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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 91 - Nr. 100 (19. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48721#0552
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.. .

k«!

gemacht werden kann. Das Vertrauen des Volkes zur Justiz hat
nicht nachgelassen. In reinem Lande außerhalb Amerikas ist die
Frau zum Berufsrichtertum zugelassen. Die Justiz ist keine Ver-
suchsanstalt. Mann und Fra« sind gleichberechtigt; aber sie haben
Nicht die gleiche Befähigung.
Nächste Sitzung: Donnerstag früh 9 Uhr. Tagesordnung:
Justizetat.

wird deshalb seine Beurteilung über die Schreibweise der bürger-
lichen Presse nicht anders einstellen, als über irgend einen Vor-
gang, dessen Zweckbestimmung man im Voraus kennt. Diese Er-
kenntnis macht es der besitzlosen Klaffe zur zwingenden Pflicht,
sich dem Bannkreis der bürgerlichen Presse z» entziehen, dieselbe
rücksichtslos in ihren Kreisen auszumerze« und an deren Stelle
die Arbeiterpresse einznfüyrem; denn diese ist das Sprachrohr der
Jnterefferrgemelnschaft der besitzlosen Klasse und ihre Zweckbestim-
mung ist, die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten. Gerade
in der gegebenen Stunde, in der Zeit des gigantischen Ringens
der süddeutschen Metallarbeiter um die Erhaltung ihrer erworbe-
nen und verbrieften Rechte, ist die Nutzanwendung aus dieser Er-
kenntnis doppelte Pflicht.

Hilfsaktion der Reichsgewerkschast Deutscher Eisenvahnbeamter
und Anwärter.
Die vorgenannte Organisation übermittelt uns ihre Sym-
pathie für die streikenden Metallarbeiter. Sie versichert ferner, mit
allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln «die Ausständigen in ihrem
schweren Kampf gegen die rücksichtslose Willkür der Arbeitgeber
finanziell zu unterstützen.

Zur Beachtung!
An Lieser Stelle weifen wir darauf hin, daß Freitag, den
28, April, abends 6 Uhr in der „Liedertafel", tzf 2, 82 in M ann-
heim, eine Vollversammlung der Betriebsräte Mann-
heims stattsindet mit der Tagesordnung: „Situationsbencht über
den Metallarbeiterstreik." Der Ortsausschuß des A.D.G.B. ladet
zu dieser Vollversammlung durch ein Inserat ein und ersuchen wir
alle Betriebsräte, zahlreich und pünktlich zu erscheinen.

Eingänge von Gesuchen im Landtag.
Dein Badischen Landtag sind eine Reihe Gesuche zügegcmgen.
Neben mehreren Beamtenpetittonen befindet sich darunter
ein Gesuch der Agnaten der Breiherrlich von und zu Bodmansche»
Familie zur Aufhebung des Sonderrechtes der Stamm güt er
bezüglich Regelung der Ablösungsentschädigungen. Der Verein
badischer Bürgermeister petitioniert betr. Zusammensetzung der
Schlich 1 ungsausschüsfe für Gemeinde- und Körperschafts-
beamte. Vüm Gemeinderat Schriesheim liegt ein Gesuch betr.
einer Verkehrsverbindung zwischen Mannheim und Schries-
heim vor.

Zu den hohe« Fleischpreisen.
Die Fleischprsisc haben eine Höhe erreicht, die cS der breite«
Masse nicht mehr ermöglicht, Fleisch und Wurst tu kaufen. Die-
ser Zustand ist unerträglich uw Mrd seine Auswirkungen zur
Folge haben. Die Metzger behaupten, 8e seien nicht schuld an
dicier Preissteigerung, sie müßten das Vieh zu teuer einkaufen
Wir haben schon Les öfteren daraus hiugewiesen, daß diese Er»
scheinungen eintreten mußten bei Aushebung der Zwangswirt
schäft; denn eS ist doch ein -glatter Unsinn, dis Zwangswirtschaft
Mtfzuheven in einem Lande, das sich nicht selbständig ernährest

Kleine Nachrichten.
Eine tödliche Wette. Eine unsinnige Wette hat der 19jährige
Gelösenhsttsarveiter Alfred Diemert aus Niedechöchstadt gemacht.
Er verpflichtete sich, einen halben' Liter Schnaps auf einmal zu
leeren und tat das amch; er ist jedoch an Iden Folgen dieser Hand-
lungsweise gestorben.
Die Folgen eines DorfskandalS. Vor dem Verwaltungsge-
richtshofe in Darmstadt hatte sich der Bürgermeister Gabriel aus

gen AW Reichskanzlers fuhr durch Nervi. Anscheinend hatte de»
COWchr ein zu rasches Tempo genommen. Carabinieri hisstest
dEDaigen an, uw trotzdem her Reichskanzler sich legitimierte,
holien sie den KhEffeur von seinem Sitz und brachten ihn zuh
Polizei. Den Mrevlofen Wage» mit dem Reichskanzler Netzen sie
auf der Straße stchen, und es blieb dem Reichskanzler nichts
übrig, als zu Fuß nach Genua zu gehen, um von dort stach einem
zweiten Wagen zu telephonierest. Inzwischen hatte man auf der
Polizei in Nervi fest-gestellt, Mtz es sich nm den dem Reichskanzler
zur Verfügung gestellten Chauffeur handelte. Vier Beamte der
Polizei erschienen kurz darauf tu großer Uniform beim Reichs-
kanzler, um nm sich zu entschuldigen.
Sechs Todesfälle durch Meihylalkohol-Bergiftnng. Beim
Entladen des Dampfers „Waisend" in Hamburg zeigten eimigs
mit Methylalkohol gestillte Fässer Leckade. Die beim Entladest
beschäftigten Schauerlsute tranken trotz Warnung von der aus-
strömendon Flüssigkeit und erkraMen schwer. Bisher sind teils
auf dem Transport ins Krankenhaus, teils im Krankenhaus sechs
der Schauerleute gestorben. Von vier Verstorbenen sind bisher -M
Personalien ermittelt.

.. .
Aus der Stadt.
Geschichtrkalender.
27. April. 1822: n. S. Grant, Präsident der Verein. Staaten
in Point Pleasant geboren. — 1882: Der amerikanische Philosoph
Ralph Emerson in Coucmd gestorben. - 1920: Reichswahlgesetz
beschlossen. —

Badische Politik.
Die badische Torfgewinnung!
MM schreibt uns: In einer kurzen Notiz, welche dieser Tage
in einem Teil der Parteipresse und auch in der kommunistischen
„Roten Fahrre" -erschien, wird die sehr wichtige Frage der Torf-
gewinnung, des Verkaufs und der Rentabilität von Torsiwerken
tn -einer Weise erörtert, die es notwendig macht, auch die Ge-gen-
arguments der OefferMclMt nicht vorzu-enthastcu. Es Mrd so
davgestellt, als bedürfe -es nur einer Rücksprache mit dem Arbei-
terrat und die Sache wäre erledigt. Weiter Wird verlangt, Latz
der Betrieb an die Arbeiter abgegeben werde.
Nun, so einfach liegen die Dinge wirklich nicht. Aus das Letzte
VerLÄstgest, den Betrieb an die Arbeiter abzugeben, wäre zunächst
die Frage zu stellen, wer denn den Arbeitern im Sommer den
Lohn bezahlt und wer Dis andere« Unkosten bestreitet? Die hier-
für benötigte Geldsumme würde bei Len jetzigen Löhnen und Un-
kosten etwa Z Millionen Mark betraWN. Wo sollen diese herge-
N0MMSN Werden?

Laßt Euch nicht verblüffen!
Der 1. Mai ist in Baden gesetzlicher Feiertag, an dem vollständige ArWtsruKe HMrscht
.— - — - > —— ———'—-

Man muß in der Antzslögenheit der Torfgewinnung die hier-
zu nötigen Erledigungen nicht Eßer acht lassem Jin Sommer hat
Die DorKewimmng vor sich zu ach en und im Winter muß der
Verkauf erfolgen. Natürlich hängen die Torspreise mit Leu Koh-
icnvreisc» eng zusammen. Erzeug'errosten und VeMussPreise
nriteinander stets ist EirSürng 'zu bringen, ist Nicht so Leicht, als
es sich manche Leute vorstellen.
Was Vie Stellung der in den Torswerken beschäftigten Ar-
beiter anlaugt, so darf gesagt werde», daß die Behauptung, sie
feien nicht h-ehört worden, unwahr ist. "Sie sind -gshört worbest
und ihre Anregungen wurden auch beachtet. Ebenso ist unwahr,
daß der Arbeitsminister Gen. Dr. Engler und die Leitung der
Torswerke Ms BstrÄHsn von ZentrumsLeuten „UMMsÄLen" jMn.
Der ArbeitsminWer und der Mlfsichtsrat habest ihre Entschlüsse
selbständig getroffen, es ist auch weder vom Zentrum noch von
anderer Seite, der Versuch der Beeinflussung MMcht worden. —
Weim wirklich Ärbeitergruppsn glauben, ein Torswerk genossen-
schaftlich wsitsrbetreiMn zu rönnen, so kann dem vielleicht Rech-
nung getragen werden, nur nriisse-il sich die solches Fordernden Mch
klar darüber sein, das; dann Maschinenbetrieb nicht in Frage kom-
men kann.
Jur übrigen mögen sich die Kritiker beruhigen, es wird das
Staatsgut Mcht verschleudert. Was in der erwähnten Notig über
di« VerMuWreise geschrieben wird, ist völlig -Ms der Luft ge-
grifsen. Die Angelsgenbeit wird nächstens im Landtag bespro-

Usthcim bei Drchb-ur im Risd unter der AnschuwignM M ver-
antworten, eine Amtshandlung, zu der er verpflichtet war, unter-
lassen zu Haben. Im Jähre 1920 tvar nämlich die Gemeinde Ast-
heim, Deren Bevölkerung saft ausschließlich katholischen Bekennt-
nisses ist, Darüber empört, daß der Landlvirt Ranicheimer mit
einer bei ihm beschäftigten Witwe siu sträfliches Verhältnis habe,
umsomehr, als diese Witwe evangelisch sei. Die Ehefrau des
Raunheimer hatte ihren Manu verlassen, wie Raunheimer be-
hauptete, böswillig, Die Empörung tn Ustheim wuchs, als das
Gerücht umlief, die Minus wollte mit ihren Kindern ist das HauS
des Raunheimer ziehe». Die Jugend und die Erwachsenen des
Dorfes zogen vor Die Wohnung des Raunheimer.. Man warf di«
FMsterschei'bcn ein, zertrümmerte Möbelstücke und beschimpfte Leu
Inhaber der Wohnung und seine Freundin. Diese schickten zum
Bürgermeister und baten nm Schutz. Der Bürgermeister verhielt
sich jedoch sehr zurückhaltend, sodaß der Verwaltungsgerichtshof
zu -Ser Erkenntnis kam, der Bürgermeister habe sich der Unter-
lassung einer ihm obliegenden Handlung schuldig gemacht und sei
für den dadurch -entstandenen Schaden haftbar zu Machest.
Ein Tscheche im Hundeabteil. Ein junger Tschechoslowake,
der sich bei der Fremdenlegion anwerben lassen wollte, aber zu-
MMewiesen worden war, Aetterte .im Frankfurter HaüpWahrchos,
nm auf billige Weise in Re Heimat zu kommen, in Ms HundeaS-
teN des D-Zuges Frankfurt a. M.—Berlin. In Fulda wurhe er,
als man -einen Hund in das Abteil Lassen wollte, entdeckt und sest-

kann und dessen Valuta durch den verlorenen Krieg einen Tief-
stand erreicht hat, der es uns nicht ermöglicht, Warm vom Aus-
land zu einem erträglichen Preis heveinzubekommen. Diese Tat-
sache wollten aber die pribatkapftMstischen Kreise sticht swsrhen;
denn ihnen geht die Profitgier über das Wohl der Allgemeinheit.
Wir sehen aber doch, Daß die Metzger anderer Städte in der Lage
sind, das Fleisch bedeutend billiger zu verkaufen, als Res hier Leh
Fall ist. Zur Illustration bringen' .wir .sine Anzeige, aus.Lest
„Düsseldorfer Nachrichten" zum Abdruck:
Großer Preissturz
tu alle» Fleisch- und Wnrstwaren.
Heute und folgende Tage schönes, fettes Rind- und Ochsen-
fleisch. Suppenfleisch Per Pfd. 23-24
Feinstes Bratenfleisch, Filet, Roastbeef, alles ohne Aus-
nahme Per Pfund 25 .st
Prima fettes Hammelfleisch Per Pfd. 26—28
Massenschlachtungen in Kalbfleisch, prima schneeweiße Ware,
per Pfd. 28—30
Stets frisch gehacktes Rindfleisch Per Pfund 86
Sowie alle Wurst-Waren billigst. Es kommt nur Mch
geschlachtetes Fleisch zum Verkauf.
Da wirft sich einem doch die Frage aus: „Was Ry Düsseldor-
fer Metzger können, sollten Mich die HeidÄ-berger fertig vringeth
oder ist es Nicht so?"

cheu werden und es Mrd sich daun zeigen, daß richtig gehandeit
worden ist.

Soziale Rundschau.
Zum Kampf in dsV Metallindustrie!
Dis gesamte bürgerliche Presse, angefangen bei der „Frank-
furter Zeitung" bis zum Stinnesblatt reinsten Wassers, ist ein-
mütig in ihrer Auffassung über den Metallarbeiterstreik in Süd-
deutschland. Alle versuchen sie nachzuweisen, daß allein dis Metall-
arbeiter die Schuldigen am Konflikt sind und deshalb auch Re
Nachgebenden sein müssen. Ob der Ton auch verschieden ist, an
der Tatsache selbst ändert das nichts. Das ist durchaus nicht Ver-
wunderlich. Als Sprachorgan der Interessengemeinschaft der be-
sitzenden Klasse ist keine andere Stellungnahme zu erwarten. Man
„König Kohle".
.Von «VW« Sinclair, ' M»'-'
(M. Fortsetzung)
Die drei beriete», wo man am beste« die Nacht verbringen
könnte. Der alte Miks war äußerst besorgt; der Eifer des Spions
ließ ihn befürchten, sie könnten in der Nacht Werfällen werden;
er berichtete Schauerdinge Wer derlei Vorfälle. Gav es denn für
Re Gesellschaft eine einfachere Art, Rs ganze Sache zu regel»:?
Man würde irgendeine Geschichte erfinden, alle Welt glauben
machen, ste feien in einer betrunkenen Rauferei, vielleicht um einer
Frau willM, umgekoMmen. Diese letzte Armahme beunruhigte
Hal seiner Familie wegen am meisten. Nein, er durfte sticht im
Dorfs Wern-achten; Doch konnte er auch nicht den Canon hinunter-
gehen; war er einmal durch Das Tor geschritten, fo würde er Echt
«»ehr Einlaß findest.
Ein Gedanke kam Hm; weshaW sollten ste sticht Len Cannon
hinaus gehen? Am anderen Ende Des Dorfes gab es keine Mn-
zSimung, bloß Felsen und Dickicht, nicht einmal einen Weg.
„Und wo werden wir schlafen?" — fragte entsetzt der alte
MM.
„Im Freien!" — erwiderte Hal.
„Plnha hisdna! Damit die Nachtlust in meiste Knochen
MM!"
„Ja, -glauben Sie Denn, wenn Sie im Zimmer schlafen, bleibt
Re Daglust tn Ihren Knochen?" — lachte Hal.
„Freilich, wenn ich Re Fenster fest schließe und meine Knochen
ßuvecke."
„Nun" — meinte Hal — „riskieren Sie einmal die Nachtluft;
ks ist immer noch besser so, als wenn ste einer mit einem Messer-
ftich in Ihre Knochen einläßt."
„Aber der Kerl, der Prsdovich, — er wird uns mich in Den
Mnon nachsteigen."
„Ja, aber er ist allein-, wir brauchen ihn nicht zu fürchten.
Geht «r andere holen, so vertiert er uns in der Finsternis."
Edstrom, dessen Ansichten Wer Anatomie weniger primitiv
Waren, als die Mikes, stimmte Hals Vorschlag bei; sie holten ihre
Decken und klommen in der stillen, besternten Nacht den Canon
hinauf. Eine Zeitlang hörten ste Len Spitzel Hinterher pusten,
Mnu jedoch verhallten seine Schritte und, nachdem sie noch eine

genommen.
Nächtlicher «eberfall im Berliner Tiergarten. In Der Nacht
zum Dienstag ist ein schwerer Raubüberfall im Tiergarten verübt
worden. Ein OLersekrEr wurde auf dem Heimwege »mch seiner
in der Jagowstraße 35 gelegenen Wohnung im Tiergarten von
ui'bcraunjen Männern überfallen. Die Einzelheiten Des Ueber-
falles sind noch nicht aufgeklärt. Der Oversekretär ist von einer
Streifs Der Schutzpolizei bewußtlos und blutend anfgefundsn
worden. Man brctMe ihn mit dem herbebgernsenen Krankenwagen
des Rottungsamtes nach der Rettungsstelle, wo der Arzt seststellte,
daß ihm ein Auge ansgestocheu worden war. Dem Usbersallensn
ist Die Brieftasche geraubt worDsn.
Der Chauffeur des Reichskanzlers verhaftet. Reichskanzler
Dr. Wirth ist während einer Mttospaziers-ahrt ein KSines Mben-
teuer Passiert, das ihn Ar gute Laune, die Genueser Polizei aber
zunächst in eine nicht gsrinW Bestürzung versetzt hat. Der Wa-
Strecke gegangen, wähnten ste sich bis zum Tagesanbruch in Si-
cherheit. Hal hatte als Jäger manche Nacht in» Freien verbracht,
doch war es ein neues Erlebnis, dies als WAV zu tun.
Bei Morgengrauen erhoben sie sich, schüttelten dm Tau Ms
ihren- Decken-, rieben sich die Augen. Hal war jung und sah Die
Herrlichkeit des Morgens, Der arme Mike Sikoria hingegen stöhnte
und brummte Wer seine alten, schmerzenden Knochen. Er glaubte
sich eine unheilbare Krankheit zugezogsn zu haben; Doch faßte er
neuen Mut, als Edstrom vom Morgenkaffee sprach, und sie Mt-en
zur Wirtschaft Hinunter.
Nun kam die krittsche Zeit, da Hal allein gelassen werden
Mußte; Edstrom ging nach Pedro, sich inn die Beerdigung sein-er
Frim zu bekümmern. MM Sikoria dürste feine Arbeit nicht im
Stiche Lassen, wollte er der Gesellschaft nicht einen Vorwand für
seine Entlassung -geben. Das Gesetz, das für einen Wagekontrsl-
leur sorgte, hatte unterlassen, für die Leibwache Des Wagekontrol--
lcurs Sorge zu tragen.
Hal Hatte in sinern Anfall von Wut iN.Cartwrights Büro sein
Programm verkündet. Sobald Die Leute an Die Arbeit gegangen
waren, erschien er Lelm Kippraum. „Herr Peters" — sagte er zum
Wagemeister — „ich bin als Wagekontrolleur ang-estellt."
Der Bademeister, ein Mann mit großem, schwarzem Schnurr-
bart, der ihm eine gewisse AchuMichkeit mit Nietzsche verlieh, schien
ehrlich verblüfft. „Was zürn Teufel..."
„Einige der Leute" — sagte Hal in geschäftlichem Ton —
„haben mich zum Wagekontrolle-ur gewählt. Wenn die Karren
hcraufko-rmnen, werde ich das Wissen kontrollieren."
„Bleiben Sie nur außerhalb des Kippraums, junger Mann!"
— Auch Peters Ton war vollkommen geschäftlich.
Der Anwart des W-agekoirtrolleurpostens setzte sich abwartend
auf -Re Stufen des Kippraums; dies war ein öffentlicher Ort,
hier würde er in Sicherheit sein. Einige der Vorübergehenden
lachten und blinzelten ihm zu, andere flüsterten ermutigende
Worte. Und so saß er den ganzen Morgen, wie in China ein
Protestierender am dem Palasttor eines Mandarins. Es war
äußerst langweilig, doch meinte Hal, er würde es länger aushalten
als die Gesellschaft. . . ,
Im Laufe des Vormittags trat ein MM« M Gtt Heran, Bud
Adams, Jeff Cottons Gehilfe, der jüngere Bruder des FriederrS-
richters. Er war gedrungen, roigesichtig und hatte den Rus, seine
Fäuste gut benützen zu rönne«.

Vortrag Dr. Paul Rohrbach. Am 29. Slpril wird der bek-amue
Politiker Dr. Paul Rohrbach, Der soeben von Liner mehrwöckmvt--
ltchen Reise Durch dis Bereinigten Staaten und Mexiko zurück-
gekehrt ist, einen Vortrag halten über seine Eindrücke n-nd Erfah-
rungen auf Vieler Reise. Er wird u. a. sprechen: Ueber die Stel-
lung Amerikas zur Konferenz in Germa und Wer die Bedeutung
der Konferenz selbst. Nach seiner Ueb-erzengung Liegt der Schlüs-
sel zu Genna Nr Amerika. Wir machen noch besonders darauf
aufmerksam, daß Herr Dr.'Rohrbach von seiner Reise sehr gute
Lichtbildrr mitgebracht hat, die er während seines Vortrages zei-
gen wird.
Generalversammlung der Vottsvank. In der gestrigen Gene-
ralversammlung der Heidelberger Volksbank, e. G. m. b. H. in
Heidelberg, fanden sämtliche Anträge der Verwaltung Annahme,
insbesondere wurde dein Vorstand und Unsstchtsrai Entlastung
erteilt. Neben einer starken Dotierung der Reserven wurde wie-
derum eine Dividende von 7 Prozent, wie in den letzten 21 Jahren,
„He, Sie" — sagte Bud — „am Postamt Liegt «in Telegramm,
für Sie."
„Für mich?"
„Sie heißen Loch Joe Smith?"
„Ja."
„So Lautet Re ADresse auf dein Telegramm."
HM überlegte einen Augenblick, es gab keinen, der M Joe
Smith telegraphiert hätte; Res war bloß eine Finte, um ihn von
hier sortzulocken.
„Was steht im Telegramm?", fragte er.
„ Wir soll ich das wissen?"
„Woher kommt es?"
„Weitz nicht."
„Nun" — meinte HM ruhig — „Sie könnten es mir Mentlich
herb ringen."
Der ander« starrte ihn entgeistert an; das war keine Revolte
mehr, das war eine Revolution! „Zirm Teufel, Kauven Sie denn,
daß ich Ihr Laufbursche bin?" — schrie er.
„Läßt Re Gesellschaft Telegramme nicht aus-tragen?" — er-
kundigte sich HM höflich.
Bud. rang sein« Wut gewaltsam nieder und Hal beobachtete
ibn vorsichtig. Augenscheinlich jedoch hatten jene, Re ihn aus-
geschickt hatten, keine präzisen Befehle gegeben; -denn -Bud würgte
seinen Zorn hinab, wandte sich um und schritt fort.
Hal harrte aus seinem Posten aus; er hatte sein Mittagessen
mitsmiommen und meinte, es einsam verzehren zu müssen; er
wußte, was ein Mann riskierte, der ihm seine Sympathie be-
zeugte. Daher verwunderte er sich sehr, als der riesenhafte
Schwede Johannson zu ihm trat und sich neben ihn setzte. Spä-
ter kamen auch ein junger mexikanischer Arbeiter und ein griechi-
scher Bergmann; die Revolution breitete sich aus.
HM Wußte mit -Gewißheit, daß Re Gesellschaft Dies nicht
länger Dulden würde. Tatsächlich trat in der frühen Rachmittags-
stunde der Wagemeister aus dem Kipvraum und winkte ihn zu sich.
„Kommen Sie einmal her." Hal folgte ihm.
Der Wiegeraum war ziemlich den Micken der Vorübergehen-
den ausgesetzt, auf der einen Sette jedoch führte eine Tür- in ein
inneres Büro. „Hier hinein" — sagte Der Manu-.
HM jedoch verharrte, wo er war.
„Der Wagekontrolleur gehört in Liesen Rann», Herr Peters.''
„Ich Will aber mit Ihnen reden."
(Fortsetzung folgt.)
 
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