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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 31 - Nr. 40 (6. Februar - 16. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48721#0224
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wie er sich auSdrücke« könnte, gegen dre Verräter unter dm
Sozialisten. Aber werm Liebknecht die Diktatur des Proletariats
preist und den Terror heilig spricht, so birgt eine solche Agitation
ungeheure Gefahren. Sollte es Liebknecht gelingen, mit seinem
Geiste größere Arbettermaffen zu entflammen - und mit dieser
Möglichkeit mutz gerechnet werden so ist nicht nur nicht an
Friedensschluß zu denken, sondern es muß selbst damit gerechnet
werden, daß die Entente mit eherner Hand Ordnung schafft. Was
das bedeutet, brauche ich nicht auszumalen.
SWdeutschland, insbesondere Bayern, müssen unbedingt zu
den Berliner Vorgängen Stellung nehmen. Siegt die Reaktion
— und die heutige Regiennlg ist alles andere wie ein Wall
gegen sie —, damr werden selbstverständlich die Ergebnisse der
Revolution Les Südens in Frage gestellt. Schasst dis Entente
Ordnung, so finken wir in die tiefste Tiefs Ser Erniedrigung.
Wir Süddeutschen Mein bilden einen festen Mittelpunkt in
diesem Wirbel, der uns hier Umbrandet. Wir verfügen über
Machtmittel, Re vielleicht stark genug sein könnten, die Klärung
und Festigung herbeizuführen.
Um die versinkende Wamme des revolutionären Geistes zu
beleben, müssen wir verlangen (das ist auch Hardens Meinung):
s) sofortige Veröffentlichung der Geheimakten, Verhaftung
der Schuldigest^ Einführung eines StaatsgerichtShoses. Damit
würde man Liebknecht zu einem guten Teil das Wasser ab--
graSsn.
Die Folgen dieser Berichte war dann Eisners Veröffentlichung
«es Berichts, den der Legationsrai HanS von Schön am
18. Juli 1914 in Vertretung des damals beurlaubten bayerischen
Gesandten Gras von Lerchenfeld von Berlin aus dem bayerischen
Ministerpräsidenten Graf von Hertltng erstattet hat. Diese Publi-
kation bezeichnet Dr. Dirr als eine Fälschung, da bei der ge-
kürzten Wiedergabe gerade die wichtigsten Stellen weggelassen wor-
den seien. In einem weiteren Kapitel teilt er mit, daß Professor
Förster schon im Sommer 1817 zusammen mit Lammasch und dem
NbgeordMten Professor Redlich zu den intimen Beratern Kaiser
Karls gehört habe. Im Gegensatz zu Eisner, der an einen
Zusammenschluß mit Deutschösterreich gedacht habe, sei Förster nach
der Revolution für eine neue „Konföderation der Südoststaaten"
ringetreten. Seiner Idee einer „deutsch-slawischen Symbiose"
wolle er die nationalen Strebungen des deutschen Volles opfern.
Diese neuen Enthüllungen Dr. Dirks über die Enthüllungen
Kurt Elsners find bedeutsam». die Beschuldigungen gegen Eisners
Dokumente find so schwerwiegend, daß die neuen Enthüllungen
wiederum zu einer Untersuchung ihrer selbst aufretzen. Jedenfalls
liegt es gerade im höchsten Jntereffe der Arbetterschaft, vorurteils-
frei die Vorgänge der Novembertage zu prüft» und gerade mit der
Frage an das Attemuaierial heranzugehen:
Hat der Sozialist und Arbeiterführer Kurt Eisner geglaubt,
durch unbedingtes Bekenntnis der deutschen
Schuld am Krieg die Alliierten zu günstigeren Friedens-
bedingungen zu beftiuunen und ist er deshalb an die Veröffent-
lichung der Dokumente von vornherein mit der Absicht heran-
gegangen, dis deutsche Schuld aus alle Fälle dokumentarisch zu
beweisen, selbst unter Vergewaltigung der Wahrheit?
Dann enthNM er sich nächttäglich alS schlechter PolitM und
die neuen Tatsachen sind wichtig, in der Oessentttchkeit ganz Euro-
pas ins rechte Licht gestellt zu werden.
Unser ParteMgti, die „Münchener Post", hat aus die
neuen Enthüllungen hin dem Abgeordneten Dr. Dirr vsrgehalten,
er hätte sich „von der Absicht leiten lassen, dis Münchener Revo-
lution als dis Urheberin der französischen Saukttonenpolilik oder
Wenigstens als deren Helfershelferin an Len Pranger zu stellen",
seiner habe er für Jrrzmge» eines Einzelnen Me in den Novem
vertagen nach dem Krieg führenden Männer: verautworttiK Wachen
wollen und dabei die Gegenwirkung mchrheitssozialdemokratischer
Führer und Minister geflissentlich unbeachtet gelassen.
Dagegen verwahrt sich der Abg. Dr. Dirr in einer Zuschrift
an die Münchener Bost. Er habe durchaus mkparieilich dis Akten
nachgeprüft. Er weift insbesondere darauf hin, daß in der Ab-
handlung die MehrheitssszialdeMokratischLN Widerstände gegen
Eisners Autzeupolitil' ausdrücklich unterstrichen seien. Die ehe-
maligen Minister Auer und Timm und der Abg. Eduard
Schmitz seien dar!« ssamentkich angeführt; auch der Förster'fche
Aussatz der „Münchener Post" vom 2.. Dezember 1918, de« man
vermißte, sei dabei verwertet worden. Er bilde sich entfernt nicht
«in, mit seiner Aktenrevision den Versailler Vertrag verändern zu
können.
Wohl aber dürfte durch den Nachweis, welche Bedeutung
jener Enthüllung und den ihr zugrunde liegenden diplomatischen
Urkunden in Wirklichkeit zukommt, doch einiges zur Aufklärung
und allmählichen Wandlung der Weltmettrung von der ausschließ-
lichen Schuld Deutschlands am KriegsausSritch, wie sie in Ver-
sailles ausgesprochen wurde, beigewagen werden."

W«w a! M LMM,"

Nadhxuch yeeilmgi pM'Hche «ArmreM. .
(Drahtmelb«ng des'Soz. ParläMentsdidnstes.)
Bet der Beratung seines Haushaltes im Hauptausschuffe veS
Reichstages teilte ReichSjuftizmimster Gen. Radbruch mit, daß
er Mw Amnestt «Vorlage für alle politischen Vergehen, mit
wenigen Ausnahme»,, beabsichtige, und zwar solle» die Vergehe«
in Betracht kommen, die nachdem 4. August 1920 begangen
worden find. Das Kabinett hat noch keine Stellung dazu ge-
nommen.
Wie wir dazu Wetter höre«, ist der EnÄvnrf dieses umftsseuden
Amnestisgesetzes für politische Vergeben und Verbrechen im
RÄchsjuMMnistsrium durch die persönliche Initiative RadbruchS
bereits fertiqgcsrettt. Der Entwurf berücksichtigt die gespannten
ZÄtverhältrmffe, die agitatorische Verhetzung und di« Beweg-
gründe zu den bestraften Vergehen. Gemeine Verbrecher mit poli-
tischem Deckmantel fallen «ach der Vorlage nicht unter die
Amnestie.
Ferner gab Genosse Ka-dSruch in der gleichen SltzlM des
RsichslagsHauptausschuffeS eine aussühMche
BegnadigungSstatistN
besannt. Danach wurden bisher insgesaMt 123» Guadeuertveise
in Vorschlag gebracht. Slutzerdem wurde mit Rücksicht aus die
WsHMchtsenMSietzun« des Reichspräsidenten die Strasvoll-
streckun g bei den «eit nicht mehr als einem Jahre Freiheitsstrafe
Bestraften in nahezu 300 Fällen mit Rücksicht auf den bevorstehen-
den GnMdenevwM unterbrochen. Von den UrteM», dir
Zuchthaus betreffen, find 314 «»geändert worden, und
zwar in 302 Fällen durch Umwandlung der LuchtHausstmfe in
GMilMSstrafe oder Festungshaft, meist unter gleichreiti-ger
Herabsetzung der Strafdauer-
Was kostet rms der Friedensvertrag?
S.P. Berlin, IS. Fevr. In dem dritten Band des ReichS-
htüLspkcnres, der den, Reichstag soeben zugegangen ist, befindet
sich als gewichtigster Abschnitt der Haushalt für die Ausführung
des FriedensvcrtrageS für das Rechnungsjahr 1S22. Die gesmn-
ten AufwendinMN «uS dem Friedensvertrag werden mit
187)6 MMarde«
Mark eingesetzt. Diese Summe vertMt sich wie folgt:
Allgemeine ReparationSauSgaben 135 MWiardkn,
Besatzungskosten 62«74W VW;
Ausgaben für tuteraMerte Kommtfstone« 18DSL50VÜ;
Leistungen aus dem FttedensverttägantzerhÄb der Reparation
M723700M.
AufwenSuiWe» für das Ausgleichsverfahren 18 Millard. Mk.;
innere Ausgaben m»S Anlaß des KriÄewsvertvageS
5 695825676 Mk. — Die iMeraWierle Rdsinlandkomnttflion irr
Koblenz allein erfordert NS Millionen Mark.

Ausland.
Herabsetzung der heWsche« MtMärdienstzeit.
Brüssel, 16. Febr. Der fogrn Rattonalrat hat den Bor.
schlug Vanderveldes angcrwmuwn, wonach die obligatorisch«
MilitKrdienMeit in Belgien ans ein halbes Jahr herabgesetzt
wird.
Ablehnung des Mtßtrauensantrages für Re englische Regierung.
London, 16 Febr. 'Das.MSftichMS^«-«te 'dm'4sögoy die
erWisM Regierung WMM ihrer iWschP« PqWk beanttagteN
NHÄMemngsantraig der ArMoriadvesse,«af'W"Mrönrede mit
243 g e g e n 64 G l i m m e nab.
Badische Politik.
' ' Der Fall Bsumann . , 7,"
des eidesverweigernden badischen Staatsbeamten, hat am Diens-
tag bereits auch den Haushallsausschutz beschäftigt. Der Referent
für den Staatsvoranfchlag des Ministeriums des Inner», der
Zerttrumsabg. Schmitt, schnitt ihn an. Er warnte allerdings,
in dem gegenwärtigen Stadium auf ihn näher einzugehen, da in
dieser Angelegenheit der Disztplinarhof die Entscheidung habe.
Auch ei« Vertreter der Demokratie und ein anderer Redner des
Zentrums trat ihm hei, aber der sozialdemokratische Ver-
treter betonte mit aller Entschiedenheit, daß die Regierung das
Recht habe, von Baumann den Eid aus die Verfassung zu ver-
langen. Die Sozialdemokratie wolle niemand zwingen, republi-
kanisch zu denken, aber die Achtung der Verfassung durch die Be-
amten könne zweifellos beansprucht werden. Es handle sich hier
nur eine grundsätzliche Frage und da müsse man wissen, woran man
mit dent einzelnen Beamten sei.
Bekanntlich hat jüngst ein höherer Gerichtshof in Preutzen
auch festgestellt, daß dis deutsche Republik von jedem Beamten den
Eid aus die Verfassung verlangen könne.
Merkwürdigerweise äußerten sich im Haushaltsausschuß die
zwei Vertreter der Deutsch Nation al en zu dem „Fall

So wahr mir Gott Helf!
Eine Bauerngeschkchte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel.
(11. Fortsetzung)
. Do MAE Ss, daß es Aaner aus unfern, Ort wär, Herr
Förkchter?" fragte der Bürgermeister, - ftDem er leise den Kops
fthüttette?
„Warum soll ich des ma-anx? Wie korrm« Sie dann ds druff,
Herr Borjernwaster?" war die Gegenfrage des Förster.
„Ei no WM Sie sich swe so oft Im Ort sehe loste! Do hab ich
gedacht, Sie täte kontrolliere!"
„WM ich Mich so ost sehe kost«? Es könnt jo sein. Laß mir
Eier AppelwÄ besser schmeckt, wie drAbe in Gntzbach!" lachte der
Förster. .
Etwas pikiert erwiderte der Bürgermeister: „Ich Mn der letzt,
der wo Ihne was ausfrogx will, Herr Förschrer, un neugierig bin
Uh gar nit! For mir finM Se den Kerl oder f«Me Sie ihn M —
«wer Latz mirS als B0rje»«aaster gräd kaan Spaß mache M, wen«
er aus unseM Ott wär, des könne Sie M Osch denke! Des-
wege hob ich gefragt!"
„No, nur nix sor ungut, Herr Bojermaaster". sagt« der Förster
besiittgend und neigte vertrankich den mächtigen Oberkörper über
»en Lisch. Was er dann weiter mit gedämpfter Stimme sprach,
war an dem andere« Tische nicht verständlich, mir glaubte Georg
heranszuhören: „Vielleicht bring ich Ihn ganz VE, un Sie wer'»
die Händ Wenn Kopp zusammenschlage!" Das weitere Gespräch
drohte sich dann um gteichMtige Dinge und wurde bald darauf
durch den Aufbruch der Stammtischgesellschaft beendet. Auch der
Förster erhob sich nach einer Weile und Ang, nachdem er noch, wie
«s Georg schien, einen forschende» Blick aus Mn und die um ihn
fitzenden Burschen geworsrn hatte, mit einem gebrummten „Gute
Rächt beisamme" zur Wirtsstubs hinaus.
„Er wird Widder emol de» Hannes aufs dem Korn hawe!"
meinte einer der Bursche«. „Wenn er Hoch dm arme Deiwel in
Kuh ließ! Der schafft von früh bis spät wie en Brunneputzsr un
hot gewiß noch genug von domols, wo er »Wan Monat geseffe Hot!"
„Ich «man Äs, er spitzt uff en annsre — sonst wär doch beim
Hannes Haussuchung gehalle warn!" äußerte ein zweiter. „To viel
is «ewitz — sor umsonst ktmmt der nit alle Owend in unser Nest
-der spekrüierr!" „Host dn Msehe, wir er «ns angegnckt

hot. Ms er hinaus iS? Grad, als wenn er rmS aach nit ran«
tat!"
So sagte «in dritter und allerlei Vermutungen wurden laut.
Wer wohl der unbekannte Wilderer sein könne, der nun schon seit
vorigem Fahre den Forstleuten so geschickt eine Nase zu drehen
wußte. Ein vorzüglicher Schütze mußte er sein, denn mehrmals
hatte der Förster ein von der Kugel des Wildschützen ereiltes Wild
im Waide aufgesunden, und jedes Mal konnte er einen ganz weid-
gerechten Blattschuß feststen«.
Ärorg Berger hörte kaum hin, WM dft Burschen sprachen, so
sehr beschäftigten ihn wieder die Gedanken an die bet der Schatttte-
bas erlebte unangenehme Szene, nm als der Name Ludwig Hist
senaner genannt wurde, horchte er auf, um zu erfahren, wie dieser
mit dem Gegenstand des Gesprächs in Zusammenhang gebracht
werden konnte. .
„Seitdem der alt Roth gestarwe iS, iS jo kaaner aus dem
Ort mehr uff die Jagd gange, als wie des Hissenauers Louis —
un daß der wildert, des glaubt doch taan Mensch!" hatte eben einer
der Burschen gssagt. ' . '^7
Georg mutzte hei Liese,» Worten ünwiMAWch M einen Vor-
fäll denken?, dem er bis jetzt keine Bederttüng beigelegt hatte. Ws
er netMch Les Abends aus dem Felde heimgefähren war, hätte er
Ludwig Hissmaner in eifrigem Gespräch «M Hannes Bachmüller
an dem hinter der Scheune des Hissenauerschen Gehöftes vefind-
lichen Garten stehen sehe«. Die beiden verhandelten, wie es schien,
etwas sehr Heimliches und trennten sich rasch. Äs sie sein
Wherkom-men bemerkten. Was hatte LWwig mit Hannes Wach-
Müller zu verhandeln, mit dem er Loch sonst reinen näheren Ver-
kehr pflegte? Sollte es denkbar sein, daß der vermögende Bauern-
sohn auf verbotenen Wegen ging und sich der Gefahr aussetzte,
Schande über fleh und seine FamWe zu bringen, um einen Rehbock
zu erbeuten? Georg konnte dies nicht glauben, da ihr« selbst dte
FagdteLdsnschaft fremd war, und verwarf Len Gedanken Äs un-
sinnig. — Ludwig Histeuauer war ein offener, biederer Charakter,
daß ihm eine solche Thvrheit nicht Mzutmuen war.
Es schlug gerade 10 Mr von dem Kirchturm, ÄS Georg wie-
der auf die Straß« trat, un, sich «Äh Haus« zu begeben. Der Re-
gen hatte nachgelassen, dagegen fegte «in kalter Wind vom Butz-
nickel herüber und jagte die Wolle« in zerrissenen Fetzeit am
NachchlmmiÄ dahin. Der bleiche Schimmer der Mondsichel »linkte
in den Pfützen am Boden »rnd «»achte die Oed« der Dorfgaste so
recht bemerkbar. Wie kmKgrstorvM sag vaff Dorf.

Bäumay«s nicht, obwohl vekmmtlichMe „GNVVeutfche Zeitung-- -
über den „ustterdrtickten Märtyrer i« deKbadischeK Republik" eMK'
lange Artikel VeröffeMlicht ha!. '7'"'" 7'7'""' " '7^
den AnZischüffen HeK LMdtsg«.
(Von unserem parlamentarischen MiMvetter.)
Di^ VoranschlagSveratuW im DustzaWausschntz
begann amDiensta g, den 14. t». M. UuS den von» Vorsttzendell
Warum Seramttgegebenen zähtreichett Eingaben über Hgher-
fiufung einzelner Beamten, Ortskiaffenei,iteilung ufw. war zu ent-
nehmen, daß Lern neuen Landtag auf diesem Gebiere vtele Auf-
gaben zugewiesen stW!.,;.L«Ä^.Mrbtz7WtgeüM7d<ch'de«m»chst
eine Vorlage Wer die Zuerkennung von ZM) Mk. für die sechs
mrterc« Gruppe» der Beamte»^ welche sich auf der» bekannten Be-
schluß des Reichstags im Januar d. I. Wtzt, dem Landtag zu-,
gehm wir^. -
Alsdann trat man in die BeratuM des Ägentlichen Börmt-c
schlages, ustd zwar in die Position: Landtag ein. Zuvor hatte
man beschlossen, die prinzipielle Debatte Wer etwaige Höherstufun-
gen und neue Stellen für Beamte erst später zu führen, da der
Finanz Minister wegen seiner Anwesenheit in Berlin der
Dienstag-Sitzung des Haushaltsausschuffes nicht beiwohnen konnte.
Mus diesem Grunde verschob Uran auch die Beschlußfassung Wer
Höherstufung einzelner Beamten des Landtags und bessere Be-
zahlung der Angestellten, die vom Berichterstatter, Mg. v. Au, an-
geregt, vom Präsidenten und von allen Parieirednern befürwortet
Wurde. /
Bei der Aussprache Wer den Landtag selbst wurde wieder-
um einer rascheren Erscheinungsweise der stenographischen Berichte
das Wort geredet. Auch die Abgeordneten sollen ermahnt werden,
die ihnen überwiesenen Korrekturbogen ihrer Reden schleuniger
wie bisher abzuliefern. — Der für neue Bücher, Zeitschriften und
Zeitungen ausgeworsene Betrag von NM) Mk. wird infolge der
Geldentwertung aus 50 000 Mk. erhöht. Vierteljährlich so« Leit
Abgeordneten eine Ueberstcht Wer die Neuanschaffungen in der
Bibliothek gegeben werden. Damit war dte Position Landtag
erledigt.
Ministerium LeZ Innern. Der Referent Schmitt
(Ztr.) besprach kurz den Fall Gaumann, die Reform der Staats-
verwaltung, der» Eisenbahnerstrcir, Die Finanzlage der Gemeinde^
die durch den Staat vorzunehmeuden Bauten «sw.
In der Debatte ging man aus den Fall Baumann (der beson-
ders behandelt ist), sowie Len Eisenbahnerftretk kurz ein. Ein Zen-
IrumsabgeordMter trug einen Fall aus Heidelberg vor, datz Schutz-
leute, die beim Streik den Bahnhof besetzt hatten, die Abnahme der
Ausweise der Arbeitswilligen teilweise durch Streikposten nicht
verhindert hätten. — Der Minister des Innern erwiderte, ihm sei
hiervon nichts bekannt. Solange die Streikposten keine Ungesetz-
lichkeiten beginge»», hätte die Schubmannschaft keine Veranlassung,
«egen sie elnzuschreiien. Aus diesen Standpunkt stellte,» sich auch
zwei sozsaldemokrattsche Redner. Der Vertreter der Un-
abhängige n bemSugelte, daß man auf dem Bahnhof in Mann-
heim überwacheWe Sipo-Leute mit Handgranaten ausgerüstet habe.
Der Minister entgegnete, das sei nur für dte Nacht, nicht aber am
Tage geschehe«!» Im allgemeine» haben sich die Beamten auf den
Bahnhöfen überall ganz korrekt benommen.
Eine Aenderung des SParkassengesstzeK wird noch
von einem s«z 1 a l d e m o k r a t t s ch e n Vertreter verlangt, damit
die in Not befindlichen Geureinden sich »»ehr wie bisher dieser
Gerrquelle bedienen können. Der M in ist er sagt Vorlegung eines
solchen Gesetzes noch für diesen Landtag zu. Es wurde aber von
einigen Rednern auch auf die gefährlichen Pegletterlchchum-gett
hingewiesen, wenn die Sparkassen sich in eine Art Banken »ich
stellen sollen. --- . > > .
Auf die Anfrage eines demokratischen Abgeordneten Wer die
Reform der Slaatsverwal 1 ung entgegnet der Mini-
ster noch, daß hierwegm uttt den ««deren süddeutsche« Staaten in
Verbindung getreten worden ssi.

KSMMNKKlSL.

BürgerausschuKsttzUng in Gaudhausen. Nm letzt« MenLM-,
den 14. d. M. fand eine Bürgermsschutzsttzung statt, die von 40
MiWicDem besucht war. Um 7.30 Uhr eröffnete Bürgermeister
Diein Ws Sitzung, stellte die Beschlußfähigkeit fest und gab hier-
aus folgende Tagesordnung bekannt: 1. Neufestsetzrnrg der Gebüh-
ren der Steinsetzer (Pro Tag 50 Mk.), 2. GmcHmiguwg des Vcr-
kauifs des GemeirrLegMNdstücks Lgb. Nr. 723, 3. Gewährmrg eines
weiteren Baukostenzuschusses in Höhe von 2500 Mk. au den Maurer
Georg Dörr von hier, 4. Vorschüßlich« Mbern-Gme der Beiträge
zur Lawdwirtfchaftskaunner auf die Gemeiichekasse, 5. Neuregelung
der Gehälter der hiesigen GeMeindeaMestellten. Punkt 1 sand ein-
stimmige Annahme. Punkt 2 wurde mit 38 gegen 2 SÄomnen ge-
nehmigt. PuE 3 uW 4 wurde etnsMnmig augenoumvsn. Bei
Pm« 5 fand eine größere Debatte statt, aus der zu entnehm«
war, daß eine große Anzahl Mitglieder nicht das nötige Ver-
ständnis für die Notlage der GemeiNidehemnten besitze«, die doch
ebenfalls unter der Teuerung, nur wenigen Sliusuahm«, zu leiden
yaven. In der weiteren Debatte konnte Wer die GehalLsregelustg
Klarheit geschaffen werd«, sodaß nean zur Abstimmung übergeheni
Doch wer stapfte dort vorne so langsam nach den, Hiffeuaner-
schen Hause zu? Das war ja, soviel Georg erkennen konnte, der
Förster Gebhard, der vorhin aus dem Wirtshause fortgegangen
war. Was wollte der denn dort oben? Seine Försterei lag doch
gerade in «Megengesetzter Richtung? Unwillkürlich drückte sich
Georg tu den Schatt« der Häuser und näherte sich langsam dem
Hissönanerschen Gehöfte, an welchem der Förster eben ai^ekomur«
war. Georg sah, wie Gehhard stchen blieb, dann langsam an der
Marrer Les Gartens enNan-g ging und öfters nach den Fenstern
des ersten Stockwerks sah. Dann schien er die mach dem Garten
zu ltuende Hinterwand der Scheune prüfenden Wickes zn nuOern
und kam nachdem er noch eiM Wette unter einer nah Lein Wald«
zu stehenden Bemmgrnppe gewartet hatte, wieder langsmu die
Dorsgajse zurück. Ohne den Lauscher zu merken, der in die Risch«
eines ToreinMngs getreten »var, schlug er sodann den Weg nach
der etwa dreivtertel Stustdmr «Mrnten, im WäDe gelegenen För-
sterei ei«. Was sollte dieses Gebahren des Försters bedeuten?
Zweifellos hing es doch mit seinen im Wirtshaus gegen den Mtr-
genuestter genmchten Anveuttmg« MsMnmen! In dem Hisscnaner-
schen Hause befand sich On Verdächtiger, und der Förster hatte sich
überzeugen wollen, ob derselbe zu Hause sei. Wiederholt hatte er
»lach den Fenstern des erste» Stockwerks gesehen -- daraus OUS
hervor, daß ein Mitglied der Familie selbst der Beargwöhnte war,
denn die ttuechlekammern läge« in den, Settengeväude nach den»
Hose zn. Wer konnte dies denn aber anders sein, als Ludwig?
In Georg regte sich das Gefühl, Äs müsse er das, was er ge-
sehen, benutzen, um den ihm so sympathisch« Bursch« vor Un-
heil zu behüten. Er mußte ihn sprechen, mutzte ihn warnen, denn
immer mehr drängte es Hu zu dem Glauden, datz Ludwig Hist
senauer in der Lat den in «letzter Zett überhand ««huvenden Wild-
srevein nicht fern stand, mrd in der Seele leid hätte es ihm getan«,
wem» Ludwig in Schande und Unglück käme.
Mit diesen Gedanken war Georg an dem Tore des väterUckM
Hauses antzekommen und betrat den wetten Hof. Aus der an der
Hinteren Hofseit« befindlichen Folterkammer schimmer^ Licht. D«
mutzte Wohl einer der Knechte ,roch beschäftigt fein des kranke«
Pferdes lvdgen. Das Tier hatte schon seit einiger Zett eine Ge-
schwulst am Hinterbein, und der heuts nachmittag gest-uunr'w
Tierarzt lmtte ivann« 8einsam«nuMschläk-e verordnet, dte au«)
während der Rächt erneuert werden mußten.
Ms Georg in dte Futterkmmuer trat, traf er richtig den Ät«
Knecht Anton, der bei,« Schein einer Pktrolnrmtaterne in eine«'
 
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