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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 11. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48721#0322
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Ausland.
Genua anr 10. .iprrl.
Teilnahme Amerikas?
Basel, 8- März. Die italienische Regierung hat an alle für
hie Konferenz von Genua in Betracht kommenden Staaten die offi-
ziellen Einladungen zur Teilnahme an der am 1 l). April begin-
nenden Konferenz versandt. Die amerikanische Regierung Hat ihre
Antwort bereits fertiggestellt. Nach einer Meldung der „Chicago
Tribüne" soll der amerikanische Vertreter in der Reparativ,»skom-
Mission, Boy von, als inoffizieller Beobachter an der
Konferenz anwesend sein.
Der „Petit Parisie n" erfährt aus Washington, das; Ame-
rika nach Genua nicht nur in der Eigenschaft als stiller Beobachter
gehen werde, sondern daß die Vereinigten Staaten auf der Kon-
ferenz, wenn auch unter Vorbehalt, so doch eine aktive Rolle
spielen werden.
Beginn der Finanzkorrferenz in Paris.
Parts, 8. März. Die Finanzminister B e l g iens, E n g -
lands und Italiens suchten gestern morgen jeder einzeln den
französischen Mnanzminister auf. Dis gemeinsame Besprechung be-
gann um 12 Nhr, an der auch Finanz- und Wirtschafts-
sachverständige teilnahmen. Auch der amerikanische Vertreter
in der Reparationskömmission «nd ein Vertreter Japans waren an-
wesend. In dieser Sitzung nahm man nur Fühlung miteinander.
Jede anwesende Delegation überreichte Noten und Doku-
mente, die vorher ausgearbeitet waren. Es sind von jeder Seite
zwei Sachverständige ernannt worden, die mit der Prüfung der
Noten beauftrag! wurden. Die zweite Vollsitzung begann um 4 Nhr.
Man ist allgemein der Ansicht, dass die Konferenz nicht zwei, sonder»
drei Tage dauern soll.

Badische Politik.
Landburrdrveirheiteir.
In einer Polemik gegen Vas Zentrum weist „Der Landwirt",
Wochenschrift des Badischen Landbnndes, darauf hin, Vak die
flcntrnmsfmktion Mer 23 (G-ehalte->npsangon-e) Beamte (Staats-,
Kirchen-, Schul- uns Privatbeamte) gegenüber 11 selbständig wirt-
schaftenden Abgeordneten verfügt. Hierbei rechnet LyS landbünd-
krische Organ Mich , GewerMM Lagerhalter, Maschini-
sten uff. zu den „Beamten", also Leute, die weit entfernt von dein
stnv, was mau. normalerweise unter Beamtentum versteht. Mr
den Landbund ist eben jeder ein Beamter, der nicht über eine seW-
'tändige Existenz verfügt und gegen Entgelt beschäftigt ist. Leider
vernrchrt jedoch die heutige. WirtschvftKentwkNMrg diesen Per-
sonenkreis von Tag zu Tag, so daß es nur natürlich ist, wenn dies
auch im Parlament zur Geltung kommt. Pa der LandNmd sie
jedoch ganz besonders gravierend findet, mutz man fast glaNben,
er sehe in den besoldeten Gruppen Menschen minderen Rechts.
---:- , '
Badischer Landtag.
Generaldebatte über das Ministerium des Innern — Eine
bedeutsame Rede des Genossen Maier.
K a r l s ruhe, von 8. März 1822.
Stach einem kurzen Vorgefecht über die. Frage der Dotationen,
die schließlich mit dem Stimmen der Bürgerliche» Mnehmigt wur-
de!», setzte in der hei»ti-gen LauLtagsfitzung die Geueraldebattc über
den Voranschlag des Ministeriums des Innern ein. Als erster
Redner kam Abg. Gen. Ma i e r -Heidelberg zu Wort, der neben
kritischen Bemerkungen zu den ZritverHUttttsson und scharfen Hie-
ben gegen den Lnndvrrnd vor «allem die gute Arbeit des Ministe-
riums des Innern anerkannte, woraus er mit Recht die Tatsache
»breitete, daß das parlanicutar-isch'e System die schwierigsten Si-
tuationen besser als irgend ein tiiidercs System meistert. Der Füh-
rer der Zentruinssraltion, Mb-g. Dr. Schäfer, stellte in den Mittel-
pmE seiner MsMmngon die Verdammnis der Ze-i-tverhältnisse,
AuM-hme der Ehescheidungen uff., wobei er Veit Ursachen dieser
Erscheinungen allerdings nicht zu sehr »rach der tatsächlichen Seite
nachgiM, als vielmehr Moralphilosophie predigte. Herr Abg.
Dr. Glöckner von den Demokraten warf sich vor allem auf verwal-
tungstechnische Fragen, um dann gegenüber dem Abg. Dr. Schofer
realer-e Mffaffmrgen gegenüber der bedauerlichen Uirm oral Larzu-
lege».
Genosse Maier-Heidelberg
führte aus:
Nachdem, bereits neulich eine allgemeine Debatte stattfand,
kann man sieb jetzt kürzer fasse»!. Das Ministerium des Innern hat
gute Arbeit
geleistet. Bon keiner Seite erfolgten ist« Ausschuß stärkere Angriffe.
Sowohl in der Zentrale wie In den Vezirksstellcn bcüvies das Mi-
nisterin»» des Innern fein Verständnis für die Forderungen der
Zeit. Ich sreur mich mnsomehr, als das Ministerium des Innern
durch eil« Mitglied meiner Partei geleitet wird. Es zeigt sich, Ms;

dies vielverschriene parlamentarische System die Di-nge am besten
zu meister» versteht. Der BomnsckMg ist -knapp Heniesson. Es ist
dies bedauerlich. Die Verhältnisse zwingen jedoch zur Sparsamkeit.
Darob dürftu jedoch wichtige Ausgaben nicht vernachlässigt werden.
Die Verhältnisse in den Heil- und Pflegen«ftalten gaben zu einem
Gesuch des Gsrueinde-arbetterVeWandes Anlaß; ich möchte aus die-
ses Gesuch verweisen. Dann möchte ich ans die Beamte» der Lan-
desrohlenstelle in Mannheim Veriveisen. Die Arbeitszeitfrage in
den Heil- und Pslegeanstalten wurde im Ausschuß ei,«gehend erör-
tert; der Streit, »b Hier der Achtstundentag durchsiihrbar, wi»d
»vohi noch weiter geführt ivevdH»»; Mf alle Fälle mutz auf die
Kranken Rücksicht geuouunen werden. Wir möchten hier nicht
schaMonieren; werden es aber Nicht dulden, -atz man den Acht-
stundentag, da wo er »nSOich ist, durchbricht. Beim Bauen in den
Heil- und Pflegeaustalten soll man sparfanr Vorgehen. Fragen mutz
man sich, ob der -Staat z. Zt. in den- Badeorten große Gelder für
Baute»» ausgebeu soll. Notwendig ist eine Umfornmng des gesell-
schaftlichen Unterhaus, um die KrankheitserschMungen zu verhin-
dern; damit beugt man der Ue'berfnllnng der Heil- und Pflege-
anstalten an» besten vor. Ich möchte das Ministerium mnr bitten,
der
Ernährungsfrage
die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Das Ministerium «ruß alles
tun, um die Spekulationskäuse in Getreide zu verhindern. Ebenso
muß die Milchsrage beachtet werden. Die Ausfuhrverbote von
Bayern und Württemberg nach Baden für Milch, Eier, Butter,
Käse verstoßen gegen die Rcichsverfaffnng; hiergegen Muß prote-
stiert werden. Zur Mehlversorgung möchte ich daraus Hinweisen,
daß Heidelberg schon zweimal muffiges Mehl bekam. Auch der
Zutkerverforgnng mutz sich das Ministeriirm anneblnen. Die Preis-
politik und die Zurückhaltung des Zuckers machen ein Eingreifen
notwendig. In der MUchsweissrage scheint die Regierung ja schott
eine Täti-Mit entfaltet zu haben. Die landwirtschaftt-iche!» Orga-
nisationen sollten für ein Mgszhalten im Milchiweis sorgen. Bei
Lohnforderungen der Arbeiterschaft hört man immer Entrüstung;
bei Streikandrohung der Landwirtschaft hört man jedoch nichts
von moralischer Entrüstung. Wenn der Landvnnd noch mehr po-
litische Schwierigkeiten machen will, so hab« ich für ihn kein Ver-
ständnis.
Herr Abg Gebhard vom Landvnnd
hielt bei der Landbnndversammknng in Hannover, der Hinden-
burg beiwohnte, eine Rede, in der er gcmiitz der Wochenschrift des
Landbundes, „D er La n - w i r t", u. a. erklärte:
Hochverehrter Herr Generalfeldmarfchalll Werte Berussge-
nossen! Ans Baden, von» Schwarzwald, vom Odenwald bringe
ich die besten Grüße, desgleichen auch vom Rhein. Wenn früher
das Wort „Rhein" von uns ausgesprochen wurde oder wem» wir
es hörten, da war unser Herz Wohl stolz und voller Freude. Wenn
Wir aber heu.se an dieses Wort denken, so sind wir voller Jam-
mer. Wir Haven uns durch eigene Schuld in das Elend
gebracht. Wir haben Len S chw n r, der 1870 mit Blut besiegelt
wurde: „Zum Rhein, zum Rhein! Wir alle wollen Hüter sein!"
nicht gehalten. Wir haben unsere Kraft mutwillig weggeworfen,
darum sitzen wir im Elend. Der Geist de» Väter mutz wieder bei
uns Einzug halten, dann wird auch die alte Kraft erwache»«.
Und durch die deutsche Kraft werden wir die deutsche Herrlichkeit,
der» deutsche,« Rhein wieder erringen.
Das ist eine echte, alte K r i e g er v ere in s re d e, die mit
den heutigen Verhältnissen in keinen« Zusammenhang steht und
objektiv gar nicht wahr ist. Ist das die Ausgabe einer unpolitischen
StandeSorganisatwn, die Entente zu veranlassen, zwecks Verhütung
einer Revanche uns die Fesseln noch stärker zuzuschnüren. Denn
dies ist die Folge solcher Reden. Kann das deutsche Volk überhaupt
aus seinen» Elend herauskommen, wenn die Landwirte in diese
Hurraschreierei einstimmen. Der Landbund sollte für die
Ernährung sorge», statt Feldmarschall Hindenvurg anzuhimmelu,
als ob er ein Herrgott wäre. Das Ministerium sollte sich auch um
die Preise der Bedarfsartikel kUmu»ern. Trotz seines Erlasses ist
die Preispolitik für Brennholz nicht besser geworden.
Man sollte das ganze Land durch Ausgleich von Bedarfs- und
Ncverschußgebiet in Holz miteinander in Verbindung bringen. Die
Bestrebungen der Gemeinden ans Ausschaltung des Zwischenhan-
dels sollten unterstützt werden. Das Forschungsinstitut für ratio-
nelle Vetriebsführung in» Handwerk scheint gute Arbeit zu
leisten, derlei gesunde Bestrebungen im Dienste des Handwerks
unterstützen wir gen». Wir bitten, datz auch de»« Genossen-
schaften dieselbe Liebe zuteil Wird und nicht nur den Konsmn-
genossenschasten, sondern auch den Produttivgenossenschaften, wie
Baugenossenschaften Zu begrüßen ist das Neuerscheinen der Sta-
tistischen Mitteilungen; besonderen Wert legen wir auf die Woh-
nungsstatiftik und die Sozialstatistik. Znm Fall B a u --
mann möchte ich erklären, datz ein Beamter, der sich weigert, den
Verfassungseid zu leisten, als Beamter nicht mehr tätig sein kann.
Ein Beamter, der die Verfassung nicht will, muß eben gehen. Wir
wolle»»
keine Gesinnungsschnüffelei,
ein Beamter kann deukschnational oder kommunistisch sein. (Abg.
Bock (Kom): Kommunist darf er nicht fein.) Er darf alles sein.

So wahr mir Gott Helf!
Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel.
(28. Fortsetzung)
Damit »nachte sie sich Hastig ans -Leu Arnum des Burschen los,
streckte abivsyrrud gcgeir ihn, der sie znrMhalten wollte, die Hände
aus und Me Den Weg zurück, welchen sie gekommen war.
Mit einen» glückseligen Lächeln sah Georg Gr nach. Lag auch
Die nächste Zukunft hoffnungslos vor ihm und sagte er sich auch
felgst, daß die Einhaltung des Versprechens, das er soeben dem ge-
liebten Mädchen gegeben, das gefürchtete ikchett sowohl über -die
FamiRe Histenauer ivie such voraussichtlich über seine eigenen -An-
gehöriger. bringen mutzte, so war es ihm -och, als sei eine -riik-
kende Last von seiner Seele genommen, und wie eine unbestimmte
MrWnduug regte es sich in ihm, MS könne sich nur dann alles
»um Besten wenden, weit!» er tinerfchütterlich auf dein grade« Weg
Vcrblri-br -
Das Erste, was er tu« mußte, war, sich jetzt seinen» Mater' a»»!-
rnvM-rauen, -emfelven' «MMteMen, was ihm bedrohte, wenn er,
Georg, vor-Gericht ausfag-te, was er wußte. Er konnte jetzt selbst
nicht begreife!», -datz er dies nicht sofort nach jener Unterredung mit-
Man -Hiffenaner getan HMe und Wachts sich Nttere- Vorwürfe Wer
feine Zweifel an der Süfttldlsfigleit des Vaters. Wie hatte er nur
vermocht, -em, was Si-e alte JE in -den» Briefe geschrie-bem fo-
grotze Bedeutung VeizuLegen, nachdem er -sch sowohl von "Anton,
wie auch verschiedene Male von -er Schmihtevas erfahren, datz die
alte Frau, in den», was sie sagte und tat, mitunter sehr unzuver-
lässig war? Der Behauptung dieser vielleicht manchmal unzurech-
nungsfähigen stand -er Eidschwur seines ehrenwerten Vaters g-e-
genüver — -da mutzte doch für ihn jeder Zweifel hinfällig fein.
Mochte die kluge Frau Sabine immerhin den JulM» jenes Briefes
veröfsMitlichen — er mußte es darauf anlomruen lassen — aber
eins» Einflutz auf seine eidliche Aussage durfte Liese Möglichkeit
unter keinen Umständen ausüben, denn er hätte ja dann gewisser-
maßen e-inge'stMden, Mtz er an die Schuld -es Vaters glaube.-
Rasch schritt er -en Weg nach -ein - Dorfe zurück. Nach-«»
fein Entschluß nun einmal gefaßt war, wollte er denselben so
schnell »vie möglich zur Aus-fühnMg bringen.-
Eine hoftmlngSsteitzdiige, fast wohlige Stimmung war- über
ihn gekommen. ,Jn finstere Gedanken versunken, war er vor sast

einer Stunde -en nämlichen Weg hewufgeschrittem, nur »tach EAr-
santteit sich sehne!»-, nicht achtend der ihn umgebenden werdenden
Frühliirgspraeht. Jetzt kam Hm die Schönheit des Heutigen Tages
erst zum Bewußtsein. Die Dornbüsche ruft ihrem Blütenweib, die
zarten Sterne -er Anemonen, die Schneeglöckchen, mit welche!» der
Wegrand übersäet war, die sich wie Fe-ergefptnnst aus ihren brau-
nen Hüllen Hervordrängende>» helle»» Buchenblättchen, das ganze
Blühen Und Wachse»» der w-ft-e»erwachenden Natur übte seinen
urewigen Zauber auf das Herz -es wie träumend Dahinschreiten-
dou aus. Es war Gin, als würde ihn» mit -en« Murmeln -es Sil-
vcrbaches, der sich glitzern- zwischen den smaragdgrünen Wiesen
dahinawnd, dem MnsölschlM drüben An Walde, dem ihm cntgegen-
wchcn-en berauschenden Veilchendust, die frohe Botsclmst verlüu-
det, -atz, »vie für die Natur der Winter, so -auch für ihn die Zelt
des Leides vorüber sei und -atz sich seine nächste Zukunft, wie das
von dem rosigen Schein der scheidenden Sonne übergossen vor ihm
liegende reizende Lan-schastsbil- gestalte.
Hatte -er FriMingszauber auch feine belebende Wirkung auf
die ihm A» der Dorfgasse begegnenden und nMnchmal in Gruppen
zusanAnensteheMen Leute aus geübt, -ernt Mienen viel froher un-
sorgloser erschienen? Wurde sein Gruß von alle»» nicht viel herz-
licher erwidert als sonst? Es -milchte Wohl etwas ganz Besonderes
in -er Luft liegen, das jeden zwang, eine heitere Miene auzuneh-
nien; selbst der fönst gMsgräwM Ms Gernein-Memer erwiderte
den Gruß -Les jungen Mannes mit einem strammen Honneur -und
nickte sreuiMich, und dort — stand da nicht an» Tor -es väter-
lichen Hauses -er alte Lorenz und winkte -em Herrairnahendm
»nit -er Hand? Ja, was fiel denn Nein Asten ein? Wie konnte er
sich denn unterstehen, gegen das Gebot -es Arztes Las Bett zu
verlassen? Daß er dies in seiner Hinfälligkeit überhaupt fertig ge-
bracht H-atte! .
Der aste Knecht schien diese Frage auf Georgs Gesicht zu lesen,
dem» als dieser herangokommen war,'begann er sofort: -
„Schenn (zanke) mich mrr, Schorfch! Awer ich hab, nit annerst
gekönnt! Bei der gute Luft, -em warme Sonnenschein hot's »nich
nit im Bett Mitte. Ich mutzt nach Mol an BW Bank drowe unner
der Lin-, wö's nooch dem Mppe-l luüffgeht. Dort Hatz ich als
junger Borsch oft gefesse un hab geinaani, die ganz Welt tät mein
gehörn. Mit aller Gewalt hol's mich hingez-oge, -do hab sch »nich
zusam-Mengerappelt un bin langsam enuffgefchliche! Es wer-
Woh-l Las letzte Mol gewefe sein!"
„Awer Lorenz, was machst for Sache? Der Dokter werd

nur nicht, Mückt. 'M' iüuß Et'M'PeMM die WMfsung aü'
-erkennen/ Mim EisenbaHnerstleir htzbt,»chiir.vk»c EiHmck gewon-
nen, -aß die Regierung richtig gehanöM Hat. Die Mtwierigkeit
in Mannheim hat der Minister richtig ausgeüärt. Bei Lohn- und
auch bei politischen Konflikten soll die Staats- und Polizeigewalt
möglichst zurückhaltend und ruhig verfahren«. Man spst nicht mit
Kauoneu nach Spatzen schieben.
Die Arbeiterschaft kommt immer mehr vo« den M-rchoden de,
Putschisten ab. Es gab keim« größeren Gegner der Putschtaktil
als Karl Marx. Wir stehen auf dem Standpunkt, die Polizei soll
nicht unnötig in die Freiheit der Bürger eitlgreise«. Di« Polizei
mutz jedoch die Mehrheit schützen vor dem Irrsinn der Minderheit.
Den Minister möchte ich zum Schluß noch bitten-, den Gemein-
den alle Aufmerksamkeit zu widmen. Denn die Gemeinden sind
schwer bedrängt. Datz bei den Vorgängen in Ziegelhau-
sen in Verbindung mit der Siesert-Verhaftung ein Eingriff -er
Gemeinde in ein gerichtliches Verfahren vorlag, kann ich nicht fin-
den. Eine möglichst gut aufgebaute Gemeindepolitik ist sür den
Staat nötig.

Soziale Nmtdschau.
Das Unternehmertum schreitet znr Tat.
Baden-Baden, 8. März. Als am Montag nachmittag der Se-
kretär -es Bauarbeiterverban-es, August Busse, M Baustelle
-cs Bauuntcrnehniers Ernst Wasser-manu besuchte, schlug ihm nach
kurzem Wortwechsel Wassermann von hinten mit einen» Hebeeiscu
über den Hinterkopf. Der Schlag war so wuchtig, -atz Busse sofort
bewußtlos znsammenbrach. — Aus diesem Anlaß träte»» die -hiesi-
gen freien Gewerkschaften heute mittag 12 Uhr in einen General-
streik ein. Nachmittags waren die Läden in -en Hauptstraße»» ge-
schlossen und -er Straße,»vahnverkehr vollständig eingestellt. Um
4 Uhr faul» auf -em LeopoldSplatz eine Demönstrationsversamm-
lung statt, in deren Verlauf -er Vorsitzende -es Gewer-kschafMar-
tells, Sulzer, die scharfen Worten -ie Tat des Bauunternehmers
Wassermann kritisierte und sie als einen Angriff gegen die Arbei-
terorganisationen bezeichnete. Nach der Versammlung bewegte sich
ein Demonftraiionszng durch die Straßen -er Stadt, -er in voll-
kommener Ordnung verlief. Morgen früh wird die Arbeit wieder
ausgenommen.

Ans der Stadt.
Gefchichtskalen'ser.
9. Mürz. 1793 Taitton gründet das Revsft»i!ons1M»mak. —
1918 Der Dramattker Frank Wwdekmd gestorben in München. —
1919 Stan-r-echi in Berlin. —

PurteinachrichLen.
Freitag abend ^8 Uhr An „Artus-Hos" (Himmel)
außerordentlich wichtige Sitzung -er BUrgrrausschntzstaktwn.

Der Kampf um den Marktpreis.
Von Staatsanwalt Marx-Mannheim.
Die Indexziffern der letzten Monate zeigt mtt erschreckender
Deutlichkeit, datz wir uns wieder in einer Austoärtsbewegnng
der Preise befinden, wie sie in diesen» Umfange überhaupt noch
nicht dagewesen ist. Je ungestümer aber die Preise Al die Höhe
gehen, desto schwieriger wird sür den Kaufmann die Preisgestal-
tung. Alls der einen Seite »nutz er sich hüten, »nit deir gesetzlichen
Bestimmungen gegen die Preistreiberei in Konflikt zn gerate»»
und auf der andere» Seite droht ihm der Mangel an Betriebs-
kapital, un» sein Lager zu deir unheimlich gestiegenen Preisen
wieder eindccken zu können. Gerade aus dieser Not der Wieder-
veschafftmg der Waren heraus erhebt die Kaufmannschaft immer
dringlicher die Forderung nach Anerkennung des Tagespreises
einer Ware als regelrechte Preisbemcssung.
Man hat nun anerkannt, datz der Kaufmann berechtigt sei,
den Tagespreis sür seine Ware dann zu berechnen, weil» ein regel-
rechter Markt sich für die irr Betracht kommende Warengattung
Herausgebildet habe. Man hat dies auch so ausgedrückt, es wüste
eine objektive Preisgestaltung möglich sein, also eine solche, bei
der die Preishöye nicht von der Willkür einzelner bestimmt sei,
sondern von der Allgemeinheit -er an dem Vertrieb der Ware
Beteiligten.
Es Wird heute schwer eine Warengruppe zu finden sein, die
nicht im allgemeinen einen regelrechten Markt besitzt, N. -. von der
nicht so große Mengen beschafft werden könne»«, wie der Konsum
verlangt und wo die Wirkung der Konkurrenz nicht irgendwie sich
bemerkbar machte. Aber wir befinden uns gerade jetzt in eine»«
Zeitpunkt, wo die Wirkung der Konkurrenz fast ausgeglichen un-
völlig ohne Bedeutung wird infolge der allgemein steigenden Preis-
kurve. Unter diese,» Umstände,» erhebt sich die Frage, ob man Hier
noch von einen» objektiv bestimmten Preis, von einer regelrechten
Marktlage reden kann.
Die gesamte Sachlage erhält ihre richtige Beleuchtung, wenn
Man folgende Tatsachen berücksichtigt: Die Grotzhandelsinvexzisser
-ir schön de Kopp Wäsche, wenn er des hört!" ,nähme -er jungt
Mann, lüden, er den» kranken unter -en Arm griff, nm ihn nach
feiner Kammer zu führen. Doch Lorenz machte sich los und bat:
„Lotz »nich noch e bttzche in -er gute Luft, Schorsch! Die hilft mir
mehr, wie dem Dokter fei' Medizin. Im Garte scheint noch die
Soun, -ie tut mir gut — -o WM ich noch e bitzche uff un ab gehe."
Georg konnte dagegen nichts einwenden, »en,Pfahl nur den»
Knecht -ringen-, bet eintretender Mben-MUe fein Bett ayfzn su-
chen und begab sich unverzüglich »«ach der Wohirftube. Dort f>»nd
er -en Vater, der wie gÄvöhMch um diese Stnn-e am Fenster vor
einem» Tischchen faß und -as Sonntagsblatt stu-ievte.
Der charakteristische Kopf Christoph Bergers hob sich scharf
von den» durch das offene Fenster Hereinsallen-en SouneMchie ab.
In diese»« ernste«, wohlwollenden Zügen war keine Linie zu fttd-
deu, -ie darauf hindeutete, -atz diesen Mann noch irgend eine
mcnfthiiche Leidenschaft bewege; -da schien alles so ruhig, so abge-
klärt, — nud doch meinte Georg in dem -Antlitz -es Vaters, als
dieser bei seinem« Eintreten wie verwundert -auffchamte, Men lei-
sen Schimmer von Besorgnis zu gewahren. MK Georg erklärte,
-atz er -en Vater in einer wichttgen NngklvgenHM sprechen Müsse,
-a' Nickte dieser ivie befriedigt und sagte leise: - .
,SG -hab druff gewart, Schorsch, denn ich hab die ganz Zeit
gefche, -atz Lu etwas uff Bem Herze host! Frage hab ich -ich nit
wolle, awer ordentlich laa- hot »nir's getan, -aß -n -ich -Mr Vat-
ter nit amvertraue kannst!"
„Tragt inir's ntt nasch, Vatter! Ich wollt's attaans mit mir
abmache. Weil Euch die Gefchicht am Nächste angcht, Ha-V ich ge-
ma-ant, ich müßt Euch die Sorge spare. Zur rechte Zeit noch —
erst vor erer Stund — is »nir's Nar wom, daß ich uff dem unrich-
tige Weg g-ewcse bin. — Ihr müßt alles wisse!"
Befremde! schaute Christoph Berger Leu S-oh-n an -und erhob
sich langsam von ftmem Sttchlc.
„Etwas, was mich am Nächste angeht? Host du nit so gesagt,
Schorfch? Do bin ich doch neugierig!"
„Vatter, ich mutz überMortze vor Gericht un soll sähwörn, die
reine Wahrheit zu sage, nix hinznsetze, nix verfchweiae, so wahr
Mir Gott hels - des wißt Ihr!"
„Ja awer Schorfch — host du dann nit die reine Wahrheit
gesagt, wie du vernomme bist wom?" fragte -er Alte erschreckt.
„Die hab ich gesägt, Patter — awer ich hab verschwiege, daß
ich -em» Hisseimners Logis -rowe im Wald, Meich noschdcm es
dreimal gefchosse hat», vc-AMm- bin!"
 
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