werden, mutz die Fahrt spätestens bis zum
31. Januar an getreten werden. Dies gilt auch für die Rückfahrt
bei Doppelkatten und bei Fahrkarten, die zur Fahrt in umgekehrter
Richtung gelöst sind. Bahnsteigkarten, die bis zum 31. Januar ge-
löst sind, sind ab 1. Februar 1922 beim Betreten der Bahnsteige
nicht mshr gültig.
Neue Freimarken zu Mk. 1.—, 2.— und 4.—. Freimarken in
Rollenform zu einer Matt (Bergarbeiter) und zwei Mark, sowie
Freimarken in Bogenform zu 4 Mk. mit dem neuen Wasserzeichen
Werden jetzt zum Verkauf kommen.
10 ONO Mark Belohnung ist auf die Ermittelung des Täters in
der Mordfache des Bahnwärters Wanner in Steinsfutt ausgesetzt.
Warnung vor einer Schwindlerin. Am 28. ds. versuchte ein
IWHriges Mädchen mit vollem, frischem Gesicht, mit braungslbem
Mantel und hellgrauem Hut bekleidet, ohne jeden Ausweis
Geld für die Saarbewohner im Stadtteil Neuenheim zu sammeln.
Gesunde wurde am 28. ds. abends 11,15 Uhr auf dem Bahn-
hofsvorplatz ein Paket mit einem alten Militärrock und Hose als
Inhalt. Es wird vermutet, daß der Träger dieser Kleidungsstücke
einen Diebstahl ansgefühtt und sich am Hauptbahnhof nmgerlei-
det hat. Um sachdienliche Mitteilung bittet die Kriminalpolizei,
bet der die gefundenen Kleidungsstücke ausbewabtt sind.
Verunglückt beim Rodeln. Auf der Strecke Molkenkur-Schlotz
sind anl Sonntag vormittag zwei ledige Eisendreher von Mann-
heim verunglückt. Sie rannten mit ihren Schlitten an die Bö-
schungswand, wobei sich der eine eine erhebliche innere Verletzung
und der andere eine Kopfverletzung und einen Rippenbruch zu-
zogen. Beide befinden sich im akademischen Krankenhaus nutzer
Lebensgefahr.
Es wird immer schöner. Wie «ns aus Dossenheim gemeldet
wird, Hai Lehrer Gilbert dorten seinen Schülern und Schü-
lerinnen eine „zettgemätze" Aufgabe gestellt — nämlich, einer; Auf-
satz über Liefert zu schreiben. — Ein solcher Vorgang ist un-
erhört und mutz vom Kreisschulamt gefordert werden, datz diesem
Lehrer beigebrachi wird, welche Aufgaben er zu erfüllen hat. Eine
solche Entgleisung dürfte wohl all den vielen Entgleisungen, die
während des Siefen-Prozesses vorgekommen sind, die Krone aus-
setzen.
Polizeivericht vorn 28. und 29. Januar. Festgenommen
Wurden 16 Personen. — Zur Anzeige gelangten 59 Personen,
darunter ein hiesiger Händler Wegen Preistreiberei, 4 Arbeitgeber
wegen Ueberbeschäfttg-ung ihrer Gehilfen, 7 Kraftwagenfüürer we-
gen übermäßigen Fahrens und 16 Ruhestörer. — Ge stöhlen
wurden von unbekannten Tätern: am 28. ds. in einem Hotel ei»
Paar Herrenschnürstiesel im Werte von 200 Mk., in der Nacht zum
28. ds. aus einem Bauschuppen in der verlängerten Schröderstratze
Handwerkszeug (Spaten, Stemmeisen, Nägel ufw.) im Gesamt-
werte von 800 Mk., in der Nacht zum 28. ds. aus einem Hause in
der Neuenheimer Landstraße verschiedene Wäschestücke, ein Haus-
kleid und ein Koffer tm Gesamtwert von 800 Mk., am 27. ds. in
einem Geschäft in der Altstadt ein Geldbeutel mit 50 Mk., den ein»
Frau in der äußeren Manteltasche trug.
w Mn M hei MUMM
Hainstadt. (Eine n ette H o l z v erst ei ger « n g.) Bei der
auf Donnerstag anberaumten Holzversteigerung im Fürst!. Leining.
Walde zu Hainstadt bei Buchen waren sehr viele Steigltebbaber
erschienen, unter denen sich auch Holzschieber befanden. Die Taxe
für den Meter war anfänglich 100 Mk. Die Versteigerung ging
zunächst glatt von statten, aber die Freude dauerte nicht lange,
denn im Augenblick begann ein Hineinbieten, daß jede Gemütlich-
keit aufhörte. Aber die Haiustadler Bürger erkannten die Gefahr
und schlugen fürchterlichen Radau, fodaß der die Versteigerung
leitende Oberförster dieselbe schließen mußte und alle Steiglieb-
haber gingen leer aus. Alle Hochachtung vor den Hainstadtsr
Bürgern!
Sport und Spiel.
Fußball.
B. f. B. Heidelberg — T. u. R. Feudenheim L7 (LI), 2. Mann
schäften 0:2, 8. Mannschaften 2:0.
Odenwaldkreis. Jftf. R. Bürstadt — 08 Lindenhof L6,
Germania Pfungstadt — Svv. Waldhof 1:2, Spv. Darmstadt — V. f. L.
Neckarau 1:1, Spvg. Sandhofen — Spkl. Käfertal 4:1, V. f. R. Mann-
heim — Hertha Mannheim 6:0, Spvg. 07 Mannheim — Germania
Friednchsfeld 1:0, Vg. 98 Schwetzingen — Phönix Mannheim 0:2.
Pfalzkreis. Kroismeisterschaftsspiel: 1903 — Phönix Lud-
wigshafen 0:1 (0:1).
Berbandsfpiel: Germania Ludwigshafen — M. T. V. Pir-
masens 4:1, S. C. Pirmasens — Union Ludwigshafen 4.3.
Privatspiele: Fv. Kaiserslautern — F. C-Kreuznach 02 14:1,
V. f. R. Kaiserslautern — Tv. Bürbach 1:2, B. f. B. Zweibrücken —
Fv. Saarbrücken 2:3.
Südwc stkreis. Entscheidungsspiel um bis Abteilungsmeister-
schaft in Pforzheim: Fv. Karlsruhe — 1. F. C. Pforzheim 3:2, F. T.
Müll bürg — Frankonia Karlsruhe 2:2, Phönix Karlsruhe — Bg.
Bruchsal 3:0, Pokalspiel.
Württemberg. Kickers Stuttgart — Ulm 94 3:i, V. ft B.
Stuttgart — Feuerbach 1:1, Pfeil Gaisburg — Tübingen Ott, Ein-
tracht Stuttgart — Sportfreunde Stuttgart L2, V. f. L. Stuttgart —
Sportklub Stuttgart 2:4, Cannstatt — V. f. R. Heilbronn 0:5.
Nordbayern. 1. F. C. Nürnberg — Nürnberger Fv. 1:0,
Spvg. Fürth — Würzburger Fv. 1:2, Pfeil Nürnberg — Franken
Fürth S:0, Spvg. Erlangen — Tv. Schweinau 1:3, F.C. Bamberg —
Tv: Weiden 3:0.
Südbayern. Kreismeisterschaftsspiel: Wacker München —
1860 München 3:1.
Maingebiet. Germania Frankfurt — Eintracht Frank-
furt 2:2, (Kreismeisterschaftsspiel), Tv. Heusenstamm — Kickers Mühl-
heim 2:1, Kickers Offenbach — Würzburger Kickers 1:3, Hanau 93 —
T. Gd. Höchst 2:1.
1. F C. Nürnberg und Spislvereiniguna Fürth begegnen sich
«m 12. und l9. Februar im Kampf um die Kreismeistsrschaft.
V. f. R. Mannheim erzielte mit 4 Mannschaften gegen Hertha s
30:0 iHid beendet damit ohne Niederlage die diesjährigen Verbands-!
spiele.
Das Treffen der Lokalgegner und^Abteilungsmsister in Lud-
wigshafen 1903 — Phönix endete mit einem 1:0 Sieg zugunsten
von Phönix.
Hockey.
Auswahlspiel Süddeutschland — Baden 8:8 (6:1).
kW MWklSMtt Skt .WWÜW".
Heute Sitzung der Reparationskommission über die deutsche Note.
Paris, 30. Jan. Der Kurier, der beauftragt ist, die deutsche
Note an die Reparationskommisston in Parts zu überbringen, ist
gestern nachmittag 2 Uhr im Hotel Astoria eingetrofsen. Der offi-
zielle Text der Rote wird erst heute veröffentlicht. Hingegen haben
die Zeitungen gestern den Samstag abend auch in Berlin veröffent-
lichten Auszug der Note gebracht. Der gestern in Paris eingetroffe-
nen deutschen Note war auch ein französischer Text beigegeben,
hingegen fehlte das Memorandum über die deutschen Budgetein-
nahmen und -Ausgaben sowie das Memorandum über die von
Dr. Rathenau in Cannes abgegebene Erklärung. Die beiden
Schriftstücke werden von Dr. Fischer, demPrästdenten der Kriegs-
lastenkommisston, heute der Reparationskommisston noch übergeben
werden. Auf heute vormittag 10 Uhr ist die Sitzung der Repa-
rationskomMifsiou zur Besprechung der deutschen Note einvcruseu.
Der „Temps" ist das einzige Blatt, das eine Att Vorbesprechung
der deutschen Note gibt. Er zeigt sich vorerst sehr ermäßigt,
ja man könnte saft sagen entgegenkommend.
Eine Rheinlandkundgebung in Berlin.
Berlin, 30. Jan. Die Reichshauptstadt stand am gestrigen
Sonntag im Zeichen der Kundgebungen. Die Verbände der
Rhein-undSaarländer hatten ihre Mitglieder und Lands-
leute ins „Rheingold" zusammengerufen, wo sie eine machtvolle
Demonstration gegen die Drangsale ihrer Heimat veranstalteten.
Abgeordnete aller Parteien traten als Redner aus und
betonten einmütig die Treue ihrer Stammesgenofsen zum deut-
schen Vaterland. Ihre Ausführungen klangen aus in das Gebot:
„Herr mach uns frei." Den Vorsitz der Versammlung hatte Reichs-
tagspräfident Loebe.
Die Kommunisten demonstrierten im Spottpalast für die
Internationale. Zu diesem Zweck war als Hauptredner der
kommunistische Abgeordnete Cackin aus Paris erschienen. Er
sprach gegen den französischen Militarismus und die unsinnigen
Reparationsforderungen an Deutschland.
Die Kundgebungen verliefen ohne jede Störung.
Furchtbare Vrandkatastrophe in Newyork. 50—100 Personen
verbrannt, i
Rewyork, 30. Jan. Am Samötag brach während der Vor-
stellung tm Knickerbocker-Theater Feuer aus, das mit rasender Ge-
schwindigkeit um sich griff und das ganze Theater alsbald in ein
Flammenmeer hüllte. Nur ein Teil der Zuschauer konnte sich
rette«. Zahlreiche Personen fanden den Tod. BiL Sonntag früh
2)H Uhr waren aus den Trümmern 40 Leichen geborgen. Man
schützt die Zahl der tödlich Verunglückten mif öS-IW Personen,
während die Gesamtzahl der Verletzten IW—SW betrügt