Latz in den großen Fragen der Welureschichte sie keine Rolle spiel-
ten, und man könne auch mit der Heranziehung der Frau speziell
zum Amt eines Richters noch warten, aber für Schössen und Ge-
schworene usw., Wie schon bemerkt, eigneten sie sich durchaus. Die
Frau gibt sich viel Mühe, wenn sie ein neues Amt erhält. Ran
sollte sie deshalb auch aus dem Justizdienst nicht ausschalten.
Ihre Zulassung ist einfach die Konsequenz ihrer Wählbarkeit zu
den Parlamenten. Das Seelenleben der Frau ist von dem des
Mannes sehr verschieden; deshalb kann sie einen neuen Zug in das
Rechtslebeu bringe«. Man sollte nur Vertrauen zur Frau haben;
sie dränge sich nicht sehr zahlreich zur Justizpflege. Bei Jugend-
gerichten spielt die Mütterlichkeit der Frau zweifellos eine Rolle.
Man solle ihnen nur bestimmte Fälle gebest (ein sozialdemokrati-
scher Jurist erklärte dies sür möglich). Die Frau geht ost andere
Wege Wie der Mann, das ist vielleicht auch für das Rechtsleben
kein Fehler. Schon seit langen Jahren bestehen Rechtsauskunst-
stellen für Frauen, von Frauen geleitet, und man hat damit gute
Erfahrungen gemacht.
Zum Schluffe äußerte sich der Justiz «brüt st er noch dahin,
sein Ministerium wolle mit der Zulassung der Frau zum Richter-
amt sich zunächst noch zurückhaltend verhalten, aber die Zulassung
der Frau zu Schöffen und Geschworenen sei heute schon leine
Frage mehr. Als Beisitzer bei den Handelsgerichten, an den
Jugendgerichten, bei Streitigkeiten über Mietangelegenheiten usw.
leiste die Frau gute Dienste. In diesem Sinne betrachte er auch
das Ergebnis der heutigen Debatte.
Ueber die eingereichte, schon erwähnte Resolution soll erst
am Mittwoch abgestimmt werden. Damit war diese inter-
essante und auch politisch wertvolle Sitzung zu Ende.
Badischer Landtag.
(17. Sitzung.)
Kurze Anfragen. — Ctfenbahnersragen.
Karlsruhe, 1. März. Zu Beginn der heutigen Landtags-
sitzuirs, die über vier Stunden dauerte, wurden zchiächst einige
kleine Anfragen beantwortet. In einer förmlichen Anfrage ver-
langte Der Zentrumsabgeovd-nete Seubert Auskunft darüber,
was die badische Regierung hinsichtlich Der Gleichstellung der ehe-
mals Had i scheu Eis c nvah nbeamten mit denen and erer Länd er
unternommen und welchen Erfolg fie Lei der Reichsregierung er-
zielt habe. Gleichzeitig berichtete er im Auftrage Des Haushalts-
ausschusses über die Gesuche mehrerer Eiseuba-h nbeamten-oertre-
tungsn über Vie Einstufung früherer badischer Eisestbahnboamteit
in die Reichsbesokdungsordnung und wies auf die Benachteiligung
Badens den bayrischen und württembergischen Eiseubahnboamlen
gegenüber hin. Der Reichskanzler möge sich endlich einmal an das
Problem der Dezentralisation Hercimnächen. Der Antrag des
Haushalisausschusses ging Dahm, Nitz die badische Regierung um-
gehend Den Staatsgerichtsyof aumfe, wenn nicht eine entgegm-
kemmende Entscheidung erfolge.
Aus Anregung Des Präsidenten Witteman n unterblieb eine
DeNfite über den EiseWMnersrreU, Der in -einer -besonderen
Sitzung besprochen werden soll.
Finanzministcr Köhler
erklärte, Die VerhMM»»stg«n nrit dem ReichSve-rk-chrs- und Reichs-
sinanzministerlum über die endgültige Einstufung Der bisherigen
NMfchen EiMbähnb«mt«u in.Die RM)svesoDltngsordrMNg seien
iroch nicht abgeschlossen. Falls die Verhandlungen nicht zu einem
befriedigenden Ergebnis führtet,, werde die badische Regierung
den Staatsgerichtshof amufen. Reichskanzler Dr. Wirth habe
bei seinem kürzlichen Besuch in Karlsruhe Berücksichtigung Der
Wünsche der badischen Eisenbahner zmesagt.
Der so zi a l d e m. Abgeordnete Wirth sah Die Schuld für
Die heutige schlechte Lage Der Ei-s-enbahner in der verkühle« Stznr-
politik vor vorrevolutionären badischen FinanzmimflMs rmd in
dem Verhalten Der Eisenbahngeneraldirektion KarlsrNhe bei der
Uebergave der MU-schen Bahnen an das Reich- - G-eW« die An-
griffe seines Bruders, wurde -er. frühere badisch« FitMrrzminister
und jetzige Reichskanzler Dr. Wirw) von dem ZeutrMnsabg.
Föhr in Schutz genommen. Er sowohl, wie Der Sprecher der
Deinokrateu Abg.. Dr: Glöckner und Der Vertreter Der Deutsch-
volksparteilichen Gruppe, Abg. Weber zollte»« der badischen
Effenbahlterfchast für ihr« Arbettsfrend-igkeit hohes Lob und tra-
ten für deren berechtigte Wünsche- ein. Der Loutschnafionale Abg.
Hanemann erinnerte Daran, Daß seine Fraktion schott vor zwei
Jahren bei der Frage Der BerreMichung vor .iberetlten Schritten
gewarnt habe und billigte Die kräftigen Worte Des Fiu-anzmfifi-
sters gegenüber deut ReickM^rkehrÄnintsterinui. Auch Abg. Klai-
ber vom Landbund befürwortete die Wünsche der Eisenbahner,
während Mg. Dr. Schofer vorn Zentrum der EinmütWeit, mit
Welcher von Berlin Die Rechte Der badischen Beamten besördert
werden, Ausdruck verliehen.
Nach persönlichen Auseinandersetzungen zwischen Abg. Dr.
Schofer und dem LandbmDavg. Hagin kam ein Antrag zur
Annahme, durch de» das Haus die Schritte der badischen Regie
rung in dieser Angelegenheit billigt; ebenso wurde der Antrag
-es HMshaltsMsschuffes astg-e-nonnnen,
Ss wahr mir Gott Helf'!
Eine Bauernseschtchte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel. .
(23. Fortsetzung)
Ein unheimliches Gefühl beschlich das Mädchen. Wollt« Die
Mutter bei der llitterreÄuM mit Georg Berger diefent drohen, Daß
sie seinen Vater unglücklich mache, wenn er nicht Nie Begegnung im
Walde verschweige? Das Durfte nicht geschehen!
HUsefuchenD sah Märchen den Pater an, doch dieser schien die
letzten Worte seiner Frau gar nicht gehört oder Deren Sinn ersatzt
zu haben, Denn- mit halb vorsenoMem Oberkörper stand er in Der
Nähe des Fensters und sah Hinaus aus Den Hof, als ginge Dort
Wieder etwas vor, was fein« ganze AusmerffamfM erregte.
Ms lese Fran Hissenauer -auf Dein Antlitz Der Tochter Deren
Gebautem, besann sie wieder in einem ruhigen saft mAden Ton:
„Geh nur hin, Matche, un tu was ich Dir gesagt hab! .Ich
mutz mit Des Bergers Schorsch rede! E gut Wort find e gut -Statt!
Ich waatz jo, was du «Mich mit ihm gehabt host un waatz nach,
datz er dir M Mehr bös is Des Settche Hot mir alles verMM.
Vielleicht Werd noch alles gut!"
Der bedeutungsvolle Nachdruck, welchen Frau Sabine auf die
letzten. Worte legte, wecktsn -in «dem Mädchen einen Sturm Der
WiderstreitendstM EntpfiuDnstge«. Beabsichtigte Die Mutter bas
Schweigen Georgs zu erkaufen, ordern fi-e ihm Die Aussichten' auf
Die Hand der Tochter, aus ihre Hand »rächte? Matchen wutzte ja,
-atz Georg ihr zugetan war --- deutlich hatte sie es ve ijener Unter-
übung mit Um gefühlt und gesehen, sie Hatte es von den Basen
in den letzten Tagen tu allen Tonarten gehört. Mit geheimer
Wonne erfüllte fie der Gedanke, Datz Georgs Herz ihr gehör«, und
Wem« si« sich auch selbst sagte, datz bot Den obwaltenden Verhnliuis-
sen- an «ine ernstliche Annäherung Des BMfchen nicht zu deuter«
sei — sie koniste Die Träume, Di« sich alle um feine Gestalt woben,
nicht bannen, koitute Den Ihrigen zn-Ueb sich nicht zu Dem Gefühl
-er Abneigung gegm Den Sohn Der feiiMichen Familie zwingen.
Und jetzt sollte Hr das Glück; an welches sie sich selbst zu deuten
verbot und Vas sie doch mit bernueudem Herzen begehrt«, viel-
reicht dennoch werden? Aber nicht Lus Der gegenseitigen sreiert
Entschließung der Herzen, sondern auf dem Wege eines lichtscheuen
Hanvels? St« sollte Vlcucicht der Preis für das Schweigen Georgs
sein? Ein Gefühl uuföalicher Deschämnng ergriff sie, ein mit Bit-
Di« nächste Sitzung findet Donnerstag nachmittag
Uhr statt. In ihr steht Der Staatsvoranfchilag beim Titel
Landtag zur Beratung.
Aus den Ausschüssen des Landtags.
(Bon unserem parlamentarischen Mitarbeiter.)
HaushalrsanSschuß um» Staatsministerium.
In Der Dienstag-Vormittagsitzung des Haushalts ausfchusses
wurde die Schlutzberatung Des Voranschlages Des Staatsmini-
ster-Wms vorgenonunen. Dabei tvurden u. a. noch folgende Be-
schlüsse gefaßt uM Anregungen gegeben:
Bei einer Stimmenthaltung wurde der Posten: Allgemeiner
Fonds sür sachlichen und persönlichen Aufwand der Dtaatsregie-
rung (RepräsentatronSpflichten) von 100 WO Mk. Es 200 000 Mk.
erhöht, da er infolge der Geldentwertung und der Verpflichtung,
mit allen Schichleit der BevölkerttM in Verkehr zu treten, nicht
mehr ausreicht.
Auch das Mnfwendungsgöld Des Berliner badischen Gesandten
im Betrage von 50 000 Mk. reicht zur Bestreitung der noMendigeu
Ausgaben Des Vertreters von Boden Nicht ans; es soll gleich-
falls erhöht werden. Bayern HM zu diesem Zwecke 75 000 Mk.,
Sachsen 62 000 Mk. ausgeworsen. Das Staatsmiuisteriu-m schlägt
später Dem Landtage die beabsichtigte Regelung vor.
Die Bemängelung eines ZentruiMsredners, datz den Berliner
Stenotypistinnen und Bürogehilfinnen Die gesamten Beiträge zur
sozialen Versicherung vom Staate gezahlt werden, wurde von
einem sozialdenMlrafifchön Redner zurückgewiesen. Es bleibt
also bei dem jetzigen Zustand.
Bei Dem Titel: Grenzberichtigungskoften verlangten zwei
sozialdemokratische Redner, datz endlich di« sogen, „monarchischen"
Grenzpsiihle zwischen Baden und den anderen Ländern in der
Aufschrift geändert werden. Die Regierung erklärt, entsprechende
Vorarbeiten seien geinacht; Die Grenzvsichle würde»» entsprechend
der jetzigen Staatsform hergerichtet.
Damit war Die Beratung Des Äomn-chkages'-drs' WjMMstlE
steriuins erledigt.
Die Beamten-Eingaben.
Der Hnushaltsausfchuß beschloß prinzipiell bezüglich der Pe-
titionen, soweit dir Höherstufungen einzelner Beamten betreffen,
sic durch den Staatsvoranschlag für erledigt zu erklären, soweit sie
Aendernugen des Besoldungs-Gesetzes betreffen, der Regierung
empfehle,u» nnd zur Kenntnis zu überweisen.
Ausland.
Die Aufhebung des englischen Protektorats
über Aegypten.
Paris, 1. März. Die Engländer haben durch eine Pro-
klamation von Lord Allenby in Kairo und gleich-
zeitig durch Erklärungen Lloyd Georges im Unterhaus
das Protektorat Wer Aegypten als beendet erklärt, immerhin mit
der ausdrücklichen Bedingung, datz der gegenwärtige Zustand für
die territoriale Verteidigung und sür die Ausrech 1 erh al -
tun« der Verbindungen des britischen Reiches sowie der
Schutz der Ausländer so lange veivehalten werde, vis die Acgyp-
ter genügend Grundlagen zur Sicherung der britischen Reichs-
interessen gegeben Haven. Mit diesem Vorbehalt also wird Aegyp-
ten als souveräner nnd unabhängiger Staat erklärt.
Badische Politik.
Nochmals: Der Stauda! der südwestdeutscheu
Kleinstaaterei.
Heidelberg, 2. März.
Die sozialdemokratische Fraktion des badischen Landtags hat
einen A n t r a g folgend cn Inhalts ei «-gebracht:
„Die Perwalinng des eyemaiigcn Truppenübungsplatzes
Heuberg wurde im Frühjahr 1920 dem württembergischen Lan-
dessinauznmt 3 unterstellt, ohne datz vorher mit den inLeressicr-
ten badischen Gemeinden, Vic territorial und politisch Leu badi-
schen Behörden unterstehen, Rückibrache gepflogen worden wäre.
Diese Tatsache hat in -en Md. Gemeinden Stetten a. k. M.,
Oberglashütte, Hartheim, Heffnstetten grotzes Befremden erregt,
da sie in Den meisten ihre Lebensittteressen berrHrenden wichti-
gcn Frage,l mit württembergischen Behörden zu uuterhandel-it se-
zwtmgen sind. Durch Liesen Umstand ist ein« Komplizierung der
wirtschaftlichen Verhältniffc sür die genannten Gemei-nDen und
deren Bevölkerung ÄUMtreken, durch die beide Teile schtucc ge-
schädigt sind. Di«, badische sozigldomokratische Landlagsfraltion
stellt deshalb Den Antrag, der Landtag wolle beschließen, die R«-
gievung zu ersuchen, bei Der Reichsregiemng Dayin zu wirken,
Datz bei -der bevorstehenden Umorganisierung Der ReichSschatzver-
wvltnng der eh-emalige TruppenWungsUatz Heuberg den« Ver-
waltungsgebitt Des badischen Landesfinanzamts zngeteilt wird."
terkeit gegen Di« Mittler geufifchteI Vange-n vor dem Schritte, wel-
chen die kluge, überlegende Fran beabsichtigte, und fl-ch-end wollte
sie Einspruch Dagegen erheben, als ein wilder Fluch Des Vaters
sic erschreckt nach Diesem Mm Metz.
„Wenn nur e Gewitter -es HNMsvM verschmeiße tät!" hatte
AndrBas Hissenauer mit dem Fuße stampfend ausgerusen, inNm
er im-nwr noch gespannt nach dem Hose sah. „Unser Herrgott ver-
leih mir des Fluche", führ er dann-, wie mechanisch mit sich selbst
redend, fort. „Er find nir, Gott sei Dank, er find »fit! Lotz dich
haarngeige »nit Deim SMrhrmd!" In Der Stimme Des Bauern
klang es wie Triumph. „Des tät grad noch fehle, Datz er die
Htiew-el anstzhusifsktt — Dann wär unser Bub verlor«, ob ers
f-ewcse is oder nit!"
Matchen war neben die Mutter an das andere Fenster getreten
und sah in dm Hof. Dort war -er wieder zurückgekchrte Forst-
wart. Hösel dem Anschein« nach damit beschäftigt, seinen Es Der
Försterei geholten Schweitzhnng auf eine Spur zu leiten, denn im-
mer wieder hielt er dm, Tier« einen Gegenstand -- dem Anscheine
nach ein Kleidungsstück vor — und forderte dasselbe mit ermun-
ternden Zurufen -aus, Li« Spur aufzunchmen. Der Hund schnüf-
felte überall am Boden herum, lies aber stets wieder nach dem
VorderhMtse, offenbar zum großen Aerger seines Herrn; Der in die-
sem Zurückläufen WM ein MMiMest seiner. Mstchten sah.
Von dem Mhenitentor Ms sahen Die Knechte Deut Beginnen
des F-orstwarts neugierig zu rned schiene« Nicht WÄ Lust zu Haven,
die Bemühungen des Beamten höhnisch M kritisieren. Schott wur-
den Zurufe laut -wie: „Is des Ihr berühmter Wchwaatzhund, Herr
Forstwarts" oder „Vielleicht fiM er etwas, wenn Sie ihm Walz
uff de Schwanz streue!" Bemerkungen, welchen der Beamt«, ein ver-
ächtliches Schweigen entgegensetzt«. Ms aber Der immer zu dnrn-
nr-eu Streichen ausgelegte Stallbnbe, Lips, ein Paar alte Schlappen
zum Vorschein brachte und dieselben unter dem Gelächter der Mo-
deren Dein Forstawrt mit harmloser Miene und Der Frage vor-
hielt: „Sinn se des vielleicht, Herr Förstwart?" da erwachte in
dem starr hin-MenDeu Andreas Hissmauer der an unbedingte
Zucht und Ordnung in seinem Hanse gewohnte Gebieter. Heftig
riß er Latz Fenster aus nicd ries hinaus:
„Geht an euere Arbeit, Hr Leit!" und zu Dem Förstwart ge-
wendet, fuhr er sott: „Wenn Sie Haussuchung zu haM haive,
Herr Förstwart, dann is es Ihr Pflicht un Schuldigkeit, datz Wie
mich zu-zi-eh-e! Verstanne?"
«Ich waatz, WM ich zu tn« Hab, Herr Hiffenmter", antwortete
, . Dazu- Dhreibt «Mer Ma-nnhe-inter «SAWesteMattr.-
Der V'v rsitzen ö e M sbziMGlMMsOen LanDtagssrak -
tion, der diesen Antrag an erster Melle unterzeichnet hat, ist, so
viel uns Mannt, immer noch «in Gegner des politischen Zu-
sammenschlüffes von Baden und Wütttnnbers. Inwieweit er ans
Dies« seist« persöMche Gtellungnahme zn Dieser Frage dm sach-
lichen Gegenargumentm Einfftltz gestattet Die stch gerade in -er
letzten Zeit wieder hänfen, rmd zu denen der vorBiegende Fall
eins» »reuen charaktettstischm Beitrag liefert, N»S ontzieht sich un-
serer Kenntnis. Wir möchten aber nicht versäumen, ihn ans -je
Einwendungen hinzuwelsen, die Das Hauptorgan unserer
wü-tttembergischen Partei, die „Schwäbische Tagwacht" ist
Stuttgart, in Hrer Nr. 49 vom 28. Febr. D. I. vom württe m-
bergischen Standpunkt Es gegen den Antrag unserer badi-
schen LandtagsfraMon erhebt, indenr es schreibt:
„Weist -.Diese MuauftrÄeMe verwaltungspolitische Streit-
smge nicht ebenfalls Ms -di« Zweckmäßigkeit eines engeren Zu-
sammenschlusses zwischen Württemberg, Baden und Hohenzollern
hin? Denn wenn Das Heuverggobict dem badis ch e n Landes-
ftnauzamt zugeteilt würde, träten selbstredend Die jetzt sür die
badischen Gemeinden angeflihrtetl Schwierigkeiten Wr Die wiict-
temvergischrn »>nd hohmzollerischen Heubergorlc i»r Die Er-
schoinung."
Unsere Landlagsfraktio»t Wird kau»»» i-n der Lage sein, Diese
Einwendungen zu entkräften. Sie wird vielenchr zngebm müssen,
Datz eine ersprießliche Lösung Der Vorwürfigen Wie Nr hundert
astde«« Frageit, Die stch aus Dem wirtschaftlich gänzlich sinnlosen
Verlaus Der MDisch-wttrttembergischen Grenze ergeben, nur mög-
lich ist, wen« man das Problem der politischen Flurbereinigung
des Dmtschen Südwestens bei Der Wurzel an-packt und wenn
man zu eine m StaatsgebKde zusammenlegt, was nach völkisch««,
wirtschaftlichen und verkehrgeographischen Gesichtspunkten längst
zusammengehört.
Soziale Rundschau.
Die Arbeitsgemeinschaft der badischen Krankenkaffcnvcrbäudc
hielt am Sonntag, Den 26. Februar -eine gemeinsäme Ta«>»»g in
Der Michel-Halle in Offenburg ab, zu Der sich über 300 KrmMnkas-
sm-Vertreter eingefunden hatten. Das badisch« Arbeitsministerium
Wär Durch ReKemngsrat von Bavo, die LMdesvexstche«»ngs-
Mlsiatt durch Regienlngsrat Jung vertteten. Zu Punkt 1 der
Tagesordnung referierte Der Vorsitzende Der Freien Vereinigung
badischer Krankenkassen, Sladtverordneter H o s - Karlsruhe. Er
betonte, Latz die badischen Krankenkassen bereit seien, mit dell
Aerzten friedlich und schie-dlich zufammtert M arbeiten und ihnen
angesichts Der gegenwärtigen Teuerung eine angemessene Honorie-
rung zu gewahren.
- Die am 13. rmd 14. Februar d. I. in Karlsrtihe stattgehabteit
Verh-Mdlung-eit nM Lest Vertretern- Der Aerzt« Halben zu einer
Einigung »richt geführt, Die Aerzte den von der» Kasferrver-
tretern- angebotenest Zuschlag von 100 Prozent Ms die seitherigen
Sätze ablehn-teu und Ms ihre Foidernng von 150 Prozent Zuschlag
Ms die Sätze des Schiedsspruches vom 20. Dez. v. I. vestMtDen.
Diese Forderung erschien -dm Vertretern Der KässenverbMDe so
hoch, datz sie sich nicht für berechtigt hielten, Derart weitgehende
Zttgcstäu-dNisse zu machen. (Jstt übrigen Deutschland gäben sich
Die Aerzte »nit 75— 80 Prozent znftiedcrr.) Tas Schiedsamt, WÄ-
ches am 28. Februar Ds. Is. ztlfantmenltttt, habe nunmehr zu ent-
scheiden, welche Honorare die Krankenkassen von, 1. Januar 1922
ab an die Aerzte und Zahnärzte zu bezahlen Hybest. An das Re-
ferat schloß stch eine lebhafte Aussprache, in welcher Di« verlchic-
dciteir Redner sich eimnütig auf -eit MandpmM Der KassMver-
l'ünde stellten «pd die Unmöglichkeit einer 150prozcntigeu Ho-
nvrarerhöhung betonten, worauf eine diesbezügliche Entschlie-
ßung einstimmig zur Annahme gelaugte.
Ueber -k.'- neuen HonorarsorderuugW der Zahnärzte sprach
BkM»MSvorritz-.'-^dr Harth-Darmstadt. Währmd stch Die
Dmfisten mos ^ahntecMter bereit erKSrtett, zu Dm Sätzen, Die
Ende 1921 bestanden, im 1. Quartal 1922 weiter zu arbeiten, hät-
ten Die Zahnärzte weitergehend« ForDernngen erhoben, welchen Die
Kassenbettreter unmöglich zuftimmen konnten. Auch hierüber
habe Das Schiedsamt am 28. Februar zu entscheiden.
Ueber Den »reuen Landes-Apotheker-Vetträg und Wer Die Ein-
führung eines ärztlichen Revifionsamtes Mr Uebevwachtung der
Arzneiverordnung-ert referierte Geschäftsführer Falk-Offenburg.
Die von Den Apothekenbefttzern gemachten Vorschläge über Die zu
gewährenden Rabatlfätze usw. fanden Li« A-ftisttUMM Der Ver-
fanAitlung, während über Das zn schaffende ärztliche Revisionsamt
Mein»i>WsverfchieDe»cheitelk bestanden. Es wurde beschlossen, letz-
tere Angelegenheit den V er-üandsv orfi and en als Material zu
überweis«!». Ueber die Gebühren für den Einzug Der Jnvalidm-
verstchsrungsbeiträge sprach VerbandsvorsttzeuDer Ziege l-
m a ier - Oberkirch. Da auch hier Wer die von Den KrAitkenkassen
geforderte Erhöhung der Vergütung für dm Einzug Der JnvaK-
LenbcrsicherunaZbeitrnge und dm von der LauDesversicherilngs»-
arfftiÄt a-ngcbot-enen Sätzen eine E-iuiWng nicht zu erzielen war,
wird das Arbeits»ninist«ri»Wt ei-nm Schiedsspruch fällest-, der hof-
fenKch beide Teile befriedige. Unter anderem kritisierte Redner
der Förstwart protzig, „un bin schon fettig. Komin, Diana!" rief
er dann -em Hund zu nnd verließ ohne ein Wort hiuzuzusügen dm
Hof.
-Wich wieder nach de«! Zimmer wendend, sah Andreas His-
ftnMler feine Frau damit beschäftigt, das Schreibpult zu öffne»«
nnd i»t den in ciiwr kleim'tr Schieblade vesinMchen Papieren M
kramen. Matchen hatte — Wohl auf das Gebot der Mutter — Ns
Stube verlassen. I-n seiner Auslegung über Das Geschehene beach-
tete der Bauer anfänglich »ficht weiter das Beginne« Frau Sa-
binens, dann aber erinnerte er sich deren vorhin gegebener Ver-
sicherung, datz sie es fertig bringe, Latz Georg Berger nichts ver-
rate, und mit einer Einhalt gevietenderl Gebärd« trat er Mf Die
in den Papieren Suchend« zst.
„Mutier, was Host du vor?" fragte er dabei stockest-.
„Was ich vorhab, Andres? Unsrem BW will ich Helse!
„Uu do willst Du Widder die alt Geschieht ufss Tapet bringe,
Mutter? Willst mit dem Brief von der Laute Jett« Den Schorsch
zwinge, Datz er en falsche ED schwört? Mutter fürchst du Dich dann
vor k-aaner SüuL?"
„fin Wenns io wär, Andres? Hot »fit nach sein Vatter Donrols
en falsch« Eid geschwore? Un Wege was viel Geringerem. Willst
du Wve, datz unser attner BW vielleicht sei' ganz Lewe lang M
Zuchthaus sitzt? Vielleicht unschifidigl"
„Er Hot nit uff De Förschter geschosfe, Der Louis", fuhr der
- Bauer empor. „Defor leh ich Die Hand ins Feier. Wein Vatter
belügt er nit."
„No, ewa Deshalb! Unser Herrigott allaanS waatz, wie alles
is zugang«. Wenn Des Bergers Schorsch awer vor Gericht aus-
sagt, datz er Den Louis im Wat« gesche Hot — Dann is unser ar-
. mcr Bub verlöre, tm wenn «r taufendmol unsÄttlidg is. Un will
ich LMM Lest Schorsch Lezu verleite, Daß er en falsche ED schwört?
Des Maul nur soll er Halle, -Wenn er nit ä-efrogt werd — Des is
Doch kaau falscher ED! — Lotz mich ,mr mach«, AnDres!" fuhr
Farn ft« ruhigem Tone fort, indem sie an den in Zweifel»» stehen-
den Mann herantrat rmd ihre Hand auf seine Schulter legte. „Es
mutz geschehe, es gilt unfern AanAge — ich waatz, wie ichs
pack-e Wwe!"
Der WiderstauD Des Mannes erlahmte vor Der Furcht, -ab der
Sohn, ihm vielleicht für Das ganze Leben verloren sei. Immer
fester wurde fein« mit den heißesten Wünsche»« übereinstimmende
Ucberzengttng, datz Ludwig unschuldig fei und -ätz nur eiste ver-
hängnisvolle Kette von- Umständen Hit als den Täter erscheine»
ten, und man könne auch mit der Heranziehung der Frau speziell
zum Amt eines Richters noch warten, aber für Schössen und Ge-
schworene usw., Wie schon bemerkt, eigneten sie sich durchaus. Die
Frau gibt sich viel Mühe, wenn sie ein neues Amt erhält. Ran
sollte sie deshalb auch aus dem Justizdienst nicht ausschalten.
Ihre Zulassung ist einfach die Konsequenz ihrer Wählbarkeit zu
den Parlamenten. Das Seelenleben der Frau ist von dem des
Mannes sehr verschieden; deshalb kann sie einen neuen Zug in das
Rechtslebeu bringe«. Man sollte nur Vertrauen zur Frau haben;
sie dränge sich nicht sehr zahlreich zur Justizpflege. Bei Jugend-
gerichten spielt die Mütterlichkeit der Frau zweifellos eine Rolle.
Man solle ihnen nur bestimmte Fälle gebest (ein sozialdemokrati-
scher Jurist erklärte dies sür möglich). Die Frau geht ost andere
Wege Wie der Mann, das ist vielleicht auch für das Rechtsleben
kein Fehler. Schon seit langen Jahren bestehen Rechtsauskunst-
stellen für Frauen, von Frauen geleitet, und man hat damit gute
Erfahrungen gemacht.
Zum Schluffe äußerte sich der Justiz «brüt st er noch dahin,
sein Ministerium wolle mit der Zulassung der Frau zum Richter-
amt sich zunächst noch zurückhaltend verhalten, aber die Zulassung
der Frau zu Schöffen und Geschworenen sei heute schon leine
Frage mehr. Als Beisitzer bei den Handelsgerichten, an den
Jugendgerichten, bei Streitigkeiten über Mietangelegenheiten usw.
leiste die Frau gute Dienste. In diesem Sinne betrachte er auch
das Ergebnis der heutigen Debatte.
Ueber die eingereichte, schon erwähnte Resolution soll erst
am Mittwoch abgestimmt werden. Damit war diese inter-
essante und auch politisch wertvolle Sitzung zu Ende.
Badischer Landtag.
(17. Sitzung.)
Kurze Anfragen. — Ctfenbahnersragen.
Karlsruhe, 1. März. Zu Beginn der heutigen Landtags-
sitzuirs, die über vier Stunden dauerte, wurden zchiächst einige
kleine Anfragen beantwortet. In einer förmlichen Anfrage ver-
langte Der Zentrumsabgeovd-nete Seubert Auskunft darüber,
was die badische Regierung hinsichtlich Der Gleichstellung der ehe-
mals Had i scheu Eis c nvah nbeamten mit denen and erer Länd er
unternommen und welchen Erfolg fie Lei der Reichsregierung er-
zielt habe. Gleichzeitig berichtete er im Auftrage Des Haushalts-
ausschusses über die Gesuche mehrerer Eiseuba-h nbeamten-oertre-
tungsn über Vie Einstufung früherer badischer Eisestbahnboamteit
in die Reichsbesokdungsordnung und wies auf die Benachteiligung
Badens den bayrischen und württembergischen Eiseubahnboamlen
gegenüber hin. Der Reichskanzler möge sich endlich einmal an das
Problem der Dezentralisation Hercimnächen. Der Antrag des
Haushalisausschusses ging Dahm, Nitz die badische Regierung um-
gehend Den Staatsgerichtsyof aumfe, wenn nicht eine entgegm-
kemmende Entscheidung erfolge.
Aus Anregung Des Präsidenten Witteman n unterblieb eine
DeNfite über den EiseWMnersrreU, Der in -einer -besonderen
Sitzung besprochen werden soll.
Finanzministcr Köhler
erklärte, Die VerhMM»»stg«n nrit dem ReichSve-rk-chrs- und Reichs-
sinanzministerlum über die endgültige Einstufung Der bisherigen
NMfchen EiMbähnb«mt«u in.Die RM)svesoDltngsordrMNg seien
iroch nicht abgeschlossen. Falls die Verhandlungen nicht zu einem
befriedigenden Ergebnis führtet,, werde die badische Regierung
den Staatsgerichtshof amufen. Reichskanzler Dr. Wirth habe
bei seinem kürzlichen Besuch in Karlsruhe Berücksichtigung Der
Wünsche der badischen Eisenbahner zmesagt.
Der so zi a l d e m. Abgeordnete Wirth sah Die Schuld für
Die heutige schlechte Lage Der Ei-s-enbahner in der verkühle« Stznr-
politik vor vorrevolutionären badischen FinanzmimflMs rmd in
dem Verhalten Der Eisenbahngeneraldirektion KarlsrNhe bei der
Uebergave der MU-schen Bahnen an das Reich- - G-eW« die An-
griffe seines Bruders, wurde -er. frühere badisch« FitMrrzminister
und jetzige Reichskanzler Dr. Wirw) von dem ZeutrMnsabg.
Föhr in Schutz genommen. Er sowohl, wie Der Sprecher der
Deinokrateu Abg.. Dr: Glöckner und Der Vertreter Der Deutsch-
volksparteilichen Gruppe, Abg. Weber zollte»« der badischen
Effenbahlterfchast für ihr« Arbettsfrend-igkeit hohes Lob und tra-
ten für deren berechtigte Wünsche- ein. Der Loutschnafionale Abg.
Hanemann erinnerte Daran, Daß seine Fraktion schott vor zwei
Jahren bei der Frage Der BerreMichung vor .iberetlten Schritten
gewarnt habe und billigte Die kräftigen Worte Des Fiu-anzmfifi-
sters gegenüber deut ReickM^rkehrÄnintsterinui. Auch Abg. Klai-
ber vom Landbund befürwortete die Wünsche der Eisenbahner,
während Mg. Dr. Schofer vorn Zentrum der EinmütWeit, mit
Welcher von Berlin Die Rechte Der badischen Beamten besördert
werden, Ausdruck verliehen.
Nach persönlichen Auseinandersetzungen zwischen Abg. Dr.
Schofer und dem LandbmDavg. Hagin kam ein Antrag zur
Annahme, durch de» das Haus die Schritte der badischen Regie
rung in dieser Angelegenheit billigt; ebenso wurde der Antrag
-es HMshaltsMsschuffes astg-e-nonnnen,
Ss wahr mir Gott Helf'!
Eine Bauernseschtchte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel. .
(23. Fortsetzung)
Ein unheimliches Gefühl beschlich das Mädchen. Wollt« Die
Mutter bei der llitterreÄuM mit Georg Berger diefent drohen, Daß
sie seinen Vater unglücklich mache, wenn er nicht Nie Begegnung im
Walde verschweige? Das Durfte nicht geschehen!
HUsefuchenD sah Märchen den Pater an, doch dieser schien die
letzten Worte seiner Frau gar nicht gehört oder Deren Sinn ersatzt
zu haben, Denn- mit halb vorsenoMem Oberkörper stand er in Der
Nähe des Fensters und sah Hinaus aus Den Hof, als ginge Dort
Wieder etwas vor, was fein« ganze AusmerffamfM erregte.
Ms lese Fran Hissenauer -auf Dein Antlitz Der Tochter Deren
Gebautem, besann sie wieder in einem ruhigen saft mAden Ton:
„Geh nur hin, Matche, un tu was ich Dir gesagt hab! .Ich
mutz mit Des Bergers Schorsch rede! E gut Wort find e gut -Statt!
Ich waatz jo, was du «Mich mit ihm gehabt host un waatz nach,
datz er dir M Mehr bös is Des Settche Hot mir alles verMM.
Vielleicht Werd noch alles gut!"
Der bedeutungsvolle Nachdruck, welchen Frau Sabine auf die
letzten. Worte legte, wecktsn -in «dem Mädchen einen Sturm Der
WiderstreitendstM EntpfiuDnstge«. Beabsichtigte Die Mutter bas
Schweigen Georgs zu erkaufen, ordern fi-e ihm Die Aussichten' auf
Die Hand der Tochter, aus ihre Hand »rächte? Matchen wutzte ja,
-atz Georg ihr zugetan war --- deutlich hatte sie es ve ijener Unter-
übung mit Um gefühlt und gesehen, sie Hatte es von den Basen
in den letzten Tagen tu allen Tonarten gehört. Mit geheimer
Wonne erfüllte fie der Gedanke, Datz Georgs Herz ihr gehör«, und
Wem« si« sich auch selbst sagte, datz bot Den obwaltenden Verhnliuis-
sen- an «ine ernstliche Annäherung Des BMfchen nicht zu deuter«
sei — sie koniste Die Träume, Di« sich alle um feine Gestalt woben,
nicht bannen, koitute Den Ihrigen zn-Ueb sich nicht zu Dem Gefühl
-er Abneigung gegm Den Sohn Der feiiMichen Familie zwingen.
Und jetzt sollte Hr das Glück; an welches sie sich selbst zu deuten
verbot und Vas sie doch mit bernueudem Herzen begehrt«, viel-
reicht dennoch werden? Aber nicht Lus Der gegenseitigen sreiert
Entschließung der Herzen, sondern auf dem Wege eines lichtscheuen
Hanvels? St« sollte Vlcucicht der Preis für das Schweigen Georgs
sein? Ein Gefühl uuföalicher Deschämnng ergriff sie, ein mit Bit-
Di« nächste Sitzung findet Donnerstag nachmittag
Uhr statt. In ihr steht Der Staatsvoranfchilag beim Titel
Landtag zur Beratung.
Aus den Ausschüssen des Landtags.
(Bon unserem parlamentarischen Mitarbeiter.)
HaushalrsanSschuß um» Staatsministerium.
In Der Dienstag-Vormittagsitzung des Haushalts ausfchusses
wurde die Schlutzberatung Des Voranschlages Des Staatsmini-
ster-Wms vorgenonunen. Dabei tvurden u. a. noch folgende Be-
schlüsse gefaßt uM Anregungen gegeben:
Bei einer Stimmenthaltung wurde der Posten: Allgemeiner
Fonds sür sachlichen und persönlichen Aufwand der Dtaatsregie-
rung (RepräsentatronSpflichten) von 100 WO Mk. Es 200 000 Mk.
erhöht, da er infolge der Geldentwertung und der Verpflichtung,
mit allen Schichleit der BevölkerttM in Verkehr zu treten, nicht
mehr ausreicht.
Auch das Mnfwendungsgöld Des Berliner badischen Gesandten
im Betrage von 50 000 Mk. reicht zur Bestreitung der noMendigeu
Ausgaben Des Vertreters von Boden Nicht ans; es soll gleich-
falls erhöht werden. Bayern HM zu diesem Zwecke 75 000 Mk.,
Sachsen 62 000 Mk. ausgeworsen. Das Staatsmiuisteriu-m schlägt
später Dem Landtage die beabsichtigte Regelung vor.
Die Bemängelung eines ZentruiMsredners, datz den Berliner
Stenotypistinnen und Bürogehilfinnen Die gesamten Beiträge zur
sozialen Versicherung vom Staate gezahlt werden, wurde von
einem sozialdenMlrafifchön Redner zurückgewiesen. Es bleibt
also bei dem jetzigen Zustand.
Bei Dem Titel: Grenzberichtigungskoften verlangten zwei
sozialdemokratische Redner, datz endlich di« sogen, „monarchischen"
Grenzpsiihle zwischen Baden und den anderen Ländern in der
Aufschrift geändert werden. Die Regierung erklärt, entsprechende
Vorarbeiten seien geinacht; Die Grenzvsichle würde»» entsprechend
der jetzigen Staatsform hergerichtet.
Damit war Die Beratung Des Äomn-chkages'-drs' WjMMstlE
steriuins erledigt.
Die Beamten-Eingaben.
Der Hnushaltsausfchuß beschloß prinzipiell bezüglich der Pe-
titionen, soweit dir Höherstufungen einzelner Beamten betreffen,
sic durch den Staatsvoranschlag für erledigt zu erklären, soweit sie
Aendernugen des Besoldungs-Gesetzes betreffen, der Regierung
empfehle,u» nnd zur Kenntnis zu überweisen.
Ausland.
Die Aufhebung des englischen Protektorats
über Aegypten.
Paris, 1. März. Die Engländer haben durch eine Pro-
klamation von Lord Allenby in Kairo und gleich-
zeitig durch Erklärungen Lloyd Georges im Unterhaus
das Protektorat Wer Aegypten als beendet erklärt, immerhin mit
der ausdrücklichen Bedingung, datz der gegenwärtige Zustand für
die territoriale Verteidigung und sür die Ausrech 1 erh al -
tun« der Verbindungen des britischen Reiches sowie der
Schutz der Ausländer so lange veivehalten werde, vis die Acgyp-
ter genügend Grundlagen zur Sicherung der britischen Reichs-
interessen gegeben Haven. Mit diesem Vorbehalt also wird Aegyp-
ten als souveräner nnd unabhängiger Staat erklärt.
Badische Politik.
Nochmals: Der Stauda! der südwestdeutscheu
Kleinstaaterei.
Heidelberg, 2. März.
Die sozialdemokratische Fraktion des badischen Landtags hat
einen A n t r a g folgend cn Inhalts ei «-gebracht:
„Die Perwalinng des eyemaiigcn Truppenübungsplatzes
Heuberg wurde im Frühjahr 1920 dem württembergischen Lan-
dessinauznmt 3 unterstellt, ohne datz vorher mit den inLeressicr-
ten badischen Gemeinden, Vic territorial und politisch Leu badi-
schen Behörden unterstehen, Rückibrache gepflogen worden wäre.
Diese Tatsache hat in -en Md. Gemeinden Stetten a. k. M.,
Oberglashütte, Hartheim, Heffnstetten grotzes Befremden erregt,
da sie in Den meisten ihre Lebensittteressen berrHrenden wichti-
gcn Frage,l mit württembergischen Behörden zu uuterhandel-it se-
zwtmgen sind. Durch Liesen Umstand ist ein« Komplizierung der
wirtschaftlichen Verhältniffc sür die genannten Gemei-nDen und
deren Bevölkerung ÄUMtreken, durch die beide Teile schtucc ge-
schädigt sind. Di«, badische sozigldomokratische Landlagsfraltion
stellt deshalb Den Antrag, der Landtag wolle beschließen, die R«-
gievung zu ersuchen, bei Der Reichsregiemng Dayin zu wirken,
Datz bei -der bevorstehenden Umorganisierung Der ReichSschatzver-
wvltnng der eh-emalige TruppenWungsUatz Heuberg den« Ver-
waltungsgebitt Des badischen Landesfinanzamts zngeteilt wird."
terkeit gegen Di« Mittler geufifchteI Vange-n vor dem Schritte, wel-
chen die kluge, überlegende Fran beabsichtigte, und fl-ch-end wollte
sie Einspruch Dagegen erheben, als ein wilder Fluch Des Vaters
sic erschreckt nach Diesem Mm Metz.
„Wenn nur e Gewitter -es HNMsvM verschmeiße tät!" hatte
AndrBas Hissenauer mit dem Fuße stampfend ausgerusen, inNm
er im-nwr noch gespannt nach dem Hose sah. „Unser Herrgott ver-
leih mir des Fluche", führ er dann-, wie mechanisch mit sich selbst
redend, fort. „Er find nir, Gott sei Dank, er find »fit! Lotz dich
haarngeige »nit Deim SMrhrmd!" In Der Stimme Des Bauern
klang es wie Triumph. „Des tät grad noch fehle, Datz er die
Htiew-el anstzhusifsktt — Dann wär unser Bub verlor«, ob ers
f-ewcse is oder nit!"
Matchen war neben die Mutter an das andere Fenster getreten
und sah in dm Hof. Dort war -er wieder zurückgekchrte Forst-
wart. Hösel dem Anschein« nach damit beschäftigt, seinen Es Der
Försterei geholten Schweitzhnng auf eine Spur zu leiten, denn im-
mer wieder hielt er dm, Tier« einen Gegenstand -- dem Anscheine
nach ein Kleidungsstück vor — und forderte dasselbe mit ermun-
ternden Zurufen -aus, Li« Spur aufzunchmen. Der Hund schnüf-
felte überall am Boden herum, lies aber stets wieder nach dem
VorderhMtse, offenbar zum großen Aerger seines Herrn; Der in die-
sem Zurückläufen WM ein MMiMest seiner. Mstchten sah.
Von dem Mhenitentor Ms sahen Die Knechte Deut Beginnen
des F-orstwarts neugierig zu rned schiene« Nicht WÄ Lust zu Haven,
die Bemühungen des Beamten höhnisch M kritisieren. Schott wur-
den Zurufe laut -wie: „Is des Ihr berühmter Wchwaatzhund, Herr
Forstwarts" oder „Vielleicht fiM er etwas, wenn Sie ihm Walz
uff de Schwanz streue!" Bemerkungen, welchen der Beamt«, ein ver-
ächtliches Schweigen entgegensetzt«. Ms aber Der immer zu dnrn-
nr-eu Streichen ausgelegte Stallbnbe, Lips, ein Paar alte Schlappen
zum Vorschein brachte und dieselben unter dem Gelächter der Mo-
deren Dein Forstawrt mit harmloser Miene und Der Frage vor-
hielt: „Sinn se des vielleicht, Herr Förstwart?" da erwachte in
dem starr hin-MenDeu Andreas Hissmauer der an unbedingte
Zucht und Ordnung in seinem Hanse gewohnte Gebieter. Heftig
riß er Latz Fenster aus nicd ries hinaus:
„Geht an euere Arbeit, Hr Leit!" und zu Dem Förstwart ge-
wendet, fuhr er sott: „Wenn Sie Haussuchung zu haM haive,
Herr Förstwart, dann is es Ihr Pflicht un Schuldigkeit, datz Wie
mich zu-zi-eh-e! Verstanne?"
«Ich waatz, WM ich zu tn« Hab, Herr Hiffenmter", antwortete
, . Dazu- Dhreibt «Mer Ma-nnhe-inter «SAWesteMattr.-
Der V'v rsitzen ö e M sbziMGlMMsOen LanDtagssrak -
tion, der diesen Antrag an erster Melle unterzeichnet hat, ist, so
viel uns Mannt, immer noch «in Gegner des politischen Zu-
sammenschlüffes von Baden und Wütttnnbers. Inwieweit er ans
Dies« seist« persöMche Gtellungnahme zn Dieser Frage dm sach-
lichen Gegenargumentm Einfftltz gestattet Die stch gerade in -er
letzten Zeit wieder hänfen, rmd zu denen der vorBiegende Fall
eins» »reuen charaktettstischm Beitrag liefert, N»S ontzieht sich un-
serer Kenntnis. Wir möchten aber nicht versäumen, ihn ans -je
Einwendungen hinzuwelsen, die Das Hauptorgan unserer
wü-tttembergischen Partei, die „Schwäbische Tagwacht" ist
Stuttgart, in Hrer Nr. 49 vom 28. Febr. D. I. vom württe m-
bergischen Standpunkt Es gegen den Antrag unserer badi-
schen LandtagsfraMon erhebt, indenr es schreibt:
„Weist -.Diese MuauftrÄeMe verwaltungspolitische Streit-
smge nicht ebenfalls Ms -di« Zweckmäßigkeit eines engeren Zu-
sammenschlusses zwischen Württemberg, Baden und Hohenzollern
hin? Denn wenn Das Heuverggobict dem badis ch e n Landes-
ftnauzamt zugeteilt würde, träten selbstredend Die jetzt sür die
badischen Gemeinden angeflihrtetl Schwierigkeiten Wr Die wiict-
temvergischrn »>nd hohmzollerischen Heubergorlc i»r Die Er-
schoinung."
Unsere Landlagsfraktio»t Wird kau»»» i-n der Lage sein, Diese
Einwendungen zu entkräften. Sie wird vielenchr zngebm müssen,
Datz eine ersprießliche Lösung Der Vorwürfigen Wie Nr hundert
astde«« Frageit, Die stch aus Dem wirtschaftlich gänzlich sinnlosen
Verlaus Der MDisch-wttrttembergischen Grenze ergeben, nur mög-
lich ist, wen« man das Problem der politischen Flurbereinigung
des Dmtschen Südwestens bei Der Wurzel an-packt und wenn
man zu eine m StaatsgebKde zusammenlegt, was nach völkisch««,
wirtschaftlichen und verkehrgeographischen Gesichtspunkten längst
zusammengehört.
Soziale Rundschau.
Die Arbeitsgemeinschaft der badischen Krankenkaffcnvcrbäudc
hielt am Sonntag, Den 26. Februar -eine gemeinsäme Ta«>»»g in
Der Michel-Halle in Offenburg ab, zu Der sich über 300 KrmMnkas-
sm-Vertreter eingefunden hatten. Das badisch« Arbeitsministerium
Wär Durch ReKemngsrat von Bavo, die LMdesvexstche«»ngs-
Mlsiatt durch Regienlngsrat Jung vertteten. Zu Punkt 1 der
Tagesordnung referierte Der Vorsitzende Der Freien Vereinigung
badischer Krankenkassen, Sladtverordneter H o s - Karlsruhe. Er
betonte, Latz die badischen Krankenkassen bereit seien, mit dell
Aerzten friedlich und schie-dlich zufammtert M arbeiten und ihnen
angesichts Der gegenwärtigen Teuerung eine angemessene Honorie-
rung zu gewahren.
- Die am 13. rmd 14. Februar d. I. in Karlsrtihe stattgehabteit
Verh-Mdlung-eit nM Lest Vertretern- Der Aerzt« Halben zu einer
Einigung »richt geführt, Die Aerzte den von der» Kasferrver-
tretern- angebotenest Zuschlag von 100 Prozent Ms die seitherigen
Sätze ablehn-teu und Ms ihre Foidernng von 150 Prozent Zuschlag
Ms die Sätze des Schiedsspruches vom 20. Dez. v. I. vestMtDen.
Diese Forderung erschien -dm Vertretern Der KässenverbMDe so
hoch, datz sie sich nicht für berechtigt hielten, Derart weitgehende
Zttgcstäu-dNisse zu machen. (Jstt übrigen Deutschland gäben sich
Die Aerzte »nit 75— 80 Prozent znftiedcrr.) Tas Schiedsamt, WÄ-
ches am 28. Februar Ds. Is. ztlfantmenltttt, habe nunmehr zu ent-
scheiden, welche Honorare die Krankenkassen von, 1. Januar 1922
ab an die Aerzte und Zahnärzte zu bezahlen Hybest. An das Re-
ferat schloß stch eine lebhafte Aussprache, in welcher Di« verlchic-
dciteir Redner sich eimnütig auf -eit MandpmM Der KassMver-
l'ünde stellten «pd die Unmöglichkeit einer 150prozcntigeu Ho-
nvrarerhöhung betonten, worauf eine diesbezügliche Entschlie-
ßung einstimmig zur Annahme gelaugte.
Ueber -k.'- neuen HonorarsorderuugW der Zahnärzte sprach
BkM»MSvorritz-.'-^dr Harth-Darmstadt. Währmd stch Die
Dmfisten mos ^ahntecMter bereit erKSrtett, zu Dm Sätzen, Die
Ende 1921 bestanden, im 1. Quartal 1922 weiter zu arbeiten, hät-
ten Die Zahnärzte weitergehend« ForDernngen erhoben, welchen Die
Kassenbettreter unmöglich zuftimmen konnten. Auch hierüber
habe Das Schiedsamt am 28. Februar zu entscheiden.
Ueber Den »reuen Landes-Apotheker-Vetträg und Wer Die Ein-
führung eines ärztlichen Revifionsamtes Mr Uebevwachtung der
Arzneiverordnung-ert referierte Geschäftsführer Falk-Offenburg.
Die von Den Apothekenbefttzern gemachten Vorschläge über Die zu
gewährenden Rabatlfätze usw. fanden Li« A-ftisttUMM Der Ver-
fanAitlung, während über Das zn schaffende ärztliche Revisionsamt
Mein»i>WsverfchieDe»cheitelk bestanden. Es wurde beschlossen, letz-
tere Angelegenheit den V er-üandsv orfi and en als Material zu
überweis«!». Ueber die Gebühren für den Einzug Der Jnvalidm-
verstchsrungsbeiträge sprach VerbandsvorsttzeuDer Ziege l-
m a ier - Oberkirch. Da auch hier Wer die von Den KrAitkenkassen
geforderte Erhöhung der Vergütung für dm Einzug Der JnvaK-
LenbcrsicherunaZbeitrnge und dm von der LauDesversicherilngs»-
arfftiÄt a-ngcbot-enen Sätzen eine E-iuiWng nicht zu erzielen war,
wird das Arbeits»ninist«ri»Wt ei-nm Schiedsspruch fällest-, der hof-
fenKch beide Teile befriedige. Unter anderem kritisierte Redner
der Förstwart protzig, „un bin schon fettig. Komin, Diana!" rief
er dann -em Hund zu nnd verließ ohne ein Wort hiuzuzusügen dm
Hof.
-Wich wieder nach de«! Zimmer wendend, sah Andreas His-
ftnMler feine Frau damit beschäftigt, das Schreibpult zu öffne»«
nnd i»t den in ciiwr kleim'tr Schieblade vesinMchen Papieren M
kramen. Matchen hatte — Wohl auf das Gebot der Mutter — Ns
Stube verlassen. I-n seiner Auslegung über Das Geschehene beach-
tete der Bauer anfänglich »ficht weiter das Beginne« Frau Sa-
binens, dann aber erinnerte er sich deren vorhin gegebener Ver-
sicherung, datz sie es fertig bringe, Latz Georg Berger nichts ver-
rate, und mit einer Einhalt gevietenderl Gebärd« trat er Mf Die
in den Papieren Suchend« zst.
„Mutier, was Host du vor?" fragte er dabei stockest-.
„Was ich vorhab, Andres? Unsrem BW will ich Helse!
„Uu do willst Du Widder die alt Geschieht ufss Tapet bringe,
Mutter? Willst mit dem Brief von der Laute Jett« Den Schorsch
zwinge, Datz er en falsche ED schwört? Mutter fürchst du Dich dann
vor k-aaner SüuL?"
„fin Wenns io wär, Andres? Hot »fit nach sein Vatter Donrols
en falsch« Eid geschwore? Un Wege was viel Geringerem. Willst
du Wve, datz unser attner BW vielleicht sei' ganz Lewe lang M
Zuchthaus sitzt? Vielleicht unschifidigl"
„Er Hot nit uff De Förschter geschosfe, Der Louis", fuhr der
- Bauer empor. „Defor leh ich Die Hand ins Feier. Wein Vatter
belügt er nit."
„No, ewa Deshalb! Unser Herrigott allaanS waatz, wie alles
is zugang«. Wenn Des Bergers Schorsch awer vor Gericht aus-
sagt, datz er Den Louis im Wat« gesche Hot — Dann is unser ar-
. mcr Bub verlöre, tm wenn «r taufendmol unsÄttlidg is. Un will
ich LMM Lest Schorsch Lezu verleite, Daß er en falsche ED schwört?
Des Maul nur soll er Halle, -Wenn er nit ä-efrogt werd — Des is
Doch kaau falscher ED! — Lotz mich ,mr mach«, AnDres!" fuhr
Farn ft« ruhigem Tone fort, indem sie an den in Zweifel»» stehen-
den Mann herantrat rmd ihre Hand auf seine Schulter legte. „Es
mutz geschehe, es gilt unfern AanAge — ich waatz, wie ichs
pack-e Wwe!"
Der WiderstauD Des Mannes erlahmte vor Der Furcht, -ab der
Sohn, ihm vielleicht für Das ganze Leben verloren sei. Immer
fester wurde fein« mit den heißesten Wünsche»« übereinstimmende
Ucberzengttng, datz Ludwig unschuldig fei und -ätz nur eiste ver-
hängnisvolle Kette von- Umständen Hit als den Täter erscheine»