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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Waldemar Rösler
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Verschiedenes / Inserate
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Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Ausstellungen

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Bildes. Nähe und Ferne projiziert sich in die gleiche
Ebene, die auch die Körperlichkeit der nahen Dinge
gleichsam in sich einsaugt, wie selbst die Figur sich
dem Drang nach Vereinheitlichung der Bildfläche
unterordnet.

Es ist unvermeidlich, angesichts der Stilform der
letzten Werke Röslers den Namen des Cezanne zu
nennen. Denn es wäre unrecht, glauben zu machen,
daß Rösler unabhängig und aus sich allein diese
Wege gefunden hätte. Aber es wäre ebenso falsch,
den Schritt, den er tat, nicht zugleich aus der Konse-
quenz seiner eigenen Entwicklung zu begreifen, da
ein starker Drang nach bildmäßiger Formung, nach
koloristischer Vereinheitlichung von Anfang an sein
Schaffen bestimmte. Rösler hat sich als Maler nicht
leicht getan. Er gehörte nicht zu den Geschickten,
und namentlich wo er sich an Figurenbilder wagte,
ist ihm nicht jeder Wurf geglückt. Man konnte es
verstehen, wenn ihm einmal Zweifel kamen, da er
andere so viel leichter und unbeirrter schaffen sah.
Vielleicht halte diese Ausstellung ihm selbst die Freude
an der Arbeit wiedergegeben, wie sie uns das Urteil über
den Künstler stärkt. Nun läßt sie den Abschied doppelt
schmerzlich werden, da wir empfinden, daß eines der
wenigen starken Talente aus den Reihen der jüngeren
deutschen Künstler dahingegangen ist. GLASER.

NEKROLOGE

Gustav Schönleber f. In Karlsruhe ist am 2. Februar
der Landschaftsmaler Prof. Gustav Schönleber, Direktor
der dortigen Kunstschule, gestorben. Geboren zu Bietig-
heim in Württemberg am 3. Dezember 1851, hat er das
Alter von 65 Jahren erreicht. Er war Schüler von Kurtz
in Stuttgart und von Adolf Lier in München, bildete sich
auf Reisen in Holland, in Italien und in der Normandie
weiter aus und ließ sich dann in Karlsruhe nieder, wo er
1880 Professor und dann Direktor der Kunstschule wurde.
»Karlsruhe trat — so lesen wir schon in Richard Muthers
Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert 1894 — in
den 1880er Jahren überraschend frischauf. Gustav Schön-
leber, ein Schüler Liers, malte in Holland jene feinen Reize
der Flachlandschaft, die schon vor 300 Jahren den Sinn
der niederländischen Maler weckten. Stille Flüßchen, die
ein leiser Windhauch kräuselt, schleichen durch fruchtbare
Ebenen. Kirchtürme ragen in den gelben Abendhimmel.
Feuchter Dunst durchzittert die Atmosphäre und umwebt
die alten roten und grauen Dächer«. Die Karlsruher
Schule hatsichinderTat eine Bedeutung im deutschen Kunst-
leben zu erringen vermocht, und Gustav Schönleber hat
daran ein Hauptverdienst. Mit Hermann Baisch zu-
sammen, der ebenfalls ein Schüler von Lier war, hat
er diese Schule überhaupt erst gegründet, die »aus
der Anschauung der Schule von Fontainebleau zu einer
Stimmungskunst von ausgesprochen deutschem Gepräge
überging.« Hans von Volkmann, Friedrich Kallmorgen
und Richard Pötzelberger sind ihre Hauptvertreter. Künst-
lerische Gediegenheit zeichnete Schönlebers Schaffen jeder-
zeit aus, mit feinem Sinn ging er stets auf harmonische
Bildwirkung aus und mannigfacher Wechsel der Schau-
plätze behütete ihn davor, sich zu wiederholen und damit
langweilig zu werden. Auch als Radierer und als Illustrator
hat er sich mit gutem Erfolg betätigt. Schönlebers Kunst
hat denn auch viel Anerkennung gefunden und ist in allen
größeren deutschen Galerien vertreten. So besitzt die

Karlsruher Galerie von ihm ein Holländisches Dorf, die
Nationalgalerie zu Berlin: Herbststürme und Rapallo, die
Galerie zu Mannheim: Friedhof zu Venedig, die Dresdner
Galerie: Ebbe in Vlissingen. Auch in Breslau, Hamburg,
München, Stuttgart usw. ist er vertreten.

Friedr. Otto Gebler f. In München starb im Alter
von 78 Jahren der Maler Friedrich Otto Gebler. Er hat
sich durch seine Tierstücke, namentlich seine Schafbilder
bekannt gemacht und erfreute sich früher wegen des illu-
strativen Humors dieser sehr sorgfältig gemalten natura-
listischen Darstellungen eines großen Publikumbeifalls.
Gebler war zuerst Schüler der Akademie seiner Vaterstadt
Dresden und später Pilotys in München. Mr.

PERSONALIEN
Der Maler Heinrich Nauen, Unteroffizier in einem rhei-
nischen Artillerieregiment, hat das Eiserne Kreuz erhalten.

DENKMALPFLEGE
Wiederherstellung des Schaffhausener Hauses
zum Ritter. Die Erneuerung der Fassade mit den Fresken
von Tobias Stimmer am Hause zum Ritter in Schaffhausen
soll von dem Restaurator Paul Gerhardt in Düsseldorf aus-
geführt werden.

AUSSTELLUNGEN
Am 28. Januar wurde in der städtischen Kunsthalle
zu Düsseldorf eine Eugen Dücker-Nachlaßausstellung
eröffnet, die bis Ende Februar geöffnet bleibt. Der mit
einer Vorrede von Professor Hermann Board und zahl-
reichen Illustrationen versehene Katalog führt 454 Nummern
an, Ölbilder, Ölstudien, Aquarelle, Zeichnungen und Radie-
rungen. Der Museumsverein und die städtischen Kunst-
sammlungen in Düsseldorf erwarben eine Anzahl der wert-
vollsten Aquarelle und drei größere Landschaftsgemälde,
unter denen das um 1875 entstandene »Kornfeld am
Waldesrand« das bedeutendste ist. Von der Kunsthalle
wurden bereits in den ersten drei Ausstellungstagen 145
Bilder und Studien Dückers verkauft.

München. Die neueröffnete »Bücherstube« von
Horst Stobbe am Siegestor widmet sich nicht nur der
Pflege des schönen Buches, sondern veranstaltet auch Aus-
stellungen deutscher Graphiker. Mit Arbeiten des nament-
lich als Illustrator längst bewährten Emil Preetorius
wurde ein guter Anfang gemacht. Die folgende Ausstellung
von Kriegszeichnungen von Adolf Jutz bestätigte den gün-
stigen Eindrück, den die eigentümlich an Arbeiten alt-
deutscher Meister anklingenden und doch durchaus modern
empfundenen Handzeichnungen dieses Künstlers bereits
auf der letzten Sommerausstellung der »Neuen Münchener
Sezession« gemacht haben. Die Blätter, die Erna Frank
zur Ausstellung gebracht hat, zeigen diese begabte und ge-
schmackvolle Künstlerin, die ihre Kunst ganz im Geiste
Liebermanns ausübt, nicht von einer bemerkenswerten
neuen Seite.

Bei Brakl wartet der Schweizer Gustav Schneeli
mit einer Reihe monumental gedachter Kompositionen und
einer großen Serie von Bildnissen auf. Gewiß ist ein
ehrliches Wollen und ein sozusagen literarischer Geschmack
unverkennbar, aber es befremdet nicht nur der sehr starke
Stilunterschied zwischen den großen Kömpositionen und
den Bildnissen, sondern es fehlt den Kompositionen, wenn
sie auch etwas persönlicher sind als die Porträts, doch
noch der zündende Funke, die Befreiung vom Modell, die
beabsichtigte Wucht und Saftigkeit. A. L. M.
 
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