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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 71 - Nr. 80 (24. März - 4. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48721#0394
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.LarMvlKtschast tzmff deslMb -den siHreiHen Märmem- «sicht das
WeNrE«: avspkechen. Das MiuMeriUstl des Jrmern B-Äht alle»
Möglichkeiten zur Förderung der Landwirtschaft nach. Die land-
wiÄfchäftlichen Schulen sind beträchtlich vermehrt worden. In
den Menst der Landwirtschaft sind Es technischen und wissenschaft-
lichsn Mittel zu stellen. Die Presse des LandvMtdeS relonchrert
das Bild des ErnÄhrikttgsmimsters Es Politischen Zwecken. Ich
di« der Auffassung, Latz, nachdem der- Sstmt "WMe -MOel für Ne
Laudwirtschaftskammer
ausvriugt, Regierrmg und Landtag in.erhöhtem Matze das Recht
haben Missen, die RechnungsfützriMg und GeschüsLsgeVavung zu
kontrollieren. Eine TMayabrik der Landwirtschastskmmner veftcht
nicht. Ich hoffe, daß das Zusarmnenarbtttm mit der Landwirt--
fchastskammer ersrerilich wird. Eine ernste Frage siM die
Balutaschulden
Das Ministerium des M«e«t hat sich Sei der Abdeckung der
ValuMschuld für Milcheinfuhr Es den Standpunkt des Landtags
gestellt, daß das Land die Schuld unmöglich übernehmen könnte.
Doch waren wir in Verhandlungen um MWerung in der Be-
rrÄbunig bemüht. Genau so waren wir mn VerhiandluKgen bei
Regulierung der ViehschukdM bemüht Es ist falsch, daß das
Land die Verluste zu tragen hat. Dagegen war«: wir immer für
eine.Regelung Mch. AehMch wie bei den MAchschu-lden bemÄhten
wir »ms bei den Schweizer Bankett auch um eine Regelung der
Biehschulden, worüber wir mit der Reichsregieruug Verhandlungen
führtet!. Hierbei wurde ein grundlegender ZahlunMplE sest-
gekM. . .
Zur Erniihrnngswirtschaft
tnöchte ich bitten, einmal über die wirtschaftliche Rot nachzudenken,
ist der das deutsche VE herkte ist und irr Lest nächsten Monaten
Mn wird. Genua kann uns keine Besserung vringÄi, wenn dir
wichtigsten Staatsmänner fern bleiben. Der Dollarkurs sagt alles:
Die Steigerung der Erträgnisse der deutschen Landwirtschaft ist
das. wichtigste Erfordernis, was ich auch jenen sagen, »nöchte, Ne
KN Aue rein städtische BeiwchtuM gewöhnt sind. In Baden haben
Wir einen Gebrauch von 2 471 372 Doppelzentner GettÄDe; also
gegenüber der Eigenproduktion eine Fehlmenge von 678 762 Dop-
pelzentner. Die völlig freie Wirtschaft führt zum Weltmarktpreis,
Weltmarktpreise Haven WeltmarkislSMe zur Folge. Die L-aritz-
Wirte mnsien beim Brotpreis das Kon «uv Zivisch«: JMEdspre-is
»nw Wsttmarktpreis fiir GÄreide ziehe>r. - Me Festsetzung pes Ge-
treidepreises auf Weltmarktspreise bringt politische KömWkatio-
neu. Das NmlageversaHren ist deshalb durchaus berechtigt. Die
Misten Betriebe werden Hierdurch überhaupt nicht getroMk. Kanu
man wenn man Weitz, daß wir von der Entente keine Erleick
tcrungeu zu erwarten haben und der Dollarkurs sich vermutlich
nicht Ändert, Aufhebung des UmlMeversahrerrs verlameu? Der
Landwirt Hal düs Recht au? anständige Mreisch aber er hat kein
Recht, die schlechte Valuta Mr sich in Anspruch zu nehmen. Nutzer-
dem Hütte er aber den Gewinn «ar nicht für sich. Denn Weltmarkt-
pretse bMuasn WelMarkttöhne; ällördstM Mt Rachtzinkm der
Löhne» Wir würden in einigen Wochen zu österreichischen Ver-
hkltniyen kommen, Bekommen wir Len dreifachen NeireidePreis
als- Mr Hn setz .Habe!!, so Ware das »ngeheu-srüch,
-Das.freie, Brot, würde Ws-rgm M Mk. pro. Pfunw kostest, .wenn
' heute das Umlageverfahren ausgeyob«: wird. -
Ich Sitte deshalb die Landwirte, für 1 Jahr dem Umlageverfahren
keinen Widerstand zu leisten. Wenn auch der Krieg mit den Waf-
fen zu Ende ist, so wird der Wirtschaftskrieg schärfer geführt als
je. Was die Landwirtschaft in diesen: Kampfe des deutschen Vol-
kes um seine Ernährung zu Mr hat, mutz das christliche Sitt-en-
gekctz beantworten. Die ErnShr»mgskonfereuz der Rcichsernäh-
rungsminifter erklärte gestern eine Aufhebung des Umlage» näh-
rens für urnnöglich. Bei besserer Valuta wäre die Lage anders.
So müssen wir aber haushalten. Die freie Wirtschaft auf dein Ge-
biet der Kartoffelvrrsorgung hat ungeheuerliche Zustande gebracht.
Wer kann 350 und 4M Mk. für Kartoffeln zahlen? Letzten Endes
«eht es auf Lohnerhöhung und österreichische Zustände Hinaus.
Kartoffeln Hütten wir im Reich genug, wenn der Wille der Betei-
ligtm da wSMch AartoffslWeise und SchwoinölMiserstshenM Zu-
sammenhang. Ich bitte HMHälb Ne Anträge stuf Beseitigst»« der
Zwangswirtschaft und Les LkmöageverstchrfstO und ältf Wiederein-
führung der Zwangswirtschaft nochmMs 4m Ansschntz durchzuspre--.^
chenc DMir cs handelt sich bei Lichen Fragm um das Wohl des?
Voltes. <BeifM.)
Um 1 Uhr-Vertagt sich Vas Hans ans nach-mir-ag« .8 Uhr.
«!
An der Rachnüttagssttznug spräche!'.. Achg. Martin (Ztr.) »M
Hertle (Ldbd.). Beide lehnten sie jede weitere Zwangswirtschaft
für die «Erwirtschaft ab. Wg. Herke wandte sich besonders scharf
-gegen den 8-Stllndcntag Ms dem Lande, sowie gegen -die gewerk-
schaffMche Orsanisierung der lmMchrtschMicheu Diellstboten.
»»LEieschWIMLIMiWSSKNIEWI««
MMIÄR.UWWU'

MSerGMMMMMS
Zur Maifeier 1V22.
BvlserMede, Achtstundentag, AuShmr der Sozialgeletzgevun«,
das war bei jeder Maifeier die Losung.
Bölkerfriede»! Ungeheuerliches liegt hinter uns. Die Völker
der Welt haben sich zerfleischt, obgleich sie nach Frieden schrien.
Der Frieden kam. Er wurde diktiert von der Gewalt, obgleich der
Welt nichts so sehr fehlt alS Verständigung. Der Friede von heute
ist die Fortsetzung des Krieges in anderer Form. Haben die Massen
erst geblutet, so seufzen sie jetzt unter Rot und Entbehrungen.
Teuerung und Wucher lasten ans ihnen. Der Hunger schwingt un»
erbittlich seine Geißel über dem Proletariat der ganzen Welt. So
will es Ne Gewalt! Erhebt dagegen am 1. Mai Eure Stimme!
Tretet ei» für wirklichen Vvlkerfrieden und Völkerverständigung!
Achtstundentag! Der Zusammenbruch, mit dem der Krieg
endete, er hat ihn »ns gebracht. Er konnte der ihn einmütig ver-
langenden Arbeiterschaft nicht länger vorenthalten werden. Leider
fand die grotze Zeit ein kleines Geschlecht. Die Arbeiter haben mit
ihrem Pfunde schlecht gewuchert. Richtungsstreftigkeiten zerrisse«
die Arbeiterbewegung und immer mehr konnte der Gegner wieder
festen Fuß fasse». Und er greift auch nach dem Achtstundentag.
Seid auf der Hut! Gedenkt gerade am 1. Mat, an dem ihr so oft
für ihn. eingetreten seid, der langen Kämpfe, die ihr um ihn geführt
habt. Verteidigt den Achtstundentag!
Ausbau der Sozialgesetzgebung! Die Verfassung hat die Ar-
beiMrast unter den besonderen Schutz des Reiches gestellt. Damit
ist in ganz anderer Weise noch als Myer betont worden, daß der
wirtschaftlich Schwache geschützt werden muß. Aber was geschieht?
Laßen auf Laster» Wertzen den Arbeitermassen auferlegt, und damit
wird der verfassungsmäßige Grundsatz in Mn Gegenteil verkehrt.
Hier »nutz Wandel geschaffen werden, wenn das Volk Nicht Mehr
geschädigt Werden falls als ihm durch die Sozialgesetzgebung ge-
holfen werden kann. Wahr ist aber auch sonst zu machen, was uns
versprochen worden ist. Wir fordern am 1. Mai die Verwirklichung
des Gedankens, daß die Arbeiter gegen die wirtschaftlichen Folgen
von Alter, Schwäche und den Wechselfällen des Lebens in anderer
Weise als bisher zu schützen Md. Wir fordern Ms einheitliche
Arbeitsrecht und die Sicherstellung des KoaltttonSrechtes. Arbeiter,
demonstriert am 1. Mat für unsere Forderungen. Denkt dabei an
die StärMlg der Gewerkschaften. Rüttelt die Lauen und die
Säumigen auf und.führt sie euren Verbänden zu. Gestaltet den
1. Mai zu einem ettwrucksvollen, würdigen Festtage der organi-
sierten Arbeiter. ''
- Allgemeiner Deutscher-Gewerkschastsbltud: -
- Ty Leipart.
- «Wemeiner freier «yge-Mtrwbnnd:

VslkswLrtfchafL.
Euteuteforderuugern - Valuta.-—ProdukrenPrrise.
1 Dollar — 338 Mark.
-Berti«. 28. März. (Priv.-Tel.) Die Entscheidung der Re-
parationskommiffion- die nn^ ein PkoratoxiuM nD MmjtzGen-
lüsten bringt, löste am Devffmmarkt einen Haussctaümel aus.'Der
Dollar, der paritätisch einen Stand von 386 Hütte Haven müssen,
zog gleich in den Morgenstunden scharf auf 32« und konnte sich im
Verlaufe des Freiverkeyrs weiter befestigen. Gegen halb 11 Uhr
hörte mmr einen Kur s von 324 bis SW. Auch die übrigen aus-
ländischen Zahttmgsmitt« gingen sprunghaft in die HM.
Amsterdam erreichte einen Stand von 12 360, London wurde mit
L4Z5—1435, Paris mit SSW.-2973 gesucht. Am Markt der Ost-
devise« hörte man ebenfalls ved -rrend höhere Kurse. Auszahlung
Prag ivurde mit 550, Budapest mit 37 gehandelt.
N.B.L. Mannheim, 23. März. Es ist zu erwart«:, daß die
neuesten Enteutefordernngen, wie sie in der Entscheidung der Re-
parationskommissiou zum Ausdruck kommen, von tiefgreifendem
Einfluß auf die Gestaltung unseres Wirtschaftslebens Mu müssen.
Schon Md die Folgen da, indM die deutsche Matß trch Ausland
weiter au Zahttraft «ingrvützt hat. Am Produkte»,»nrlt ist man
wnstrrnicn Mer die Preise»,Wicklung mch hält sich im Abschluß
n euer G esch «jte aufs iiutzerste zurück.
Die von uns «mitteten Preise, die wir nachstehend wieder-
geben, sind denn auch mehr oder minder als Schätzungen zu er-
achten, denen wirkliche Abschlüsse vielfach nicht zu Grunde liegen.
Mau nannte u .a. Weizp» ea. 17M Mk.. Roggen 1:M Mk.,
Hafer 118« Mk., Mais IM Mi., weiße« Ratchmais 1125 Mk.,
alles die IM Kg. loko Mannheim. Gerste war loko nicht a »ge-
boten. Vorliegende Angebote lauteten ab vayerifthen Stationen,
Parität München, aus M« Mk. per D»UpeW«t«rf
Futterartfkel-zeigen die gleiche ausMprochene Festig-
kett; mich Hülfcnfrüchte Haven sich «ach oben in Bewegimg
gefetzt, weil bei den jetzigen BakutaverlMttrifseu eine Einfuhr
ausländischer Erzeugnisse kaum möglich erscheint. Erbsen
lvstetm, je Mch Qualität, 1275 -14-5« Mar! die IM Kilo, Wei-
zenmehl Spezial Null ist per TÄppelzesttmr ah Mühle auf SIS»

gestiegen, doch ist auch dieser PreisMst. nur nominell.
Hand war ctwas billiger nM MaHte . x
7 R e WH ö r k, 23. Mürz, 3 Uhr Kurs der Reichsmark bei ,
Börsenschtust ü,2Sj< Eems. 5 (Dtech, entsprich» einem Kurs vo«
S3ßiS8 MafkMr den Dollar jgegeuAÜLr 3W.MMark am Vortage s
Framkfllft ä. M., M Mä^. My Uhr tiMm. In Lett Zlbend-
stunden lagÄ Devisen außerordentlich fest, das Geschäft ivar ver; , »
hältntSrnäßig klein. Genanrff wurden: Höständ 127M, Schweiz
MV, Part« 3V5V, BrüM WM, L»M»n 148«/ Newyork 337, Prag
KSÜ. z. 5
Berlin, 23. März. Der Devisenmarkt blieb nachnutlags btt
stillem Geschäft durchaus fest. Gegen Schluß bedangen Kabel New-
York etwa 336 bis 337, London etwa 1475 NS 148«. Däs sind die
höchsten Tageskurse, Die Kurssteigerung der polnischen Mark HM
stoch an. Auszahlung Warschau z. Zt. etwa 8.

Soziale Rundschau.
Zum Kampf LU der Metallindustrie.
Weitere Verschärfung der Lage in Württemberg und Bayern.
Ist Sachsen die M-Gtunden-Woche vereinbart.
Der Riesenkmnpf tu der Metallindustrie hat in den letzten
Lagen Ur Württemberg und Bayern eine weitere Verschär-
sung erfahren. Die bayerischen Metallindustriellen haben, weil
die streikenden Arbeiter sich nicht bedingungslos ihrem Diktat füge»
wollen, in ällen Mitgliedsbetrieben des Landes die Aussper-
rung Verfügt. Insgesamt stehen allein in Bayer» jetzt etwa
IM M« Metällarveiter im Kampfe. Uw den Schlgg der Unter-
nehmer zu parieren, Md sich nicht «ur die frei organisierten Ar-
beiter vollständig einig, sondern auch die Vertreter der Hirsch-
Dunckrrsche» und christlichen Arbeiter Haven etneüt die Versicherung
abgegeben, daß ihre Mitglieder auch weiterhin im Kauipfe aus-
harre» würden. Die Vertreter der Metallarbeiter haben in Mün-
chen ihre Bereitwilligkeit erklärt, an Miner gesunden Basis zu ver-
handeln, um den Kampf zu verweisen. Das Unternehmertum hat
auch dort die Vorschläge der Slrbeitervertreter brüsk avgelehnt.
Die Arbeiterschaft wird den ihtf anfgezwEgenen Kampf mit
her altgewohnten Energie und Solidarirät durchsetzen, de»iu jeder
M etallarbeiter »heiß, daß sein Kampf heute der Kampf der gesam-
ten Arbeiterschaft gegen das diktatitrlüsterUe Unternehmertum ist. f
Die Metallarbeiter kämpfen nicht nur für sich, sondern sie kämpfe« !
für das deutsch« Proletariat, sie kämpfen gegen Unterdrückung und
Ausbeutung, M Sicherstellung ihrer Existenz, für ihre darbenden !
Frauen und hungernden Kinder. >
Zmn Streik in den Daimlerwrrken.
Bn d«r MorgenbläMru vont 22. März d. I. teilt die Daimler-
Motor«: Gesellschaft UntertÜrkheiii: der Oefsentlichkeil mit, „daß sie
von diesem Tage ab ihre Betriebs mit der Mündigen Arbeitzeit
wciterführe". ES kam anders. Statt um 7.38 Uhr in die Betriebe
hineinzugehen, zog die Daimler-Arbeiterschaft auf den in der Nähe
des Werkes gelegenen Spielplatz und beschloß einst!mmi g, den '
Betrieb Unter Hei: von der Direktion festgesetzten Bedingungen nicht
zu betreten, sondern ihren streikenden Kollegen sich anzn-
fchließeu. ' 5'?' -j
:5 ? Ein Flugvlat: der Jndustriellxtr.
, 5 Äst, einen: FlugbNtst versuchest nun die ÄetMindustrielle»: die -
Ocfsenklichkcit trrezuftthren. Ihrerseits nennen sie es aus-

klären. Die Oeffentlichkeit ist aber aufgeklärt.

Wenn die württenwergische Metallindustrie zum Nachweis ihrer
Behauptungen ihre wirtschaftliche Notlage ansüyrk, so dürste sie
gut tun. diese auch zu beweisen, andernfalls kam: ihr Schreien nach
der 48-Stttttdcnwoche als nichts anderes gewertet werden als Wie
ein Schrei nach noch mehr Unteruehmergewinn.
Zugleich vergessen aber die Metallindnstriellen der Oesfentlich-
keit minulcilen, „daß erst vor wenigen Tagen für 18«««« beschäf-
tigte Metallarbeiter in Sachsen mit dein dortigen Metaktndu-
striellen Verbänden ei« Mahmentartf abgeschlossen wurde, der die
WWndige Arbeitszeit enthält und bis zum 28. Februar 1923 Gül-

tigkeit hat".
Und gerade Sachs«: ist doch mit die hauptsächlichste Konkurrent
von WHrtternbcrtzM. f! > ? ' " ' s- 7? s

KswMUUTleS.
Aus dem Städtrat, 5'
Anstelle Les infolge Wegzugs Es dem BüraerMKichtttz aus-
geschisdetlen Obergs»'erbeleh: er Mack wird der nächste Ersatzmätw
der Liste der bürgerlich«: Gruppen, ZWMngeinieur Otto S t i e«
als StMtverordrzeter vemsen.
Beim Ministerium Les Kultus und Unterrichts wivd Her S«!
trag Mtf Ansdehnustg des Unterrichts der HänvclSjal/reKschule auf
Swtt Fahre gestellt. '
Das Schulgeld stkr die HaiidslsMrMchnle wird ans 45V Mk,
für Ne HanLelspfttchtschule und Ne Gewerbeschule aus je SV E
jährlich erhöht; ebenso wird eine Erhöhung des Schulgeldes für
die Overealschule nntz die HMere MäDchenWule Es 4M Mk. M
die ittlMen >6 Klässkn und 636 Mk. für die oberen Klässch: bet
schlössen. Bei den letztgLiwuuteu Schulen Wunt Wr EßerWdische

„König Kohle",
- Von MtM GMlmr.
(4. Fortsetzung)
DM Tage lang arbeitete HM in den Eingeweiden der Erde,
M bei. RemimLLki mrd machte dortselbs» Jagd ans Ungeziefer.
Da-iM' kam der'seSMMstte So-rmtag, und einige SMttdcr! wm«:
sei»: eigen: er ko»mte das Sonnenlicht genießen uns das RorsM
besehen. Es war Lin zerstreut liegendes Dorf, dessen Häuschen sich
über eine Meile weit den Bergean-m entlang zogen. In der Mitte
besarchen sich Ne motzen Brechwerle, das Schlachthaus, Ne
KraMatton mit den Hoher« S-chloten; nahe dabei das Warenhaus
der Gesellschaft und einige Schemen. Es gab hier einige Wirt-
schaften, ähnlich der Remtnttskis, und lange Rethen von zwei-
und vierzimmettgen Holzhütten, von denen einige mehrere Fa-
milie-: beherbergt«!. Dort, wo sich Ns Anhöhe hinzog, stand das
Schulhaus und ein Ebe res kleines, einräumiges Gebäude, das
«ls Kirche Nestle; der Geistliche gehörte der Konfession der Allge-
meinen Beheizungsgefellschaft art. Er bekam die Kirche rmrfonst,
«ine VerMnsMnng den GiOhänsern gegenüber, Ne der Gesell-
schaft ettren- hohen Mietzins zahl«: »nutzt«». Es bewies die an-
geborene Bosheit der mensMichm Natur, Latz in der KohlMgrube,
trotz dieser Vergünstigung, der Himmel im Kampfe wider Ne Hölle
der Besiegte Web.
Durchs Dorf schreitend, empfing man den Eindruck unendlicher
Trostlosigkeit. Einsam und kahl ragten die Berge auf, mit den
Wundmal«: geologischer Zeitalter bedeckt. In diesen Canons
giirg die Sonne Mich zur Rüste, der Schnee kam früh im Herbst;
allüberall erhob die Natur ihre Hand gegen den Menschen, und
per Mensch erlag ihrer Macht. Im Dorfe selbst herrschte »roch
Weit größere Trostlosigkeit —, Gemeinheit und Bertiertheit. ES
gab Mckge klägliche Versuche von Gemüsearten, doch töteten Ranch
und Rutz alles Leben: die herrschende Farbe war schwarz, fieber-
«ll lagen Aschenhausen, Draht uich leere Konservenbüchsen; hier
spielten schmutzige, rußige Kinder.
(An Teil des Ortes hieb „Mockstadt"; hier zwischen MiMatuv-
jbcr-gen Es Schlacke war einigen der allerärmsten Ausländer ge-
palt« worden, sich ans alten Brettern, Blech und geteertem Pa-
pier Verschläge ausznbEen. Kein Huhn hätte sich heväbgelassen,
in solch einer Hütte zu wohnen, und dennoch waren in euMen
Kiefer BetzEsrmgen ein Dutzend Leute zrlsEMlengepsevchr; auf

rnit Asche bestreuten, von Fetzen 'bedeckten Fußböden schliefen Män-
ner rmd Weiber-. Müder wimmerten umher, bloß mit einem zer-
rissenem Hemd VMeidet, zeigte« sie d«n HimmS schgnttos Ihren
kleinen, nackte» Hintern. So mögen einst die Kinder der HSHlerp
tMirschcn gcspiek» haben, dachte Hal, und EM stieg in ihn: auf.
Er war von Liebe und Neugierde erfüllt gekommen: hier jedoch
versagte beides- Wie Mmte ein Meirsch mit MOtwm NxrPen,
der die sihönerr, veAeiEtest SMen des Lebens kannte, diese
Menschen lieben lerne«,--die alle sein« Stirn« Meidigtest, seiner
Nase Gestank, feinem Obr widerlicher' Lärm,' seinen Augen ein
Zug von Mißgeburten waren? Was hatte die Zivilisation Wr
diese getan? Was konnte sie tun? Wozu sonst waren sie befähigt,
als zu -dieser schmutzigen Arbeit, zu der sie hier gezwungen wucLen?
So sprach in Win der Hochmut des : Angly-S-achMt, Nr -er Liese
Mittelmeerhordcu betrachtete, bei LMen -ihm selbst die Fon» der
Köpfe widerwärtig erschien.
Doch ließ sich Hal nicht MeAEttgen-, und. -langsam, allMW-
lich kam Hm eine neue Vision. Erft erfaßte ihn der Reiz der Gru-
ben. Es war«» alte Gruben, richtige Städte, Ne gleich einen«
Tunnel unter dm Bergen lstgen; Äe HMiPtgänge zog«: sich viele
Merls» hin. Eines Tages schwänzte Has seine Arbeit; er »rächte
eine Reise mit einem „Strickrriter" und erhielt derart auch eine
körperliche OsfenbaruM der UncrMichkeit, Seltsamkeit mrd Ein-
samkeit dieses Nachtt-abyrirtths. Im Schacht Nr. 2 stieg das Flöz
etwa fünf Grad steil an, die Leer«» Karren wurden durch einen
«Mosen Strick hinaufgezogen; kamen sie dann schwerbeladen zu-
rück ,so Liefen sie vermttteis der eigenen Schwerkraft von selbst.
Dabei gab es für Ne Bremser Net Arbeit, bisweilen ging ein
Karren durch und vermehrte sö die täglichen Gefahren der Gru-
benarbeit um eine weitere Gafehr.
Die Ader war ost vier bis fünf Fuß park; eine Grausamkeit
der Natur, die die Männer zwang, ivrest Wuchs dem niedrigen
Raum anzupassen, wo nach neuer Kohle gegraben wurde. Nach-
dem Hal dort eine Weile gehockt, begriff er, weshalb sie mit ge-
beugtem Kopf und Rücken dahinschlichen, mit Herabhängerchen
Armen, einer Affenreihe iihiMch. Die Kohle mußte erst mit einer
Haue Mttergrabcn und dann mit Pulver in die Luft gesprengt
werden. Bei dieser Arbeit mußte der Bergmann MtÄnks liegen,
Was wiederum andere physische Eigenheit«» erklärte.
Und so gelaugte »nun, wie stets bet genauerer Kenntnis des
«Mlschlichen Lebens rum Mitleid Mit zur Verachtmrg.
Hier existierte eine abgesonderte Rasse unterirdischer Gnomen,

von der Gesellschaft für eigennützige Zwecke zusEm:«igepferM
scstgeschmie-ct. Draußen, durch den sonn-engebaLeien CanM
rollten- lange Waggomciben dahin, mit Kohle befrachtet. Kohl«'
Ne bis an das Ende der Welt gelange»« wirb, an Orte, von d«M
die Bergleute uiemals gehört; Kohle, die Räder einer Industrie
treiben wird, deren Produkte die Bergleute niemals sehen wet-
dm. Köstliche Seide Wird sie weben," für vornehme Damm, herr-
liche Juwelen schleife» zu ihrem Schmuck; wird lange, wttcW-
polsterte WaggonM-yeu durch Wüsten und Mer Gebirge tvggM
palastähMiche Dampfer aus Winterstürmen nach hellschimmerndc»
tropischen Meeren befördern. Und die vornehmen, seiden- uM
juwelengeschmiickten Damm werden essen mW schlafen, aus weiche»
Kissen ruhen — und ebm-sowenig von den veMmmertsn Ge-
schöpfen 'des Dunkels wist«:, wie diese von ihneu wissen. Hm
Lachte über alldies nach, bezwang den Huchmut Muer angel-
sächsischen Natur —, fand Verzeihen für alles, was an diesen Leu-
ten abstoßend war —. Hre barbarisch kreischeivde Sprrchart, Me
verlausten Wohnungen, Hre halbnackt«« Kinder.
. Lange Zeit verging, ehe Hal einen freie» Tag bekam, der W
die Eintöuiakeir seiner Stallardeit ein W«M Mwechslung brachte.
An der Ventilation Les Schachtes Nr. 2 war etwas in Unordnung
geraten; Hal ward zuerst durch heftige Kopfschmerzen darauf am-
merksam gcnwch», außerdm« »nurrten die Arbeiter darüber, bue
trüb Hre Lichter brannten. Als die Sache daun ernst zu werde»«
begann, kam der Befehl, die Maultiere nach oben zu schaffen.
Und dies Wurde zum spaßhaften Nbentmer. Das Entzücken
von Hals Lieblingen war, da sie das Sonnenlicht erblickten, un-
widerstehlich komisch. Man konnte sie nicht davon zurückhalte«;
sich Ef die aschebestreute Stratze niederzulegen und dort zu wälzen:
rmd ÄS sie dann in «irrem entfernten Teil des Dorfes unterge-
brachi warm, wo wirklich Gras wuchs, überließen sie sich Hellen»
Entzücken, gleich Kindern Es einem Schulausslug.
Auf diese Art standen Ml einige freie Stunden zur Vel->
sügnng, und da er noch jung und voll müßiger Neugierde war,
kletterte er die Canonwand hinauf, um Ne Berge zu sehen. Als
er im Abenddämmern wieder herunterstieg, kam für Hn ein gre»-
les Stückchen Farbe irr das eintönige BW des Grubenlebens; ek
befand sich plötzlich in jemandes Hof, und jemandes Tochter, Ne
eben Wäsche von der Leine nahm, betrachtete ihn voller Interesse.
Eine schöne Mädchen»estalt, groß und kräftig, mit rotgotdemem
Haar und jenen klären, frischen Gesichtsfarben, die die Natur zur
 
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