Uns die Ergreifung der Flüchtige« Md .fehl endlich von nuga-
rischer Seile, nachdem die Mordsesellcn bereits verschwunden waren,
mehrere Prämien ausgesetzt Wörden, die zusammen eine Höhe
von mehreren Millionen ungarischer Kronen ausmachen.
Wie sagte einst ein deutscher Dichter: Die Welt wird schöner
mit jedem Tag, weiß nicht, was das noch werden mag!!
Ausland.
Vertrauensvotum für Poincare.
Parts, 18 Febr. Nach einer lebhaften Kanrrnerdebäsic über
Vie Petersdorfer Zwischenfälle, in der der französische Minister-
präsident mit neuen Sanktion«« gegen Deurschlanv drohte, erhielt
Poincare einetnstimmigeS Vertrauensvotum.
Enlanvs Antwort an Poincare.
London, 17. Febr. Im Unterhanse wurde gestern Die Re-
gierung erneut interpelliert Wer Die Trage Des Eröffnungstermins
von Gemm. Chamberlain antwortete darauf, daß zwar von
französischer Seite ein Aufschub beantragt worden sei, Latz Mer die
Entscheidung darüber einzig und allein der italienischen Ne-
gierung znkomme. Ferner meldet Neuler, daß für die von Paris
aus in UMMf gesetzten Gerüchte, die englische Regierung habe sich
neuerdings mitt Vern Gedanken einer Hinausschiebung der
Konferenz vertraut gemacht, keinerlei Bestätigung vor-
liege, datz im Gegenteil ar: zuständiger Stelle nach wie vor Die Aus-
safsung herrsche, Latz Die Vorarbeiten so weit gediehen seien, Datz
der Eröffnung der Konferenz zur sestgsetzterr Frist keinerlei Hin-
dernis im Wege stehe. Eine Vertagung könne nur in Frage kom-
men, wenn Italien Durch unvorhergesehene Schwierigkeiten ge-
zwnngen würde, Mett entsprscherchen Untmg zu stellen. Diese
halb-amtliche MitiMüug ist fast unmittelbar im AnsWutz an einen
MiWren Besuch LeS italienischen Botschafters bei Lloyd George
Msgsgeben lvordcu.
Meichzcilig meldet Der „Korr;" der „Frkf. Atg." aus Paris:
DK englische Antwort auf das französische Memorandum
«u dec vo« Lorrdon vorgefchlWenru Konferenz der inter-
alliierten Sachverständigen ist gestern dem französi-
schen Botschafter Grafen St. Aulaire übergeben und von diesem
telegraphisch nach Paris weitergegebe« worden. Der englische
Vorschlag lehn« darin der» französischen Vorschlag, zu,
diesen Beratungen auch die Experten der Kleine» Entente
und Polens hrranzuzichen. ab, mit der Begründung, datz eS
ausschließlich Sache derjenigen Mächte, die die Korrferenz von Ge-
nua organisiert hätte«;, sei, deren Programm festz,«setzen. Da die
Konferenz keine interalliierte, sondern eine internationale sei,gehe es
nicht an, zu de« Vorarbeiten die Vertreter einzelner Mächte ein-
zuladen, ohne die anderen Teilnehmer vor den Kopf zu stoßen.
Endlich läßt die englische Antwort durchMäen, datz die Londoner
Regierung die erste französische Note, in der der Antrag auf Ver-
tagung der Konserenz um drei Monate enthalten war, nicht
zu beantworten luder Lase sei, solange nicht die Sach-
verständigen ihre Beratungen ausgenommen hätten.
Erneulsv Sturz des Kabinett Brmsmi.
Rom, IS. Febr. Nach einer Havasmrldung ist das Mini-
sterium Bonomi in der Kammer mit SS5 gegen 107 Etinnnen
in der M indsrhrit geSlieben.
Badische Polttik.
Schulpslittfchs Rundschau.
Heidelberg, den 18. Februar 1922.
Wie mau erfährt, ist der Entwurf eines Rrichsgesstzes Wer die
Neugestaltung der Lehrerbildung fertig gestellt, uns MM Blätter
sind bereits in Der Lage, einiges daraus rnitzuteAen. Zunächst
freilich ist er erst vom ReichsmMrsteMm des Innereu, dem be-
karMKich die Schaclanaelcgenheiicn ses Reiches untrrstchen, au vis
Uttierrichlöministcricn der einzelucu Lüitvcr gegangen. Auch das
badische Unterrichtsministerium wird so Gel-geMeit habe«, sich
mit Liefer Frage n:««« genauer zu beschäftige«. Vielleicht wäre es
nicht unangebracht, wenn durch ende Anfrage im Landtag das
Ministerium sich in Lieser Sache vor der VRksvertrMng äutzern
könnte. Die Reform der LehrerbWung ist so alt wie die Bolks-
fchuLe und dis Lchrervewegung. Die wissenfHafttiche VoMldrmg
auch des VoKKschirklehrers gehört sozusagen zum Mern«n Bc-
stcnK der Forderungen, die zu allen Zeiten Der Schiflresounen
erhoben wurderr. Mer die Erfüllung Lieser Forderung hat erst Nie«
Revolution des 8. November gebracht; es ist vielleicht nicht ganz
unnötig, Liese Tatsache all«: denen in Erinnerung zu bringen,
welche meinen, Re Revolution habe auf dem Gebiet der Schulre-
form nichts gebracht. Der Gesetzentwurf stützt «Ich Denn auch Es
Len K 143 Ms. 2 der Weimarer Verfassung, wo es heißt, Latz die
Lehrerbildung nach der« Grundsätze««, die für die höhere Bildung
««gemein gelten, für das Reich einheitlich zu regeln fei. Demge-
mätz Verlangt Der ß 1 des Gesetzes, Latz alle hanvtamKich ansu-
stelleMen Lehrer mrd Lehrerinnen — mit AnZnahme der rein bc-
rnWtcchnifchen — vor ihrer BeMMrrsdiMMg eine höhere Lehran-
stalt besucht HWKN müssen; isst '§ 2 WM LLW gesagt, Dgtz zur. Be-
russansvildnng Der BMch Mer Hschschitle und praMsch-pSda-
gogische Schul,tng erforderlich sei. Demgemäß sind die bisherige«,
diesen Bestimmungen nicht entsprechenden Anstalten zur Ausbil-
dung von Lehret!: (Vorfeminarc und Seminare) abzubauen.
Dis Bedeutung Dieses Gesetzentwurfes, der hoffentlich recht
bald Gesetz wird, kann nicht hoch gem«s eimeschätzt werden. Denn
damit wird Die Hochschulbildung auch der Bolksschullehrer festge-
legt, und Die Hochschulen werden sich darauf einzustellen haben,
datz ihnen hiermit eine neue und, wie wir slauverr, äußerst wert-
volle Ausgabe erwachsen wird. Freilich wäre es auch nach der
Verfassung möglich, hierfür neue, desmrdere Hochschulen zu schaf-
fen; aber diesem Gedanken steht nicht mir Die Lehrerschaft ge-
schlossen ablehnend gegenüber, sondern auch ganz wichtig« fach-
liche Gründe materieller und ideeller Natur lassen es ungeeignet
erscheine«. Die Bildung einer neuen Art von Hochschule, Diner
pädagogischen Hochschule, würde darum zweifellos auf große
äutzere und innere Hemmungen stoßen. Dazu kommt bei uns in
Bade,«, wie wir schor: früher einmal an dieser Stelle ausgesiihrt
baben, Die Lotsache, Daß wir schon überreich für unser kleines
LcmL mit HocUchulen verschen sind: die beiden Universitäten
Heidelberg und Freiburg, die Handelshochschule in Mannheim
uriL die technische Hochschule in Karlsruhe find zweifellos in der
Lage, ohne all?,«große einschneidende Aenderunge» die neue Auf-
gabe der Lehrerbildung mit zu übernehmen. Als besonders wert-
voll bewachte!: wir dabei Dm weiteren Umstand, Latz in allen Die-
sen Städten schott bisher SemiMvter» Vorhand«« sind, die zum Teil
leicht «in Aufbauschulen «»«gewandelt werden könnten, um so auch
die sozial wichtige Ausgabe Lee Weitervilvung der ländlichen In-
telligenz zu übernehmen, auf der anderen Seite könnten sie irr
praktisch-pädagogische Institute umgewandett werden, die ähnlich
wie die niMzinischen u. a. Institute auf ihrem Gebiet, in die Pra-
xis Les Unterrichts vorbildlich einführ«» könnten. Made in Ba-
den sind also eine ganze Reihe von Wichtigen Vorbedingungen
zur Durchführung Des Gesetzes gegeben, die es ratsam erscheinen
lassen, das; die badische Regierung bald vo« dem Satze des 8 ö
Gebrauch macht, wonach dis Länder befugt find, einschlägige Be-
stimmungen zu treffe«. Da bei uns in Baden der Abbau der Bor-
seminare bereits 1821 begonnen hat und wohl auch weiter geführt
wird, so ist es möglich, hier bald den neuen Weg zu beschreiten.
Wenn auch die grotze Zahl der EchulamtSanwkrter, Wer Lis wir
heute in Baden verfügen, kein« besondere Eile nötig macht, so
sollte darum nm so mehr die hierdurch zur Verfügung stehende
Zeitspanne Laut benützt werden, um in möglichster Gründlichkeit
die noiwendi-gen VmbereUnngen zu treffen. Wir verkennen nicht,
Latz diese Umstellung der Lehrerbildung «ach den verschiedensten
Detter: hin leine leichte Aufgabe ist und Datz eS gründlicher Ucber-
legung bedarf, wie man Nm besten dem Ziel nahekonrau; nm so
mehr ist aber damit auch die Notwendigkeit gegeben; die vorberci-
tenden Arbeiten anfznvauen ans Lern Urteil der SachverstänRgen.
Es darf Wohl angenommen werden, datz bei Lieser wichtigen
Frage das Ministerium nicht allein van ych aus einschneidende
Verordnungen hemusgibt, ohne zuvor den an dieser Reform Be-
teiligten Gelegenheit zu gebe«, ihre Auffassungen darznlegen. Es
dürft« sich darum als zweckmäßig erweisen, wen«« das Ministerium
sich eine«: Stab sachkundiger Männer aus den Reiher: der Leh-
rerschaft, der Seminare und Der Hochschule:, zur Seite stellt, um
mit ihnen gemeinsam Le«: Weg oder die Wege zum Ziele zu bera-
ten. Denn nur wenn alle Instanzen, Vie hier in Betracht kommen,
schon vorher, nicht erst uaMer Hw Auffassungen darlegen können,
nur Darm lärm auch M solider Aufbau erstehen. Leider besitzen
wir in Baden noch nicht wie im benachbarter» WürttenHerg einen
LauD-sschnlrai, Der eine solche Zusammensetzung answeist wie sie
heute geboten erscheint, sonst könnte Lieser sich um diese Frage ve-
kümmcru; solange dies aber Nicht der Fall ist, scheint es uns drin-
gend notwendig, datz das Ministerium sich wie bei der Lesebuch-
nutz Lchrplansrage. besondere Ausschüsse schafft, Re Mitwirken
können. Sollte Pas Unlcrrichlsusinisteri'rtm in Vieser Frage nicht
genügend Energie entwickeln, so wäre e§ eben eine Ausgabe des
pürlttmcntariichen Schuiansschnsscs für Die nötige Beschleunigung
zu sorge». Insbesondere die fozialvenrvkratifche Landtags sraksion
sollte hierauf ihr Augenmerk richten; handelt es sich doch um Die
.HSHerbMung der Lehrer Les Volkes, der Arbeiterjugend.
Die nächste Plenarsitzung des badischen
Landtages '
findet am Dienstag, den 21. ds. Mts. statt. Auf der Tagesord-
nung stehe«, vorläufig nur die Berichte der Gefchöftsordnungskom-
miffiou und der Kommission für Rechtspflege und Bertvattnng.
Außerdem ist «mH verzeichnet: Begründung und Beantworftmg
der förmliche» Anfrage der ASg. Dr. Hersurth und Genossen, die
Proviantamtsbäckereien betr. Wahrscheinlich wird aber auch ei«
Teil des Voranschlages, soweit er bi« Dienstag durch den
HkmshaMmlsschntz vorveraten ist, noch beraten werden.
WMFUMWU
So wahr mir Gott Helf!
Eine Bauerngeschicht« aus de», Tanuns
von Fritz Ritzel.
<13. Fortsetzung)
Das Gehörte hatte Georg mächM erMssen. .Jetzt konnte er
sich -in Len Gemütszustand des Vaters HiuMdeukeu, konnte er-
messen, wie schwer der Vater unter Ls», schimpfliche« Verdachte
gelitten haben mußte. Da war es kein Wunder, Daß er jeden nä-
heren Verkehr um seinen Mitmenschen vermied. In seinem lief-
vertetzrcn Stolze hatte er es unter seiner Würde gehalten, den
versteckten MMMd-bgungen offen entgsgenzutreten, in Der richtigen
Erkenntnis, datz ein Protestieren seinerseits gegen Die allgemeine
VoWstimme «mr den Glauben an seine Schuld noch bestärken
Würde. Der getroffene Hund bellt, würde ein jeder gesagt Haven,
Wem: Der Vater mir Worten für seine Ehre Mgotreten wäre, Leun
Niemand hatte ja mit offenen Worten Diese Ehre angegriffen —
heimlich mir, »MfaWar wie M tückischer, böser Geist ging die üble
Nachrede um und niilenoühlle Leu guten MMSn des gegen sie
OWüMcWgen. Da war es ja geradezu ei» Wunder, Latz der Va-
ter nicht M grimmiger MenschenfMd geworden war, sonder»
immer noch Wohlwollen gegen seine Mitmenschen bewies, wenn er
nnnmgÄnMch rnit ihnen Verkehren mutzte. Jeder andere, auch er
selbst, so dachte Georg, würde drr allgemeinen ungerechte» Ver-
dammung mit Groll und Uebelwollen begegnet fe-in.
EM unheimliches Gefühl beschlich den jungen Man»: bei die-
sem Gedanken. Sollte es denn «roch einen Dunklen Punkt im Le-
ven Des Vaters geben, der mit jenen Vorgänger: zusammenhing
und Dessen Erinnerungen dem Wesen des Vaters Diese unerklär-
liche Schwermut ausgeprägt hatte? War diese Schwermut der
Ausdruck von Reue und suchte der Vater durch Wohltaten seine
Schuld zu sühne«? Um Himmelsw-iileu nur Las nicht! Entrüstet
über sich selbst, verwarf Georg Viesen Gedanken. Wie konnte er
nur Den geringsten Zweifel an Der fleckenlosen EhrenhaWKstt LS
Vaters hegen, der ihm von jeher ein Vorbild gewesen war? Ver-
leumd--!!» - von der FamMe Hissenauer so klug ausgesprengt, daß
sie Wie ein ätzendes Gift wirkte. Die Hissenauers mochten sich ja
in den« guten Glaube!« befinden, -Das; ihnen Ladamls unrecht ge-
schehen sei; Molchen war davon gewiß im Innersten überzeugt,
Das hatte Georg heute abend an ihrem ganzen Auftreten gesehM
Mer war es deshalb verzeihlich von den Leuten, Latz sie den Vater
»«WWMMIMWWWN
i heimlich veruttMmpffeu und Vas ganze Dorf gegen ihn anshetzten?
Was würde Georg darum gegeben Haven, wenn es ihm gettirgen
könnte, Vein schönen Matchen zu beweisen, daß sie sich in« Irrtum
befand und daß Vas Recht auf seit«: der Seinen rvar. Wie würde
cs -ihn mit GcrWgtmmg erfüllen, wenn sie notgedrungen Hm Ab-
bitte hätte leisten müsse» 1 Dann wollte er ihr die böse» Worte
heiimzahleu und wollte - nein. Das konnte er nicht! Au eine
VMöhnuug der beide!« FamMe«: war ja Nie und »immer zu
denke» und auch er war entschlossen, allem was Hisfonaner hieß
für sein ganzes Leben aus Dem Wege zu gehen — aber mit Be-
wußtsein den« Mädchen, an das er nnvegrMichelweife so häufig
Denken mußte, ! en« bittere Kränkung znznsttgen — Das könnte er
Nicht über d-as Herz bringen.
4. Kapitel,
Die Reue erwacht.
Wie Ludwig Hissenaner es befürchtet hatte, so war es gekom-
men. Die Schmittebas war empört Mer Las Benehmen Mulchens
Georg Berger gegenüber, und hatte durchaus kein Watt vor den
Mund genommen, als sie dem Mädchen gehörig Len Text las und
ihm unverblümt zu verstchen gab, Daß, wenn Mes von Den Spi-nn-
sluben-abenden für die Folge fernzubleiben Habe, dies niemand
anders sein könne, als Matchen. Dem: sie hätte ja nut aller Ge-
walt Len Streit vom Zaun gebrochen, wahrscheinlich um den bei
allen beliebten Georg aus der Gesellschaft zu graulen. Sie, Vie
Schmittolms, Netze es sich nicht gefallen. Daß Gr lieber Wtterssohn
in ihre!» Haufe grundlos beleidigt würde. Wenn Matchen den
alter«, zwischen beiden FauMien bestehenden Zwist mit dem jun-
gen Manu ausfechten wolle, Lärm möge sie das anderswo besor-
gen, aber nicht in ihrer« vier Wänden.
Das war deutlich — so Deutlich, datz auch Märchen Hisseirauer
der Spinnstube fernblieb. Ludwig dagegen kam gang unbefangen
imch wie vor und suchte durch erhöhte Munterkeit Lei« unangeneh-
men Zwischenfall vergessen zu machen, wobei ihn« das hübsche
Bäscken Sättchen getreulich beistand.
Es war merkwürdig, wie diese beiden junger« Leutchen in
allem Mereiustimmt««, trotzdem sie anscheinend immer auf einem
lustigen Kriegsfüße miteinander standen, und merkwürdig war es
auch, Latz Ludwig sich tum«er ein« halbe Stunde vor Beginn Der
Spiunftube in« Schm-ittschen Hause Mfand, zu Mer Zeit, irr wel-
cher er gewöhnAK Settchen MM in der Wohnstube antraf. Jedes-
mal entspann sich sodann ein ebenso hitziges, wie lustiges Wortge-
fecht, und nicht selten raubte Ludwig dabei Dem sich heftig dagegen
SvZmle NimUMA.
Das Mietsteuergesetz im Reichstag.
Berlin, 18. Febr. Ter Reichstag begann gestern die zweite
Lesung des Mieisteuergesrtzes. Nach der Vorlage so« die Miet-
steuer von Ist Prozent auf insgesamt 50 Prozent der FricdenZmicke
erhöht werden. Nach einem AuSschlWefchluß kann von der Er-
hebung der Miessteurr abgesehen werden, wenn das Einkommen
10000 Mk. nicht übersteigt. Den letzten Betrag wollen die Unab-
hängig«: auf 25000 Mk. festgesetzt wissen- Die Deutschnattonalen
forderten Beseitigung der Wohnungszwaugsivirlschast, ZentrurN,
Demokraten und Sozialdemokraten sprachen sich für die Vor-
lage aus. . - D' '
Die jetzige,: Löhne der Telegrapheuarbetter.
Da in letzter Zeit von der Bevölkerung verschiedene Mitzvcr-
ständnisse über die Löhne der Telegrapheuarbeiter entstandell Md,
möchte«: wir an Reser Stelle die Bevölkerung betreffs dieser An-
gelegenheit aufklären. Ein iMhriger Telegraphenarbetter Ser
Ortsklasse erhält einer: Stnndenlohn von 7.35 Mk., ei«: 24jähriger
8.75 Mk., wouitt der Höchstlohn erreicht ist. Aus diese«« Zahlen ist
ersichtlich, wie wett der Letegraphenarbeiler der Privatinduftrie
gegenüber im Rückstand ist. ' ''
Nach dem Eiserbahnerstreik.
Berlin, 18. Febr. Der Vorstand der Reichsgewerkschasi
deutscher Eisenvahnbeautteri versendet folgende Mitteilung:
„Der erweiterte Vorstand der ReichSgewerkschast deutscher
EtseuSahubcamtcn und Anwärter hat in zweitägiger Sitzung zu
der aus der Streikbewegung sich ergebenden Sachlage Stellung
genommen, insbesondere zur Frage der Disziplinierungen. Aus
allen Ländern und Direktwnsvezirkm lagen Berichte Mer die
wachsende, tiefgehende Erregung infolge der Maffenmatzregelungen
vor. Alle Delegierten waren einmütig Der Meinung, daß diese
Maßnahmen in« Widerspruch stehen zu den Versprechungen, di« der
Reichskanzler den Vertreten» der ReichSgewerkschast gegeben hat
und die zu dem sofortigen Abbruch des Streiks Veigetragen Haven.
Eine zur Klärung der Sachlage entsandte Mordmmg wurde vom
Reichskanzler im Kanzlerzimmer des Reichstags empfangen und
erhielt Anstcherungen, die der erweiterte Vorstand der Reichsgewcrl-
schaft für ansreichend erachtete, um Wetter beruhigend ans die
Mitgliedschaft wirk«, zu können.
Der erweiterte Vorstand betrachtet die Aktion jedoch erst van«
als abgeschlossen, wenn die Frage der Maßregelungen endgültig
befriedigend gelöst sein wird. In» Gegensatz zu den irreführend««
GcnsattonsmekdMse« wird frstgestellt, daß sämtliche Beschlüffe des
erweiterten Vorstandes fast einstümnig gefaßt worden sind."
KowmrmaleS»
BiirgerausschuWAmg itt Attenbach. In der letzten Rnsschntz-
sitzrma wurde nach lebhafter Debatte Re Besold»ugssraae der Ge-
»nMVebeamten geuehmigt. Nach AnhSlNil« der Rechnung Mer
Len Schulhausnmbau Wurde die Sitzmitz geschlosfen.
W MU M iksNllWMSM.
Hockenheim. (ES wird iinu«er toller.) Unrrhöris
Preissttiger-MM!« haben sich bei Lcr Bremcholzvcr«le!aernnsi Z»'
getragen. Für Scheitholz wurde» 1400 «nd 1500 Mk. pro St«r
geboten. Prttgelhvlz kam ans 700 bis -M Ms. Die Preis-
treibereie!» wurden von auswärtig«« Landwirten vorgenommen.
Mannheim. W i n g r o ßet G a « n e r;) Zu der von Alls
schon gemeldeten Verhaftung eines FrachtbriefschwttMers in LeL
Perfon Des Sohnes eines höheren Eissnvahnveamten aus Esch-
Wegs wird «uch berichtei, Latz Der Schwindler Lurch Fälschung
von Frachtbriefen Stoffsendnngen, Keversenduugei: !«. a. vo» «ro-
tzen« Werl ans Avivege leitete. Der Verhaftete gehörte zu einer
Bande von EiskMahnRebsn, Vie in der Aachener Gegend operier-
ten und die Bah »verwalt »na um MMonenwerte geschädigt haben-
Der Eiseuvahnränber wird auch wegen verschiedener anderer
Stvastaten gesucht.
Forback» Wlsaß). (U ebernah »ne Der Mörder Da-
tos.) Mrs dem hiesigen Bahrcho? Haven drei Polizciinipekrorc»
von Straßburg Vie irr Berlin verhafteten beiden Mörder LeS spa-
nischen Ministerpräsidenten Dato iw,» der Deutsch«» Polizei
MrrnEmen. Die beiden Verhafteten werden an Span««» auS-
geliefert.
Untergrombach b. Bruchsal. (Vom Auto «et KL ei.)
BM« Transport eines Rindes wurde der Dieustknecht Les Metz-
gers Kolli beim Dorfeingang von einem Automobil überfahren
»uv M«s Der Stelle getötet.
Frankfurt a. M. (Ein groß« polnisch französischer Platin-
schwindel) ist hier n«!tcM0N»«nen worden. Der LMHri-ge Metzger
Lewkoiviz ans Lodz hat tu» Verein mit einen» Franzosen namens
Desaur einer« hiesigen Kaufmann um 400000 Mt. betrogen, inden»
sie Lern Kanfmann drei Kilogramm Metallspähne als echtes Pla-
tin verkauften. Die Probe, die nach der Untersuchung für die An-
zahlung ausschlaggebend war, hatten die beiden Gauner mit einer
schon berettgeHaltenerr echt«« Platirrprobe ansgesührt. Daraufhin
zahlte der Kansmaun Die Hälfte Les Kanfwertes, nämlich 400000
Mark Len Schwindlern in bar mrs. Die beiden Betrüger sind ent-
kommen.
Wehrenden hübschen Büschen einen Kuß, wahrscheinlich um dem
schlagsertigeri! Mäulchen seiner Gegnerin Vas Widersprechen un-
möglich zu machen. Das Verfahren mutzte sich wohl bewähren,
denn Las Wortgefecht nahm entschieden Men mWderen Charakter
an, setzte auch zuweilen ganz ans, so Laß ein endlicher Friedens-
schluß zwischen den beiden streitenden Parteien immer wahrschein-
licher wurde.
Der Zeitpunkt hierzu rückte schnell« heran, als di« beiden
Wohl dachten. Denn als die Schmittebas eines Abends kurz vor
WM-nachten unerwarteter Weise in Vas Zimmer trat und ihr Seu-
chen in de» Armen Ludwigs fand, La Mrte sich die seither etwas
verschwommene Sachlage überraschend schnell auf. Noch an« »sinn-
lichen Abend wmve Vie Verlobung der Heiden. jungen in der
SpimOuve verkündet und an dem M paar Tage darauf sorgende»
WMnaHtsMcmd feierlich geMosien, da der alte Hissenaner und
seine Frau nicht Vas Geringste gegen die Wahl ihres Sohnes ein-
zuwenden halten.
So große Widersacher Vie beiden Leutchen vorher gewesen, so
verliest schienen sie jetzt inMander zu sein, das; sie mehr als ein-
mal Len gntmüttgen Spott der anderen jungen Leute heranssor-
derlen.
Ruhig Retz Ludwig Hissenauer alle«» Spott Mer M ergehen.
Er schwamm im Glück in dein Bewußtsein .sein Miebtes Settcheik
heimführen zu dürfen nitd war beständig in der Stiimnung, »"
welcher «nan alle Welt umarmen möchte, ganz im Gegensatz M
seiner Schwester Matchen, Vie seit jenen« SMMstuSenabend Ls°
Fröhlichkeit und das Lach«: vollständig verlernt zu haben schien.
Sie hatte aber auch allen Grund dazu verdrossen zu sein. RNA
nur Vie ungeschminkten Derbheiten der Schmittebas Haire sie ruhig
einsteclen «nässen, auch vor« ihrem Vater wurde sie, als er vor: Lew
Vorfall Kenntnis erhalten, mit Vorwürfen überhäuft. Der Alle
war ordentlich böse geworden und hatte ihr strengstens verboten,
jemals wieder rnit einem Mitglied der Familie Berger zn ver-
kehren, oder gar, wie sie Res getan, einen Streit von« Zaune M
brechen. Nm so weniger sei ihr Betragen Georg Berger MM?-
Mer gerechtfertigt gewesen, als sie doch nicht vestimmt gewusst
habe, ob Löbchen Stern im Auftrage Les Burschen gekommen sei!
nach reiflicher Ueverle-gnng sei er, der Vater, zu dem Schluß ge-
kommen, daß Löbchen zwar in gutgemeintem Sinn, aber MM E
eigens Faust bei seiner Anfrage um ihrs Hand gehandelt habe, UM
Latz es Georg Becher «sicht in« Traume eingefallen sei, dem alnu
Händler etnen diesbezüglichen Auftrag zu geben.
(Fortsetzung soigr.)
rischer Seile, nachdem die Mordsesellcn bereits verschwunden waren,
mehrere Prämien ausgesetzt Wörden, die zusammen eine Höhe
von mehreren Millionen ungarischer Kronen ausmachen.
Wie sagte einst ein deutscher Dichter: Die Welt wird schöner
mit jedem Tag, weiß nicht, was das noch werden mag!!
Ausland.
Vertrauensvotum für Poincare.
Parts, 18 Febr. Nach einer lebhaften Kanrrnerdebäsic über
Vie Petersdorfer Zwischenfälle, in der der französische Minister-
präsident mit neuen Sanktion«« gegen Deurschlanv drohte, erhielt
Poincare einetnstimmigeS Vertrauensvotum.
Enlanvs Antwort an Poincare.
London, 17. Febr. Im Unterhanse wurde gestern Die Re-
gierung erneut interpelliert Wer Die Trage Des Eröffnungstermins
von Gemm. Chamberlain antwortete darauf, daß zwar von
französischer Seite ein Aufschub beantragt worden sei, Latz Mer die
Entscheidung darüber einzig und allein der italienischen Ne-
gierung znkomme. Ferner meldet Neuler, daß für die von Paris
aus in UMMf gesetzten Gerüchte, die englische Regierung habe sich
neuerdings mitt Vern Gedanken einer Hinausschiebung der
Konferenz vertraut gemacht, keinerlei Bestätigung vor-
liege, datz im Gegenteil ar: zuständiger Stelle nach wie vor Die Aus-
safsung herrsche, Latz Die Vorarbeiten so weit gediehen seien, Datz
der Eröffnung der Konferenz zur sestgsetzterr Frist keinerlei Hin-
dernis im Wege stehe. Eine Vertagung könne nur in Frage kom-
men, wenn Italien Durch unvorhergesehene Schwierigkeiten ge-
zwnngen würde, Mett entsprscherchen Untmg zu stellen. Diese
halb-amtliche MitiMüug ist fast unmittelbar im AnsWutz an einen
MiWren Besuch LeS italienischen Botschafters bei Lloyd George
Msgsgeben lvordcu.
Meichzcilig meldet Der „Korr;" der „Frkf. Atg." aus Paris:
DK englische Antwort auf das französische Memorandum
«u dec vo« Lorrdon vorgefchlWenru Konferenz der inter-
alliierten Sachverständigen ist gestern dem französi-
schen Botschafter Grafen St. Aulaire übergeben und von diesem
telegraphisch nach Paris weitergegebe« worden. Der englische
Vorschlag lehn« darin der» französischen Vorschlag, zu,
diesen Beratungen auch die Experten der Kleine» Entente
und Polens hrranzuzichen. ab, mit der Begründung, datz eS
ausschließlich Sache derjenigen Mächte, die die Korrferenz von Ge-
nua organisiert hätte«;, sei, deren Programm festz,«setzen. Da die
Konferenz keine interalliierte, sondern eine internationale sei,gehe es
nicht an, zu de« Vorarbeiten die Vertreter einzelner Mächte ein-
zuladen, ohne die anderen Teilnehmer vor den Kopf zu stoßen.
Endlich läßt die englische Antwort durchMäen, datz die Londoner
Regierung die erste französische Note, in der der Antrag auf Ver-
tagung der Konserenz um drei Monate enthalten war, nicht
zu beantworten luder Lase sei, solange nicht die Sach-
verständigen ihre Beratungen ausgenommen hätten.
Erneulsv Sturz des Kabinett Brmsmi.
Rom, IS. Febr. Nach einer Havasmrldung ist das Mini-
sterium Bonomi in der Kammer mit SS5 gegen 107 Etinnnen
in der M indsrhrit geSlieben.
Badische Polttik.
Schulpslittfchs Rundschau.
Heidelberg, den 18. Februar 1922.
Wie mau erfährt, ist der Entwurf eines Rrichsgesstzes Wer die
Neugestaltung der Lehrerbildung fertig gestellt, uns MM Blätter
sind bereits in Der Lage, einiges daraus rnitzuteAen. Zunächst
freilich ist er erst vom ReichsmMrsteMm des Innereu, dem be-
karMKich die Schaclanaelcgenheiicn ses Reiches untrrstchen, au vis
Uttierrichlöministcricn der einzelucu Lüitvcr gegangen. Auch das
badische Unterrichtsministerium wird so Gel-geMeit habe«, sich
mit Liefer Frage n:««« genauer zu beschäftige«. Vielleicht wäre es
nicht unangebracht, wenn durch ende Anfrage im Landtag das
Ministerium sich in Lieser Sache vor der VRksvertrMng äutzern
könnte. Die Reform der LehrerbWung ist so alt wie die Bolks-
fchuLe und dis Lchrervewegung. Die wissenfHafttiche VoMldrmg
auch des VoKKschirklehrers gehört sozusagen zum Mern«n Bc-
stcnK der Forderungen, die zu allen Zeiten Der Schiflresounen
erhoben wurderr. Mer die Erfüllung Lieser Forderung hat erst Nie«
Revolution des 8. November gebracht; es ist vielleicht nicht ganz
unnötig, Liese Tatsache all«: denen in Erinnerung zu bringen,
welche meinen, Re Revolution habe auf dem Gebiet der Schulre-
form nichts gebracht. Der Gesetzentwurf stützt «Ich Denn auch Es
Len K 143 Ms. 2 der Weimarer Verfassung, wo es heißt, Latz die
Lehrerbildung nach der« Grundsätze««, die für die höhere Bildung
««gemein gelten, für das Reich einheitlich zu regeln fei. Demge-
mätz Verlangt Der ß 1 des Gesetzes, Latz alle hanvtamKich ansu-
stelleMen Lehrer mrd Lehrerinnen — mit AnZnahme der rein bc-
rnWtcchnifchen — vor ihrer BeMMrrsdiMMg eine höhere Lehran-
stalt besucht HWKN müssen; isst '§ 2 WM LLW gesagt, Dgtz zur. Be-
russansvildnng Der BMch Mer Hschschitle und praMsch-pSda-
gogische Schul,tng erforderlich sei. Demgemäß sind die bisherige«,
diesen Bestimmungen nicht entsprechenden Anstalten zur Ausbil-
dung von Lehret!: (Vorfeminarc und Seminare) abzubauen.
Dis Bedeutung Dieses Gesetzentwurfes, der hoffentlich recht
bald Gesetz wird, kann nicht hoch gem«s eimeschätzt werden. Denn
damit wird Die Hochschulbildung auch der Bolksschullehrer festge-
legt, und Die Hochschulen werden sich darauf einzustellen haben,
datz ihnen hiermit eine neue und, wie wir slauverr, äußerst wert-
volle Ausgabe erwachsen wird. Freilich wäre es auch nach der
Verfassung möglich, hierfür neue, desmrdere Hochschulen zu schaf-
fen; aber diesem Gedanken steht nicht mir Die Lehrerschaft ge-
schlossen ablehnend gegenüber, sondern auch ganz wichtig« fach-
liche Gründe materieller und ideeller Natur lassen es ungeeignet
erscheine«. Die Bildung einer neuen Art von Hochschule, Diner
pädagogischen Hochschule, würde darum zweifellos auf große
äutzere und innere Hemmungen stoßen. Dazu kommt bei uns in
Bade,«, wie wir schor: früher einmal an dieser Stelle ausgesiihrt
baben, Die Lotsache, Daß wir schon überreich für unser kleines
LcmL mit HocUchulen verschen sind: die beiden Universitäten
Heidelberg und Freiburg, die Handelshochschule in Mannheim
uriL die technische Hochschule in Karlsruhe find zweifellos in der
Lage, ohne all?,«große einschneidende Aenderunge» die neue Auf-
gabe der Lehrerbildung mit zu übernehmen. Als besonders wert-
voll bewachte!: wir dabei Dm weiteren Umstand, Latz in allen Die-
sen Städten schott bisher SemiMvter» Vorhand«« sind, die zum Teil
leicht «in Aufbauschulen «»«gewandelt werden könnten, um so auch
die sozial wichtige Ausgabe Lee Weitervilvung der ländlichen In-
telligenz zu übernehmen, auf der anderen Seite könnten sie irr
praktisch-pädagogische Institute umgewandett werden, die ähnlich
wie die niMzinischen u. a. Institute auf ihrem Gebiet, in die Pra-
xis Les Unterrichts vorbildlich einführ«» könnten. Made in Ba-
den sind also eine ganze Reihe von Wichtigen Vorbedingungen
zur Durchführung Des Gesetzes gegeben, die es ratsam erscheinen
lassen, das; die badische Regierung bald vo« dem Satze des 8 ö
Gebrauch macht, wonach dis Länder befugt find, einschlägige Be-
stimmungen zu treffe«. Da bei uns in Baden der Abbau der Bor-
seminare bereits 1821 begonnen hat und wohl auch weiter geführt
wird, so ist es möglich, hier bald den neuen Weg zu beschreiten.
Wenn auch die grotze Zahl der EchulamtSanwkrter, Wer Lis wir
heute in Baden verfügen, kein« besondere Eile nötig macht, so
sollte darum nm so mehr die hierdurch zur Verfügung stehende
Zeitspanne Laut benützt werden, um in möglichster Gründlichkeit
die noiwendi-gen VmbereUnngen zu treffen. Wir verkennen nicht,
Latz diese Umstellung der Lehrerbildung «ach den verschiedensten
Detter: hin leine leichte Aufgabe ist und Datz eS gründlicher Ucber-
legung bedarf, wie man Nm besten dem Ziel nahekonrau; nm so
mehr ist aber damit auch die Notwendigkeit gegeben; die vorberci-
tenden Arbeiten anfznvauen ans Lern Urteil der SachverstänRgen.
Es darf Wohl angenommen werden, datz bei Lieser wichtigen
Frage das Ministerium nicht allein van ych aus einschneidende
Verordnungen hemusgibt, ohne zuvor den an dieser Reform Be-
teiligten Gelegenheit zu gebe«, ihre Auffassungen darznlegen. Es
dürft« sich darum als zweckmäßig erweisen, wen«« das Ministerium
sich eine«: Stab sachkundiger Männer aus den Reiher: der Leh-
rerschaft, der Seminare und Der Hochschule:, zur Seite stellt, um
mit ihnen gemeinsam Le«: Weg oder die Wege zum Ziele zu bera-
ten. Denn nur wenn alle Instanzen, Vie hier in Betracht kommen,
schon vorher, nicht erst uaMer Hw Auffassungen darlegen können,
nur Darm lärm auch M solider Aufbau erstehen. Leider besitzen
wir in Baden noch nicht wie im benachbarter» WürttenHerg einen
LauD-sschnlrai, Der eine solche Zusammensetzung answeist wie sie
heute geboten erscheint, sonst könnte Lieser sich um diese Frage ve-
kümmcru; solange dies aber Nicht der Fall ist, scheint es uns drin-
gend notwendig, datz das Ministerium sich wie bei der Lesebuch-
nutz Lchrplansrage. besondere Ausschüsse schafft, Re Mitwirken
können. Sollte Pas Unlcrrichlsusinisteri'rtm in Vieser Frage nicht
genügend Energie entwickeln, so wäre e§ eben eine Ausgabe des
pürlttmcntariichen Schuiansschnsscs für Die nötige Beschleunigung
zu sorge». Insbesondere die fozialvenrvkratifche Landtags sraksion
sollte hierauf ihr Augenmerk richten; handelt es sich doch um Die
.HSHerbMung der Lehrer Les Volkes, der Arbeiterjugend.
Die nächste Plenarsitzung des badischen
Landtages '
findet am Dienstag, den 21. ds. Mts. statt. Auf der Tagesord-
nung stehe«, vorläufig nur die Berichte der Gefchöftsordnungskom-
miffiou und der Kommission für Rechtspflege und Bertvattnng.
Außerdem ist «mH verzeichnet: Begründung und Beantworftmg
der förmliche» Anfrage der ASg. Dr. Hersurth und Genossen, die
Proviantamtsbäckereien betr. Wahrscheinlich wird aber auch ei«
Teil des Voranschlages, soweit er bi« Dienstag durch den
HkmshaMmlsschntz vorveraten ist, noch beraten werden.
WMFUMWU
So wahr mir Gott Helf!
Eine Bauerngeschicht« aus de», Tanuns
von Fritz Ritzel.
<13. Fortsetzung)
Das Gehörte hatte Georg mächM erMssen. .Jetzt konnte er
sich -in Len Gemütszustand des Vaters HiuMdeukeu, konnte er-
messen, wie schwer der Vater unter Ls», schimpfliche« Verdachte
gelitten haben mußte. Da war es kein Wunder, Daß er jeden nä-
heren Verkehr um seinen Mitmenschen vermied. In seinem lief-
vertetzrcn Stolze hatte er es unter seiner Würde gehalten, den
versteckten MMMd-bgungen offen entgsgenzutreten, in Der richtigen
Erkenntnis, datz ein Protestieren seinerseits gegen Die allgemeine
VoWstimme «mr den Glauben an seine Schuld noch bestärken
Würde. Der getroffene Hund bellt, würde ein jeder gesagt Haven,
Wem: Der Vater mir Worten für seine Ehre Mgotreten wäre, Leun
Niemand hatte ja mit offenen Worten Diese Ehre angegriffen —
heimlich mir, »MfaWar wie M tückischer, böser Geist ging die üble
Nachrede um und niilenoühlle Leu guten MMSn des gegen sie
OWüMcWgen. Da war es ja geradezu ei» Wunder, Latz der Va-
ter nicht M grimmiger MenschenfMd geworden war, sonder»
immer noch Wohlwollen gegen seine Mitmenschen bewies, wenn er
nnnmgÄnMch rnit ihnen Verkehren mutzte. Jeder andere, auch er
selbst, so dachte Georg, würde drr allgemeinen ungerechte» Ver-
dammung mit Groll und Uebelwollen begegnet fe-in.
EM unheimliches Gefühl beschlich den jungen Man»: bei die-
sem Gedanken. Sollte es denn «roch einen Dunklen Punkt im Le-
ven Des Vaters geben, der mit jenen Vorgänger: zusammenhing
und Dessen Erinnerungen dem Wesen des Vaters Diese unerklär-
liche Schwermut ausgeprägt hatte? War diese Schwermut der
Ausdruck von Reue und suchte der Vater durch Wohltaten seine
Schuld zu sühne«? Um Himmelsw-iileu nur Las nicht! Entrüstet
über sich selbst, verwarf Georg Viesen Gedanken. Wie konnte er
nur Den geringsten Zweifel an Der fleckenlosen EhrenhaWKstt LS
Vaters hegen, der ihm von jeher ein Vorbild gewesen war? Ver-
leumd--!!» - von der FamMe Hissenauer so klug ausgesprengt, daß
sie Wie ein ätzendes Gift wirkte. Die Hissenauers mochten sich ja
in den« guten Glaube!« befinden, -Das; ihnen Ladamls unrecht ge-
schehen sei; Molchen war davon gewiß im Innersten überzeugt,
Das hatte Georg heute abend an ihrem ganzen Auftreten gesehM
Mer war es deshalb verzeihlich von den Leuten, Latz sie den Vater
»«WWMMIMWWWN
i heimlich veruttMmpffeu und Vas ganze Dorf gegen ihn anshetzten?
Was würde Georg darum gegeben Haven, wenn es ihm gettirgen
könnte, Vein schönen Matchen zu beweisen, daß sie sich in« Irrtum
befand und daß Vas Recht auf seit«: der Seinen rvar. Wie würde
cs -ihn mit GcrWgtmmg erfüllen, wenn sie notgedrungen Hm Ab-
bitte hätte leisten müsse» 1 Dann wollte er ihr die böse» Worte
heiimzahleu und wollte - nein. Das konnte er nicht! Au eine
VMöhnuug der beide!« FamMe«: war ja Nie und »immer zu
denke» und auch er war entschlossen, allem was Hisfonaner hieß
für sein ganzes Leben aus Dem Wege zu gehen — aber mit Be-
wußtsein den« Mädchen, an das er nnvegrMichelweife so häufig
Denken mußte, ! en« bittere Kränkung znznsttgen — Das könnte er
Nicht über d-as Herz bringen.
4. Kapitel,
Die Reue erwacht.
Wie Ludwig Hissenaner es befürchtet hatte, so war es gekom-
men. Die Schmittebas war empört Mer Las Benehmen Mulchens
Georg Berger gegenüber, und hatte durchaus kein Watt vor den
Mund genommen, als sie dem Mädchen gehörig Len Text las und
ihm unverblümt zu verstchen gab, Daß, wenn Mes von Den Spi-nn-
sluben-abenden für die Folge fernzubleiben Habe, dies niemand
anders sein könne, als Matchen. Dem: sie hätte ja nut aller Ge-
walt Len Streit vom Zaun gebrochen, wahrscheinlich um den bei
allen beliebten Georg aus der Gesellschaft zu graulen. Sie, Vie
Schmittolms, Netze es sich nicht gefallen. Daß Gr lieber Wtterssohn
in ihre!» Haufe grundlos beleidigt würde. Wenn Matchen den
alter«, zwischen beiden FauMien bestehenden Zwist mit dem jun-
gen Manu ausfechten wolle, Lärm möge sie das anderswo besor-
gen, aber nicht in ihrer« vier Wänden.
Das war deutlich — so Deutlich, datz auch Märchen Hisseirauer
der Spinnstube fernblieb. Ludwig dagegen kam gang unbefangen
imch wie vor und suchte durch erhöhte Munterkeit Lei« unangeneh-
men Zwischenfall vergessen zu machen, wobei ihn« das hübsche
Bäscken Sättchen getreulich beistand.
Es war merkwürdig, wie diese beiden junger« Leutchen in
allem Mereiustimmt««, trotzdem sie anscheinend immer auf einem
lustigen Kriegsfüße miteinander standen, und merkwürdig war es
auch, Latz Ludwig sich tum«er ein« halbe Stunde vor Beginn Der
Spiunftube in« Schm-ittschen Hause Mfand, zu Mer Zeit, irr wel-
cher er gewöhnAK Settchen MM in der Wohnstube antraf. Jedes-
mal entspann sich sodann ein ebenso hitziges, wie lustiges Wortge-
fecht, und nicht selten raubte Ludwig dabei Dem sich heftig dagegen
SvZmle NimUMA.
Das Mietsteuergesetz im Reichstag.
Berlin, 18. Febr. Ter Reichstag begann gestern die zweite
Lesung des Mieisteuergesrtzes. Nach der Vorlage so« die Miet-
steuer von Ist Prozent auf insgesamt 50 Prozent der FricdenZmicke
erhöht werden. Nach einem AuSschlWefchluß kann von der Er-
hebung der Miessteurr abgesehen werden, wenn das Einkommen
10000 Mk. nicht übersteigt. Den letzten Betrag wollen die Unab-
hängig«: auf 25000 Mk. festgesetzt wissen- Die Deutschnattonalen
forderten Beseitigung der Wohnungszwaugsivirlschast, ZentrurN,
Demokraten und Sozialdemokraten sprachen sich für die Vor-
lage aus. . - D' '
Die jetzige,: Löhne der Telegrapheuarbetter.
Da in letzter Zeit von der Bevölkerung verschiedene Mitzvcr-
ständnisse über die Löhne der Telegrapheuarbeiter entstandell Md,
möchte«: wir an Reser Stelle die Bevölkerung betreffs dieser An-
gelegenheit aufklären. Ein iMhriger Telegraphenarbetter Ser
Ortsklasse erhält einer: Stnndenlohn von 7.35 Mk., ei«: 24jähriger
8.75 Mk., wouitt der Höchstlohn erreicht ist. Aus diese«« Zahlen ist
ersichtlich, wie wett der Letegraphenarbeiler der Privatinduftrie
gegenüber im Rückstand ist. ' ''
Nach dem Eiserbahnerstreik.
Berlin, 18. Febr. Der Vorstand der Reichsgewerkschasi
deutscher Eisenvahnbeautteri versendet folgende Mitteilung:
„Der erweiterte Vorstand der ReichSgewerkschast deutscher
EtseuSahubcamtcn und Anwärter hat in zweitägiger Sitzung zu
der aus der Streikbewegung sich ergebenden Sachlage Stellung
genommen, insbesondere zur Frage der Disziplinierungen. Aus
allen Ländern und Direktwnsvezirkm lagen Berichte Mer die
wachsende, tiefgehende Erregung infolge der Maffenmatzregelungen
vor. Alle Delegierten waren einmütig Der Meinung, daß diese
Maßnahmen in« Widerspruch stehen zu den Versprechungen, di« der
Reichskanzler den Vertreten» der ReichSgewerkschast gegeben hat
und die zu dem sofortigen Abbruch des Streiks Veigetragen Haven.
Eine zur Klärung der Sachlage entsandte Mordmmg wurde vom
Reichskanzler im Kanzlerzimmer des Reichstags empfangen und
erhielt Anstcherungen, die der erweiterte Vorstand der Reichsgewcrl-
schaft für ansreichend erachtete, um Wetter beruhigend ans die
Mitgliedschaft wirk«, zu können.
Der erweiterte Vorstand betrachtet die Aktion jedoch erst van«
als abgeschlossen, wenn die Frage der Maßregelungen endgültig
befriedigend gelöst sein wird. In» Gegensatz zu den irreführend««
GcnsattonsmekdMse« wird frstgestellt, daß sämtliche Beschlüffe des
erweiterten Vorstandes fast einstümnig gefaßt worden sind."
KowmrmaleS»
BiirgerausschuWAmg itt Attenbach. In der letzten Rnsschntz-
sitzrma wurde nach lebhafter Debatte Re Besold»ugssraae der Ge-
»nMVebeamten geuehmigt. Nach AnhSlNil« der Rechnung Mer
Len Schulhausnmbau Wurde die Sitzmitz geschlosfen.
W MU M iksNllWMSM.
Hockenheim. (ES wird iinu«er toller.) Unrrhöris
Preissttiger-MM!« haben sich bei Lcr Bremcholzvcr«le!aernnsi Z»'
getragen. Für Scheitholz wurde» 1400 «nd 1500 Mk. pro St«r
geboten. Prttgelhvlz kam ans 700 bis -M Ms. Die Preis-
treibereie!» wurden von auswärtig«« Landwirten vorgenommen.
Mannheim. W i n g r o ßet G a « n e r;) Zu der von Alls
schon gemeldeten Verhaftung eines FrachtbriefschwttMers in LeL
Perfon Des Sohnes eines höheren Eissnvahnveamten aus Esch-
Wegs wird «uch berichtei, Latz Der Schwindler Lurch Fälschung
von Frachtbriefen Stoffsendnngen, Keversenduugei: !«. a. vo» «ro-
tzen« Werl ans Avivege leitete. Der Verhaftete gehörte zu einer
Bande von EiskMahnRebsn, Vie in der Aachener Gegend operier-
ten und die Bah »verwalt »na um MMonenwerte geschädigt haben-
Der Eiseuvahnränber wird auch wegen verschiedener anderer
Stvastaten gesucht.
Forback» Wlsaß). (U ebernah »ne Der Mörder Da-
tos.) Mrs dem hiesigen Bahrcho? Haven drei Polizciinipekrorc»
von Straßburg Vie irr Berlin verhafteten beiden Mörder LeS spa-
nischen Ministerpräsidenten Dato iw,» der Deutsch«» Polizei
MrrnEmen. Die beiden Verhafteten werden an Span««» auS-
geliefert.
Untergrombach b. Bruchsal. (Vom Auto «et KL ei.)
BM« Transport eines Rindes wurde der Dieustknecht Les Metz-
gers Kolli beim Dorfeingang von einem Automobil überfahren
»uv M«s Der Stelle getötet.
Frankfurt a. M. (Ein groß« polnisch französischer Platin-
schwindel) ist hier n«!tcM0N»«nen worden. Der LMHri-ge Metzger
Lewkoiviz ans Lodz hat tu» Verein mit einen» Franzosen namens
Desaur einer« hiesigen Kaufmann um 400000 Mt. betrogen, inden»
sie Lern Kanfmann drei Kilogramm Metallspähne als echtes Pla-
tin verkauften. Die Probe, die nach der Untersuchung für die An-
zahlung ausschlaggebend war, hatten die beiden Gauner mit einer
schon berettgeHaltenerr echt«« Platirrprobe ansgesührt. Daraufhin
zahlte der Kansmaun Die Hälfte Les Kanfwertes, nämlich 400000
Mark Len Schwindlern in bar mrs. Die beiden Betrüger sind ent-
kommen.
Wehrenden hübschen Büschen einen Kuß, wahrscheinlich um dem
schlagsertigeri! Mäulchen seiner Gegnerin Vas Widersprechen un-
möglich zu machen. Das Verfahren mutzte sich wohl bewähren,
denn Las Wortgefecht nahm entschieden Men mWderen Charakter
an, setzte auch zuweilen ganz ans, so Laß ein endlicher Friedens-
schluß zwischen den beiden streitenden Parteien immer wahrschein-
licher wurde.
Der Zeitpunkt hierzu rückte schnell« heran, als di« beiden
Wohl dachten. Denn als die Schmittebas eines Abends kurz vor
WM-nachten unerwarteter Weise in Vas Zimmer trat und ihr Seu-
chen in de» Armen Ludwigs fand, La Mrte sich die seither etwas
verschwommene Sachlage überraschend schnell auf. Noch an« »sinn-
lichen Abend wmve Vie Verlobung der Heiden. jungen in der
SpimOuve verkündet und an dem M paar Tage darauf sorgende»
WMnaHtsMcmd feierlich geMosien, da der alte Hissenaner und
seine Frau nicht Vas Geringste gegen die Wahl ihres Sohnes ein-
zuwenden halten.
So große Widersacher Vie beiden Leutchen vorher gewesen, so
verliest schienen sie jetzt inMander zu sein, das; sie mehr als ein-
mal Len gntmüttgen Spott der anderen jungen Leute heranssor-
derlen.
Ruhig Retz Ludwig Hissenauer alle«» Spott Mer M ergehen.
Er schwamm im Glück in dein Bewußtsein .sein Miebtes Settcheik
heimführen zu dürfen nitd war beständig in der Stiimnung, »"
welcher «nan alle Welt umarmen möchte, ganz im Gegensatz M
seiner Schwester Matchen, Vie seit jenen« SMMstuSenabend Ls°
Fröhlichkeit und das Lach«: vollständig verlernt zu haben schien.
Sie hatte aber auch allen Grund dazu verdrossen zu sein. RNA
nur Vie ungeschminkten Derbheiten der Schmittebas Haire sie ruhig
einsteclen «nässen, auch vor« ihrem Vater wurde sie, als er vor: Lew
Vorfall Kenntnis erhalten, mit Vorwürfen überhäuft. Der Alle
war ordentlich böse geworden und hatte ihr strengstens verboten,
jemals wieder rnit einem Mitglied der Familie Berger zn ver-
kehren, oder gar, wie sie Res getan, einen Streit von« Zaune M
brechen. Nm so weniger sei ihr Betragen Georg Berger MM?-
Mer gerechtfertigt gewesen, als sie doch nicht vestimmt gewusst
habe, ob Löbchen Stern im Auftrage Les Burschen gekommen sei!
nach reiflicher Ueverle-gnng sei er, der Vater, zu dem Schluß ge-
kommen, daß Löbchen zwar in gutgemeintem Sinn, aber MM E
eigens Faust bei seiner Anfrage um ihrs Hand gehandelt habe, UM
Latz es Georg Becher «sicht in« Traume eingefallen sei, dem alnu
Händler etnen diesbezüglichen Auftrag zu geben.
(Fortsetzung soigr.)