Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

DOI Artikel:
Rückblick / Generalversammlung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0135

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
226 1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. — Nr. 7.

Nachahmung verdienen, oder inwieweit sie den christlichen Grundanschauungen wider-
sprechen, welche doch die unwandelbaren Grundlagen auch des modernen Lebens
sein und bleiben müssen, kein Gebiet und keine Erscheinung desselben ausgenommen.
Gerade, wo es sich um einen Angriff auf jene, sei es um einen offenen, sei es um
einen mehr versteckten und deshalb nicht selten um so gefährlicheren, handelt, wird
der christliche Kunstforscher berufen sein, seine Stimme zu erheben, seine Fahne
zu entrollen.

Damit die Anschauungen über das auf dem christlichen Kunstgebiete Erstrebens-
werthe und Erreichbare in möglichst weiten Kreisen klar erfafst werden, ist zugleich
eine gründliche Erörterung und eine einfache Darlegung erforderlich. In letzterer
Beziehung würde aber der Aufgabe nicht genügt werden, wenn die Zeitschrift sich
ausschliefslich oder auch nur vorwiegend mit den Elementarbegriffen und mit
allgemeinen Erörterungen beschäftigen wollte. Diese gehören in den Rahmen der
bezüglichen Handbücher resp. Leitfäden, die in hinreichender Anzahl vorhanden,
recht brauchbar und Jedem zugänglich sind. Für sie will die Zeitschrift keinen Ersatz
bieten, sondern sie voraussetzend und an sie anknüpfend, je nach Veranlassung und
Bedürfnifs, bald die eine, bald die andere Frage eingehender prüfen, bald diesen, bald
jenen Kunstzweig oder Gegenstand, sei es ausführlicher und umfassender, sei es von
einer Seite untersuchen, die gerade aus äufseren oder inneren Gründen eine besondere
Behandlung wünschenswerth macht, in Folge der mannigfaltigen und vielgestaltigen
Aeufserungen des Kunstlebens. In dieses einzugreifen, sein Streben und Schaffen zu
beeinflussen und zu leiten, erscheint ja als wesentliche Obliegenheit, die Orientirung
aber an den Meisterwerken der Vergangenheit als richtigstes und zuver-
lässigstes Lehr- und Hülfsmittel. Defswegen werden auch letztere, wie in den Be-
sprechungen so in den Abbildungen, am meisten zur Geltung kommen. An ihnen wird
in der Regel am leichtesten, sichersten und unbefangensten nachzuweisen sein, welche
Grundsätze auf den verschiedenen Gebieten der christlichen Kunst und des Kunst-
gewerbes, namentlich in der Baukunst, der Wand-, Glas- und Tafelmalerei, der
ornamentalen und figuralen Plastik, der Goldschmiedekunst, der Stickerei u. s. w. zu
befolgen, welche Fehler zu vermeiden sind. Die Kritik moderner Kunsterzeugnisse,
wie sehr sie an sich zu den Aufgaben der Zeitschrift gehört, wird daher der Prüfung
älterer Kunstwerke gegenüber einstweilen mehr in den Hintergrund treten müssen.
Mit den Einschränkungen, welche manche veränderte Anschauungen und Bedürfnisse,
gewifs auch mancherlei Fortschritte in der Behandlung und Technik erheischen, werden
die besten Kunsterzeugnisse der Vergangenheit immer noch die zuverlässigsten und
dankbarsten Anhaltspunkte bieten für die Unterweisungen, die ja nicht den Zweck
haben zu bemängeln, sondern zu beurtheilen, vor Allem aber in Bezug auf den rich-
tigen Weg eine Verständigung herbeizuführen. In demselben Mafse, wie die Ueber-
zeugung von der unbedingten Objektivität, die in dieser Hinsicht angestrebt wird,
allseitigen Eingang findet, wird es sich auch empfehlen, den neuen Kunstschöpfungen
eine immer eingehender und freimüthiger sich gestaltende Besprechung zu widmen, an
ihnen die Bestrebungen und Bedürfnisse der Gegenwart zu prüfen und zu erörtern.

Die Zahl der Abonnenten, welche die Zeitschrift bereits erworben hat, sichert
ihren Bestand und ihre Fortführung auf dem betretenen Wege. Die entsprechende
Zunahme derselben, die nach den bisherigen Erfahrungen und Erfolgen wohl zu
erwarten ist, wird dem Umfange einzelner Hefte noch mehr zu Gute kommen,
als es bisher schon der Fall war, aber auch für die Zahl wie für die Beschaffenheit
der Kunstbeilagen von mafsgeblicher Bedeutung sein. Beruhten diese bisher
 
Annotationen