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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Schnütgen, Alexander: Zur Eröffnung der Zeitschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0012

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1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

und, Schwierigkeiten, welche sich erhoben,
sobald es sich um eine in jeder Hinsicht,
auch in Bezug auf Ausstattung leistungs-
fähige Schöpfung handelte, sind glücklich
überwunden; die neue „Zeitschrift für
christliche Kunst" darf mit dem An-
sprüche sich einführen, allen Anforderun-
gen, die billiger Weise an sie gestellt
werden,, vollauf entsprechen zu können.
Die Zahl und Bedeutung ihrer Mitarbei-
ter sichern ihr ausgiebiges und durch-
aus zuverlässiges Material auf den ver-
schiedenen Kunstgebieten, und die tech-
nischen Hülfskräfte, die ihr zur Seite
stehen, lassen für die Ausstattung das
Beste hoffen. Die Forschungen haben
ja inzwischen nicht geruht, weder die
ästhetischen noch die kunstgeschichtlichen,
noch weniger die technischen, und
manche ihrer Resultate harren der Zu-
sammenfassung und Verwendung. Mit
Recht werden deswegen heute gröfsere An-
forderungen gestellt, als noch vor wenigen
Jahren, auch auf dem engeren Gebiete der
kirchlichen Kunstgeschichte und
Kunstthätigkeit. Diese zu prüfen und
zu beeinflussen, bildet die erste und wich-
tigste Aufgabe der Zeitschrift, und die
Regenerirung der kirchlichen Kunst wird
von ihr um so eifriger angestrebt werden
müssen, als diese durch das einmüthige Zu-
sammenwirken der vorhandenen Kräfte in
Bälde einer neuen Blüthe entgegengeführt
werden kann, welche auch durch die endlich
freier und glücklicher gestalteten äufseren
Verhältnisse des kirchlichen Lebens we-
sentlich erleichtert wird. Alle Errungen-
schaften auf dem Gebiete der kirchlichen
Kunst werden auch der profanen von Nutzen
sein, sie zu bereichern, zu läutern vermögen
und sie vor Verirrungen bewahren, die
einen Abfall bezeichnen nicht blofs vom
Christenthum, sondern nicht selten auch von
der Vernunft und dem Sittengesetze.

Da die kirchliche Musik mit Einschlufs
der eng mit ihr verbundenen Poesie ent-
sprechend der Bedeutung, zu der sie in
neuerer Zeit wieder erstanden ist, ihre

eigenen periodischen Organe hat, so darf
bezw. mufs sie aus unserer Zeitschrift aus-
geschlossen und diese auf die bildenden
Künste beschränkt werden.

Die Architektur hat diejenige Stelle
einzunehmen, die ihr als der Königin der
bildenden Künste gebührt. Alle ihre Er-
zeugnisse, auch die des vorigen Jahrhunderts
nicht ausgenommen, haben, sofern ihnen
irgend welche künstlerische oder geschicht-
liche Bedeutung zukommt, den vollsten
Anspruch auf Erhaltung bezw. auf eine
ihrem Stile durchaus entsprechende Her-
stellung, der überhaupt für alle Kunst-
denkmäler auf's Angelegentlichste das
Wort geredet werden soll. Für die Neu-
bauten haben die drei letzten Jahrhunderte
des Mittelalters als die eigentliche Glanz-
zeit der kirchlichen Baukunst, zumal in
Deutschland, den höchsten Anspruch auf
Berücksichtigung. An ihre Schöpfungen
wird daher vornehmlich anzuknüpfen, deren
Weiterbildung nach Mafsgabe der berech-
tigten Ansprüche unsererTage zu erstreben
sein. Hier ist das unbestrittene Gebiet
der Architekten, die aber in den anderen
Kunstzweigen auch deren berufsmäfsigen
Vertretern nicht nur die Ausführung, son-
dern auch Erfindung und Entwurf mög-
lichst überlassen sollten, zumal wenn letztere
sich in beständiger Berührung mit den
besten alten Vorbildern behaupten, unter
welchen den vaterländischen die erste
Stelle gebührt. Diese sind vor Allem um
Rath zu fragen, wenn es sich um Wand-
und Glasmalereien, um Figuren und
Möbel, um Geräth im weitesten Sinne
des Wortes handelt. Denn nicht nur darauf
kommt es an, deren geschichtliche Ent-
wicklung bis in's Einzelne zu verfolgen,
sondern noch vielmehr, die besten unter
ihnen besonders herauszugreifen, ihre Vor-
züge nachzuweisen, den Grundsätzen, die sie
beherrschen, nachzuspüren und, inwieweit
diese auch heute noch mafsgebend sind, zu
untersuchen. Läge dies Alles auf der Ober-
fläche, es hätte längst viel gröfsere Beach-
tung gefunden. Aber die „Zeitschrift" will
 
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